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  #1  
Alt 07.04.2008, 14:16
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo,
lese bereits seit fast zwei Monaten tägliche hier im Forum, bin verzweifelt, fühle mich hilflos und habe Angst vor dem Morgen. Ich weiß, diese Gefühle sind für alle hier wahrscheinlich Alltäglichkeit.
Ich habe bei meiner Mutti (85 1/2) Jahre vor Weihnachten einen Brusttumor (5cm Rezidiv) entdeckt, als ich ihr beim wöchentlichen Wannenbad half. Anfang des Jahres wurde die Brust entfernt, auch auf der anderen Seite wurde ein Tumor entfernt. Sie hat sich von der OP gut erholt und eine Woche später war sie wieder zu Hause. Im Feber ist sie gestürzt und da ich ihr nicht aufhelfen konnte, habe ich die Sani gerufen, da ihr Zuckerwert schlecht war, kam sie ins Spital. Dort hat man vaginale Blutungen festgestellt und hat mir der behandelnde Unfallarzt gesagt (ich hatte den Befund von der Brust-OP mit), dass es sehr schlecht um sie bestellt sei. Der zugezogene Frauenarzt ist dann gleich von Gebärmutterkrebs ausgegangen, was sich auch in weiterer Folge bewahrheitet hat. Sie wurde nicht mehr operiert und hat sich nach Besprechung mit dem Arzt in weiterer Folge auch gegen eine Bestrahlung ausgesprochen (diese wäre wahrscheinlich nur als Palliativbehandlung gewesen). Jetzt ist sie wieder im Spital, da sie ein sehr dickes Bein hat und keiner weiß woher. Blutungen haben auch wieder eingesetzt und eigentlich weiß ich im Moment nicht mehr weiter. Ende letzter Woche wurde ein Becken-CD gemacht, die Ergebnisse kenne ich noch nicht.
Bereits vor mehr als 19 Jahren hat alles angefangen, meinen ersten Hochzeitstag habe ich im Spital verbracht, da meine Mutti einen Herzinfakt hatte. Danach ging es ihr nicht immer wirklich gut und so hatte ich immer wieder Sorgen um sie.
Vor fast 5 Jahren fing es dann an, dass Sie aufgrund von Wirbeleinbrüchen, fast nicht mehr ohne extreme Schmerzen gehen konnte, jeder Meter war eine Tortur. Davon hat sie sich nach einigen Monaten wieder erfangt, aber nach ein paar Wochen fing das wieder an. Sie konnte von heute auf morgen keine Stiegen mehr steigen und war in der Wohnung praktisch eingesperrt.
Die nächste Schmerzbehandlung hat sie nicht vertragen, was wir aber erst im Nachhinein feststellten. Sie stürzte ohne Vorwarnung und einmal in der Woche rief sie an, damit ich ihr auf helfe bzw. die Rettung rief, damit man sie aufhebt. Danach kamen Magenblutungen und nach drei Monaten wurde die Schmerztherapie eingestellt. Die Stürze hörten auf. Sie hat aber ihrem behandelnden Arzt nie von den Stürzen erzählt.
Danach wieder Schmerzen, denen man nach einigen Monaten mit Schmerzpflaster Herr werde konnte, und dann kam wieder ein Spitalsaufenthalt nach einem Sturz, da sie dehyldriert war.
In weiterer Folge gab es noch zwei Oberschenkelhalsbrüche. Sie hat sich aber immer wieder selbst aufgerichtet, war nie verzweifelt und hat das Leben angenommen wie es war (eingesperrt in der eigenen Wohnung). Das letzte Jahr war dann ganz in Ordnung bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Tumor in der Brust bemerkte. .
Zwischenzeitig hat sie um Aufnahme in ein Pflegeheim eingereicht, da es klar ist, dass sie nicht mehr alleine wird leben können. Ich bin zwar täglich bei ihr, aber das ist halt auch kein Pflegeersatz. Teilweise bin ich schon sehr verzweifelt, aber mein Mann und viele liebe Freunde helfen mir, sodass ich für meine Mutti eigentlich fast nur gut gelaunt bin. Ich will ihr helfen und sie begleiten. Pflegen kann ich sie nicht, da würden wir nur zusammenkrachen, so gut wir uns auch sonst verstehen und ich glaube, da ist es besser, sie wird gepflegt und wir behalten unser gutes Verhältnis und genießen die Zeit die uns bleibt - wahrscheinlich einige Monate. Da ich ein Einzelkind bin und mein Vater verstarb, als ich 8 war, sind wir natürlich sehr verbunden, aber die Last liegt allein auf meinen Schultern. Ich möchte mich nicht beklagen, denn meine Mutti war viele Jahr für mich da, jetzt bin ich für sie da. Aber ehrlich, manchmal wären ein paar Tage in Ruhe und ohne Sorgen schön.
Im Moment hat sie keine Schmerzen bzw. decken die bereits seit Jahren verwendeten Schmerzpflaster diese ab. Ihr größtes Problem ist, dass sie seit ca. 2 Monaten - also seit dem Zeitpunkt, als man den Gebärmutterkebs entdeckte - Problem mit der Blase hat, zwischenzeitig hat sie fast keine Kontrolle mehr darüber, das schränkt natürlich ihre Lebensqualität ein.
Ich habe Angst davor, wie es weitergehen soll, wenn sie aus dem Spital entlassen wird, denn einen Pflegeplatz bekommt man halt leider nicht so schnell. Meinen Beruf habe ich bereit auf meine Mutti abgestimmt, war jetzt 6 Monate in einer selbstgewählten Auszeit und habe mir jetzt einen Teilzeitjob gesucht (habe die erste Woche bereits hinter mir) - ich, die immer ihren Job als Büroleiterin so geliebt habe, aber meine Mutti ist mir wichtiger und dass Geld und Karriere nicht alles ist, habe ich schon vor langer Zeit festgestellt.
So, jetzt habe ich mir doch sehr viel von der Seele geschrieben, das hat gut getan. Werde heute wieder mit den Ärzten sprechen, vielleicht gibt es was Neues. Danke für's "Zuhören".
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  #2  
Alt 21.04.2008, 21:38
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo Leute,
Icb bin im Moment so ziemlich am Ende meiner Weisheit angelangt. Bin heute mit meiner Mutti zwei Mal zusammengekracht, das tut mir wirklich weh. Auch am Wochenende hat sie gemerkt, dass ich nicht so gut drauf bin. Sie verleugnet ihre Krankheit bzw. akzeptiert sie nicht, wenn ich aber davon zu sprechen anfange, dann bin ich nur ein Schwarzseher. So wie heute. Sie hat mir so nebenbei gesagt, dass sie am Mittwoch aus dem Spital entlassen werden soll, aber wie soll den dass gehen. Sie braucht Hilfe, wenn sie ins Bett möchte, und kann einfach nicht alleine leben. Nächste Woche soll sie von einem Arzt wegen des Einzuges in ein Pflegheim begutachtet werden. Wenn der das aber bei ihr zu Hause macht und er sie fragt, wie es ihr geht, sagt sie sicherlich wie immer - mir geht es blendend. Als ich sie eben gefragt habe, wie sie das denn zu Hause machen soll, hat sie gemeint ich sehe alles schwarz. Ich sehe es halt leider so wie es ist. Dem Oberarzt hat sie auch gesagt, sie wird betreut. Der geht von einer Rundumbetreuung aus. Aber ich telefoniere gerade zwei Mal täglich mit ihr und schaue einmal vorbei. Bin im Moment total hilflos.
Versuche meiner Mutti gegenüber immer positiv zu sein, das geht halt leider nicht immer. Und auch wenn sie die Kranke ist, für mich ist die Situation ja auch nicht weniger einfach.
Soll ich das mit ihr bereden - ich weiß es nicht. Wie macht ihr das?
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  #3  
Alt 22.04.2008, 07:53
o-otto o-otto ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo Tina 28,
eine ähnliche Situation hatten wir hier mit einer über neunzig jährigen Verwandten.
Sie sollte auch aus dem Krankenhaus in ihre Wohnung entlassen werden, war aber nicht in der Lage ihren Haushalt selbstständig zu führen.
Besprich die häuslichen Umstände schnellstens mit dem Arzt und frag nach dem Sozialdienst des Krankenhauses.
In unserem Fall wurde mit deren Hilfe eine Verlegung vom KH in eine „Kurzzeitpflege“ (ca.4 Wochen) veranlasst. Das gab Zeitaufschub die um heimische Pflege (Pflegedienst und / oder Fam.-angehörige) zu organisieren.
Ich drück dir die Daumen das alles gut wird
O
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  #4  
Alt 22.04.2008, 18:13
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo o-otto,
die Situation hat sich heute geändert. Meine Mutti hat seit gestern Blutungen, gestern leicht und heute waren sie meiner Meinung nach total stark, sie wird demzufolge natürlich nicht entlassen. Habe auch mit der Schwester, die für die sozialen Dienste zuständig ist, gesprochen. Sie versteht meine Ängste. Überdies habe ich auch der Schwester gesagt, dass meine Mutti seit einiger Zeit Rückenschmerzen hat, obwohl sie Schmerzpflaster hat. Auch hier wird man dem nachgehen, ob es sich um was einfaches oder um Metastasten handelt.
Habe mir auch überdies ein Geriatriezentrum angeschaut - total arg. Die Patienten dort sind großteils demenzkrank, aber meine Mutti ist ja eigentlich total geistig in Ordnung, bis auf die Aussetzer in der Nacht. Ich glaube, wenn sie wirklich ins Pflegeheim gehen will und geht, wird sie dort verwelken, wie eine Blume.
Jedenfalls werden morgen weitere Untersuchungen wegen der Gebärmutter gemacht und am Donnerstag gibt es eine Kontrolluntersuchung wegen der Brust. Freitag oder Montag sind dann Befunde da und werde ich wieder versuchen mit einem Arzt zu sprechen.
Danke jedenfalls für Deine Tipps!
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  #5  
Alt 23.04.2008, 00:37
o-otto o-otto ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo Tina,
versteh mich bitte nicht falsch: Ich wollte dir nur eine Möglichkeit aufzeigen um etwas Zeit zu gewinnen.
Bei der erwähnten über neunzig jährigen Dame handelt es sich um die Mutter meiner im Januar an Krebs verstorbenen Lebenspartnerin – gewissermaßen um meine Schwiegermutter. Sie ist zwischenzeitlich wieder in ihrer vertrauten Umgebung, leidet nicht an Krebs sondern an verschiedenen Alterbeschwerden und ist wie deine Mutter geistig wohlauf (…..Junge du kannst mich jetzt nicht anrufen, es ist Tagesschau und ich will sehen was auf der Welt passiert ist….)
Meine Partnerin hat siebzehn Jahre gegen den Krebs angekämpft und ist im Januar dieses Jahres verstorben. Ich hatte ihr versprochen sie hier im Haus bis zum Schluss zu pflegen und hatte die Möglichkeiten dazu, ob es die Fügung einer höheren Macht war oder nicht ist mir unwichtig.
Die Pflege eines lieben so schwer kranken Menschen ist sehr, sehr schwer (!), aber auch der schönste (darf man das so nennen?) Dienst.

Du schreibst von „Schmerzpflastern gegen Rückenschmerzen“- -wirklich gegen Rückenschmerzen? -----das stimmt mich sehr, sehr nachdenklich.

Und noch etwas: Du „versuchst“ nicht mit dem Arzt zu sprechen sondern „Du sprichst mit dem Arzt“!! – das ist dein Recht als Angehörige – lass dich nicht abwimmeln, vertrösten oder sonstwie hinhalten. Setz dich hartnäckig und konsequent durch, bleib dabei aber immer sachlich und höflich (nach meiner Erfahrung ist auch eine gewisse Portion Sturheit notwendig). Hast du etwas nicht verstanden frag nach und bitte um „für med. Laien verständliche Erklärung“
Tina 28, wie zuvor: Ich drück dir die Daumen das alles gut wird
Otto
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  #6  
Alt 23.04.2008, 13:57
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo o-otto,
zuerst ich finde es wirklich toll, dass Du Deine Lebenspartnerin gepflegt hast. Ich glaube kein Mensch kann sich vorstellen, der nicht schon ähnliches kennt, was das heißt. Auf der anderen Seite ist es natürlich immer sehr traurig einen geliebten Menschen zu verlieren und dafür möchte ich Dir mein Beileid ausdrücken.
Ich habe Dich nicht falsch verstanden und bin wirklich froh über jede Möglichkeit, die mir jemand aufzeigt und auch dafür wenn man mir zuhört. Vielleicht kommt das bei meiner Schreibweise nicht so rüber, aber ich bin seit über 25 Jahren im juristischen Bereich tätig und habe daher das "Juristendeutsch" auch in der privaten Schreibarbeit angenommen. Aufgrund meines Berufes bin ich auch sehr konsequent (und habe auch bei diesen geplanten Gesprächen immer meine "Arbeitkleidung" -also ganz seriös - an). Der Versuch stützt sich nur darauf, ob der zuständige Arzt am Freitag da ist und auch, ob schon die neuen Ergebnisse vorliegen.
Die Schmerzpflaster bekommt meine Mutter seit über 4 Jahre wegen Wirbeleinbrüchen aufgrund von Osteoporose.
Habe mich zwischenzeitig auch bereits mit privaten Pflegeheimen in Verbindung gesetzt, muss jetzt nur noch durchrechnen, für wie lange das Geld reicht.
Jedenfalls, vielen, vielen Dank für Dein Zuhören!!!!! So - jetzt ab ins Spital.
LG
Tina 28
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  #7  
Alt 24.04.2008, 00:14
o-otto o-otto ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo Tina,
Danke für deine einfühlsamen Worte.
Hier geht es aber nicht darum was hinter mir liegt, sondern viel mehr was vor dir liegt.
An dieser Stelle wünsche ich mir das auch andere Forumsteilnehmer mit ihren Erfahrungen und Meinungen einsteigen und dieser Thraed nicht nur ein Dialog zwischen uns ist. Ich möchte jetzt in den Hintergrund treten und hoffe andere Meinungen mitzulesen. Wünschst Du es – erreichst Du mich hier oder per PN – bedenk aber bitte falls ich nicht sofort antworte: Hund, Katze, Haus und Garten, Natur und Umweltverbände spannen mich ein.
Ich drück dir die Daumen und ein
„GLÜCK AUF“
unseren alten Harzer Bergmannsgruß
Otto
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  #8  
Alt 15.05.2008, 18:49
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo,
kennt Ihr den Stammbuchspruch: Wenn Du glaubst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her!
Also dieser Spruch hat sich das erste Mal bei mir bewahrheitet.
Am Montag letzte Woche habe ich in dem privaten Pflegeheim angerufen, um einen Besichtigungstermin für Dienstag zu fixieren. Leider war jetzt kein Platz mehr frei. Mir ist dann ein anderes Heim eingefallen, wo die Mutter meiner Kollegin ist. Dort hatten sie ein 1-Bettzimmer frei -Kostenpunkt rund EUR 110,00 pro Tag.
Zwischendurch rief das Pensionistenheim an, wo meine Mutti eigentlich hin wollte, sie war auch schon fürs Probewohnen im April angemeldet - da war sie aber im Spital. Also man hat mich angerufen und gesagt, dass man den gesamten Betrag für das Probewohnen rücküberweisen würde, da meine Mutti eben im Spital war. Ich sollte noch Unterlagen für die Überweisung schicken und habe dabei so etwas gesagt, dass ich im Moment etwas konfus wäre, da ich dringend einen Betreuungsplatz suchen würde. Langer Rede kurzer Sinn, heute habe ich fixiert, dass meine Mutti in einer Woche ins Pensionistenwohnheim in die Betreuungsstation ziehen kann. Zuerst kommt sie in die Bettenstation, um sich in Bild von ihr zu machen und wenn es ihr so geht, wie ich erzählt habe, kann sie in weiterer Folge in ein Einzimmer-Appartement, welches für 2 Personen eingerichtet ist, einziehen und dort gibt es auch eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Super - oder! Meine Mutti war ganz glücklich - wir haben beide vor Freude geweint.
Letzten Dienstag ist sie jetzt eingezogen und - zumindest ist sie nicht negativ eingestellt - sie will versuchen sich einzuleben - hoffe, dass es ihr gelingt.
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  #9  
Alt 24.05.2008, 10:29
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo,
ich glaube mit der betreuten Wohnung wird das nix mehr. Meine Mutti hat die letzte Woche geistig so abgebaut, sodass ich davon ausgehe und auch das Pflegepersonal, dass sich zwischenzeitig Metastasen im Kopf gebildet haben.

So hat sich mich gestern, ohne Grund, ich wollte ihr eigentlich nur helfen, angeschrieben und ein paar Minuten später, war alles so wie immer. Dann kommt mir auch vor, als ob sie das Schreiben verlernt hat. Wir haben letzte Woche gemeinsam ein Rätsel gelöst, das hat meine Mutti immer gern getan. Da sie aber vieles wirklich besser weiß als ich, wollte sie dann selbst schreiben und da habe ich gemerkt, dass sie nur Buchstaben ohne Sinn hingeschrieben hat, obwohl sie die Antwort wusste, Sie kann auch die schwierigsten Fragen beantworten, aber als ich sie nach einem Kontinent fragte, wusste sie auf einmal gar nicht mehr, was ein Kontinent ist. Vorgestern hat sie auch noch geglaubt, dass sie im Heim auf Urlaub ist und gestern hat sie gemeint, morgen fährt sie eh wieder nach Hause und war ganz entsetzt, als ich sagte, dass dem nicht so ist. Es ist so schlimm, hier zuzuschauen, wie meine Mutti, die immer so intelligent war, geistig nachlässt. Körperlich schaut es im Moment nicht so aus, als ob sie abbauen würde. Ich bin manchmal total verzweifelt und weiß nicht, was ich tun soll. Es ist auch so schwer richtig zu agieren. Denn es passiert alles so sprunghaft. Einen Moment ist alles in Ordnung und im nächsten - buff!
So, wollte mir die neuesten Entwicklungen mal von der Seele schreiben, vielleicht hat jemand Erfahrung mit diesen Situationen und kann mir ein wenig helfen. Danke!
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  #10  
Alt 29.05.2008, 18:04
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo,
das Wochenende war ganz in Ordnung, konnte mit meiner Mutti wie in "normalen" Zeiten ganz normale Gespräche führen. Aber am Dienstag wollte sie einen längst verstorbenen Onkel besuchen und seit dem ist es, als ob sie von einem Tag auf den anderen an Alzheimer erkrankt ist - kein vernünftiges Wort mehr. Sie lebt in der Vergangenheit, weiß offensichtlicht nicht wo sie ist und möchte nach Hause - ehrlich das ist fast noch schlimmer als der körperliche Verfall, auf den habe ich mich in den letzten Monaten eingestellt, aber auf das nicht. Bin total verzweifelt, fühle mich hilflos und habe Angst.
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  #11  
Alt 29.05.2008, 21:38
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pit59 pit59 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo Tina,

habe dir eine mail geschrieben. Halt die Ohren steif,du schaffst das.Sei ganz lieb

LG Petra
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  #12  
Alt 24.06.2008, 20:46
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

So, nun sind drei Wochen vergangen und meine Mutti ist bis auf ein Mal nicht mehr zurückgekehrt aus ihrer Welt. Zwischenzeitig hat sie zumindest 4 x versucht das Pensionistenheim zu verlassen, einmal fand ich sie 500 m weit entfernt, obwohl sie sonst nicht einmal einige Meter gut gehen kann. Sie hat Angstzustände, obwohl sie bisher keine Angst kannte und offensichtlich leidet sie auch unter Verfolgungswahnvorstellungen. Alles, in allem eine besch.... Situation. Ihr Lebenswille ist aber so stark, dass sie gegen Schwäche ankämpft. Eine Schwester meinte, eigentlich kann sie nicht mehr, aber sie kann nicht loslassen und kämpft. Habe zwischenzeitig Angst, wenn ich meine Mutti besuchen fahren, denn es wird immer ärger. Letzten Samstag meinte sie (wobei ich weiß, dass nicht sie das ist), dass sie mich nie mehr sehen wolle, aber es tut so weh!!!!
Tina
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  #13  
Alt 25.07.2008, 20:08
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Zwischenzeitig ist meine Mutti so kraftlos, dass sie nicht mehr gehen kann. Sie ist darüber natürlich sehr verzweifelt und versteht es auch nicht. Ich hoffe aber, dass es ihr bald wieder besser geht - in einer anderen Welt. Vorgestern war sie so ruhig und total ausgeglichen und hat gemeint, es ginge ihr blendend. Ich bin froh, dass sie so fühlt, denn die Tatsachen sehen anders aus. Ihr Oberschenkel sind zwischenzeitig so dick und hart und voll Wasser, dass sogar das Pflegepersonal entsetzt ist. Heute hatte meine Mutti auch Sauerstoffprobleme. Ich wünsche mir, dass sie nicht leiden muss, sie hat in ihren fast 86 Jahren schon so viel mitgemacht. Ich wünsche mir für sie nur einfach Ruhe. Mutti, ich liebe Dich!
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  #14  
Alt 26.07.2008, 10:42
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stellina stellina ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

liebe tina28,
abschied nehmen ist für alle schwer. für den, der geht, ebenso für den, der bleibt. eine schwere zeit machst du durch, erst recht deine mama. zumal du geschrieben hattest, daß sie noch nicht gehen will. ich dich mal ganz fest.
ich wünsche dir ganz viel kraft, um deine mutter zu begleiten.
alles gute, liebe grüße, tina. (ich heiße genauso)
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
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  #15  
Alt 31.07.2008, 21:24
Tina28 Tina28 ist offline
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Standard AW: Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo,
zwischenzeitig ist wieder eine Verschlechterung rapide eingetreten. Vorgestern ging es meiner Mutti eigentlich ganz gut. Sie saß im Rollstuhl, wir sind im Wintergarten gesessen und haben nett geplaudert. Sie war zwar geistig in Berlin, obwohl sie nie dort war, aber ansonsten war sie total klar. Heute, als ich wieder bei ihr war, war ich ganz entsetzt. Sie lang im Bett, war an einer Infusion über die Bauchdecke angeschlossen und schaute fast aus, als ob sie einen Schlaganfall gehabt hätte. Das wurde von einer Schwester auch widersprochen. Meine Mutti verweigert das Essen, das Trinken und auch die Medikamente. Seit gestern wurden ihr erstmals die Schmerzmittel erhöht (um das doppelte mehr). Das Reden fällt ihr schwer und man merkt, sie ist schon sehr müde.Eine Palliativärztin war heute auf der Station und hat auch nach meiner Mutti geschaut und Tipps für sie abgegeben. Eine Krankenschwester hat mich schon gefragt, ob man mich Tag und Nacht verständigen könne, wenn mit meiner Mutti was wäre, was ich natürlich bejaht habe. Wenn sie es will, werde ich bei ihr sein. Die Stationsschwester hat auch gemeint, jetzt könne man damit rechnen, dass sie bald geht und man könne es ihr derzeit auch nur wünschen. Abschiednehmen tut so weh, vor allem, wenn es so geht. Aber das wißt Ihr ja alle. Im Moment ist es mir auch egal, dass meine Mutti ein erfülltes Leben hatte (wie viele sagen würden), aber sie ist doch meine Mutti und sie war immer für mich da. Ich fühle mich jetzt schon ganz allein, obwohl ich weiß, sie wird immer in meinem Herzen sein und mich mein restliches Leben begleiten. Mutti Du fehlst mir schon jetzt so!
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