Arbeit in Einklang bringen mit krebskrankem Partner - Erfahrungen?

[sowieso]

Hallo!

Mein Freund (28), mit dem ich seit 5 Jahren zusammen bin, hat Krebs in fortgeschrittenem Stadium mit Metastasem im gesamten Körper und auch im Kopf. Wir wissen vom Krebs seit Ende 2006. Es ist ein Hautkrebs ohne Primärtumor, d.h. es gab nie einen schwarzen Fleck oder ähnliches auf der Haut. Die entnommenen Proben aus den Tumoren unter der Haut sagen dass es ein Hautkrebs ist.
Seit Nov 07 wissen wir auch, dass es viele Metastasen im Kopf gibt.
Er ist Student, geht aber nicht mehr aktiv studieren und bekommt jetzt Berufsunfähigkeitsrente. Beschwerden hat er durch Chemo und Bestrahlung: Müdigkeit und Schlappheit. Außerdem hat er motorische Störungen in den Händen, zeitweise auch Schmerzen in Arm oder zur Zeit im Bein. Eine Gefahr besteht zur Zeit auch durch einen Tumor im Dünndarm. Der Arzt meinte, dass jederzeit ein Darmverschluss eintreten kann. Auslandsreisen können wir also nicht mehr machen.

Ich bin 26 und nach dem Studium gehe seit 2006 arbeiten. Bis jetzt hatte ich es auf Arbeit niemanden erzählt.
Ich habe einen Job als Online Redakteur und bin immer von früh bis abends auf Arbeit.

Ich habe lange überlegt was ich machen soll. Mein Freund braucht bisher keine Pflege direkt. Allerdings ist er ja immer den ganzen Tag allein zu Hause. Es kann auch jederzeit ein Notfall eintreten, da er auch einen Tumor am Dünndarm hat, könnte ein Darmverschluss eintreten.

Jetzt habe ich meinen Arbeitgeber darauf angesprochen, und von meinem Freund erzählt, und gebeten meine Arbeitszeit zu ändern und anders zu gestalten. Ich habe gefragt ob ich nicht die Hälfte der Arbeitszeit von zu Hause arbeiten kann. Theoretisch würde das ja gehen, da ich Computer und Internet brauche. Der Arbeitgeber will es sich überlegen was sich machen lässt. Begeistert klang er allerdings nicht. Stundenkürzungen würde ich auch in Kauf nehmen.

Mir geht es eigentlich in erster Linie darum nicht den ganzen Tag von 8-19 Uhr nicht zu Hause zu sein. Ich möchte in der Nähe meines Freundes sein, ihn unterstützen und einfach da sein. Es geht weniger um Pflege oder ähnliches. Zu den Heilungschancen gibt in diesem Fall kein Arzt Auskunft. Also im Prinzip muss man sich klar machen, dass es nicht gut aussieht.

Ich möchte gerne wissen, ob jemand von einer ähnlichen Situation berichten kann? Also junges Paar, nur einer geht arbeiten und dann die Entscheidung was man machen kann, um dem anderen zu helfen und für ihn da zu sein?
habt ihr Erfahrungen mit Arbeitgebern gemacht? Könnt ihr meinen Wunsch nachvollziehen. ICh weiß nciht ob ich es dem Arbeitgeber klar machen konnte, dass es nicht um Pflege geht, sondern darum, dass man nicht weiß was als nächstes passiert, wie lange es ihm noch gut usw.

Ich weiß auch, dass es ein Risiko ist, dem Arbeitgeber solch einen Wunsch anzutragen.

Danke für eure Antworten und Erfahrungen!

Viele Grüße
eva

[Gaby]

Hallo Eva,

ich kann deinen äwunsch sehr gut nachvollziehen. Mir ging es ebenso, als mein Partner schwer krank war und es ging mir auch hauptsächlich darum,einfach nur für ihn da zu sein,
ihn nicht den ganzen Tag alleine zu lassen. Soviel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen, das ich doch sehr wichtig. Mein Arbeitgeber hatte viel Verständnis dafür und gab mir die entsprechenden Möglichkeiten. Ich habe meine Arbeit trotz allem zu "seiner vollsten Zufriedenheit " erledigt...

Warum sollte es ein Risiko sein, dem Arbeitgeber diesen Wunsch herangetragen zu haben?
Er kann ihm entsprechen oder ihn ablehnen. Je nach seiner Entscheidung muss du dir dann weitere Schritte überlegen. Ich finde es besser, den Arbeitgeber über die Situation zu informieren. Vielleicht bekommst du mehr Unterstützung von ihm, als du erwartest.

Ich drücke dir die Daumen, dass dein Arbeitgeber verständnisvoll genug ist und dir im Rahmen der Möglichkeiten entgegenkommt.

Alles Gute für dich und deinen Freund
Gaby

[sanne2]

Hallo Eva,
es tut mir sehr leid, dass Dein Freund von dieser Krankheit betroffen ist!
Es ist doch vollkommen verständlich, dass Du möglichst viel Zeit mit und bei ihm verbringen möchtest.
Du hattest geschrieben, Dein Arbeitgeber wäre nicht so begeistert von deinem Anliegen. Könnte es nicht sein, dass er erst einmal geschockt war?
Viele Menschen erschrecken sich erst einmal, wenn sie das Wort "Krebs" hören.
Das er alles Überdenken möchte, ist doch schon einmal ein sehr guter Ansatzpunkt.
Wenn Du es Dir finanziell leisten kannst, würde ich die Arbeitszeit kürzen. Du solltest wirklich möglichst viel Zeit mit Deinem Freund verbringen.
Mein Arbeitgeber war damals seeehr tolerant. Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas in der heutigen Zeit noch geben könnte. Bis heute, und es sind inzwischen fast fünf Jahre nach der Krebsdiagnose meines Mannes und meiner Mutter ins Land gegangen, bin ich meiner Leitung und meinen Kollegen äußerst dankbar. Sie haben mich aufgefangen, verständnisvoll nach Hause geschickt wenn ich wieder einmal am heulen war, viel Verantwortung abgenommen ohne das ich jemanden darum bitten musste und mir statt eines gewünschten Urlaubstages als meine Mutter im sterben lag, einen Krankheitstag in den Dienstplan eingetragen.
Ich denke mal, Dein Arbeitgeber wird sich genauso tolerant verhalten. Unsere Vorgesetzten sind meist menschlicher, als wir denken.
Du wirkst sehr stark und gefasst! Ich wünsche Dir, dass Du es für Dich beibehalten kannst.
Alles Gute für Deinen Freund und Dich!
Liebe Grüße
Sanne

[sowieso]

Heute hat ich ein Gespräch mit meinem Chef.
Es ist sehr gut verlaufen, denn er hat mir volle Unterstützung zugesagt. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Die Firma will mir die Flexibilität geben, die ich benötige. Ich soll mir überlegen, wie ich arbeiten möchte, welche Flexibilität ich brauche, welche Zeit ich von zu Hause arbeiten will.
Natürlich muss man das alles nochmal besprechen. Er hat mir sogar angeboten, bei Bedarf meinen Urlaub vom nächsten Jahr schon zu nehmen, wenn es nötig ist.
Aber es klang gut, und ich hatte ja vorher Angst, was wohl der Arbeitgeber sagt.
Das ist wenigstens etwas Positives in dieser schweren Situation.

Viele Grüße,
Eva

[Mae-Geri]

Liebe Eva,

es freut mich, dass Dein Gespräch so gut war!

Ich wünche Euch weiterhin alles Gute!

Schreib doch ab und an, wenn Du magst!

Sandra

[Luna1961]

Hallo, Eva!
Auch ich habe meinen Chef daraufhin angesprochen und er hat mir sofort jede nur mögliche Unterstützung zugesagt (und sein Versprechen gehalten).
Ich habe jetzt sogar einen Tag frei pro Woche!
Und an den drei Chemotagen aller drei Wochen kann ich meinen Mann begleiten und muss gar nicht zur Arbeit kommen.
Mein Chef kann sich sehr gut in meine Lage versetzen, denn er hat vor kurzem seinen Vater verloren...er kennt den Krankheitsverlauf.
Ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft.

[sowieso]

Hallo,

momentan geht es meinem Freund nicht so gut. nach der letzten Chemo vor zwei Wochen isst er kaum was, kann nicht richtig laufen, hat oft Schmerzen und fast 10 kg abgenommen. auch die nächte sind schlimm, da treten oft die schmerzen auf (warum eigentlich grad nachts?).

ich habe jetzt schon öfter von den flexiblen arbeitszeiten gebrauch gemacht, und hab nachmittags von zu hause gearbeitet, oder bin eher gegangen um mit meinen freund zum arzt zu gehen.

Der Onkologe hat uns letzte Woche deutlich gemacht dass wir uns mit allem was kommen kann, also auch mit verschlechterung, pflegebedürftigkeit, etc. auseinandersetzen sollen und überlegen was wir wollen.

ich habe jetzt erstmal vor allem fragen zum rechtliche/ finanziellem. ich schreib das aber im forum "rechtliches/ finanzielles".

viele Grüße

sowieso

[sowieso]

Es ist so traurig. Jetzt ging es so schnell. Innerhalb von einer Woche hat sich die Situation meine Freundes rapide verschlechtert.
Am Dienstag, den 27.05.08, ist er gestorben. Seine Familie, Freunde und ich waren bei ihm.
Dieses Jahr waren wir 5 Jahre zusammen.
Es schmerzt so. Ich weiß dass ich mich ablenken kann. Aber diesen Schmerz im Inneren kann niemand lindern....

[ClaudiaE.]

Liebe Eva,
mein herzliches Beileid. Ich hoffe du hast eine liebe Familie und echte Freunde die dir jetzt halt geben und dich auffangen. Ich drück dich ganz fest .

Claudia

[Ramonali]

Liebe sowieso,
dein Verlust tut mir so unendlich leid und ich möchte auf diesem Wege mein tiefstes Mitgefühl für dich und eine Familie aussprechen! Der Himmel hat nun einen weiteren Engel bekommen und er wird dich begleiten und bei dir sein!!!!
Ich wünsche dir für deinen weiteren Weg alle erdenkliche Kraft und sende dir ganz liebe Grüße...