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  #1  
Alt 12.01.2009, 08:56
Benutzerbild von mascha2600
mascha2600 mascha2600 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Sch...xxx, einmal falsch geklickt und mein Geschreibsel war weg !
Also nochmal von vorne !!!

Normalerweise bin ich ja im BK-Forum unterwegs, muß mich jetzt hier aber auch mal zu Wort melden !

@Stefan
Ich bin traurig, dass Deiner Frau und Dir nur noch so wenig Zeit geblieben ist und ich war wirklich erschüttert zu lesen, dass sie es nicht "geschafft" hat. Ich wünsche Dir für die kommende Zeit alles Gute und viel Kraft für die kommende Zeit.

@all
Was Stefans Thread anbelangt, kann ich die ganze Aufregung mal wieder nicht verstehen.
Stefan hat lediglich [U]seine[U] Empfindungen resp. Eindrücke geschrieben und sonst nix !
Als meine Mutter vor 22 Jahren an BK starb, wäre ich froh gewesen, hätte es damals schon eine solche Plattform wie den KK - mit solchen Threads wie den von Stefan - gegeben.

Ich glaube, ich hätte meiner Mutter eine "Hilfe" sein können, wenn ich durch meine Unwissenheit, wie eben der Sterbeprozeß bei einem Menschen abläuft, nicht vollkommen paralysiert dagesessen hätte. Denn ich bin davon überzeugt, dass ein Angehöriger nur dann für einen Sterbenden eine Hilfe darstellt, wenn er weiß, wie das Sterben "abläuft". Ich hoffe, Ihr verzeiht mir meine etwas bescheidene Wortwahl, kanns aber nicht besser ausdrücken.

Ich wäre froh gewesen, hätte man mir erklärt, dass sich ein toter Körper eben verändert. So aber war ich vollkommen schockiert, als ich sie 5 Tage nach ihrem Tod nochmals im Sarg liegen sah. Mag sein, dass dies auch mit meinem damaligen Alter (23 J) zusammenhing, aber so wars einfach.

Als meine Mutter dann letztendlich tot war, hatte auch für mich die "Hülle", die letztlich im Sarg lag, nichts mehr mit ihr gemein. In meinen Gedanken - übrigens bis heute - ist sie fröhlich, gesund - schlicht eben die Mutter, wie ich sie gekannt hatte.


Was ich hier auch nicht verstehe, ist einfach, dass der KK ja eine Plattform sein soll, auf welcher die User Gefühle, Gedanken, oder auch Fragen etc. austauschen können.
Vor allem bin ich fest davon überzeugt, dass viele hier solche Empfindungen/Gedanken wie Stefan haben, sich aber nicht getrauen, sie auszusprechen/äußern, denn leider tendiert unsere Gesellschaft daher immer noch dazu, das Sterben an sich immer noch zu "tabuisieren". Klar muß es nicht bei jedem Sterbenden zu "kaffeesatzartigem Erbrechen" usw. kommen. Aber ich halte es für absolut besser, zu wissen was evtl. "kommen könnte" um einfach besser für den Betroffenen da sein zu können.

Schlußendlich kann ich nur sagen, dass ich mir für meinen Teil wünschen würde, dass mein Mann diese Threads hier mal lesen sollte. Denn ich glaube, dass mein Männe - wenn meine Zeit gekommen ist - genauso überfordert sein wird, wie ich damals.
Ich finde jedenfalls die "pragmatische Einstellung" von Stefan gut und würde mir - wie gesagt - wünschen, mein Mann (den ich übrigens sehr sehr liebe) könnte sich davon etwas aneignen.

LG von der "saukalten" Alb
Chris
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  #2  
Alt 12.01.2009, 10:41
Geske Geske ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Liebe Cindy,

ich wünsche Dir Kraft und auch Zuversicht auf Deinen schweren Weg, gleich zwei Dir nahestehende Personen in so kurzen zeitlichen Abständen begleiten zu müssen.
Wenn sich Dein Thread auch so anders entwickelt hat, wie Du es nicht für möglich gehalten hättest, vielleicht sind Dir die vielen Beiträge von Angehörigen auch eine Hilfe, so wie bei mir die Schilderungen von Töchtern im Angehörigenforum vor längerer Zeit dafür gesorgt haben, dass ich beim Sterben meines Mannes nicht in Panik geraten bin. - Leider waren der ambulante Palliativdienst einer örtlichen Diakoniestation und der Hausarzt nicht so hilfreich.

Liebe Grüße
Geske
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  #3  
Alt 12.01.2009, 14:12
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Chris,

Zitat:
Zitat von mascha2600 Beitrag anzeigen
Was ich hier auch nicht verstehe, ist einfach, dass der KK ja eine Plattform sein soll, auf welcher die User Gefühle, Gedanken, oder auch Fragen etc. austauschen können.
Das Thema Sterben ist sehr sensibel. Auch (oder besser: besonders) hier. Nicht nur die Sterbephase, sondern auch die Zeit davor. Die vom Erhalt des Todesurteils / der "Restlebenszeitprognose" bis zum Tod. Und Angehörige tun sich damit oft sehr viel schwerer als die Betroffenen selbst - die nun leider oft nicht mehr in der Lage sind, sich hier zu äußern.

Zitat:
Zitat von Karin B. Beitrag anzeigen
Außerdem bekam ich einige PN`S, dass das geschmacklos sei, und ich würde mit so einer Frage bei vielen die Hoffnung nehmen.
Ich habe da ähnlich traurige Erfahrungen gemacht. Vor langer Zeit war ich so naiv, hier in den KK-Foren im Lungenkrebs-Forum eine Frage zu stellen, die mir eigentlich recht harmlos schien. Nämlich, ob jemand der Anwesenden die Krebsbehandlung bei Lungenkrebs für sich abgelehnt hat (bzw. einen Angehörigen kennt, der das getan hat). Die Überlebensstatistik bei diesem Krebs ist nunmal miserabel, und in dem Zusammenhang hat mich interessiert, ob sich jemand bewusst dafür entschieden hat, seine letzten Lebensmonate lieber Zuhause zu verbringen statt in Kliniken mit Chemo usw.

Gegen den Sturm der Entrüstung, der darauf hin losbrach, ist die Entwicklung dieses threads nur ein laues Lüftchen im Wasserglas. Die Antworten öffentlich und per mail waren ziemlich drastisch. Was mir immer noch nachhaltig in Erinnerung ist, ist die Antwort einer Angehörigen, die verkündete: WIR WOLLEN LEBEN !!! Und dieses Leben-Wollen schloß offensichtlich ein, das über das Sterben-Müssen nicht gesprochen werden darf.

Das hat mich sehr gewundert, weil ich solche Tabus aus dem Brustkrebs-Forum nicht kannte. Und dann ist mir irgendwann aufgefallen, warum das so ist. Weil Betroffene mit einem Krebs wie BK, mit dem frau noch recht lange selbständig leben kann, und dessen Heilungschancen sehr gut sind, sich überwiegend noch selbst in den Foren zu Wort melden. In Foren zu Krebsarten, die häufig schnell tödlich verlaufen (wie LK), finden sich dagegen ganz überwiegend Angehörige.

Und die Angehörigen sind meiner Erfahrung nach sehr viel empfindlicher gegenüber der Wahrheit als die Betroffenen selbst. Ist mir auch nachvollziehbar. Wenn meine Frau gerade an LK stirbt, und ich genau weiss, dass sie nur noch 3 Monate hat... was würde ich dann lieber tun, als die Augen davor zu schließen, WIR WOLLEN LEBEN !!! (wobei ich mit 'wir' natürlich 'ich' als Hinterbliebener meine...) zu rufen und sämtliche Themen, die mir 'die Hoffnung nehmen' könnten, sofort in Grund und Boden zu verdammen. Und ich würde auch nichts davon lesen wollen, wie unschön das Sterben manchmal sein kann. Menschlich ist mir das sehr wohl nachvollziehbar.

Andererseits: tut sich wirklich jemand einen Gefallen, die Augen vor dem Unabwendbaren zu verschließen? Im BK-Forum hier gibt es einen riesig langen thread mit dem Titel "Die dümmsten Sprüche". Da findet sich mit schöner Regelmäßigkeit all das wieder, was Angehörigen und Umwelt einfällt, um sich die Lage schönzureden, statt sich mit der Realität auseinanderzusetzen. Wohlgemerkt: _nicht_ den Betroffenen, sondern den Angehörigen. All das, was meine Frau und ich uns in den letzten 2 Jahren auch zur Genüge haben anhören müssen. Da darf man den Mut nicht verliefen, der liebe Gott wird's schon richten, das wird schon alles nicht so schlimm, bloss nicht den Kopf hängen lassen, viele überleben das ja auch, da braucht man einfach Kampfeswillen... usw. usf. Bis hin zu ganz widerlich instinktlosen Äußerungen wie: wer Krebs hat ist selbst schuld, der hat wohl falsch / ungesund gelebt; schämen sie sich nicht, sich so todkrank in der Öffentlichkeit zu zeigen, was sollen die Leute da denken; du hast es gut, du musst morgen nicht zur Arbeit gehen, sondern kannst ausschlafen; im Rollstuhl rumgefahren werden möchte ich auch gerne mal; gib' doch deine Frau ins Heim, wieso belastest du dich damit; usw. usf.

Erst seit ich begriffen habe, welche Funktion solche Einstellungen und statements für Angehörige und Mitwelt haben, rege ich mich weniger darüber auf. Das sind einfach Schutzmechanismen, um so eine schreckliche Krankheit und die Konsequenzen, die man bei anderen mitunter hautnah miterleben muss, menschlich nicht an sich heranzulassen. Psychologen haben bestimmt Fachbegriffe für diese Strategie. Verständlich ist mir schon, dass viele Menschen - besonders Angehörige - Leid, Schmerz, Sterben, Tod, Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung, Einsamkeit, Versagensängste, Schuldgefühle einfach verdrängen _müssen_. Weil sie sonst wahrscheinlich im Alltag ziemlich schnell zusammenbrechen würden. Sich der Wahrheit zu verschließen, ist mitunter vielleicht einfach lebens-notwendig. Weil es ganz individuelle Grenzen für das gibt, was ein Mensch ertragen kann.

Daraus mache ich niemandem einen Vorwurf. Böse werde ich nur, wenn manche Menschen andere, für die es die bessere Lösung ist, offen über etwas zu sprechen, was die Umwelt nur schwer ertragen kann, deswegen angreifen. Bzw., indem sie einen auf moralisch machen, ihnen über den Umweg von 'Sitte und Anstand' den Mund verbieten wollen. Nach dem Motto "muss doch nicht sein, über so unangenehme Dinge zu sprechen; will doch keiner lesen, und belastet nur und nimmt die Hoffnung". Nein, muss nicht sein, darüber zu sprechen. Ist aber auch nicht verboten, und manchen hilft es vielleicht sogar.

Und dass dieser thread trotz aller Widrigkeiten manchem hilft und das darüber Reden Erleichterung verschafft, das erfüllt mich mit Freude. Tabus brechen ist doch gar nicht so schlimm, wenn man merkt, dass auch zig andere das schon längst gerne getan hätten, sich aber nur nicht getraut haben. Und ich denke: sich zu trauen, das muss hier in dieser Atmoshpäre unter "Gleichgesinnten" niemand bereuen. Zum Glück!

Viele Grüße,
Stefan
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  #4  
Alt 12.01.2009, 15:39
Cindy 69 Cindy 69 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo an alle !

Auch ich habe versucht meine Mutter zu Hause zu pflegen, nachdem wir letztes Jahr erfahren hatten, dass sie Lungenkrebs hat und bereits Hirnmetastasen im Mai/08. Sie hat sich ausschließlich für Bestrahlungen entschieden. Chemo hat sie grundsätzlich abgelehnt und dabei blieb sie auch. Ihr Hausarzt hat ihr übrigens zu dieser mutigen Entscheidung gratuliert. Mit Chemo hätte sie diese Lebensqualität nicht gehabt. Und zum Tod führt diese Krankheit, das wussten wir ja alle. Ihr Arzt sagte uns, sie würde Frühjahr 09 sicher nicht mehr erleben...

Wir haben meine Mutter im Juli/08 bei uns aufgenommen. (Wir, bedeuted: Ich, mein Mann, und meine beiden Kinder 5 und 13 Jahre, in unserer Wohnung). Ich habe mir damals unendlich viel vorgenommen und ich wollte alles schaffen zusätzlich zu meiner Arbeit. Habe mich im Insulin spritzen einweisen lassen, dass sie 3 x täglich erhalten musste, von der Körperpflege ganz zu schweigen.
Dann habe ich sie in einem Hospitz ganz in der Nähe angemeldet und auf eine sogenannte Warteliste setzen lassen. Ich dachte mir, für den Notfall...
Von dem ich aber irgendwie nicht ausgegangen bin, weil ich ja alles schaffen wollte bis zum Ende...
Es vergingen 3 Monate bei uns zu Hause und die liebe Cindy war psychisch und physisch so ziemlich kaputt. Wir haben dann Anfang Oktober/08 entschieden, dass wir sie bei uns nicht mehr weiter pflegen können. Eine Welt stürtzte zum 2. Mal für mich ein. Das erste Mal Weltzusammenbruch war als wir März/08 die Diagnose: Lungenkrebs erhalten hatten.
Schweren Herzens übergaben wir sie in ein Pflegeheim, von dem wir wussten, dass sie gut versorgt wird. (Ein Bekannter hat dort die Pflegeleitung).
Ich habe mich gefühlt... kann gar nicht recht beschreiben wie... Als hätte ich versagt, indem was ich doch eigentlich hätte schaffen müssen.
Habe lange gebraucht, bis ich es akzeptieren konnte, meine Mama in ein Heim gebracht zu haben...
Dann der Tod meiner Oma am 22.12.08, worüber ich mit meiner Mutter nicht mehr sprechen konnte, da sie zwischenzeitlich völlig verwirrt und vom Lungenkrebs gezeichnet ist. Phasen von Aggressionen verbunden mit Schreien und Lachen wechseln sich ab, und wären nun von uns nicht mehr zu bewältigen gewesen. Erst recht nicht wegen unseren beiden Kindern...
Auch ich denke viel über den Tod nach. Denke mir, dass es kein sanftes und ruhiges Einschlafen wird, aufgrund ihrer Krankheit. Ich weiss nicht was uns erwartet und wie es kommt... Ich weiss nur, dass es kommt. Und das bald. Das macht unruhig und sensibel zugleich. Aber ihr wisst das alles ja nur zu gut.
Alle, die die Kraft und die Möglichkeit besitzen, ihre Angehörigen zu Hause bis in den Tod zu begleiten... Ich habe die grösste Hochachtung !
Mir war es leider nicht möglich...

Danke, dass ihr die Kraft besitzt darüber zu schreiben...

Herzlichst
Cindy
__________________
Meine geliebte Oma: 04.02.1916 - 22.12.08
Meine geliebte Mama: 07.04.1950 - 22.01.09

Menschenleben sind wie Blätter die von Bäumen fallen,
all unsere Liebe vermag es nicht zu verhindern...
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  #5  
Alt 13.01.2009, 08:05
vont vont ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo an @ und hallo liebe Cindy,
ich finde diese Beiträge hier sehr gut und hoffe das sie auch bei vielen anderen neue Denkwege freimachen.
Was ich bei der Pflege meines Vaters immer wieder erlebt habe war, das wir einfach überfordert waren und Hilfe gebraucht hätten. Mein Papa hat am Anfang als die Diagnose kam ganz klar gesagt, dass er gern zu Hause bleiben möchte und wir haben alles dafür getan.
Jeder von uns hat so ein Ideal im Kopf ob der geliebte Mensch zu Hause oder im Pflegeheim sterben soll. Dieses Ideal blockiert aber sehr. Natürlich ist es schön wenn dieses Ideal stattfinden kann und es ein ruhiges humanes Sterben ermöglicht.
Für mich hat sich vieles verändert. Ich glaube mein Ideal von einem humanen Sterben unter allen Umständen zu Hause hat sich gewandelt. Ich sehe das heute sehr viel differenzierter. Heute denke ich human und würdig heisst nicht nur dem Wunsch des geliebten Menschen nachzugehen sondern vor allem eine möglicht optimale Pflege zu sichern in der die Familie sich entspannen kann, Zeit füreinander hat. Auch noch Zeit hat die Nähe das Anderen zu genießen ohne Angst ständig etwas falsch zu machen. Wenn das heißt es geht nur in einer pflegenden Einrichtung oder auch das ein ambulanter Pflegedienst eingeschaltet wird finde ich das völlig ok. In dieser Zeit geht es doch hauptsächlich darum dem Menschen der einem so viel bedeutet jede Erleichterung zu ermöglichen. Für meinen Papa hätte ich alles getan und ich denke es geht den meisten von euch ähnlich. Das Wichtigste ist doch, egal wo es stattfindet, das eine gute Pflege organisiert ist, der Mensch so wenig wie möglich leidet und das die Angehörigen möglichst ohne zusätzlichen Stress für ihn da sind und seine Wünsche erfüllen können.
Ich konnte soviel Zeit mit meinem Papa verbringen und mit ihm reden oder einfach nur bei ihm sein das es heute für mich völlig egal ist ob er zuhause war oder in einer Pflegeinrichtung.
Ich hoffe, das war nicht zu verworren.
Yvonne
__________________
Mein geliebter Papa
ist seit dem 02.08.2008 auf der anderen Seite des Weges
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  #6  
Alt 13.01.2009, 12:58
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo liebe Cindy,

nicht jeder Familie hat die Möglichkeit, einen schwerkranken Angehörigen zuhause zu pflegen. Denn, um das zu bewerkstelligen, müssen viele Voraussetzungen stimmen: Es muß genügend Wohnraum, Zeit und Geld vorhanden sein etc.pp.

Ihr, Deine Familie und Du, habt sogar versucht, Deine Mutter bei Euch daheim u versorgen. Das finde ich wahnsinnig toll. Daß Ihr und insbesondere Du dann irgendwann an Euere Grenzen gekommen seid, ist sehr verständlich. Ich finde es prima, daß Ihr das rechtzeitig erkannt habt und daß Ihr Deine Mutter dann in ein gut geführtes Pflegeheim gegeben habt.

Das war mit Sicherheit das Beste, was Ihr für sie habt machen können.


Hallo lieber Stefan,

ich möchte Dir meine ehrliche Anteilnahme zum Tod Deiner Frau aussprechen. So traurig es auch ist, daß sie nun gegangen ist, so schön ist es doch, daß Du sie auf ihrem letzten Weg bis zum Ende hast begleiten können.

Ich hoffe sehr, weiterhin hier von Dir lesen zu können. Denn Deine lebendige Ausdrucksweise gefällt mir sehr.

Dir von Herzen alles, alles Gute.

Liebe Grüße
Kyria
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  #7  
Alt 13.01.2009, 16:28
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo an Alle,
habe mir alle Beiträge, teilweise mit Gänsehaut, durchgelesen und weiß überhaupt nicht wo ich mit meinen Gedanken dazu ansetzen kann!

Liebe Cindy,
Deine Mutter ist ganz bestimmt gut in ihrer jetzigen Einrichtung aufgehoben!
Mache Dir keine Vorwürfe. Auch wenn das Sterben, wie die Geburt ein natürlicher Prozess ist, so muss man doch unterscheiden können.
Deine Mutter ist durch ihre Hirnmetastasen in ihrer Persönlichkeit gestört, teilweise nicht einschätzbar, dass kann für sie, aber auch für Euch gefährlich werden (was für ein schrecklicher Ausdruck).

Auch meine Mutter starb an Lungenkrebs, allerdings für diese Erkrankung doch recht friedlich, aber eben auch nicht zuhause, sondern im Krankenhaus.
Sie fiel zuhause einfach um, mein Bruder und mein Vater riefen den RTW und somit verstarb sie leider im Krankenhaus.
Hört sich viel zu sachlich an, aber es sind bis heute noch sehr viele Gefühle im Spiel.

Lieber Stefan,
was Du erleben musstest bei dem schmerzlichen Ende Deiner Frau, geht schon sehr hart an die eigenen Grenzen!
Wie schön für Deine Frau, dass sie nicht alleine war, dass sie einen Mann an ihrer Seite hatte, der das alles so gut meistern konnte, dass zeigt Deine Liebe zu ihr. Mir tut es sowas von leid, dass der Abschied nicht humaner von statten gehen konnte, für Euch beide.
Auch wenn Du sehr "taff" erscheinst, so hoffe ich nicht Dir zu nahe zu treten wenn ich Dir rate, Dir doch Hilfe zu holen um das alles besser verarbeiten zu können.
Der emotionale Absturz kommt oft erst später, aber dann recht heftig. Diese letzten Bilder, beim "Heimgang" Deiner Frau werden Dich lange verfolgen.
Wir, mein Bruder und ich, haben unsere Mutter verloren, Du aber Deine Ehefrau.
Mein Bruder stürzte ab, ins Bodenlose, da er die letzten Bilder nicht verarbeiten konnte. 3,5 Jahre ging es ihm schlecht, jetzt fängt er sich langsam wieder. Von mir werde ich gar nicht schreiben.
Es ist Deine ganz eigene Entscheidung, aber wenn Du merkst, Du kommst damit nicht zurecht, dann würde ich mir wirklich rechtzeitig Hilfe holen.
Für die Zukunft wünsche ich Dir wirklich alles Gute!

Dir, liebe Cindy, wünsche ich viel Kraft für das was noch vor Euch liegt!
Liebe Grüße
Sanne
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  #8  
Alt 13.01.2009, 17:35
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo,

auch ich möchte noch einen Gedanken hier einbringen, der mir wichtig ist:

Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, daß würdevolles Sterben nicht nur zuhause, sondern auch im Krankenhaus und im Pflegeheim möglich sein kann.

Meinen Exmann, den Vater meiner Töchter haben meine Töchter und ich auf der Intensivstation bis zu seinem Tod begleitet. Da gab es Tag und Nacht offene Türen für alle Angehörigen, liebevolle, sachkundige Betreuung durch das Pflegepersonal und kompetente Ärzte als Ansprechpartner. Mein Exmann hätte zuhause nicht friedlicher, humaner und mehr in Würde sterben können, als dort im Krankenhaus.

Zwei andere Menschen, die mir sehr nahe standen, waren in Pflegeheimen, als ihre letzte Stunde gekommen war. Auch dort konnten wir als Angehörige in der Endphase zu jeder Stunde, auch noch um Mitternacht zu Besuch kommen, auch dort bekamen wir jegliche erdenkliche Unterstützung (bis hin zu stärkendem Kaffee!) und auch dort konnten die beiden schwerkranken Menschen in Ruhe, Frieden und Würde hinübergehen.

Ich denke, daß es wichtig ist, als Angehöriger da zu sein, wenn der Todkranke das braucht. Um dem Sterbenden Begleitung, Unterstützung, Ruhe und Sicherheit für diesen letzten, schweren Schritt geben zu können. Wo diese Begleitung letztendlich stattfindet, ob zuhause, im Krankenhaus, im Hospiz oder im Pflegeheim, halte ich für zweitrangig. Denn als Angehöriger hat man auch im Krankenhaus oder Pflegeheim viele Möglichkeiten, dem Sterbenden den Übergang so erträglich wie nur möglich zu machen: Seine Hand halten, den Schweiß abwischen, ihm Mut zusprechen, einfach da sein. Nicht von der Seite zu weichen, dann, wenn es hart wird.

Liebe Grüße
Kyria
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  #9  
Alt 13.01.2009, 18:25
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo ihr alle zusammen...

Mein Papa starb zu Hause,
1) weil er es gerne wollte,er hat sich gegen einen weiteren Krankenhausaufenthalt gesträubt....und
2) weil wir eine optimale Unterstützung hatten zu jeder Tages und Nachtzeit.

Der Cousin und Freund meines Vaters ist selber Arzt und somit für uns immer erreichbar gewesen.
Unser Hausarzt hat sich leider nicht um unseren Vater gekümmert( ),er war einmal da und sagte nur, er soll ins KH .
Aber das hat mein Vater konzequent abgelehnt...
Er wollte sterben, und er wollte zu Hause sterben....
Wir haben also ein Pflegebett organisiert,und einen Pflegedienst der morgens kam.
Der zweite "medizinische Engel" war eine Tante meiner Mutter,(eine Altenpflegerin)die zu jeder Tages und Nachzeit zu uns kam,uns half das Bett neu zu beziehen,die Pflegestufe mit uns beantragte,uns die Adresse eines mobilen Hospitzdienstes gab und uns immer moralisch das Gefühl gab,dass wir es schon richtig und gut machten....

Es war eine schwere und harte Zeit und ohne diesen beiden Menschen hätten wir es nicht geschafft ,Papa zu Hause in den Tod begleiten zu können.
Wie oft stand ich mit dem Telefon in der Hand und wollte den Notarzt rufen....
Unser Arzt hat mich davon jedesmal erfolgreich abhalten können...
Er sagte, das dann eine Maschinerie in Gange käme,die wir nicht mehr beeinflussen hätten können...
(ihr wißt ,was ich meine ...Intnsivstadion,Magensonde ,Sauerstoff,das ganze Programm...)
Nein,Papa hätte das nicht gewollt und so ist er zu Hause im Beisein seiner Frau und seines ältesten Sohnes verstorben.

Ich denke ,jede Familie muss für sich entscheiden,welcher Weg der Beste ist .
Das wichtigste ist doch das sie schmerzfrei bleiben(soweit das möglich ist)
und ihre Lieben um sich haben....Denn das spüren sie genau,davon bin ich überzeugt.
Und egal,wo das nun ist...
Zuhause,im KH ,im Pflegeheim, auf der Palliativ ,oder im Hospitz...
Man muss sich nur sicher sein,in dem was man tut,sonst bricht das Chaos über einen ein
Und dieser Thread hier tut eine Menge dazu,das man sich sicher sein kann,das Beste für den Sterbenden zu machen....

Einen schönen Abend...
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
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  #10  
Alt 13.01.2009, 18:25
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Kyria,

Zitat:
Zitat von Kyria Beitrag anzeigen
Wo diese Begleitung letztendlich stattfindet, ob zuhause, im Krankenhaus, im Hospiz oder im Pflegeheim, halte ich für zweitrangig.
Denke ich auch, solange man versucht, den Wunsch des Sterbenden soweit möglich zu berücksichtigen. Und das auch aushalten / organisieren / finanzieren kann. Und im Falle der stationären Pflege die Institution aufgeschlossen ist. Leider habe ich in der Hinsicht schon des öfteren Negatives gehört (u.a. von Uni-Kliniken). Mein Frau war im Erstberuf Krankenschwester, hat auch Altenpflege und häusliche Pflege gemacht. Und ich denke, dass auch die Erfahrungen, die sie da (vor langer Zeit, ist heute hoffentlich anders) gemacht hat, sie zu dem festen Willen gebracht haben, wenn irgend möglich Zuhause zu sterben.

Es gibt natürlich mitunter medizinische Notwendigkeiten, bei denen kein Weg an einem stationären Aufenthalt vorbei geht. Meine Frau hat in den Monaten vor ihrem Tod z.B. eine Reihe von Bluttransfusionen bekommen. Sowas geht nur in der Klinik, nicht Zuhause. Und wenn ihr das geholfen / ihr Leiden erleichtert hätte, dann wäre sie aus diesem einfachen Grund vielleicht in der Klinik geblieben. Aber weil das nicht mehr der Fall war, musste sie diese Entscheidung nicht treffen.

Hallo Sanne,

Zitat:
Zitat von sanne2 Beitrag anzeigen
Auch wenn Du sehr "taff" erscheinst, so hoffe ich nicht Dir zu nahe zu treten wenn ich Dir rate, Dir doch Hilfe zu holen um das alles besser verarbeiten zu können.
Du trittst mir nicht zu nahe. "Erscheinst" ist genau richtig. Ich habe, wie wohl die meisten, mehrere Persönlichkeiten. Eine im Netz, eine andere privat. Was nicht heisst, dass ich mich hier absichtlich verstelle und etwas darzustellen versuche, was ich nicht bin (hoffe ich zumindest nicht, dass ich das tue).

Es heisst aber, dass ich hier nicht alles von mir offenbare. Und v.a. mit Tränen, Leid und Verzweiflung erstmal lieber allein bin, bevor ich darüber nach einiger Zeit - wenn sich das etwas gesetzt hat und ich "rational" darüber sprechen kann - "nach aussen" gehe. Und vor dem Netz / den KK-Foren komme erstmal ich mit mir allein und Hündchen, dann gute Freunde und dann "Profis", denen ich am Telefon oder persönlich die Hucke vollheule. Freitag werde ich das in einer Doppelstunde bei der besten Psychotherapeutin der Welt tun (die ich seit 7 Jahren kenne).D ie Gynäkologin und die Maltherapeutin meiner Frau muss ich nur anrufen, um dort einen "Hinterbliebenen-Termin" zu bekommen. Die Unterstützung ist da, und ich werde sie auch nutzen, wenn es notwendig ist.

Wie schwer und lange die Trauerphase wird, weiss ich im Moment beim besten Willen nicht. Noch ist sie nicht da, und ich mag darüber auch nicht vorab spekulieren. Dass sie kommen wird, und dass sie richtig schwer wird, darauf verwette ich meinen Arsch. Und wenn ich nicht die Gewissheit hätte, dass es dann viele hilfreiche Menschen gibt, an die ich mich immer und mit allem wenden kann... dann hätte ich davor noch viel mehr Schiss, als ich sowieso schon habe :-/

Aber von meinen zutiefst "intimen" Gefühlen, der "echten" Qual, Einsamkeit und Verzweiflung, wird man hier oder sonstwo im Netz erst lesen, wenn sie durch den "Filter" in meinem Kopf gegangen und halbwegs "vernünftig" geäußert werden können. Der wichtige Kern gehört mir, den lege ich nicht im Netz offen. Ist kein böser Wille oder Schauspielerei, sondern einfach die Art und Weise, wie ich am besten mit meinen Gefühlen umgehen kann.

Viele Grüße,
Stefan
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