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  #1  
Alt 18.10.2007, 22:36
wölkchen
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Standard Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo ihr Lieben...

Hab hier schon öfter geantwortet, viel mitgelesen, doch mich selbst nie wirklich getraut etwas zu schreiben, zu fragen ...
Jetzt tu ichs doch, in der Hoffnung, dass es mir irgendwie hilft.
Seit meine Mama die Diagnose BK hat, die Chemo mit allen Nebenwirkungen begonnen hat, wirds bei uns zu Hause immer "kritischer". Bin selbst erst kurz vor ihrer Diagnose wieder hierher gezogen (nach 7 Jahren), als hätt ichs geahnt. Meiner Bruder ist 12, ziemlich sensibles Alter.
Meine Mum und ich, wir reden ganz viel. Über Ängste, Gefühle und so weiter. Mein Papa, naja, er geht eben ganz anders damit um. Er meckert eigentlich nur oder verzieht sich in seinem Garten... Verdrängung pur. Denke er sieht alles, will es aber nicht.
Wär ja alles nicht so schlimm, wenn wir nicht eine Familie wären. Wir haben wirklich einiges durch in den letzten Jahren, aber "funktionieren" als Familie gerade ziemlich gut.
Doch mit jeder Auseinandersetzung oder Meinungsverschiedenheit mehr, wirds eben kritischer und meine Angst steigt. Angst davor, dass wir der ganzen Belastung nicht mehr stand halten, unsre Familie zerbricht. Zerbricht aufgrund von Unstimmigkeiten, Unverständnis, Ehrlichkeit...etc.
Wahrscheinlich relativ "normale" Spannungen in dieser/solch einer Situation. Und trotzdem habe ich Angst. Soll ich weiterhin ehrlich in meinen Aussagen bleiben? Meistens gegenüber meinem Vater und seinem Verhalten- er ist teilweise für meine Begriffe echt unmöglich! Oder muss ich mich zusammenreißen? Ich weiß es nicht!
**Hilfe** und liebe, hoffende Grüße, Wölkchen

Geändert von wölkchen (18.10.2007 um 23:11 Uhr)
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  #2  
Alt 20.10.2007, 11:16
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo,

Zitat:
Zitat von wölkchen Beitrag anzeigen
Soll ich weiterhin ehrlich in meinen Aussagen bleiben? Meistens gegenüber meinem Vater und seinem Verhalten- er ist teilweise für meine Begriffe echt unmöglich! Oder muss ich mich zusammenreißen?
Ich denke, dass wissen deine Mutter und du am besten - ihr kennt ihn ja. Und wenn du mit deiner Mutter offen sprechen kannst, kannst du sie ja mal fragen, wie sich damit fühlt - und ob du da eher "einschreiten" oder dich zurückhalten sollst.

Das Verhalten deines Vaters kenne ich von meinem ganz genau. Er ist auch vollkommen unfähig, über Gefühle zu sprechen. Ob Liebe, Freude, Trauer, Angst... völlig egal. Sein Motto: "Naja, reden wir nciht darüber." Er kann das einfach nicht. Wenn doch mal in der Richtung was kommt, dann sind es mehr oder weniger dumm-"witzige" Bemerkungen, die mitunter sehr verletzend sind.

Dass er das nicht kann, ist mir aus seiner Biographie auch nachvollziehbar. Was aber nichts daran ändert, dass als seelischer Beistand in Krisensituationen leider ein totaler Ausfall ist. Die einzige Art, die er versteht, ist "Klartext" - mitunter auch mal lautstark. Anders begreift er nicht, wo seine Grenzen sind, und dass er sich mitunter einfach gemein verhält.

Aber wiegesagt, wie das bei euch ist... ich würde an deiner Stelle mit deiner Mutter darüber sprechen. Und: ich glaube nicht, dass eine Familie an Ehrlichkeit zerbricht. Eher an Unverständnis und Ignoranz.

Viele Grüße,
Stefan
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  #3  
Alt 20.10.2007, 13:15
wölkchen
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo Stefan!

Danke für deine Antwort. Du hast recht, wegen Ehrlichkeit sollte eine Familie nicht zerbrechen. Kann mir aber gut vorstellen, dass Unverständnis und Ignoranz der Ehrlichkeit folgen- dass ich eben genau darauf stoße. Aber trotzdem gehts mir besser, wenn ich "meins" loswerde.

Denke ich muss wohl akzeptieren, dass jeder Mensch anders mit solchen Situationen umgeht. Die einen wollen reden, die anderen gehen eben einfach und sehen drüber hinweg. Mein Papa wird sich nicht ändern, er ist wie er ist, schon seit Jahrzehnten. Nie hat er anders auf Schwierigkeiten reagiert. Vielleicht fällts mir jetzt nur so extrem auf oder ich reagiere so impulsiv, weil es um meine Mama geht. Die Umstände haben sich gewaltig geändert!Trotzdem hab ich manchmal das Gefühl, ich könnte manche Sachen (von ihm) "erwarten".
Alles nicht so einfach, manchmal machts mich richtig wütend. Wütend, dass Menschen so "blind" sein können.
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  #4  
Alt 20.10.2007, 23:41
wölkchen
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

...und wo es mir wirklich schwer fällt, wirklich schwer fällt zu akzeptieren, ist, dass mein Papa wieder enorm viel trinkt. Würde ihn so und so als Alkoholiker sehen, trinkt jeden Abend seine keine Ahnung wieviel Bier. Seit ein paar Tagen kaommt der Schnaps wieder dazu-ich könnte ausflippen. Doch habe ich nicht das Recht, ihm dazu etwas zu sagen. Ich könnte weglaufen, bleibe wegen meiner Mami und meinem Bruder...
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  #5  
Alt 21.10.2007, 00:42
wölkchen
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Klar darfst du...

hab sie heut abend darauf angesprochen.Im ersten Moment war ihre Reaktion sehr verteidigend... sie meinte, er wäre vielleicht nicht so stark wie wir. Na wunderbar hab ich gemeint, es könne ja jetzt nicht ihre Aufgabe sein, für ihn da zu sein. Ich denke, dass sie sich schon einige Gedanken macht. Sie sieht, dass der Alkohol im Moment eine große Rolle spielt, versucht aber darüber hinweg zu sehen. Zu verdrängen... Nach diesen Flaschen gibts nichts mehr-sagt sie, doch sie wird nichts dagegen tun können. Wir wissen beide, mein Papa trinkt weiter.
Ich bin so froh dass mir jemand antwortet...weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll!!

Danke dir
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  #6  
Alt 21.10.2007, 01:11
wölkchen
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo lacrima...

hab dir ne pm geschrieben...weiß nur nicht wirklich, ob sie angekommen ist oder nicht! Mein PC hat definitiv ein Eigenleben!!! Hast du was bekommen?
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  #7  
Alt 21.10.2007, 01:24
wölkchen
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

das is wohl wahr...hin und wieder pannenforum! Komm an manchen tagen garnicht hier rein und musst ja jetzt auch die letzte mail ewig oft löschen, weil sie so oft hier aufgetaucht ist. Würd mich freuen von dir zu lesen
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  #8  
Alt 21.10.2007, 01:34
wölkchen
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

ein mehr als herzliches DANKE!!!
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  #9  
Alt 21.10.2007, 01:38
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Beiträge: 929
Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Ingrid und Wölkchen - mit den Forumpannen geht es mir auch so, deshalb werde ich erst moregn euch schreiben okay...

Schlaft gut, oder versucht es zumindest.

Die Angst daran zu zerbrehcen beschäftigt mich im Moment auch arg.

Guet Nacht s'Doppelpäggli
__________________
***

Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
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Unsere Welt:
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GEMEINSAM SIND WIR STARK - seit 30 Jahren das DOPPELPÄGGLI!
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  #10  
Alt 21.10.2007, 01:40
wölkchen
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Schön wenn du uns schreibst...trotz den Pannen!! Freu mich drauf, Wölkchen
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  #11  
Alt 21.10.2007, 13:14
Stefans Stefans ist offline
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Beiträge: 428
Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo,

Zitat:
Zitat von wölkchen Beitrag anzeigen
...und wo es mir wirklich schwer fällt, wirklich schwer fällt zu akzeptieren, ist, dass mein Papa wieder enorm viel trinkt. Würde ihn so und so als Alkoholiker sehen, trinkt jeden Abend seine keine Ahnung wieviel Bier. Seit ein paar Tagen kaommt der Schnaps wieder dazu-ich könnte ausflippen. Doch habe ich nicht das Recht, ihm dazu etwas zu sagen. Ich könnte weglaufen, bleibe wegen meiner Mami und meinem Bruder...
Ach du Scheisse :-( Mit Alkis kenne ich mich so halbwegs aus. U.a. war mein Schwiegervater auch einer - so mehrere Flaschen Wein und 1 Flasche Schnaps am Tag.

Ich denke, dass die Lage für euch unter diesen Vorzeichen nur noch kritischer werden kann. Wie lacrima schon schon schreib: dein Vater wird, wenn das so weiter geht, nicht nur "nervig", sondern eine zusätzliche Belastung sein. Bei meinem Schwiegervater (und dem Vater meines Schwagers) war es irgendwann so, dass man den niemals allein lassen konnte. Aus angst, dass er jetzt wieder mit Kippe im Bett einschläft und das Haus abbrennt, oder im Vollrausch die Trepper runterfällt, oder...

Das ist schon ohne Krankheit der Mutter kaum zu ertragen. Mein Schwiegervater hat seine Familie mit seinem Suff völlig terrorisiert und brauchte selbst dauernde Pflege. Aber so, mit dem Krebs deiner Mutter... irgendwann wirst _du_ daran zerbrechen, wenn du nicht aktiv gegensteuerst. Dein "Instinkt" sagt dir das auch ganz genau, wenn du jetzt schon weglaufen möchtest. Also kannst du einfach abhauen, oder du musst handeln. Und wenn du handelst, musst du IMHO deine Mutter "mit in's Boot" ziehen - so schlecht es ihr auch selbst geht.

Der "richtige" Umgang mit Alkis ist nochmal ein schlimmes Thema für sich. An deiner Stelle würde ich mich da mal bei an anonymen Alkoholikern im Netz kundig machen. Die haben einige harte, aber IMHO sehr gute "Verhaltensrichtlinien" mit Alkis entwickelt - aus eigener Erfahrung. Dazu gehört z.B., dass man mit Alkis niemals ernsthaft reden sollte, wenn sie betrunken sind. Weil sie dann das Blaue vom Himmel versprechen - aber wenn die auf Entzug sind, sich an nichts mehr erinnern können. Und dass man Klartext mit ihnen reden muss. Und dass man auf ihre Versprechen absolut nichts geben darf, und dass man sein Mitleid im Zaum halten muss. Und dass (leider nur allzu oft) Alkis nur etwas ändern, wenn man sie wirklich allein im Dreck liegen läßt und ihr Umfeld ihre Sucht nicht mehr "unterstützend toleriert".

Was halt auch heisst, dass man diese Sucht keinesfalls tabuisieren sollte, sondern mit deinem Vater (im nüchternen Zustand) Klartext reden muss. Wenn er dann Krankheitseinsicht zeigt und eine Behandlung akzeptiert - bestens. Wenn nicht... dann wird das eine ganz harte Nummer :-( Und eine, an der nicht nur du, sondern auch deine Mutter und dein Bruder zerbrechen kann.

Tut mir leid, dass ich mich über dieses Thema so aufrege. Aber ich habe meinen Schwiegervater (inzwischen verstorben) noch lebhaft in Erinnerung. Der hat jahrelang Frau, Sohn, Töchter und Freunde mit seiner Sucht terrorisiert - aber behandeln lassen hat er sich nie. Noe, sein Problem durften dann ein halbes Dutzend "Unschuldiger" gemeinsam ausbaden. War ja für ihn der einfachste Weg, weil alle ach so verständig waren und sich eher darum gekümmert haben, dass niemand was davon erfährt (so isses halt auf dem Dorf).

Dass es so weit bei euch nicht kommt, dafür wünsche ich euch viel Kraft, Offenheit und Entschlossenheit !!!

Viele Grüße,
Stefan
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  #12  
Alt 21.10.2007, 14:38
Norma Norma ist offline
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

@ Liz und Willi:

Meine Güte, ich lese gerade, dass nun auch deine Mami, liebe Liz, so schwer erkrankt ist.
Ganz frische Diagnose... Liz, es tut mir sehr sehr leid!

@ Wölkchen:

mit Alkoholikern hatte ich im engen Verwandtenkreis auch zu tun, leider.

Du schreibst, dein Papa hätte schon immer gerne zur Flasche gegriffen und nun halt noch mehr und noch härtere Sachen.

Mir drängt sich dabei der Verdacht auf, dass sich bei deinem Papa bereits eine weitere Wesensveränderung bemerkbar macht.
Selbst, wenn er schon immer ein Kotzbrocken (sorry!) gewesen ist: Alkohol zerstört nach und nach Gehirnzellen und die regenerieren sich auch nicht mehr.
Meistens gehen dann zuerst DIE Zellen, welche das Wesen und den Charakter ausmachen, zu Grunde.
Der Verlauf ist schleichend; die nächsten Angehörigen merken erst einmal nicht viel davon.

Nun ja, zumindest solltet ihr an diese Möglichkeit denken, denn das würde dann bedeuten, dass er sich nicht bewusst ist, was in seinem Gehirn passiert ist und auch weiterhin passieren wird.

Für den Rest der Familie ist das natürlich eine enorme Belastung!

Dir, deiner Mami und deinem Bruder wird nichts anderes übrig bleiben, als um des lieben Familien-Friedens-Willen den Papa von "Wahrheits-Gesprächen" auszuklammern.
Ist er dabei, geht lieber in einen anderen Raum, wo ihr ungestört reden könnt.

Es nutzt überhaupt nix, einen Alkoholkranken an seine "Pflichten gegenüber der Familie" zu erinnern. Auch nicht gegenüber seiner Frau!
Er versteht es nämlich nicht!

Bitte, liebes Wölkchen, erspart euch Streitgespräche mit Papa!
Es kostet euch nur Nerven und Kraft und die braucht ihr für Mama!

Klammert ihn aus, nur so wird es dann einigermaßen friedlich funktionieren.
Und bitte widersprecht ihm auch nicht!
Sagt er etwas, lasst ihn reden. Antwortet aber nicht provokant!
Notfalls überhaupt keine Antwort geben, das ist immer noch besser, als der vorprogrammierte Krach im Haus.

Ich weiß genau, warum ich das schreibe...

Ihr habt meine besten Wünsche für die Zukunft!

Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann (zur Zeit Chemo)
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  #13  
Alt 21.10.2007, 15:17
schwesterchen schwesterchen ist offline
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Registriert seit: 15.03.2007
Beiträge: 487
Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Liebes Wölkchen

es tut mir unendlich leid, was Du in Deiner Familie erleben musst.
Gegen Alkoholiker kommst Du nicht an, es ist einfach sinnlos, wenn sie sich nicht helfen lassen wollen. Alkoholismus ist eine Krankheit.
Und was das Schlimme ist; die Angehörigen sind CO-Alkoholiker.
Alkoholkranke zerstören das Leben ihrer Angehörigen.


Jedem Kranken kann geholfen werden.
Sie müssen es nur wollen.

(Alkohol verändert den Charakter eines Menschen und die Gehirnzellen sterben ab, nach & nach..., das ist sehr traurig mit anzusehn)


Drücke Dich und wünsche Deiner Mama, Dir und Deiner Familie alles Liebe und hoffe dass Ihr einen Weg findet.


LG Heike

Geändert von schwesterchen (13.12.2007 um 21:21 Uhr) Grund: Persönliche Infos gelöscht
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  #14  
Alt 21.10.2007, 17:16
wölkchen
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Beiträge: n/a
Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Ihr Lieben, danke für eure Antworten!

Norma, danke für die Umgeh-Tipps mit meinem Papa. Meine Mum und ich, wir versuchen das unabgesprochen so. Wir machen Witze über die Motzerei, schweigen oder reagieren garnicht. Mein Papa brubbelt dann entweder vor sich hin und geht oder er platzt erst recht. Das hat dann zur Folge dass einer von uns auch explodiert und das Geschrei ist perfekt!

Meine Mama und ich, wir haben eigentlich ne ganze Menge an Sarkasmus, Spaß- zwischendurch den nötigen Ernst- im Leben. Nur wirds dann schwierig, wenn mein Papa schon vor dem "Guten Morgen" n Meckeranfall kriegt, weil die 4Monate alte Katze sich erlaubt mit seinem Hosenbein zu spielen! Ja, tatsächlich, sowas macht die! ...Wenn der Tag schon so anfängt, platzt mir früher oder später einfach der Kragen.

Und hier läuft wirklich jeder Tag so. Mal kann mans ertragen, mal eben nicht!
Ne zeitlang hab ich mich drüber aufgeregt, dass er sich aus allem rauszieht, kneift oder sich verdrückt - in seinen Garten abhaut (wenn mein Papa nicht meckert oder arbeitet ist er im Garten).
Mittlerweile ist es soweit, dass ich ihn hinschicke... er ist manchmal einfach so unerträglich!!

Am besten ist noch, wenn ich sehe dass seine Hände zittern, er nichts ruhig halten kann. Da könnt ich ihm schon ins Gesicht hauen, da braucht er garnichts sagen.

Aber, um auch die guten Seiten erwähnt zu haben... mein Papa ist nicht schlecht. Wir haben ihn alle irgendwie lieb-er machts uns nur nicht leicht.

Denke mir gehts oft so nah, grade der Alkohol bei meinen Eltern, weil ich da etwas vorbelastet bin... Meine Eltern haben beide getrunken, einer mehr als der andere. In der schlimmsten Zeit war ich 9, die ham sich echt ohnmächtig gesoffen. Keine schöne Zeit, grausige Erinnerungen. Möcht auch garnicht näher darauf eingehen. Fakt ist eben, dass meine Mama vor ca 16 Jahren die Kurve gekriegt hat, mein Papa eben nicht. Da ist wirklich jede Hoffnung auf Einsicht oder was auch immer hinüber- Verfallsdatum definitiv abgelaufen!
Wobei ich jetzt auch an die Gehirnzellen denken muss...kann ja wirklich sein, dass sich seine ganze dauer-gereiztheit und das Rumgemotze daraus ergeben hat. Neben chronischer Unzufriedenheit...
Ist doch alles sch...

Ich frag mich echt, wie meine Mama das aushält. Himmel, da kann man sich doch nicht dran gewöhnen!! Allerhöchstens irgendwie arrangieren. Oder bedingungslos hinnehmen? Ich weiß es nicht. Nur, dass ich es nicht zu meinem Problem machen sollte-denn das ist es nicht. Ich war die letzten 7Jahre nicht zu Hause, mir reichen die letzten Monate und ich bin mehr als glücklich über die eigenen 4 Wände! Mein armer Bruder...

Stefan, finds gut dass hier ma jemand richtig wütend wird! Ich werds eher zu selten

Heike, du hast so recht...bin selbst Therapeutin und habe auch schon mit psychisch- und suchtkranken Menschen gearbeitet. Jaja, der Wille. Aber wie gesagt, bei meinem Papa ist es eher das Verfallsdatum.

Ihr Lieben, wünsche euch einen schönen(?) Rest-Sonntag!
(hier ist der Schneeregen unterwegs ..pfui.)

Liebe Grüße, Wölkchen

***Schön, dass ihr da seid... alleine würd ich an mir zweifeln***

Geändert von wölkchen (21.10.2007 um 20:17 Uhr)
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  #15  
Alt 22.10.2007, 15:55
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 428
Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo,

Zitat:
Zitat von wölkchen Beitrag anzeigen
mein Papa ist nicht schlecht. Wir haben ihn alle irgendwie lieb-er machts uns nur nicht leicht.
Nein, ist er sicher nicht. War mein Schwiegervater auch nicht, ist Heikes Vater sicher auch nicht, und Normas Verwandter ebenso wenig... Aber krank ist er, und mit seiner Krankheit zerstört er nach und nach nicht nur sich selbst, sondern auch sein persönliches Umfeld - und zieht alle mit in den (seinen) Abgrund, die sich dagegen nicht zu wehren verstehen :-(

Alkohol enthemmt nunmal. Im Rausch öffnet er die Tür zum Unterbewussten - ob da nun Depris, Aggressionen oder sonstwas rauskommen... jedenfalls sind "die Schleusen geöffnet", und die anderen müssen es ausbaden. Im nüchternen Zustand ist das alles wieder vergessen. Und bei Entzug kreist das Denken ohnehin nur noch darum, wie der Alki an den nächsten Schnaps kommt. Da gibt es keine Rücksicht mehr, keine Freunde, kein gar nichts :-( Aber das kennst du ja alles aus leidiger Erfahrung schon von Kindheit an.

Ich weiss nicht, ob es an den weggesoffenen Gehirnzellen liegt. Aber dass Alkohol eine der Drogen ist, die die Persönlichkeit eines Menschen nachhaltig verändern, ist leider so. Wie Norma und Heike schon schrieben: wenn es halbwegs firedlich abgesehen sollt, dann werdet ihr in "ausklammern" müssen. Nichts wichtiges mit ihm besprechen, ihm am besten auch nicht widersprechen, alles von Bedeutung nur in seiner Abwesenheit klären...

Ein Scheiss-Spiel :-(

Zitat:
Denke mir gehts oft so nah, grade der Alkohol bei meinen Eltern, weil ich da etwas vorbelastet bin... Meine Eltern haben beide getrunken, einer mehr als der andere. In der schlimmsten Zeit war ich 9, die ham sich echt ohnmächtig gesoffen. Keine schöne Zeit, grausige Erinnerungen. Möcht auch garnicht näher darauf eingehen.
Natürlich nicht. Was ich an deiner jetzigen Situation so schrecklich finde: die Dinge wiederholen sich (sofern ich das von ganz ganz aussen überhaupt ermessen kann). Du wirst als Kind schon die Verantwortung für deine alkoholkranken Eltern getragen haben. Und jetzt, fast 2 Jahrzehnte später, trägst du sie wieder. Für die krebskranke Mutter und den alkoholabhängigen Vater :-(

Zitat:
Stefan, finds gut dass hier ma jemand richtig wütend wird! Ich werds eher zu selten
Ich find's nicht so gut - weil ich nicht nur _hier_ wütend werde. (Ich treibe mich hier herum, weil meine Frau BK hat. Sie selbst ist nicht hier, weil ihr das zu belastend ist. Nur selten liest sie mal was, und ab und zu erzähle ich ihr von den threads hier. So auch gestern über diesen thread, weil er mich halt so an meinen Schwiegervater erinnert hat.)

Jedenfalls hat die Diskussion über dieses Thema bei uns gestern den schlimmsten Ehekrach seit langer Zeit ausgelöst. Auch, wenn die Ereignisse mit meinem Schwiegervater schon länger zurück liegen... Der Punkt, über den meine Frau und ich uns immer noch fürchterlich in die Haare kriegen, ist der, wie man als Angehöriger (und, wie Heike es so richtig gesagt hat: Co-Abhängiger) damit umgeht.

Meine Frau und ihre Familie haben das so gemacht, wie Norma und Heike es dir empfohlen haben. Nämlich um des lieben Familien-Friedens-Willens (wie Norma es treffend formuliert hat) den Alki tolerieren, aber eben ausklammern und nicht ernst nehmen. Meine Position dazu ist eine sehr viel härtere. Die Überzeugung, dass man, um sich aus dieser Co-Abhängigkeit zu befreien, den Alki ablehnen und verstossen muss. Wenn er sich nicht behandeln lassen will... OK, dann fliegt er halt raus und kann in der Gosse enden, bis er irgendwann vielleicht mal was merkt.

Ja, ich weiss, dass ich jetzt wieder herzlos bin. Aber im Unterschied zu meiner Frau (und sicher vielen hier) verbindet mich emotional kaum etwas mit meinen Eltern. Allenfalls Hass und Verachtung. Meine Frau hingegen hat ihren Vater geliebt. Und letztendlich glaube ich, dass es das ist, worauf die persönliche Entscheidung beruht, wie man mit alkoholabhängigen Angehörigen (oder generell: allen Menschen) umgeht. Und wobei man auch mit endlos Diskussion und Streit nicht zusammen kommt, wenn diese Basis unterschiedlich ist. Da muss halt jeder tun, was er vom Gefühl her tun muss. Und schauen, dass er damit irgendwie leben kann.

Zitat:
Schön, dass ihr da seid... alleine würd ich an mir zweifeln***
Dazu hast du überhaupt keinen "Grund". Das weisst du sicher auch selbst. Was du gerade auf dich nimmst, ist das undankbare und schwere Angehörigenschicksal in einer ziemlich verfahrenen Situation. Und ich habe den Eindruck, das du da viel mehr tust, als man von einem Menschen erwarten kann. Ich würde es nicht tun (zumindest nicht für meine Eltern - sondern nur für meine Frau). Ich würde in deiner Lage wohl abhauen, "die Schotten dicht machen" und mich mit aller Kraft dagegen wehren, diese Dinge seelisch an mich heran zu lassen. Insofern: die gebührt mein höchster Respekt für das Engagement, das du da zeigst! Nicht jeder hat diese Stärke.

Viele Grüße,
Stefan
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