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  #1  
Alt 23.12.2014, 17:31
tinep tinep ist offline
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Standard Weihnachten und Schönrednerei

Hallo liebes Forum.
Diese Weihnachtszeit macht mich dieses Jahr wirklich fertig. Alle meine Freunde sind zu Hause und feiern und beschenken sich. haben große Familienfeste, basteln Geschenke...eben genau so wie ich das bisher auch immer getan habe.

Ich will niemanden sehen, sitz hier mit meiner Minifamilie, große Schwester in der Psychiatrie, Mutter wieder völlig schwach von dieser Krankheit. Wir lassen Weihnachten dieses Jahr ausfallen. Ich fühl mich mit meinen 26 kopfmäßig schon wie 80. irgendwie völlig verbittert und habe mich auch sehr zurückgezogen und allen Freunden abgesagt. Ich weiß, das ist falsch aber ich kann diese Leichtigkeit momentan nicht ertragen.

Was ich eigentlich sagen oder fragen will.

Meine Mutter hat Metastasen in der Leber nach Eierstockkrebs, die nach einem halben Jahr wieder kamen. Tumormarker innerhalb von 2 Wochen explodiert auf 1000.

Dann hat sie eine andere Chemo bekommen. Hatte jetzt 2 Zyklen. vor 2 Tagen habe ich erfahren: Hat nicht angeschlagen. Tumormarker sogar weiter gestiegen. Die Leber funktioniert zwar noch so wie sie soll, aber das ist ja eine Frage der Zeit.
Der Onkologe will jetzt noch einen Zyklus geben und wenn es dann weiter so ist (wovon ich schwer ausgehe) wieder die Chemo vom ersten mal versuchen, da hatten wir danach "immerhin" 6 Monate Ruhe. (jede Zeit ist ja wertvoll)

Aber: ich sehe einfach wie schwach meine Mutter inzwischen wieder ist. Sie denkt immer das wäre halt die Chemo, sie redet oft davon, dass sie ja vielleicht schon noch ein paar Jahre leben wird, mein Papa hat diese Hoffnung auch, aber ich muss sagen: ich glaube das überhaupt nicht mehr.
Bin ich jetzt der schreckliche Schwarzmaler oder die einzige Person die eigentlich checkt was abgeht?!

Diese schreckliche Krankheit hat sich wieder so extrem breit gemacht, ein kleiner Spaziergang ist schon extrem anstrengend für sie. Sie sieht auch wirklich sehr ausgezehrt aus.
Und ich kann keinem sagen, was ich eigentlich denke, ich will ja niemanden runterziehen, aber mich belastet es so, immer mitschauspielern zu müssen, wenn davon die Rede ist, dass man nächsten Sommer in den Urlaub fährt...

Der Onkologe ist meiner Meinung nach ein bisschen seltsam. Der redet alles immer sehr schön. Beispiel: vor einem Jahr zum Beginn der Behandlung sagte er "Wir gehen von einer Heilung aus". Hallo?! Bei Eierstockkrebs mit Metastasen in der Leber geht man doch nicht von einer Heilung aus.
Jetzt sagt er, vom Sterben sind wir noch weit entfernt. Wie kann man denn sowas sagen, bei dieser Diagnose?

Und immer wenn ich traurig aussehe fragt meine Mama mich, wieso ich denn so traurig bin und so tue als würde sie bald sterben. Dann muss ich mich immer so anstrengen zu lächeln und diesen Gedanken nicht auszusprechen, dass ich das leider auch glaube.

Ich muss sagen, diese absurde Hoffnung finde ich eher belastend als mich offen und ehrlich damit auseinanderzusetzen, dass es wahrscheinlich das letzte Weihnachten ist.

Mein Zukunfts-Szenario ist jetzt folgendes:
Meine Mutter wird in absehbarer Zeit gehen müssen, meine sehr labile Schwester wird das nicht verkraften, das wiederum wird mein Vater nicht verkraften und mehr Familie als diese 3 Lieben hab ich nicht. Keine Großeltern oder andere Geschwister und keine Tanten oder Onkels, alle tot oder ausgewandert.

Ehrlich gesagt, ich habe keine Motivation mehr überhaupt wach zu bleiben. Das einzige auf das ich mich noch freue, ist wenn ich schlafen kann, denn dann ist Ruhe.

Liebe Grüße und ich hoffe ich habe niemandem schlechte Stimmung in die Weihnachtszeit gebracht.

Geändert von gitti2002 (23.12.2014 um 22:56 Uhr) Grund: NB
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  #2  
Alt 23.12.2014, 20:10
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bluecat58 bluecat58 ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Hallo Tine,
ich möchte Dir gerne antworten,ich schreibe selten hier,
deine Zeilen haben mich berührt.
(So wie es viele Zeilen und Schicksale tun)

ja manchmal ist das Leben ungerecht,
trotz alledem hat man nur dieses eine.
Auch Deine Mutter hat nur das eine,mach es ihr nicht so schwer,
lass ihr den Lebensmut,denn wenn sie diesen verliert,
bewahrheiten sich Deine Gedanken vielleicht schneller als Du denkst.
Ich möchte nicht klugschei...rich rüber kommen,
verzeih mir wenn Du es aber so empfindest.

Manchmal kann man es sich nicht aussuchen
und man muss(auch wenn es schwer fällt)
das Leben nehmen wie es ist.
Mit Krankheit und auch ohne.
als Angehöriger(so wie ich)
oder als Kranker selbst.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Liebe und Gute,
schöne Weihnachten mit guten Gedanken
und gute Ergebnisse und wenig Leiden für Deine Mutter

Herzliche Grüße Petra
mit einem persönlichen Schutzengel für Dich
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  #3  
Alt 23.12.2014, 21:01
Benutzerbild von Tündel
Tündel Tündel ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Hallo Tine,

Ich mochte dir etwas erklären, was du vielleicht erst später verstehen wirst!

Ich selber bin letztes Jahr an Eierstockkrebs erkrankt, ich wohne 700km von meiner Ma weg! So wie es sich ergab, wurde ich in Berlin operiert, wo meine Ma lebt.
Für sie war das gut, denn sie konnte mich besuchen, für MICH aber waren diese Besuche im Krankenhaus purer Horror!
Warum? Meine Ma saß mit Leidensmiene an meinem Bett und heulte rum als wär ich schon am Sterben!
Es war nicht zu Aushalten, sie so zu sehen! Ich hab sie weggeschickt, was mir genauso weh tat wie ihr! Viele Tränen sind an diesem Tag geflossen - auf beiden Seiten!
Mein Freund hat es ihr dann erklärt, was nicht einfach war! Ich brauchte eine zuversichtliche, optimistische Mama, keine, die glaubte, ich sei schon tot! Sie hats verstanden, es war nicht einfach, aber jetzt gehts!

Das geht bestimmt auch deiner Mutter ähnlich, sie will dich fröhlich, auch wenns dir schwer fällt!

Weißt du, viele Krankheiten machen tot, Herzinfarkt, Schlaganfall oft sofort, Diabetes hat eine ähnliche Prognose wie Krebs, wenn er nicht gut behandelt wird!
Es ist doch nicht gesagt, dass deine Mam nun an diesem Krebs stirbt, sie kann noch viele Jahre leben, es gibt noch viele Therapien.
In dieser Zeit könnte sie aber auch an was anderem sterben, oder?

Das Leben ist palliativ, lebensgefährlich und ganz gewiss immer tödlich! Niemand weiß, wann und wie er stirbt! Mach es deiner Mam doch nicht so schwer. Leicht gesagt, weiß ich!

Aber du hast auch ein Recht auf Glücklichsein und kannst nicht deine Zukunft so sehr an andere Menschen hängen, wie lieb du sie auch haben magst!
Es kann auch für dich eine Zukunft mit Mann, Kindern, Haustieren usw. geben, aber nur, wenn du dich nicht jetzt schon aufgibst!

So, ich hoffe, dass ich dir jetzt nicht allzusehr auf die Zehen gestiegen bin, bei meinem Gewicht wär das übel, aber irgendwie haben mich deine Worte in diese Richtung bewegt!

Ich wünsch dir trotzdem schöne, ruhige Weihnachten und dass 2015 besser wird als 2014 verlaufen ist!
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!
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  #4  
Alt 24.12.2014, 23:09
tinep tinep ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

So der Heilig Abend ist zumindest bei mir, dieses Jahr schon früh beendet. Den Umständen entsprechend ok.

Ich wollte mich noch mal sehr bedanken für eure Antworten und dafür, dass ihr mir auch deutlich gemacht habt, was hier eigentlich wichtig ist.

Es gelingt mir nicht immer, aber ich versuche jetzt einfach verhältnismäßig gute Laune auszustrahlen.
Ich hadere noch viel zu sehr mit dem "warum" und "wie wäre es wenn..." , "hätte würde könnte". Und vergleiche mit den anderen, mit meinen Freunden die diese unbeschwerte Jugend einfach weiterführen, albern sind, Kinder sind.
Vergleichen ist aber doch einfach für die Katz...

Liebe Tündel,
du bist wirklich eine ganz bewundernswerte Frau und baust noch Angehörige auf. Das ist wirklich einzigartig! Ich schneide mir von dir eine Scheibe ab und versuche das an meine Mutter weiterzugeben.
Wie auch immer es ausgehen mag, ich will sie noch so oft es geht lächeln sehen.

Gute Nacht!
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  #5  
Alt 25.12.2014, 06:31
Jule1967 Jule1967 ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Liebe Tine,
sicher wird deine Mutter sterben. Irgendwann. Wann genau, weiß niemand. Auch die Ärzte nicht.
Und klar kannst du deswegen schon jetzt alles mistig finden, aber vielleicht hat sie ja noch 2,5,10,20 Jahre?
Du bist weder ein Checker noch ein Schwarzmaler, du bist einfach jemand der Angst hat, einen der nahestehendsten Menschen zu verlieren. Weihnachten "ausfallen" zu lassen mag mal kurz was ändern, langfristig würde ich dir aber raten dir Hilfe zu suchen. Sprich mal den Arzt deiner Ma an, Psychoonkologen sind auch für Angehörige da. Die Gespräche haben mir damals sehr geholfen, und ich bin um einiges älter als du.

Du wirst deinen Weg schon finden. Finden müssen. Erwachsen werden. Sich selbst und anderen das Leben schwerer zu machen als es ohnehin schon ist ist jedenfalls der denkbar schlechteste Weg.

Alles Gute für deine Familie und Dich.
Und nein, mir hast du Weihnachten nicht vermiest, bin eh Weichnachtsmuffel.

LG Jule
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  #6  
Alt 25.12.2014, 07:03
Namida Namida ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Liebe Tine,

trotz der schweren Zeit, in der ihr euch befindet, wünsche ich dir und deiner Familie ein schönstmögliches Weihnachtsfest.

Beim Lesen deiner Geschichte kam es mir so manches Mal vor, als läse ich meine eigene Geschichte. Auch meine Mutter hat Eierstockkrebs, FIGO IV mit Pleuraerguss (Erstdiagnose an meinem Geburtstag im letzten Jahr– das werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen). Sie ist in einer sehr guten Klinik anderthalb Stunden von unserem Wohnort entfernt operiert worden, leider nicht tumorfrei. Die darauf folgende 1. Chemo hat nicht wie gewünscht angeschlagen, der Tumormarker stieg quasi sofort nach Ende dieser Chemo wieder an.

Das war letztes Jahr um die Weihnachtszeit herum… Ich schlage mich nun also schon seit etwa einem Jahr mit den düsteren Prognosen der Ärzte herum und habe schon letztes Jahr befürchtet, dass es unser letztes gemeinsames Weihnachten ist… Diese Ängste und Sorgen zermürben einen ganz schön, vor allem, wenn man zudem noch einen stressigen Hausbau und einen Vollzeit-Job an der Backe hat. Auch ich fühle mich an manchen Tagen wie 80. Das kann ich dir gut nachfühlen.

Meine Mutter ist zum Glück dieses Weihnachten immer noch da. Sie hat aber wieder ein schweres Jahr hinter sich und es geht ihr auch nicht gut. Der Krebs hat sich im ganzen Bauchraum ausgebreitet und macht ihrem Magen-Darm-Trakt große Probleme. Seit über einem halben Jahr wird sie parenteral über den Port ernährt und kann ergänzend dazu immer weniger selbst zu sich nehmen. Seit ein paar Tagen isst sie gar nichts mehr selbst, da sie es ohnehin wieder erbrechen würde. Sie ist dünn und zerbrechlich geworden und hat oft Schmerzen. Das mit anzusehen, ist schmerzhaft für uns alle.

Was du über deine Familie schreibst, klingt für mich auch sehr vertraut… Auch meine Schwester ist psychisch labil und würde den Tod meiner Mutter nicht verkraften, auch mein Vater ist, seit ihm klar ist, dass es wohl nichts gibt, was meiner Mutter noch helfen kann, sehr depressiv und hat auch schon geäußert, dass er auch nicht mehr leben will, wenn seine Frau nicht mehr ist… Dieses Szenario macht mir als Tochter natürlich große Angst.

Am Anfang diesen Jahres, als der Tumormarker stieg und stieg, aber im CT noch „nichts Eindeutiges“ zu sehen war, hatte ich genau die gleiche Einstellung wie du jetzt – man muss sich der Realität stellen, Schönreden bringt nichts und Hoffnung zu schöpfen tut nur weh.

Dann ist da aber meine Mutter mit ihrem unglaublichen Kämpfergeist und Überlebenswillen, vor dem ich nur meinen Hut ziehen kann. Und irgendwann stellte sich bei mir der Gedanke ein: Wer bin ich denn, dass ich mir anmaßen könnte, ihr ihren Lebenswillen zu nehmen? Denn würde sich meine Mutter aufgeben, würden sich die Befürchtungen, die mich so sehr quälen, bestimmt noch viel schneller bewahrheiten, wie auch bluecat58 schon schrieb. Und ich bin der Überzeugung, von der mich auch kein Mediziner mit irgendwelchen Studienergebnissen abbringen kann, dass für den Verlauf der Krankheit doch einiges von der Einstellung und vom Lebenswillen des Kranken abhängt.

Und ich für meinen Teil habe lieber eine Mutter, die kämpft und immer noch so viel Positives ausstrahlt, als eine, die sich aufgegeben hat.

Dass die vor uns liegende Zeit weiter nicht einfach sein wird und dass ich mich weiter viel und wohl auch immer mehr um die alltäglichen Dinge bei meinen Eltern kümmern muss und Aufbauarbeit bei Vater und Schwester leisten muss, habe ich akzeptiert. Es hilft ja nichts, darüber zu sinnieren, wann uns was auch immer erwarten wird – wir müssen es sowieso nehmen, wie es kommt. Ich kann nur in dieser Zeit eine bestmögliche Stütze für meine Mutter sein, so dass sie sich sicher sein kann, dass es weiter geht, auch wenn sie gehen muss. Und damit sie das Gefühl hat, dass da noch jemand ist, der an sie glaubt und sie nicht aufgegeben hat. Bei all den frustrierenden Arztgesprächen („Verabschieden Sie sich mal langsam davon, dass es Ihnen je wieder besser gehen wird“, „Sie können nur abwarten, bis es Ihnen noch schlechter geht, und dann versuchen wir noch mal eine andere Chemo“, „Überschätzen Sie nicht unsere Möglichkeiten“…) gibt das meiner Mutter großen Halt. Und ich glaube, auch deine Mutter hätte mehr Kraft, wenn du ihr den Rücken stärkst.

Dafür brauchst du aber auch selbst erst mal Kraft, die du weiter geben kannst. Bei mir war das ein Prozess, der sich über Monate hinzog, bis ich bereit war, ganz aufrecht diesen Weg mit meiner Mutter zu gehen, ohne ihr ihren Lebensmut und ihre Zuversicht zu nehmen. Wenn du Hilfe von außen benötigst, um deine Belastungen zu tragen, hol sie dir. Es gibt Krebs-Beratungsstellen, sicher auch in deiner Nähe, oder Selbsthilfegruppen für Angehörige. Sicher ist das eine Typsache, ob einem so etwas hilft, aber ein Versuch kann ja nicht schaden.

Noch ein paar Zeilen zum Verlust der unbeschwerten Jugend (da ich selbst zwar nicht mehr Mitte zwanzig bin, aber immerhin nur zehn Jährchen älter): Keinesfalls möchte ich schulmeisterlich klingen, aber auch dieser Verlust ist einer, den wir alle irgendwann im Leben durchleiden müssen. Man muss sich verabschieden von der Kindheit, muss selbst Verantwortung übernehmen und akzeptieren, dass irgendwann die Zeit gekommen ist, wo sich die Eltern-Kind-Rolle verändert und man selbst als Kind mehr und mehr für die Eltern sorgen muss. Damit fertig zu werden tut sehr weh, das weiß ich selbst. Vor allem, wenn man sieht, wie glücklich andere Familien sind und wie sehr manche Freunde noch fest und sicher in ihrer behüteten Kind-Rolle verwurzelt sind. Aber man kann auch an Veränderungen, denen man sich stellen muss, wachsen. Eine Wahl haben wir sowieso nicht, und so kann man auch das Beste daraus machen.

Meine Mutter sagt dazu oft ganz passend: „Wichtig ist nur den Kopp oben zu behalten!“

Genau das wünsche ich dir und außerdem viel Kraft für die vor euch liegende Zeit.

Liebe Grüße
Namida
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  #7  
Alt 25.12.2014, 12:27
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Liebe Tinep,

als ich meine Diagnose erhielt war mein eines Baby gerade knapp ein Jahr alt, mein anderes gute Zwei. Der Arzt sprach von 2-3 Jahren, wenn es gut läuft.
ich starte nun in mein 5. Jahr. Krebsfrei war ich in dieser Zeit nur für kurz.

irgendwann werde ich, obwohl noch jung, an dieser Krankheit versterben (oder an etwas anderem).
doch bis dahin hoffe ich auf jede Therapie.

ich habe selbst auch erlebt, dass eine Chemo erst nach der 4. Gabe angeschlagen hat. und während der Chemos war ich halb-tod.
Der derzeitige schlechte Zustand deiner lieben Mama liegt sicher an der Chemo. Die sind soooo anstrengend. und das so kurz hintereinander.
Bei mir selbst ist das auch so: während Chemo-zeiten schaffe ich es manchmal nicht, einen Spaziergang zu schaffen, ich habe es zeitweilig nicht mehr selbst zur Toilette geschafft - aber derzeit "wuppe" ich einen extrem anstrengenden Haushalt quasi ohne HIlfe

Es gibt viele unterschiedlich wirkende Chemo-Kombinationen. Es ist wichtig, dass sich ein Onkologe damit gut auskennt.
Seid IHr in wirklich guten Händen? in einem zertifiziertem Krankenhaus?
Du kannst mir gerne sagen, in welcher Region Ihr wohnt, dann kann ich vielleicht weiterhelfen.

Ihr müsst wirklich in die bestmögliche Behandlung. Das kann JAHRE an Unterschied machen. so habe ich es erfahren und bei meiner Mama war das auch so. Sie hatte Leukämie und der niedergelassenen ONkologe hat kaum mehr etwas wirksames gemacht, er hatte sie aufgegeben. Ich habe sie dann 100 km weiter in ein hämatologisches Uni-assoziiertes Zentrum verfrachtet. Sie hat noch mehrere Jahre mit ihrer Krankheit gelebt.

Mach Dir um deine Schwester und deinen Papa nicht allzu viel Gedanken. Es klingt hart: aber sie sind für sich selbst verantwortlich.

Wichtig bist Du selbst und deine Beziehung zu deiner Mama. Versuche einfach mal dahin zu finden, jeden Tag mit Ihr als Geschenk zu sehen. Und als Chance all das zu tun, was du mit ihr tun magst.
mach die Schönen Dinge, auch mal die Verrückten und freue dich daran.
Die Angst vor einer Zukunft ist keine gute Begleiterin dabei. ich weiss es aus leidvoller eigener ERfahrung.

Ich habe es so gemacht: immer wenn mich schwarze Gedanken umflatterten, die mich zudecken wollten, habe ich mich gezwungen, das Schöne an diesem Tag zu sehen und in den Vordergrund zu zerren.
habe den Fokus meiner Gedanken einfach nur darum kreisen lassen.
Wo toll meine Kinder sind, wie shcön die täglichen Telefonate mit meiner Ma waren, welch ein geschenk meine freie Zeit ist, ..... es gab genug, was ich dann gefunden habe.

Manchmal habe ich mich schwer getan etwas zu finden, dann habe ich mich gezwungen so lange zu suchen bis ich es fand.
nach einer Zeit programmiert man damit seinen Kopf um. Er sucht dann von selbst ....

und wenn es absolut nicht geht, dann such Dir Hilfe bei einem Arzt - selbst ein ganz normaler Hausarzt kann Dir für schwere Zeiten stimmungshebende Medikamente verschreiben. In Extremsituationen darf man das durchaus mal ....


alles Liebe + alles Gute wünscht das
chen
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  #8  
Alt 25.12.2014, 16:48
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Hey Tinep!

Ich denke, dass meine Situation die deiner bisher hier am meisten gleicht... Vielleicht hast du meinen gestrigen Thread "Ich habe Angst, dass..." gelesen?

Ich bin Ende 25 und fühle mich, als wäre ich seit der Krebsdiagnose meiner Mama im März 2013 um 20 Jahre gealtert. Gestern hatten wir wirklich einen schönen Heiligabend, für den ich auch sehr dankbar bin - aber wie so oft hatte ich das Gefühl, dass ich die einzige in der Familie bin, die sich dessen bewusst ist, dass es vermutlich der letzte war. So wie bei dir schmieden alle Zukunftspläne und reden vom nächsten Sommer/Weihnachten/Urlaub und ich denke wie du: "Ich glaube das überhaupt nicht mehr". Ebenso wie du schauspielere ich dann mit, obwohl ich der Meinung bin, dass uns nicht mehr allzu viel Zeit bleibt. Meine Mama ignoriert das Krebsthema so gut sie kann; der Mann meiner Mutter verhält sich manchmal so, als wäre der Krebs eine schlimme Erkältung, die auch wieder weggehen kann; mein Bruder distanziert sich grundsätzlich von emotionalen und schwierigen Themen oder zeigt sich zumindest so; und meine Oma hat kurz nach der Krebsdiagnose ihren Mann verloren (also auch der Vater meiner Mama) und hat daher schon genug zu kämpfen...

Und ich stehe da alleine und setze mich ständig mit dem Krebsthema auseinander und schlage mich mit den Ärzten herum, die mich mit ihrem Gelaber meist genauso aufregen wie dich! Ich fahre auch zu fast jeder Chemo mit ihr (bisher 26) und suche nach neuen Techniken oder Medikamenten oder oder oder.

Mein Zukunfts-Szenario gleicht deinem.
Schlafen kann ich leider schon lange nicht mehr gut.
Wie soll man das aushalten?

Trotz allem liebe Weihnachtsgrüße, Kallirhoe

PS: Woher kommst du ungefähr?
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  #9  
Alt 26.12.2014, 02:18
tinep tinep ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Guten Abend!

Und vielen Dank euch allen, für's auf die Zehen treten. Danke eigentlich vor allem für meine Mama. Denn hauptsächlich wegen eurer guten Worte habe ich es heute geschafft, positiver und endlich mal ein bisschen witzig und locker mit ihr umzugehen, und gleich wirkte sie auch heiterer.

Ich weiß auch nicht so richtig was los ist. Als vor über einem Jahr die Diagnose kam war ich zwar komplett erschüttert, aber ich hab irgendwelche Kraftreserven ausfindig gemacht und meine Mutter immer aufgemuntert, bei allem geholfen was ging und ihr zugeredet, sie soll nicht aufgeben. Und auch um mich habe ich mich besser gekümmert, war auch noch mit Freunden aus und hab auch mal Spaß gehabt.

Jetzt das Rezidiv, kurze Zeit zuvor der Zusammenbruch meiner Schwester (sie hat mich mit heftigsten Nachrichten bombardiert in denen von Selbstmord die Rede war), wieder Weihnachtszeit, Chemo nicht angeschlagen und plötzlich bin ich zum kompletten Lappen mutiert. Gefangen in einem Gedankenkarussell.

@Cosma: Du hast natürlich Recht, dass 26 nicht mehr sehr jung ist. Ich bin erwachsen und unabhängig. Es hat sich im letzten Jahr auch viel verändert im Verhältnis zu meinen Eltern. Manchmal trauere ich der Zeit halt trotzdem nach, nicht, weil ich gern bemuttert werden will.
Mit Unbeschwertheit meinte ich eher diese Naivität, die all meine Freunde noch so haben. Mit der man irgendwie mutiger und spontaner noch auf Dinge zugeht. Blödsinn macht, unbedacht ist, nicht nur Sorgen im Kopf rumfliegen.
Das zermürbt mich eben so, dass dieses "Wird schon schief gehen" einfach weg ist. Ich befürchte nur noch das Schlimmste.

@Namida: Ein tolles Motto hat deine Mama da!
Und noch toller, dass du es doch wohl auch die meiste Zeit schaffst, diesem Motto zu folgen.
Freue mich auch sehr, zu hören, dass deine Mama auch noch dieses Weihnachtsfest mit euch erleben konnte.
"Es so zu nehmen wie es kommt" ist wohl der entscheidende Satz. Ich erinnere mich noch, als meine Oma damals krank wurde, die auch schon seit Jahren meine Opa gepflegt hatte. Sie hat sich kein einziges mal beschwert. Weder als ihr Mann schon sehr früh dement wurde, noch, als sie dann selber Krebs bekam. Für sie war einfach immer klar, dass es eben so ist, wie es ist. Ohne es zu hinterfragen. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit.
Kann deine Schwester denn trotzdem irgendwie richtig realisieren was mit eurer Mama passiert bzw sich eben damit auseinandersetzen? Bei meiner habe ich manchmal den Eindruck, sie dreht sich nur um sich. Pampt meine Mutter zum Teil noch blöd an. Sie ist 44 und noch 5mal kindischer als ich.
Hast du trotzdem ein gutes Verhältnis zu ihr?
Solche Worte von deinem Papa sind sicher hart zu hören. Noch hat er ja seine Frau und wer weiß, vielleicht schafft er es ja auch noch eine andere Haltung zu finden oder geht, wenn es dann soweit sein sollte, doch ganz anders damit um.
Bestimmt gibt es auch für ihn eine Lösung oder Hilfe, um aus diesen Gedanken rauszukommen. Letztes Jahr war mein Vater ähnlich, jetzt habe ich das Gefühl er findet schon an einigen Dingen eine Freude.

Liebes Berliner Engelchen.
Erstmal zu deinem Bildchen: Ihr seid ja mal das süßeste Trio und du wohl das Stehaufmännchen!
Deine Worte sind so souverän, klar und so selbstbestimmt. Ich habe bei mir manchmal das Gefühl, dass mich so eine richtige Wolke umgibt (wie du schreibst, dunkle Gedanken mich zudecken) und diese Wolke dann auch mit diese Texte hier verfasst und manchmal nicht mehr ich selbst.
Ich merke, ich muss wirklich noch wachsen. Wenn ich lese, wie toll du und auch viele andere (siehe Tündel) das meistern, wird mir das hier fast schon peinlich.

Wegen der Behandlung meiner Mutter bin ich jetzt eben stutzig, da sie seit Erstdiagnose nie eine zweite Meinung eingeholt haben. Die OP verlief denke ich gut und sie wurde sogar trotz Lebermetastasen operiert, erste Chemo habe ich mir auch noch keine Gedanken gemacht, die schlug ja zunächst gut an. Aber jetzt wäre es mir doch auch lieber man würde mal zu einem Spezialisten gehen und nicht immer hier im Kleinstadtkrankenhaus rumwurschteln.
Ich bin da halt leider weniger involviert, mein Vater regelt das, da ich seit 2 Jahren in Berlin leben und die Eltern in Baden Württemberg. Um deine Tipps, wäre ich natürlich wahnsinnig dankbar!! Ich werde mich auch jetzt die nächsten Tage reinfuchsen und mit ihnen sprechen.
Danke, dass du mir da auch noch mal zugesprochen hast!
Und Grüße an das schöne Berlin von mir

@Kalliroeh:
Ich wollte dir auch schon antworten, kam aber in den letzten beiden Tagen nicht dazu.
Wir sitzen ja wirklich in einem ähnlichen Boot und die meiste Zeit will ich echt am liebsten abspringen und wegschwimmen. Einfach aussteigen...

Man könnte jetzt darüber nachdenken, ob es besser ist, so wie du, vor Ort zu sein und sich richtig kümmern zu können, dafür aber ständig mit dem Thema konfrontiert zu sein. Oder, so wie ich, inzwischen 600 km entfernt zu wohnen und auch mal "Pause" zu haben, dafür aber ständig Gewissensbisse und natürlich Sehnsucht und Angst, wertvolle Zeit zu verschenken.

Alles irgendwie nicht ideal.

Du sagst auch, du fühlst dich wie 20 Jahre gealtert.
Ich will das irgendwie nicht. Ich bin jetzt 26. Man ist nur einmal 26 und ich will nicht jetzt schon eine Lebenseinstellung haben wie eine durchlebte Oma...
Mein Vater sagt auch immer, er will, dass ich eine lebensmutige Frau bleibe, die trotzdem das Positive sieht und auch mal lustig ist. Wir müssen das irgendwie hinbekommen. Ich hoffe ja, dass ich irgendwann aus dieser Sache vielleicht mitnehmen kann, dass ich das Positive auch mehr spüre. Irgendwie wach gerüttelt werde auch mal wirklich dankbar dafür sein zu können, wenn wieder Zeiten kommen, in denen es besser ist. Das dann schätzen und genießen.

So richtig tolle Tips habe ich leider grade auch nicht, bin selber noch sehr damit beschäftigt, die Situation zu akzeptieren, in kein komplettes Loch zu fallen.
Ich habe einen Therapeuten, der meinte ich muss auch als eine meiner Hauptaufgaben betrachten, für mich zu sorgen. Das soll/muss man. Also beschäftige dich nicht dauernd mit dem Thema Krebs! Nachher gehst du auch noch psychisch ein und dann ist die Katastrophe komplett da. (Ich sag das jetzt so, hab mich die letzten Tage aber eigentlich selber völlig reingesteigert)
Eigentlich sollten wir dieser scheiß Krankheit nicht die Genugtuung geben, auch noch uns mit zu zernagen und jeden Moment einzunehmen.

Geht es deiner Mama denn soweit noch ok? Habe schon gelesen, dass ihr eine schöne Weihnachtszeit habt mit Adventskalender und Plätzchen.



So jetzt hab ich aus Versehen einen Roman verfasst.

Gute Nacht!
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  #10  
Alt 26.12.2014, 10:50
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Tündel Tündel ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Ooooooooooh, oooooooooh, ooooooooooh,

Kleinstadtkrankenhaus

Ob das wohl die richtige Entscheidung war??? Ich bin da nicht wirklich sicher, auch in BaWü gibt es Eierstockkrebs-zertifizierte Krankenhäuser, Heidelberg, Freiburg, mehr fällt mir grad nicht ein......

Du kennst meine Geschichte!
"Inoperabel, nicht heil- aber behandelbar, Sie haben noch ein paar Monate!" und "Wir müssen aufschneiden und nachgucken, obwohl bei Ihnen ja eh nix mehr zu machen ist!"
Ich bin immer noch da, voll leicht boshafter Gedanken, diesen Herren gegenüber, z.B. Pfeffer-Senf-Ketchup-Cilisaucen-Torte als nettes kleines Geschenk für die maßgeblichen Herren!

Niemand kan euch einen Vorwurf machen, wenn du deine Mam einpackelst und mit nach Berlin nimmst, wo mit Prof. S. im Virchoe einer der kompetentesten Chirurgen für EK arbeitet!

Unheilbar...... pffffffffft, mag ja sein, aber auch ein Diabetes ist genau das, unheilbar, macht tot, sogar schneller als Krebs, wenn man ihn nicht gut behandelt!
Unheilbar........ "Puffblubberpuffpuffpuff!" macht mein Ap-li grad, ist Vieles.
Wie schon oben gesagt, deine Mam braucht eine optimistische Tochter, keine zweite, die sich die Haare rauft, jammert und heult! Sie braucht eine, die zupackt!

Nicht, dass du nicht heulen darfst, das darfst du! Du darfst sogar mit deiner Mama heulen, wenn der Zeitpunkt richtig ist!
Aber meistens solltest du das eben nicht vor ihr tun, deine Verzweiflung, die dir auch zusteht, nicht vor ihr breittreten.
Wie gesagt, ich hab meine Mama weggeschickt, ihr gesagt, dass sie heulen darf, aber doch bitte zu Hause, nicht vor mir!!! Verzweifelt war ich selber, von meiner Mama wollte ich Zuversicht, Trost und Zuspruch!

Das ist seeeeeeehr schwer, ich weiß, aber es geht! Nimm dir Raum für deinen Schmerz, deine Angst, deine
Verzweiflung, aber lass sie nicht unbedingt haltlos vor ihr aus!
Wenn SIE es möchte, wird sie mit dir auch darüber reden und DANN ist sie auch bereit, sich mit DEINEN Ängsten auseinanderzusetzen!sie wird dich dann rufen!

Nehmt euch fùr euch Zeit!

Und übrigens, es ist normal, dass du unbeschwert und glücklich dein noch junges Leben genießen willst, es steht dir zu und deine Mamacwill das sicher auch! Nimm dir auch die Zeit abzuschalten, jung zu sein, sich deines Lebens zu freuen, sonst gehst du auch kaputt! Und dann kannst du nicht mehr für deine Mama da
sein, wenn sie dich ruft!

Auch mein Psychodoc fragt mich immer wieder: "Uuuuuuuuund was bitteschön tun Sie sich selber Gutes?" Er hat ja soooooo Recht! Immer die anderen, nie wir selber! Lernen wir, egoistisch zu sein und "Neiiiiiiiin!" zu sagen!

Uffffffffäää, jetzt hab ich schon wieder einen Roman geschrieben!

Machts es gut, genießt eure Zeit zusammen, macht die Köpfe frei!

Servus
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!

Geändert von gitti2002 (26.12.2014 um 12:15 Uhr) Grund: NB
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  #11  
Alt 26.12.2014, 13:53
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Einen schönen letzten Weihnachtstag zusammen

Also zunächst einmal: Ich WILL mich auch nicht so alt fühlen, aber das ist einfach irgendwie passiert...

Jetzt zum großen Thema: "Also beschäftige dich nicht dauernd mit dem Thema Krebs!" Wenn das so leicht wäre! Vielleicht ist das wirklich ein wenig einfacher, wenn man 600km entfernt wohnt. Aber wie Tündel schon sagt: Man muss seine Mum einfach einpacken und mitnehmen. Ich habe meine Mama letztes Jahr eingepackt und bin mit ihr in das 440km von uns entfernte Hamburg zu einem der renommiertesten Ärzte im Bereich BSDK. Er hat Dank seiner jahrelangen Erfahrung während der Op zur Entfernung des Primärtumors Lebermetastasen entdeckt und sogar versucht, sie alle zu entfernen. In meiner Kleinstadt hätte man so eine riskante Op gar nicht erst versucht und Mama einfach wieder zugenäht. Ich bin der Meinung, dass das meiner Mama viel Zeit gebracht hat (auch wenn das keiner sicher sagen kann).

Hinzu kommt, dass meine Kleinstadt es am Anfang total verbockt hat: Meine Mama ist gelb angelaufen, OHNE Schmerzen zu haben. Nach dem Arzt in Hamburg ein eindeutiges Indiz für BSDK. Die Ärzte hier haben es einfach als Gallenprobleme abgetan, der Gallengang wurde 3x!!! operiert, ohne dass sie überhaupt auf die Idee gekommen sind, dass etwas anderes dahinter stecken könnte.

Und aus diesen Gründen WILL ich mich auch weiter damit befassen. Denn eins habe ich im Verlaufe der Krankheit definitiv gelernt: Man muss von sich aus etwas machen! Von nichts, kommt einfach nichts. Immer nachfragen und forschen. Ich mache mir sogar Vorwürfe, dass ich das ganz am Anfang nicht gemacht habe - aber ich weiß auch, dass diese Vorwürfe nicht richtig sind. Habe eben den Ärzten vertraut...

Trotzdem versuche ich mich natürlich nicht jede Sekunde damit zu befassen. Und wenn ich bei Mama bin, wird hauptsächlich nur Alltägliches gemacht und gelacht Und wie Tündel - die ich übrigens natürlich auch sehr bewundere - geschrieben hat: Man darf auch mal mit Mama weinen. Ein Mal haben wir uns richtig zusammen ausgeweint... Das verbindet und ist auch nötig. Aber ich versuche grundsätzlich positiv bei ihr zu sein. Nur an speziellen Tagen, so wie Weihnachten, fällt mir das manchmal wirklich sehr schwer.

In diesem Sinne einen schönen 2. Weihnachtsfeiertag! Kallirhoe

Geändert von gitti2002 (26.12.2014 um 19:58 Uhr) Grund: NB
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  #12  
Alt 05.02.2015, 11:03
tinep tinep ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

hallo,

ich wollte nur einen kurzen Bericht geben, nachdem ich in der Weihnachtszeit wirklich total am Boden war.

Die Chemo bei meiner Mutter hat nach der 3. Gabe tatsächlich doch noch angeschlagen. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.
Heute hatte sie ein CT und laut erster Aussage des Radiologen sind die Metastasen in der Leber wieder weniger geworden. Ich hatte auch, als ich wieder einige Tage bei meinen Eltern war, den Eindruck, dass sie wieder etwas fitter war, mehr gegessen hat und weniger geschlafen.

Ich betrachte das wirklich als großes Geschenk, wie lang auch immer es anhält und wollte doch auch mal noch was Positives schreiben.
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  #13  
Alt 05.02.2015, 19:11
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Liebe Tinep,
ich freu mich mit Euch über etwas mehr gute Lebenszeit.
Dann drücke ich mal die Daumen dass es lange so bleibt, und wenn doch was wiederkommt, dass es noch weitere Optionen gibt.
Dicker Drücker
moni
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #14  
Alt 05.02.2015, 23:42
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Liebe Tinep,

das ist schön. einfach nur schön.
Wieder ein Geschenk. Dann wollen wir mal hoffen, dass die Chemo weiterhin gut wirkt und den Lebermetas zusetzt.
ich selbst hatte auch schon lebermetas, die ich wieder wegbekommen habe.

Weißt du denn, welche Chemo deine Mama gerade macht? Bekommt Sie auch Avastin? Meinst Du, du könntest sie dazu bewegen, einige Dinge zustätzlich = komplementär zur Schulmedizin zu tun?
Gerade wenn die Leber mit im Spiel ist, sehe ich da ein grosses Potenzial, diese zu unterstützen .... bin selbst ein gutes Beispiel dafür.

Wie geht es deiner Psyche mittlerweile? Konntest Du dich wieder etwas fangen oder kämpfst Du immer noch sehr?
Vielleicht hast Du Interesse an einer Gruppe für Angehörige von Krebspatienten? dann schreib mich kurz wg. der Adresse an.

Für dich und deine Mama auch weiterhin nur das Beste wünscht
dat chen
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  #15  
Alt 06.02.2015, 08:23
Lililit Lililit ist offline
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Registriert seit: 29.01.2015
Beiträge: 36
Standard AW: Weihnachten und Schönrednerei

Hallo Tinep,

ich freue mich sehr für euch, es ist schön was positives zu lesen, das gibt einem Selbst auch ein grund auf Hoffnung.

Ich hoffe das es weiterhin so gut anschlägt und ihr gute ergebnisse erzielt.
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