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  #1  
Alt 03.08.2005, 07:53
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Die Liebe meines Lebens

Mein Liebster Schatz,

heute haben wir unseren 39. Jahrestag, leider mußtest Du am 8.5. diese Welt schon verlassen.

Wir kannten uns schon als Kinder, aber mit 17 hat es uns dann erwischt. Die große Liebe! Natürlich waren unsere Eltern nicht begeistert. Du noch in der Lehre und ich hatte schweres Asthma. Aber es wäre niemand auf der Welt gelungen uns davon abzuhalten, zu heiraten. Nach zwei Jahren war es endlich soweit und der schönste Tag in unserem damaligen Leben brach an. Als wir sagen mußten:" Bis daß der Tod uns scheidet" glaubten wir natürlich daran. Aber daß Du mich so jung verlassen mußtest, hätte ich damals nie geglaubt. Von unseren Freunden ist nur noch ein Paar so lange verheiratet wie wir, die anderen trennten sich alle. Uns hat nun wirklich der Tod erst getrennt, aber Du wirst immer bei mir sein, bis der Tag kommt an dem wir uns wieder sehen werden.

Es ist so schrecklich schwer ohne Dich zu leben. Da sind all die Leute, die schon während Deiner Krankheit und jetzt erst recht kaum wissen, wie sie mit mir sprechen sollen. Da ist die leere Wohnung, noch nie hatte ich in meinem Leben allein gelebt und nun ist da diese große Leere. Da sind all die Momente, in denen ich mir in Gedanken sage, wenn Heinz kommt dann muß ich ihm das gleich erzählen. Bis mir wieder einfällt, daß Du nie mehr kommen wirst. Unsere Tochter ist mir eine große Hilfe und der einzige Grund, warum ich noch leben will. Als sie ein Jahr nach unserer Hochzeit mit 7 Monaten zur Welt kam und wir so große Angst um unser Frühchen haben mußten, da schweißte uns das alle drei für immer zusammen. Sie war immer unser großer Stolz. So vernünftig und begabt und immer für ihre Eltern da. Wir hatten alle drei immer die gleichen Urlaubsinteressen und deshalb fährt sie auch heute noch mit uns in Urlaub mit. Es wird nun sehr schwer werden, wenn wir nächste Woche ohne Dich nach London fliegen werden. Die Stadt die Du so geliebt hast und selbst als Du schon schwer krank warst, hast Du immer noch neue Ecken im Stadtplan gesucht, an denen wir noch nicht waren. Aber ich weiß, Du wirst bei uns sein und neben uns all die neuen Dinge sehen, die Du auch noch nicht kennst.

Deine schwere erste Krebserkrankung 2003 (Tonsillenkarzinom) und dann ein Jahr voller Freude und Spaß und schöner Urlaube und Tagesfahrten und dann 2004 am 23. Dezember die schreckliche Diagnose (Pankreaskarzinom). Ich habe im Thread geschrieben unter "Zuversicht" und viele liebe Angehörige und Betroffene haben mir geschrieben. Als wir uns damals nach der Diagnose ansahen, habe ich in Deinen Augen gesehen, wieviel Angst Du hast und daß es vielleicht diesmal keine Hoffnung mehr gibt. Aber Du hast wieder so tapfer gekämpft und wir beide hatten nochmal Hoffnung geschöpft. Als Du am 8. Mai endlich erlöst warst, da hatte ich erst mal nur eine große Erleichterung verspürt, daß Du endlich nicht mehr leiden mußtest. Aber nach einiger Zeit begann dann die große Verzweiflung. Ich konnte nur noch weinen und man stellt sich immer die Frage, die doch keiner beantworten kann: Warum?
In einer Todesanzeige las ich einen Spruch, der auch auf Dich zutrifft:
Als Gott sah,
daß der Weg zu lang,
der Hügel zu steil
und das Atmen zu schwer wurde,
legte er seinen Arm um Dich
und sprach: "Komm heim".

Ich weiß, daß Du nun an einem Ort bist, an dem es nur noch Frieden und Glück und Gesundheit für Dich gibt. Nie wieder wirst Du dich hetzen oder ärgern müssen und nie mehr Schmerzen leiden. Dein Essen wird nun wieder schmecken und Du kannst mit Freude auf uns schauen und an unserem Leben teilhaben, denn auch für uns bist Du noch immer um uns.

Als wir kürzlich einen Ausflug machten, sah ich am Bahnhof ein kleines Büchlein: "Du fehlst mir so". Mir kamen sofort die Tränen und ich bat unsere Tochter es für mich zu kaufen. Daheim in einer stillen Stunde las ich dann darin und fand einen Spruch, der genau beschreibt, was ich jeden Tag fühle:

Morgens fehlt dein sanfter Kuss,
der meinen Tag willkommen heißt.
Mittags fehlt ein liebes Wort,
mit dem du mich ermunterst.
Abends fehlt das zarte Streicheln,
das mir deine Liebe zeigt.
Nachts da fehlt dein ruhiger Atem,
der mich sicher schlafen läßt.
Du fehlst mir so...

Ja, mein lieber Schatz, nun sehe ich Dich also nur noch auf dem Foto, das Dich wieder gesund und glücklich zeigt und mich vergessen läßt, wie dünn und elend Du am Schluß ausgesehen hattest. Für mich bist Du wieder mein gesunder, starker Fels in der Brandung, der immer für mich da war und mich in meinen schlimmsten Stunden aufbaute und immer zu mir stand, selbst wenn ich mal Mist baute.
Nun werden wir beide vor nichts mehr Angst haben müssen und unsere Liebe wird ewig dauern, auch über den Tod hinaus.

Seit ein paar Tagen, geht es mir nun besser (vielleicht die nächste Stufe der Trauerarbeit?) ich weine nicht mehr (kaum mehr) und kann an Dich denken und alte Fotos ansehen, ohne Tränen und unerträglichen Schmerz. Ich freue mich auf "unser" neues Leben und den Urlaub, denn Du wirst ja immer bei uns sein und genauso viel Spaß haben.

Ich liebe Dich, Heinz

Delia
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  #2  
Alt 20.08.2005, 21:51
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

nun muß ich also als Delia1 schreiben, weil irgend jemand sich im Februar 2005 unter Delia angemeldet hat. Dabei schreibe ich doch schon seit 2003. Na ja, macht ja nichts, du weißt ja, daß ich es bin. Schade nur, daß nun alle meine Artikel nur als "Gast" dastehen.

Nun haben wir also den ersten Uraub ohne dich verbracht. Es war eine herrliche Woche in London. Wir haben so viel gelacht, aber auch so viel geweint. All die Straßen und Plätze, die wir gemeinsam seit 1987 besucht haben und du hast gefehlt. Kein gemeinsames Bier im Pub, kein Spaziergang an der Themse. Unser erster Ausflug nach Southampton, da habe ich die halbe Fahrt geweint, weil ich nicht fassen konnte, daß ich nun allein mit Carina im Zug sitze. Wir saßen am Pier und haben etwas getrunken und aufs Meer geschaut und uns erinnert, wie schön es 2001 war, als du dabei warst. Seit 2001 konnten wir nicht mehr nach England und letztes Jahr hatten wir uns noch gefreut, diesen Sommer zu fahren. Es sollte nicht sein. Obwohl wir meist bei den Fahrten im Zug geweint haben, spürten wir dich doch ganz nah bei uns. Und wir hörten dein Lachen (du hattest uns ja immer gewarnt, daß wir all die Einkäufe selbst schleppen müßten, wenn du mal nicht mehr da bist), als wir ein kleines Boardcase in Hastings kauften, weil wir sonst nicht mehr alles untergebracht hätten. Und natürlich ist ein Zweibettzimmer auch nicht so groß wie ein Dreibettzimmer. Mit dem Essen waren wir auch etwas nachläßiger, als wenn du dabeigewesen wärest. Mal nur etwas Käse und Brot auf einer Parkbank, oder ein Sandwich und kein Abendessen. Nachdem wir dich wirklich ernsthaft mit uns schimpfen hörten, haben wir uns nach drei Tagen zusammengerissen und sind wieder abends brav essen gegangen.

Es war ein schöner Urlaub und wir wissen, daß du weiter auf uns achten und auch viel Vergnügen haben wirst. Aber du fehlst so sehr und wenn es jetzt dann auch schon wieder vier Monate werden, daß du nicht mehr da bist, es kommt mir vor wie gestern.

Nächste Woche werden wir uns mit deinen alten Kollegen treffen und sicher auch viel Spaß haben und du wirst uns lächelnd beobachten.

In zwei Wochen fahren wir nach Italien (wo wir seit 34 Jahren so glückliche Sommerferien verbracht haben) und da werden wir die traurige Nachricht all unseren Freunden überbringen müssen, die noch gar keine Ahnung haben, daß es dich nicht mehr gibt.

Ich liebe dich mein Schatz und weiß, du wirst immer bei mir sein.

Delia
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  #3  
Alt 25.08.2005, 07:14
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

ich habe gestern einen sehr schönen Spruch in der Zeitung gefunden.
Er soll in Franken an einer Kirche im Altmühltal stehen:

"Herrlich ist der Tod,
da ein End der Arbeit,
eine Vollendung des Siegs,
eine Tür des Lebens und
ein Eingang der vollkommenen Sicherheit."

Du bist nun schon durch diese Tür getreten und ich bin noch hier. 39 Jahre hast du für mich und unsere Tochter gesorgt. Harte Jahre und doch schöne Jahre und nun bist du in einer schöneren Welt. Für uns beide dagegen ist es so hart, daß man manchmal nicht weiß, wie es weitergehen soll. Du fehlst uns so. Und gerade in der schlimmsten Zeit der größten Niedergeschlagenheit, bist du plötzlich wieder da und schaust nach uns. Wir haben von Britisch Airways wegen des Streiks 50.000 Meilen geschenkt bekommen. Dafür können wir nun viermal umsonst nach England. Ich glaube also es hat dir sehr gefallen und du willst wieder hin, oder? Wir werden also in der Vorweihnachtszeit nochmal fliegen, du wolltest ja wieder mal die Weihnachtsbeleuchtung in London sehen.

Ich hab dich lieb!

Delia
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  #4  
Alt 31.08.2005, 18:28
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

das ist er nun also, mein erster Geburtsatg ohne dich.

Nun bin ich also bis zum 17.April wieder ein Jahr älter als du. Aber nun bist du ja nicht mehr da. Nun warst du nicht mehr der erste, der mir morgens übers Haar strich, mich küßte und in den Arm nahm und einen schönen Geburtstag wünschte. Nun hat also unsere Tochter diesen Part übernommen. Noch nie haben mich so viele Leute angerufen und mir gratuliert, wie heute. Aber es sind nicht Menschen, die wegen deines Todes sich plötzlich an mich erinnern. Es sind lauter gute Freunde, die anrufen, weil sie wissen, daß dies im Moment sehr wichtig ist. In all den Jahren war es nicht wichtig für einen von uns. Wir alle wußten, daß wir gute Freunde sind, auch wenn die Gratulation mal zu spät kam, aber heute, dachten alle an mich und natürlich auch an dich.

Du fehlst mir so sehr! Hier im Forum sind lauter Menschen, die wissen, wie ich mich fühle. Auch sie haben Menschen verloren, die sie über alles geliebt haben. Und ich liebe dich über alles und für immer. Ich freu mich, daß du am letzten Freitag die Sonne geschickt hast, so daß das Treffen mit deinen Kollegen doch noch im Biergarten stattfinden konnte. Alle meinten, der Karli möchte doch lieber im Biergarten sitzen als in der Wirtschaft und deshalb hat er das schöne Wetter geschickt. Und es waren so schöne Stunden und wir haben alle viel gelacht und du warst für uns alle immer mit dabei.

Heinz, ich liebe dich und du wirst immer bei mir sein.

Delia
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  #5  
Alt 27.09.2005, 20:08
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

das war er also, unser erster Italienurlaub nach 34 Jahren ohne dich.
Wir haben in diesem Urlaub mehr Leid und Freude erlebt, als wir uns hätten vorstellen können. Ganz zu schweigen von den "Dingen" die es gar nicht geben kann und wenn mir jemand anderer davon erzählt hätte, ich könnte es nie glauben, dass so was möglich ist.

Schon bei der Ankunft am Flughafen von Venedig war alles anders als sonst. Es "regnete" zum ersten mal in 34 Jahren. Als würde auch der Himmel mit uns trauern. Auch unser alter Taxifahrer, dessen Frau letzten Mai an Krebs starb war noch sehr traurig und meinte, dass seine Trauer eigentlich immer mehr würde statt weniger.
Während der ganzen Stunde Fahrt hat es geregnet und kurz vor unseremZiel gab es dann noch einen schlimmen Unfall. Vor uns fuhr ein Wagen und ein anderer kam uns entgegen, als ein junger Mopedfahrer noch dazwischen überholen wollte. Wir sahen ihn erst, als das Moped auf die eine Strassenseite flog und er über den Kühler des Wagens vor uns schleuderte. Aber er hatte wirklich jede Menge Glück, denn er konnte sofort aufstehen und es hat ihm wohl auch nichts gefehlt, nur der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Als wir endlich im Dorf ankamen, ging es dann schon los und wir mußten an der Rezeption erzählen, dass du nicht mehr dabei bist und so ging es auch den ganzen Tag weiter. All die Leute die dich 34 Jahre lang kannten und liebten. Uns ging es sehr schlecht und am Liebsten wären wir wieder heimgeflogen. Am Abend dann der leere Stuhl an unserem "Stammtisch" im Restaurant und dann nachts, das leere unbezogene Bett neben mir. Am Morgen als die Sonne mich weckte und ich rübersah, wo du doch eigentlich schon wach gelegen und in einem Buch gelesen hättest. Ich konnte nur noch weinen. Als ich nachher mit Carina sprach gestand sie mir, dass sie in dieser Nacht, genauso wie ich, schreckliche Angstzustände und Beklemmungen hatte. Wir schworen uns, wenn es am dritten Tag nicht besser ist, fliegen wir wieder zurück.

Der zweite Tag war auch nicht sehr leicht, denn wo wir auch hingingen, folgten wir deinen Spuren von all den Jahren, die du auch mit uns dort gelaufen bist. Und immer wieder trafen wir Bekannte, die es noch nicht wußten und entsetzt waren und weinten. Auch das Abendessen an diesem Tag war noch nicht sehr schön. Und als wir zu Bett gingen, dachten wir eigentlich schon an den Rückflug.

Aber am dritten Tag schien beim Aufwachen die Sonne etwas heller zu scheinen und ich hatte ein unglaubliches Glücksgefühl in mir. Als ich zu Carina ging und es ihr erzählte, meinte sie, dass es ihr genauso gehen würde. Auch sie hatte zum ersten mal sehr gut geschlafen und nun das Gefühl es würde ein schöner Urlaub werden. Wir haben plötzlich beide das Gefühl gehabt, als wolltest du nun deinen Urlaub mit uns geniessen. Und wir haben den ganzen Tagesablauf geändert. Sind zum Markt und haben "natürlich" wieder etwas Kleidung gekauft und hörten auch schon wieder von dir :"Na ja ihr müßt es ja schleppen". Dann nachmittags im Ort spazieren und abends nicht ins Restaurant, sondern Pizza al taglio im Stehen gegessen und nachher in der Bar unseres Restaurants ein Weißbier und einen Grappa getrunken. Unser lieber Wirt war so begeistert, dass wir wenigsten noch auf einen Drink reinschauen, dass er den Grappa für uns ausgab. Nach einem sehr schön verbrachten Tag, gingen wir beide glücklich ins Bett. Hätten wir ahnen können, was am nächsten Tag passiert, hätten wir sicher nicht so seelig geschlafen.

Unser vierter Tag begann sehr früh. Schon um halb sieben ans Meer den Sonnenaufgang anschauen und weil es so nett war, liefen wir gleich die paar Kilometer den Strand hinauf bis zur Insel Albarella. Natürlich war es in der Zwischenzeit schon ganz schön heiß geworden und Carina meinte auf dem Rückweg man könne ja im nächsten Ort ein Eis kaufen, wie immer. Ich erklärte ihr, daß ich doch gar kein Geld dabei hätte und sie meinte, dass ich dich doch ersetzten müßte, denn du hattest ja immer etwas Geld in deiner Shorts. Auf meine Antwort, dass ich mich daran auch erst gewöhnen müsse, schaute sie mit einem vorwurfsvollen Blick nach meiner Seite in den Himmel und meinte:" Siehst du Dad, sie kann dich einfach nicht ersetzten und du fehlst auch bei den wirklich wichtigen Dingen. Jetzt gibt’s kein Eis für dein Kindi." Nun liefen wir also in der Hitze weiter den Strand entlang. Bei diesem Strand handelt es sich um einen sogenannten "wilden" Strand, das heißt er wird nicht gepflegt und es gibt da auch kaum Leute nur ab und zu ein paar Spaziergänger. Wir liefen noch ein paar Minuten, als ich am Boden eine angeschwemmte Wurzel sah und darunter etwas rosa silbernes. Als ich Carina darauf hinwies und meinte sie solle es doch mal anschauen, bückte sie sich und hob das Stück Papier auf. Ich sah ihre Verblüffung als sie sie es entfalltete und ihren Blick in den Himmel mit einem :"Danke Dad". Es war ein nagelneuer 10 Euroschein!! Man kann es nicht glauben. Wie und breit war kein Mensch zu sehen und der Schein war auch wirklich ganz neu und schön gefaltet und nicht nass, obwohl der ganze Boden vom Meerwasser patschnass war. Man könnte nun sicher viele Erklärungen finden, aber für uns gab es nur eine. Du wolltest uns eine Freude machen und den Urlaub wieder so richtig mit uns geniessen. Wir haben uns also das Eis doch kaufen können und auch gleich die Einkäufe für mittag und das Gefühl, dass du bei uns bist wurde noch stärker. An diesem Abend sind wir wieder ins Restaurant und der leere Stuhl war plötzlich nicht mehr so leer und der Abend klang wunderschön aus.

Auch am nächsten Tag liefen wir wieder den Strand hoch und unterhielten uns über dich, wir haben seit deinem Tod noch nie so viel über dich geredet wie hier. Ist ja auch kein Wunder Strand rauf und runter sind drei Stunden. Wir waren auf Muschelsuche, weil es in der nacht etwas gestürmt hatte und da findet man oft welche. Aber es gab keine wirklich schönen Muscheln und wir waren schon etwas enttäuscht, als Carina sich plötzlich bückte und meinte:"Schau mal, die sieht ja interessant aus." Sie hielt mir eine Engelsflügelmuschel hin. Die gibt es eigentlich hier gar nicht und wir hatten uns vor vielen Jahren mal eine sehr teuer in England gekauft, weil es sie nur in Amerika und der Südsee gibt. Und nun lag sie hier am Strand von Rosolina Mare. Carina meinte, dass du uns die wohl geschickt hast. Ein kleines Engelsflügelchen. An der Muschel fehlte die Spitze und sie hatte einen kleinen Sprung und Carina meinte:"Siehst du, wie Dad. Er war auch nur ein Mensch und nicht perfekt und hatte auch seine kleinen Fehler und hiermit zeigt er es uns, dass er es auch weiss."

Am letzten Tag sind wir wieder den Strand hoch zum Abschied und haben über dich geredet. Ich war mal wieder sehr traurig, weil du mir ein paar Tage vor deinem Tod Blumen schenken wolltest. Du hattest Carina gebeten, schöne zu besorgen. Doch es gab gerade da keine und du hast zu ihr gesagt, sie solle dann morgen welche besorgen. Leider ging es dir dann so schlecht, dass sie nicht mehr daran dachte und dann hast du uns verlassen. Ich habe die Blumen also nicht mehr rechtzeitig bekommen. Und während wir noch so davon reden und am Strand laufen, bückt Carina sich plötzlich und meint:" Ich glaube Dad möchte dir jetzt seine Blume schenken." Und sie hält mir eine kleine wunderschöne rote Seidenrose entgegen. Und auch sie war total trocken im Sand gelegen, obwohl der Sand nass vom Wasser war und weit und breit kein Mensch zu sehen. Ich hielt die Rose in meinen Händen und sie war wunderschön und ähnelte etwas der kleinen Plastikrose, die du mir bei unserem ersten Oktoberfestbesuch geschossen hattest. All das war zuviel für mich und ich begann hemmungslos zu heulen. Carina meinte, ich solle doch aufhören, weil du uns doch zeigen willst, wie sehr dir der Urlaub gefallen hat. Und wie um es zu bestätigen, erschien in diesem Moment der größte und schönste Regenbogen über dem Meer, den ich je sah. Er ging von einem Ende des Horizonts bis zum anderen. Und Carina meinte, dass du uns nun wohl nach Hause begleiten möchtest. Den ganzen Weg bis Nachhause war er da und er verblasste von hinter uns, so als wolle er uns den Weg nach vorne noch zeigen. Als wir wieder an den belebten Strandteil kamen, standen alle Leute da und staunten über diesen herrlichen Regenbogen. Ich fühlte mich so getröstet und beschützt und wußte, dass auch du diesen Urlaub genossen hast.

Nun sind wir wieder zuhause, aber in meine Trauer mischt sich immer mehr dieGewissheit, dass vielleicht stimmt was schon in alten Büchern steht: Wenn die Liebe sehr groß ist, wird sie auch nach dem Tod nicht enden. Ich glaube, es gibt wirklich Dinge zwischen Himmel und Erde, die man nicht erklären kann. Aber warum sollte man das auch wollen, wenn es so herrliche Dinge sind, wie wir sie erlebt haben.

Bis bald
mein Schatz
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  #6  
Alt 04.10.2005, 08:01
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

heute hätten wir also unseren 37. Hochzeitstag.

Letztes Jahr hatte ich in mein Tagebuch geschrieben: Der schönste Hochzeitstag seit 20 Jahren. Als ob wir geahnt hätten, daß es unser letzter war.

Wir haben so viel erlebt und durchlebt in all diesen Jahren, aber das wichtigste war, daß wir immer zusammengehalten haben. Wir haben zusammen gelacht und auch geweint. Wir haben unser Leben aufgebaut und unsere wunderbare Tochter bekommen und aufwachsen sehen. Ich weiß, daß es dich sehr beruhigt hat, daß sie mir nun beisteht (oder besser gesagt, wir bauen uns gegenseitig auf, jeden Tag aufs neue), aber auch ihr fehlst du so unendlich und im Moment geht es uns beiden nicht sehr gut. Ich habe begonnen, all meine Tagebücher in den Computer zu übertragen, so kann ich sie später einmal Carina auf CD brennen. Wenn sie dann später mal allein ist, kann sie die verrückten Abenteuer ihrer Eltern nachlesen. Ich kann durch dieses Abschreiben auch nochmal unser ganzes Leben nachvollziehen und habe festgestellt, daß mir das im Moment wirklich hilft. Es ist so viel zum Lachen drin. Selbst wenn ich jeden Tag einen Monat abschreibe wird es fast 2 Jahre dauern.

Unser Leben! Wie herrlich war es doch dich lieben zu dürfen und von dir geliebt zu werden. Was für eine untrennbare Einheit waren wir drei gegen den Rest der Welt. Und nun versuchen wir zwei noch zu retten, was zu retten ist. Aber wir danken dir auch, für all die Zeichen die du uns schickst. Wir haben schon festgestellt, daß du immer nur bei einem von uns beiden bist (man kann sich also doch nicht so ganz aufsplitten dort oben ,oder hi,hi!).

Ich liebe dich und du lebst immer noch mit uns jeden Tag. Nur umarmen und küssen kann ich dich nicht mehr und gerade das fehlt mir so. Deine starke Schulter zum anlehnen und deine Backe, die so gut nach deinem Rasierwasser duftet. Aber wenn ich traurig bin, spüre ich immer noch deine Hand, die über mein Haar streicht und deine Augen die mich so lieb ansehen.

Ich werde dich immer lieben, mein Schatz

Deine Frau
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