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  #1  
Alt 01.08.2007, 07:47
Katja11 Katja11 ist offline
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Standard AW: Der Kampf beginnt

Hallo Anke,

mein Papa ist heute genau auf den Tag seit drei Monaten nicht mehr bei uns. Bei Ihm ging es auch so schnell, zwischen Diagnose und seinem Einschlafen lagen auch nur zwei Monate. Ich habe mir anfangs auch "Vorwürfe" gemacht bzw. immer hinterfragt, haben wir irgendetwas falsch gemacht oder hätten wir mehr tun können. Eine weitere Frage war: "Was wäre wenn er eher zum Arzt gegangen wäre?". Diese Frage hat meine Mama anfangs sehr gequält. Aber da es bei Diagnose schon so weit fortgeschritten war und bereits Metastasen in der Leber da waren, standen die Chancen leider sehr schlecht. Mein Papa hat bis zum Schluss alles versucht und gekämpft, bis er für sich entschieden hat dass er so nicht mehr leben will und kann und losgelassen hat. Wäre mein Papa eher zum Arzt gegangen, hätte er einen ewig langen und schweren Behandlungsweg durchlebt und vielleicht hätte er dadurch auch noch etwas mehr Zeit gehabt. Aber die Frage ist, mit welcher Lebensqualität?! So ging es ihm zwar schon vor Diagnose teilweise sehr schlecht, aber er hat sein Leben genossen. Meine Eltern haben noch viel unternommen und eine schöne Zeit verbracht (ohne die Gewissheit, was in den nächsten Monaten passieren würde). Ich kann bis heute noch nicht recht sagen, ob es besser oder schlechter war dass mein Papa sich solange gestreubt hat zum Arzt zu gehen. Man muss es eben immer von zwei Seiten betrachten. Aber ich glaube trotzdem, dass wir und ihr das richtige getan haben. Wir waren immer für unsere Väter da und mehr konnten wir diesmal leider nicht tun.

Und wie du bereits gesagt hast, es gibt nun mal gute und schlechte Tage. Aber Du wirst sehen, die guten Tage werden mit der Zeit wieder mehr werden und die schönen Erinnerungen werden die nicht so Schönen verblassen lassen.
Ich wünsch Dir und deiner Familie Alles Gute für die nächste Zeit.

Katja
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  #2  
Alt 22.08.2007, 13:11
Benutzerbild von Anke LE
Anke LE Anke LE ist offline
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Standard AW: Der Kampf beginnt

Habe gestern zeitgleich Antwort auf meinen Brief bezügl. der Pflege und der Umgehensweise mit Papa und uns als Angehörige erhalten. Und zwar vom Krankenhaus und von der Sächs. Ärztekammer.
Und was soll ich sagen?? Ich bin empört, sprachlos, hab Herzklopfen ohne Ende, mir sind die Tränen gekommen. Ich versteh die Welt nicht mehr .
Das Krankenhaus kommentiert und verdreht die Tatsachen derartig, dass mir die Luft wegblieb. Mama war sprachlos und weinte nur noch. Auf die mangelhafte Pflege wurde nicht im Ansatz eingegangen, alles was an Organisation zwecks Heimpflege, Palliativstation unsererseits in Angriff genommen wurde, kam jetzt angeblich von Seiten des Krankenhauses. Selbstverständlich steht uns das KH für ein Gespräch jederzeit zur Verfügung.
Naja, Mama will nicht, dass ich darauf reagiere. Ich wiederum bin der Ansicht, dass das ungehörig ist, was da an Post kam. Ich möcht nichts weiter, als dass sie sich für ihre mangelnde Fürsorge Papa gegenüber bei Mama entschuldigen. Es ist permanent davon die Rede, dass sie umfassende Gespräche mit viel Einfühlungsvermögen mit Mama und dann auch mit mir geführt haben. Hab ich da irgendwas verpasst? Bin ich plemplem?
Das Schreiben der Ärztekammer war auch entsprechend. Wie heisst es so schön? Eine Krähe hackt der Anderen kein Auge aus.
Bin jetzt hin und her gerissen, was ich tun soll. Mein Umfeld ist auch zwiegespalten. Und ich bin stinkesauer. und zwar sowas von stinkesauer Aber wenn alle gleich in den "Sack" hauen und aufgeben - dann ändert sich doch nie was, oder?

Liebe Grüsse aus Leipzig

Anke
__________________
Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise

Geändert von Anke LE (22.08.2007 um 13:31 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler *schäm*
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  #3  
Alt 07.09.2007, 20:45
schnuckelchen schnuckelchen ist offline
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Standard AW: Der Kampf beginnt

Liebe Anke,

oje oje, habe jetzt erst Deinen Eintrag gelesen. Nein, stimmt nicht, hatte ihn schonmal gelesen, aber nicht registriert. Bin z.Zt. wohl zu sehr mit mir selbst beschäftigt.

TUT MIR LEID

Hast Du inzwischen noch etwas unternommen??? Es ist echt eine Frechheit, aber ja fast zu erwarten gewesen. "Einen Fehler? Wir? NIE!!!"

Deine Mama will sicher einfach nur noch Ruhe, doch auch verständlich!!!
Ich hoffe ansonsten geht es Dir weitestgehend gut.

Ganz dicken Drücker
Anja
__________________
Betroffene: Meine Mum, Baujahr 1943
inoperabler BSDK mit Lebermetastasen, Diagnose 26.06.2007
Für immer eingeschlafen am 16.01.2008
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  #4  
Alt 09.10.2007, 09:32
Benutzerbild von Anke LE
Anke LE Anke LE ist offline
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Beiträge: 182
Standard AW: Der Kampf beginnt

Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder hier in meiner Geschichte.
Es sind heut 3 Monate ohne Papa. Schon? Erst? Irgendwie ist diese Zeitrechnung anders, als wenn ich sage, vor 2 Monaten hatte ich Urlaub.
Ich hab oft meine "moralischen" Zeiten, das kann ein Lied sein - letztens "My Way", das als Trompetensolo bei der Trauerfeier gespielt wurde -, das sind die Spaziergänge bzw. das Pilzesuchen, wo Papa immer mit dabei war. Dann bin ich fassungslos und der Verlust tut so weh. Ich würd Papa so gern noch mal einen Kuß geben, mit ihm lachen und über Mama lästern. Aus und vorbei. Was bleibt sind meine Erinnerungen.
Mama nimmt nächste Woche meine Tochter und deren Freundin für ein paar Tage - bei uns sind Ferien. Wir haben es so gelöst, dass die Mädels tagsüber als Tageskinder auf einem Pferdehof sind, so dass Mama genug Zeit noch hat für sich. Die traurigen Momente können wir beide nicht voraussehen, sie kommen einfach. Ungefragt. Überraschend. Schmerzhaft.
Vor 2 Tagen war ich das 1. Mal allein auf dem Friedhof. Mein Gott, wie das klingt: Friedhof. Ich hab gesagt: ich geh zu Papa. Und er ist auch nicht gestorben, er ist eingeschlafen. Doof, ich weiß, aber "gestorben" klingt so kühl. Am Grab stehen und die Endgültigkeit zu ahnen. Ich mag das nicht!
Heut nachmittag gehen Mama und ich noch mal zum Steinmetz, Schrift"anprobe" auf den Stein. Ob Mama weiß, was heut für ein Tag ist??? Ich werd es ihr nicht sagen.
Der Geburtstag von Mama Ende September - abgehakt. Papa hat gefehlt. Überall. Es war als wenn er jeden Moment aus der Tür kommt und am Grill steht und grillt. Aber da stand "nur" mein Bruder.
Ich mag die letzten Tage niemanden sehen, kaum jemanden sprechen. Ich will nicht, dass man mich so traurig sieht, so daneben. Mag mich nicht erklären. Will unter die Decke krabbeln und erst wieder aufwachen, wenn der Schmerz vorbei ist. Aber wird er jemals vorbei sein? Keine Ahnung. Die Trauer mag ich mit mir ausmachen, die kann ich eh nicht erklären. Ob das verkehrt ist? Tja, das bin halt ich!
Ich hab Papa so lieb gehabt. Vermisse ihn und möcht ihn wieder zurück!

Ich hoffe, Euch Anderen geht es gut: Dir Mariie, Volker, Nils und Deiner Familie, Jörg und Conny, Ute, Anja und all die anderen hier aus dem Forum. Genießt die herbstlichen Sonnentage, lasst Euch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und jagt das Schalentier in die Hölle!

Herzlichst und ein bissl traurig aus Leipzig

Anke
__________________
Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise

Geändert von Anke LE (09.10.2007 um 09:36 Uhr) Grund: Schreibfehler *schäm*
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  #5  
Alt 10.10.2007, 15:20
Miezel Miezel ist offline
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Registriert seit: 12.06.2007
Ort: Leipzig
Beiträge: 146
Standard AW: Der Kampf beginnt

Liebe Anke,

sorry, dass ich mich so wenig melde, aber momentan rast mir einfach die Zeit davon, deshalb lese ich auch nur noch sporadisch im Forum.

Ich denke bzw. weiss es, wenn ich so deine Zeilen lese, dass es mir genau so wie dir gehen wird, da bin ich mir sicher.

Es ist jetzt schon schwer, noch zu Papis Lebzeiten, immer optimistische Stimmung zu verbreiten, er (u. meine Mutti) braucht das aber dringend.

Wenn es aber mal soweit sein wird, dass es ihn nicht gibt, dann wird diese ganze Palette an Gefühlen auch bei mir so sein, das weiss ich u. ich verstehe dich nur zu gut.

Leider kann uns das auch niemand abnehmen, wir müssen da einfach durch, und eventuell in einigen Jahren wird es nicht mehr ganz so weh tun. Ich versuche es zu kompensieren mit dem folgenden Link (aber vielleicht lachst du auch darüber...): http:www.sterbeforschung.de , mir hat es ein wenig geholfen (andere finden es sicher doof).

Und trotz allem glaube ich dann doch, dass niemand "verloren" geht, man kann denjenigen halt nur nicht mehr sehen oder was fragen - und das ist für uns "Dagebliebene" schlimm genug...

Ich drücke dich einfach mal ganz doll u. grüße dich ganz lieb

Ute
__________________
Betroffener: mein Papi (Jahrgang 1930) Diagnose 14.5.07 BSDK mit Lungenmetas inoperabel, Chemo mit Gemzatibin + Tarceva, Zunahme Lungenmetas + Lymphknotenbefall - Chemo wurde im Oktober eingestellt; seit 4.12.07 Lebermetas, zusätzlich Lungenentzündung. Eingeschlafen am 8.12.2007
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  #6  
Alt 09.01.2008, 09:26
Benutzerbild von Anke LE
Anke LE Anke LE ist offline
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Beiträge: 182
Standard AW: Der Kampf beginnt

Sporadisch wie immer schreibe ich bei mir im Thread. Und wieder ist ein Stück Zeit ins Land gegangen, das neue Jahr hat uns bereits wieder voll im Griff - und heut ist Papa seit 6 Monaten nicht mehr da. Das erste Weihnachten ohne ihn und auch Silvester. Gut, wir haben die letzten Jahre nicht mehr gemeinsam diese beiden Tage miteinander verbracht. Meine Eltern wollten da immer für sich sein bzw. sind Silvester immer mit ihren Segelfreunden zusammen gewesen.
Dieses Jahr haben wir uns - wie bereits das Jahr davor - am 2. Feiertag alle zum Weihnachtsbrunch getroffen. Es war schön - aber ich fühlte mich so unvollkommen. Meine Mama hat mir zu Weihnachten eine Karte geschrieben, in der sie sich bedankt dafür, dass ich so für sie beide da war und dass ich ihr so viel Kraft gegeben hab und noch immer gebe. Oh man, das war ein Angriff auf meine Tränendrüsen
Ansonsten geht es uns allen gut, es ist nach wie vor so, dass es manchmal diese "moralischen" Tage gibt und diese uns allen so bekannten "5 Minuten" - wenn Ihr versteht was ich meine

Ich wünsche allen Kämpfern hier ein Sieges-Jahr 2008, das es Euch und Euren Lieben gut geht und Ihr Euch nicht unterkriegen lassen.

Herzlichst aus Leipzig

Anke
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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