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Alt 11.06.2006, 13:19
the Schwalbs the Schwalbs ist offline
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Registriert seit: 08.06.2006
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Beiträge: 6
Beitrag gekämpf, gehofft und doch verloren....

Heute erzähle ich das erstemal in einem Forum unsere Geschichte. Wie ich jetzt beim schreiben der ersten Zeilen merke ist das gar nicht so einfach.

Begonnen hat alles mit dem 29. Januar 2004. Da wurde meinem Mann Klaus Peter die Diagnose Darmkrebs schon weiter fortgeschritten ziemlich schroff und ohne Anteilnahme vor "die Füsse" geworfen.

Wir sind noch am gleichen Tag ins Städtische Klinikum Ludwigshafen. Dort wurde der Behandlunsplan festgelegt. Klang alles so einfach, so als wär das reine Routine (für die vielleicht!). Nach 2 Chemoblöcken und gleichzeitiger Bestrahlung von 28 + 4 Sitzungen erfolgte dann die OP. Leider konnte ein künstlicher Darmausgang (Stoma) nicht verhindert werden. Aber damit konnten wir uns nach anfänglichem zögern doch ziemlich gut arrangieren. Nach der OP erfolgten noch 4 Chemoblöcke mit 5 FU. Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl als wir dachten am Ende der letzten Chemo wir könnten mit diesem Thema abschließen. Wie blauäugig waren wir doch. Eigentlich war ich nur so einfältig. Klaus Peter war immer der Meinung die Krankheit nicht hinter sich gelassen zu haben.

Er hat dann noch eine Reha gemacht. Viele schöne Stunden haben wir da gemeinsam verbracht. So viele wie noch nie zuvor in unserer 20-jährigen Beziehung. Sogar arbeiten konnter er wieder gehen. Das war vor allem ihm sehr wichtg. Arbeit, Familie und dann Vergnügen. Familie war ihm sehr sehr wichtig.

Die Nachuntersuchung im Januar 2005 blieb ohne Befund. Was war ich glücklich. Mein Mann dagegen blieb skeptisch. Leider hat er fast immer recht behalten mit seinen Vorahnungen, so auch diesmal.

Im April 2005 ging alles wieder von vorne los. Schmerzen, Behandlungen, genauere Untersuchungen und dann das Ergebnis: Tumor im 5. Lendenwirbel, nicht operabel da zu groß und zu schnell wachsend. Was für ein niederschmetterndes Ergebnis. Ich dachte die Welt stürzt ein, trotzdem gingen wir nochmal den Weg mit Chemo was erreichen zu wollen. Nachdem in Ludwigshafen wieder ein 4er Block Chemo erfolgt war wurde nach einer CT meinem Mann und mir mitgeteilt es wäre leider erfolglos gewesen und er solle die ihm bleibende Zeit ohne größeren Beschwerden nutzen und wieder kommen sobald die Schmerzen nicht mehr ertragbar wären. Toll! Das wars? Nichts mehr, einfach so? Ich konnte und wollte das nicht so akzeptieren. Nach Rücksprache mit unserem Hausarzt haben wir uns nach Heidelberg gewandt. Dort wurde nach genauer Sichtung aller Untersuchungsergebnisse mit einer ambulanten Chemo weiter gemacht. Sie waren dort voller Hoffnung für uns und haben uns sehr gut aufgebaut.

Das jedenfalls dachte ich. Mein Schatz war da anderer Meinung. Hat sie wie so oft ziemlich gut vor mir versteckt. Vielleicht wollte ich ja auch nicht wahrhaben was ich längst schon fühlte. Er wollte nicht mehr! Eine Woche vor seinem Tod hatte er ein Problem mit seinem Stoma, da hat er es auch ganz offen ausgesprochen. Er will und kann so nicht weiter. Das war das erstemal, dass ich ihn verstand. Trotz allem er hat mit der Chemo weitergemacht.

Dann der 14. November 2005. Im nachhinein ein guter, sogar sehr guter Tag was seinen Gesundheitszustand betraf. Er war etwas moblier als sonst. Konnte sogar wieder besser laufen und auch Treppensteigen. Damit hatte er große Probleme die letzten Wochen. Auch Autofahren ging an diesem Tag. Er war richtig fröhlich und gut gelaunt. Am Abend dann wollten wir sein Stoma frisch versorgen. Aber um 19.30 Uhr ist er in der Küche einfach umgefallen und um 20.00 Uhr auf dem Weg zur Klinik im Rettungswagen verstorben.

Sein noch herbei gerufener Hausarzt hatte mich Gott sei Dank noch auf die Seite genommen, als er im Rettungswagen bereits das erstemal reanimiert wurde. Er hat mir sehr offen gesagt mein würde den abend nicht mehr überleben. Er wisse zwar nicht was genau passiert sei, aber es wäre leider hoffnungslos.

Nachdem ich mich dann dazu durchgerungen hatte eine Obduktion vornehmen zu lassen kann ich jetzt ein klein wenig besser mit der Ursache leben. Es war eine beidseitige Lungenembolie ausgelöst durch den Tumor.

Jetzt versuche ich irgendwie weiter zu leben. Die Kinder brauchen mich. Hahaha. Die werden immer selbstständiger. Ich kann einfach nichts mit mir anfangen. Ausgehen? Von wegen! Einmal hab ichs versucht. Danach hatte ich 3 Wochen wieder mehr mit meiner Depression zu kämpfen. Jeder Tag ist wie ein Kampf. Und die vielen "nett" gemeinten Ratschläge und die tollen "aufmunternden" Worte. Manche sollten besser den Mund zu machen und gar nichts sagen als wie z.B. die Zeit heilt alle Wunden, dass ich nicht lache. Sogar gefragt hat einer ob ich mich denn schon mit dem Tod meines Mannes ein bisschen abgefunden hätte? So ein blöder Id...!!! Der hat ja keine Ahnung. Ich weiss viele wollen mir wirklich nur Mut machen und trösten. Aber wie auch immer finden sie meist nicht die richtigen Worte. Auch meine Freunde stehen der Situation ziemlich hilflos gegenüber. Sie sehen wie sehr ich leide und können mir doch nicht helfen.

So jetzt werde ich für heute mal Schluß machen. Ich hoffe, durch den Besuch in diesem Forum vielleicht ein kleines bisschen besser auf meinem neuen Weg voran zu kommen. Im Moment mache ich ab und zu ein paar Schritte vor, aber dann auch wieder ganz viele Schritte zurück.

Bis bald sagt euch Sabine.
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