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Alt 02.04.2003, 15:14
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Sie hat den Kampf verloren

Zuzugeben, dass auf Sie der Tod wartet, war für meine Mutter das allerschwierigste.

Meine Mutter ist am 13.März 2002 gestorben. Den Anfang vom Ende hat vor gut acht Jahren der Brustkrebs gemacht, wie bei so vielen Frauen, die jedes Jahr dem Krebs erliegen. Ich möchte hier meine eigene Geschichte erzählen, in der Hoffnung, dass ich anderen, auch jungen Frauen, den Abschied vielleicht ein wenig leichter machen kann. Eigentlich ist es traurig, dass man im normalfall im Laufe seines Lebens irgendwann seine Eltern verliert. Manchmal früher, manchmal später.

Es ist nun über ein Jahr her, dass meine Mutter an den Folgen von Brustkrebs gestorben ist. Es war ein grauenhafter Tag, ausserdem war schönes Wetter, was es für mich nicht gerade einfacher gemacht hätte. Regen hätte wohl meine Stimmung besser unterstrichen. Ich war an diesem Tag nicht mehr ich selber. Ich habe diese ganze Szenerie, diesen ganzen Stress irgendwie von aussen betrachten können. Sie starb um drei Uhr 15 morgens. Ich konnte nicht bei Ihr sein. Konnte mich nicht noch einmal ein letztes Mal von Ihre verabschieden. Als ich am Vormittag in meinem Elternhaus eintraf, war für mich alles so seltsam. Alles war so fremd, es roch alles anders, alles sah anders aus. Ich fühlte mich nicht mehr wie zuhause. Meine Mutter lag auf Ihrem Sterbebett, den Kiefer hochgebunden, die Augen mit nasser Watte bedeckt, damit die Lieder geschlossen blieben. Ich trat zu Ihr ans Bett und machte den Fehler meines Lebens. Ich berührte meine tote Mutter. Ich nachhinein kann ich verstehen warum ich das getan habe, ich wollte mir selber einfach sicher sein, dass Sie wirklich tot war. Ich habe mich dermassen erschrocken, dass ich mich nicht mehr zu Ihr hineingetraut habe. Das letzte mal in meinem Leben sah ich meine Mutter, als man Sie in den hellen Holzsarg gehoben hat und aus dem Haus in den Wagen trug. Das war das letzte mal. Wenn ich auf das letzte Jahr zurückblicke, kann ich gott sei dank sagen, dass der Tod meiner Mutter mich auch stark gemacht hat. Ich habe gelernt, mit mir selber auszukommen, auf mich und meinen Körper und seine Signale zu hören und zu verstehen, was mir gut tut. Jetzt habe ich einen lieben Partner an meiner Seite, ich bin verlobt. Es geht mir gut. Aber all dies kann mir meine liebe Mommy nicht ersetzten. Nichts kann dieses Loch in meinem Leben wieder füllen. Da wird für immer eine Lücke bleiben. Meine Mommy besucht mich oft. Mit dem Wind, oder mit einer wunderschönen Sternennacht. Ab und zu auch im Traum. Es ist wichtig, dass man sich nicht an solche Erlebnisse klammert. Es ist toll Sie zu geniessen. Aber man muss lernen, dass dieser Mensch nicht mehr zurückkommt. Man muss den Tod akzeptieren.

Ich wünsche allen betroffenen viel Kraft, diese teuflische Krankheit zu bekämpfen und zu besiegen. Ich wünsche allen Angehörigen viel Mut, den Betroffenen beizustehen und sie in Ihrem Vorhaben, den Kampf gegen diese Krankheit zu gewinnen, zu bestärken.

Ein lieber Freund hat mir folgendes gesagt:

Nimm das Leben nicht zu ernst; lebend kommst Du da so wie so nicht raus.

In tiefer Verbundenheit

Eure Strenesse21

Strenesse@hotmail.com
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