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  #1  
Alt 17.04.2005, 00:30
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

Hallo an Alle...
benötige dringend Eure Hilfe..
Bei meinem Vater ist BSDK seit 7 Monaten bekannt.
Vor ca. 2 Wochen bekam er sehr starke Ringschmerzen im Bauch ausgehend von der Leber.
Seitdem klebt er sich das Pflaster Durogesic in der kleinsten Dosierung. Jede Nacht hat er gegen 3 Uhr eine Schmerzspitze. Er nimmt dann das Morphiumpreperat Sevredol und schläft eine h später wieder ein.
Das große Problem ist jedoch, das er seither besonders in den Morgenstunden einen äußerst verwirrten Eindruck macht. Er kann sich oft nicht an die Geschehnisse des letzten Abends erinnern weiß nicht welcher Tag es ist. Er fängt Sätze zu sprechen an, die er nicht beendet. Seine ganze Art ist verändert. Er ist unruhig und äußerst aggressiv im Umgang.
Ich pflege meinen an Vater alleine obwohl ich selbst erst 22 bin. Bisher konnte ich mental mit allen Begleiterscheinungen seiner Krankheit klarkommen. Wir sind ein tolles 3er Team aus meinem Vater, mir und unserem Gott an den wir beide glauben.
Mit dieser Situation komme ich jedoch garnicht klar und brauche echt Eure Hilfe!! Es ist für mich unertragbar zuzusehen, wie sich mein Vater geistig verändert.
Seine Leber ist zwar äußerst stark angegriffen,
der Urin aber noch relativ hell. Was also kann die Ursache hierfür sein...
Das Morphin oder das Schmerzpflaster haben doch keine soo imensen Nebenwirkungen???
Bitte gebt mir Antwort.
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  #2  
Alt 17.04.2005, 12:56
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

Lieber Matthias,

es tut mir leid, daß Du bis jetzt keine Antwort erhalten hast und meine ist eher allgemeiner Art. Meine Eltern hatten andere Erkrankungen aber ebenfalls Durogesic zu vielen anderen Medikamenten.

Als Angehöriger ist man einerseits erleichtert wenn der Kranke nicht schmerzgeplagt ist, zugleich ist es beängstigend, wenn sich der Mensch verändert, so wie Du schreibst, verwirrt ist, sich nicht erinnert, unzusammenhängend spricht und es kommt auch vor, daß der Kranke aggressiv wird. Damit zurecht zu kommen ist sicher das schwierigste.

Lieber Matthias ich schreibe Dir, weil ich ungeheuer beeindruckt von Dir bin und weil ich Dir nahe legen möchte Dir Hilfe zu holen. Ich hoffe hier schreibt Dir noch jemand, der Dir mehr sagen kann, aber ich bezweifle daß Du auf diese Art die Hilfe bekommst, die Du und Dein Vater brauchen. Vielleicht ist es ja so, daß Gott, der dritte in Eurem Bunde,Deine Schritte hierher gelenkt hat. Wenn es in Deiner Umgebung eine Hospizbewegung gibt, dann wende Dich umgehend dahin! Es gibt einen Punkt an dem der treueste Sohn es alleine nicht mehr schafft.

Ich wünsche euch alles Gute.
Briele
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  #3  
Alt 17.04.2005, 15:11
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

Hallo Matthias,

möglicherweise kann die Leber den Körper nicht mehr ausreichend entgiften. Dann kann man in Erwägung ziehen, Lactulose einzunehmen. Lactulose ist eigentlich ein Weichmacher gegen Verstopfung hat aber als "Begleiterscheinung" den Effekt dass es giftiges Ammoniak dem Blutkreislauf entzieht. Wie erfolgreich das ist weiß ich nicht, es ist aber für diese Indikation zugelassen. Einen Versuch ist es sicherlich wert.
Gruß,
Heiko
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  #4  
Alt 17.04.2005, 21:07
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

Lieber Matthias,
leider! habe ich ähnliches durchmachen müssen, wie du jetzt wahrscheinlich. Ich leide heute noch jeden Tag und jede Nacht! unter den Veränderungen mit Morphium meines - leider im Januar verstorbenen - Lebensgefährten.
Er hatte 10 Tage, bevor er in eine andere Welt ging - jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen. Wir waren 13 Jahre zusammen und ich bin 5 Jahren mit ihm durch diese Krankheit gegangen. In guten, wie in schlechen Zeiten. Wir waren immer eins - bis zum Zeitpunkt der Veränderung durch Morphium...
Ich habe mit so vielen Ärzten und Menschen gesprochen darüber, weil ich einfach keine Erklärung find und keine Ruhe. Mein Leben ist eine einzige Katastrophe dadurch und nur der Gedanke, an all die kranken Menschen, läßt mich weiter kämpfen.
Du bist noch so jung und ich möchte dich so gern trösten. Ich möchte dich in den Arm nehmen und dir sagen: du bist nicht allein. Es gibt einige Menschen hier, die das durchmachen, was du durchmachst und ich wünsche dir so sehr, das es nicht noch schlimmer wird.
Falls es jedoch so weit kommt, das sich dein Papa noch mehr verändert, dann denke immer daran: er tut es nicht mit ABSICHT! Er weiß nämlich gar nicht, was er tut. Es ist das Morphium, was in in eine anderes, für ihn angenehmere Welt, versetzt!
In Gedanken bin ich bei dir und ich habe das Gefühl, das es Schicksal ist, das ich heute - seit längerer Zeit mal wieder - hier rein geschaut habe.
Ich schaffe das nämlich nicht immer. Doch heute konnte ich dir vielleicht? helfen.
Liebe Grüße und laß dich umarmen: Carwomen
Ich würde dir so gern sagen, das alles gut wird - aber du solltest wissen, das Morphium sehr sehr sehr verändern kann. Dein Papa weiß nichts davon und er merkt es auch nicht.
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  #5  
Alt 18.04.2005, 01:17
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

Liebe Briele, Heiko und Carwoman,
bin sehr dankbar für Eure Antworten.
Über das Lactinol werde ich gleich morgen mit dem Onkologen beraten.-super Tip! Bisher nahm mein Vater Movicol als Weichmacher gegen Verstopfung.
Liebe Carwoman, es ist einfach eine ungemeine Hilfe zu wissen, daß man sich nicht als Einziger in dieser Situation befindet. Wie schlimm es für Dich gewesen sein muß Deinen Mann auf dem letzten Stück seines Weges so zu erleben, kann ich nur vage ahnen. Persönlich möchte ich einfach nicht aufhören um meinen Vater - so wie er ist - zu kämpfen. Ich habe das schlimme Gefühl, ihn in diesem Zustand schon zu einem kleinen Teil verloren zu haben.
Deswegen will ich Alles dransetzen, gegen diese Symptome anzugehen. Er selbst kann es nicht, da er sich deren nicht bewußt ist. Er kämpft nur gegen den Krebs.
Vielleicht könne wir ja durch ein Wechsel des Morphiumpreperates oder mit einer Leberbehandlung diese Symptome lindern...
Falls dies nicht zum Erfolg führt werde ich umgehend die Hospitzhilfe einbeziehen. Entscheidungen über meinen Vater zu treffen, weil er dazu nicht mehr in der Lage sein könnte, traue ich mir nicht zu. Dank an Birte für diesen Anstoss.

Wie trostlos dieses auch sein mag und so bitter die nahe Zukunft auch aussieht, schein das Licht meines Gottes im Himmel in dieser Dunkelheit unglaublich hell. Und je schlimmer es wird, umso größer ist sein Trost. Genau das wünsche ich Euch allen jedem in seiner schwierigen Situation.
Bitte berichtet doch weiter über Eure Erfahrungen mit den angesprochenen Symptomen. Vielen,vielen Dank.
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  #6  
Alt 22.04.2005, 17:04
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

lieber matthias,

mein papa wurde erst auf einer palliativstation so toll mit schmerzmittel eingestellt, dass er bis zu seinem hinübergang nicht abgeschossen war (also total klar) UND keine schmerzen hatte.

adressen zu allen aufkommenden problem sei es physischer oder psychischer art findest du auf der seite:

http://www.hospize.de/texte/adressenliste/AUSWAHL.HTM

es stehen hier nicht nur hospize, sonder auch ambulante pflegedienste, beratungsstellen etc.

alles alles gute für euch,

sonja
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  #7  
Alt 23.04.2005, 13:16
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

mein papa lebte nach der schrecklichen diagnose nur noch 10 wochen. die allerdings kamen mir und ihm ewig vor. ein alptraum. ihr kennt das ja. von anfang an benötigte mein papi schmerzmittel. im normalen krankenhaus auf der onkologie haben sie ihn nicht eingestellt bekommen. kein wunder, denn sie geben zu wenig oder falsche schmerzmittel in einem bestimmten rhythmus. als sie nichts mehr für papa tun konnten, verlegten sie ihn fix in das ak barmbek in hamburg. auf der palliativstation dort arbeiten wahre engel. palliativstationen sind zum lindern da. man darf auch wieder nachhause von dort. es ist keine endstation. aber man darf auch dort bleiben bis zum schluss. so war es bei unserem papa. dienstag wurde er dorthin überwiesen. von so auf mo mussten wir ihn gehenlassen. diese tage durfte papa endlich ohne schmerzen (nur für minuten mal) erleben. vorher dauerte es immer, bis sie mit schmerzmitteln für schmerzspitzen anrückten. brauchten oft eine extra-genehmigung. auf der palliativstation hatten sie es immer schon vorbereitet. gaben sogar tabletten, die papa dann selber nach bedarf einnehmen konnte.
wir haben papa da gepflegt. mit ihm gegessen, geredet, geduscht...wie zuhause, nur dort. denn es ist immer ein arzt anwesend. papa wollte auch nicht nach hause. er fühlte sich dort sehr sicher. das kann ich gut verstehen. die schmerzen müssen die hölle sein.
ich kann nur empfehlen, so eine palliativstation ggf. mal in anspruch zu nehmen für eine einstellung mit schmerzmedikation.
ein anderer entfernter verwandter von mir hatte wahnsinnige schmerzen...angeblich durfte man ihm nicht mehr geben. unsinn. deswegen ist es wichtig, sich an profis zu wenden. die haben es drauf mit der schmerzbefreiung. genauso wichtig wie ein top arzt ist ein top schmerztherapeut/palliativstation/ambulanter palliativdienst...

die antwort ist ganz schön lang geworden.
mich bewegt das alles noch sehr.

lg, sonja
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  #8  
Alt 25.04.2005, 01:00
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

Habe mich letzte Woche mal an den ambulanten Palliativdienst hier vor Ort gewand. Das Telefonat war schon mal Klasse. Die waren echt auf Zack. Hoffe, dass wir dort noch einige gute Tips bezüglich der Schmerzeinstellung erwarten können. Sonjas Erfahrungen haben mich in diesem Schritt bestätigt. Auch wenn es absolut ein bedrückendes Gefühl ist, sich an eine Stelle zu wenden, die Sterbende betreut. Das empfand ich einfach unfair- meinem Vater und seinem tapferen Kampf gegen den Krebs gegenüber. Liebe Grüße an Euch
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  #9  
Alt 25.04.2005, 13:10
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

lieber matthias,

ich habe meinem papa gesagt, dass es ja nicht so kommen muss, wir aber für den fall gewappnet sein müssen. das fand papi sehr beruhigend und konnte uns dadurch auch total vertrauen. er fand es enorm wichtig, dass wir für ihn alles bedenken. ich glaube, dein papa wird das ähnlich empfinden. es ist nicht unfair - es ist erschreckend, wenn man sich auf die nächste stufe vorbereiten muss, obwohl es doch bergauf gehen soll. jeder muss für sich sehen, wann kampf auf dem tagesplan steht oder ob man sich nicht irgendwann daran zu sehr aufreibt, wenn aufwand und erfolg nicht in einem vernünftigen verhältnis stehen. mein papa war bis zum schluss bereit zu kämpfen. aber er sagte irgendwann, dass er so nicht leben wolle und er nicht lebensverlängerndes mehr möchte. für uns und ihn war dieses annehmen sehr wichtig.

lieben gruß, sonja
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  #10  
Alt 25.04.2005, 14:37
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Standard Geistige VERWIRRUNG durch Lebermetas oder Morphin?

Lieber Matthias,

ich habe in letzter Zeit hier still mitgelesen und finde es gut, daß Du diesen Anruf getätigt hast. Diese Dienste bringen einem nicht näher an den Tod, sie erleichtern das Leben, es hat auch nichts mit Verrat oder Aufgabe zu tun. Es war eine kluge, vorausblickende Entscheidung. In dieser Situation muß man als Angehöriger oft einen Schritt voraus sein, man kann nicht einfach zuwarten, d.h. man kann es natürlich tun, aber sowohl der Kranke, als auch man selbst als Angehöriger sind gut beraten sich zeitgerecht umzuhorchen und zu planen.

Vor vielen Jahren habe ich eine Geschichte gelesen, die ist in mir geblieben und es gab in meinem Leben einige Situationen bei denen ich daran dachte. Ich möchte sie Dir erzählen, kann das aber nur mehr sinngemäß.

...... ein großes Wasser, eine Flut war im Kommen und alle Leute flüchteten. Ein Mann beschloß zu bleiben. Er war ein gläubiger Mensch, der auf Gott vertraute.
Als der letzte Wagen vorbei fuhr, riefen ihm die Leute zu, komm mit uns,du mußt fliehen, wir sind die letzten. Macht euch keine Sorgen um mich,sagte er, Gott ist an meiner Seite, er beschützt mich. Das Wasser kam und er ging in den höchsten Stock seines Hauses. Ein Rettungsboot fuhr vorbei. Komm, riefen die Männer, es ist deine letzte Chance, das Wasser wird dein Haus überfluten. Rudert nur weiter, rief er, mein Vertrauen zu Gott ist grenzenlos. Das Wasser stieg und er stieg auf das Dach seines Hauses. Ein Hubschrauber rotierte über seinem Haus, man ließ ein Seil herunter, nein, schrie er, ich bleibe da, ich bin beschützt in Gottes Hand. Dann kam noch mehr Wasser und er ertrank.
Er kam zu Gott und sagte zu ihm, wie kann das sein, ich war immer gottesfürchtig, ich habe an dich geglaubt, dir vertraut, warum hast du mich nicht beschützt? Also das verstehe ich jetzt auch nicht, sagte Gott, ich habe dir doch dreimal jemanden geschickt, ..........

Lieber Matthias ich wünsche Deinem tapferen Papa alles Gute und Dir, dem tapferen Sohn auch.

Briele
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