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  #1  
Alt 22.04.2008, 13:25
Daylana Daylana ist offline
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Registriert seit: 21.04.2008
Beiträge: 10
Standard Meinen Papa hats nun auch getroffen...

Hallo ihr Lieben,

ich verfolge nun seit ein paar Tagen alles, was hier so im Forum passiert. Dieser Text hier ist in den letzten Stunden entstanden und bisher wusste ich nicht, ob ich es reinschreiben soll oder nicht. Aber nun hab ich mal meinen Mut zusammengefasst. Vielleicht könnt ihr mir helfen.
Mein Papa hat Krebs Nun suche ich überall nach Informationen, um mehr zu erfahren, obwohl ich ja eigentlich schon fast alles weiß. Oder eben auch nicht...

All das hat angefangen ca. im Februar. Mein Papa war seitdem immer öfter müde, schlapp und fing mit einer leichten Erkältung an. Die Erkältung wurde schlimmer und der erste Verdacht fiel auf Bronchitis. Auch eine erste Diagnose sprach klar dafür. Da meine Eltern Mitte März nach Rhodos fliegen wollten, dachten sie, dass die Bronchitis sicher auch durch den Klimawechsel besser werden würde. Aber das war leider nicht so. Mein Papa ist schwächer geworden, hat tagsüber viel geschlafen. Meine Mama hat sich schon da ziemlich Sorgen gemacht, aber man denkt ja auch nicht an sowas schlimmes.
Nach dem Urlaub ging es meinem Papa immer schlechter. Er ist ein Mensch, der nicht untätig herum sitzen kann und hat auch krank wie er war im Garten mitgeholfen und seinen Job weiter gemacht. Dabei ist ihm immer öfter schwarz vor Augen geworden und er war gezwungen damit aufzuhören. Einen Tag nachdem meine Eltern aus dem Urlaub zurück kamen, ist mein Papa zum Hausarzt gegangen. Der hat sofort ein Röntgenbild angeordnet und meinen Papa weitergewiesen.

Dann kam der erste Schock: Auf dem Röntgenbild war etwas zu sehen. Sofort wurden weitere Termine mit einem Lungenfacharzt gemacht und ein CT sowie eine erste Bronchialendoskopie durchgeführt. Ergebnisse: kein normaler, Raucher-Lungenkrebs, aber ein vergrößerter Lymphknoten von 2-3cm. Nebenbei hatte mein Papa eine schlimme Nasen-Nebenhöhlen-Entzündung, die erstmal erfolgreich bekämpft wurde.
Uns war klar: jetzt kommt es drauf an, ob gutartig oder bösartig. Meine Eltern, mein Bruder und ich haben gehofft er sei nur gutartig und man müsse ihn nur rausoperieren. Dann kam der zweite Schock: Diagnose: Bösartig

Da ich letztes Jahr von meinen Eltern weggezogen bin und nun 300km weiter weg wohne, war es schwer das alles übers Telefon zu hören, aber wir haben uns immer gegenseitig Mut gemacht. Dann kam letzte Woche der Anruf von meiner Mutter: Papa kommt am Mittwoch ins Krankenhaus und wird am Donnerstag operiert. Ich hab sofort Urlaub genommen und bin ohne das Wissen meines Vaters hingefahren.

Eigentlich dachten wir, sie würden den Tumor rausoperieren, aber wider erwartens kam ich im Krankenhaus an und bekam die Nachricht, dass nur eine weitere Gewebeprobe entnommen wurde.
Dann ging es auf die Intensivstation, wo mein Papa einen Tag nach der OP liegen musste. Er hat sich so gefreut, wo er mich gesehen hat und ich hab gemerkt, dass es ihm unheimlich wichtig war.
Es war ein kleiner Schock für mich, als ich meinen Papa da im Intensivbett liegen sah. Überall Schläuche und er schien mir so fremd. Sein ganzes Gesicht war angeschwollen und er konnte kaum sprechen. Aber als ich seine AUgen und sein Lächeln gesehen habe, wusste ich, dass das nur mein Papa sein konnte. Ich habe mich an den Anblick schnell gewöhnt, habe Witze mit ihm und meinem Bruder gemacht und wir haben gelacht.

Dann kam irgendwann der Arzt mit der Visite. Meine Mutter hat ihn gefragt, ob sie noch was gesehen hätten - Antwort: Naja nur der Tumor, der aus mehreren kleinen Knoten besteht. Also wieder: Warten auf das Ergebnis.
Diese ständige Warten war eine Qual. Meine Mutter hat mich später gefragt, ob ich auch das Gefühl hatte, der Arzt wüsste mehr und wollte es nur nicht sagen. Und ja auch ich hatte das Gefühl.

Am nächsten Tag wurde mein Papa auf eine normale Station verlegt - ein großer Fortschritt in meinen Augen. Meine Mum und ich haben auf der Station auf ihn gewartet und waren dann noch ein paar Stunden bei ihm. Insgesamt war meine Mutter viel im Krankenhaus bei meinem Papa. Es hat beiden geholfen und meine Mutter hat immer positiv gedacht. Auch jetzt noch glaubt sie daran, dass mein Papa mit Chemo und Strahlentherapie geheilt werden kann und sie noch 20 Jahre zusammen haben.

Dann am Samstag war meine Mutter schon im Krankenhaus, als ich bei meinen Eltern zuhause am Rechner saß und einige Dinge erledigt habe. Ich wollte dann mit meinem Bruder und seiner Freundin später ins Krankenhaus fahren. Plötzlich kam mein Bruder und meinte ich solle sofort mit ins Krankenhaus kommen. Meine Mum hätte gerade angerufen und der Arzt hätte ihr eine schlimme Nachricht überbracht. Wir sind sofort losgeflitzt und mussten meinen Papa den ganzen Tag vorspielen, als wüssten wir nichts. Für Sonntag war dann ein Gespräch zwischen den Ärzten, meiner Mama, meinem Bruder und mir ausgemacht. Also Bangen bis Sonntag, um noch einmal vom Arzt die schreckliche Nachricht zu hören:

Der Tumor sitzt zwischen den beiden Lungenflügeln und hinter der Lunge, habe sich sogar schon an einen der Lungenflügel angedockt. Er hat allen Platz ausgefüllt, den er finden konnte Diagnose: nicht operierbar.
Der Tumor drückt auf die Arterie, die den Blutfluß zwischen Herz und Gehirn macht. Nur durch Chemo und Bestrahlung könnten wir ihn immer wieder etwas eindämmen und Zeit verschaffen. "Hoffen tun wir immer", sagte der Arzt, aber gleichzeitig sagte er uns, wir sollen uns keine zu großen Hoffnungen machen.
Auch dieser Tag wurde mit Lügen verbracht, da der Arzt es meinem Vater erst sagen möchte, wenn das Ergebnis der Feingewebsprobe da ist. Er hat sogar extra hinterher telefoniert, damit der Vorgang beschleunigt wird.
Als meine Mutter nach dem Gespräch rausgegangen ist, habe ich mich an den Arzt gewandt. Ich sagte ihm, dass ich nun zurück nach Hause fahren müsste und die Wahrheit wissen muss - wie akut lebensbedrohlich ist es...
Er sagte mir, es sei nicht so, als würde mein Papa in einer oder zwei Wochen sterben, aber man könne auch nur von einem halben bis einem dreiviertel Jahr ausgehen
An diesem Tag bin ich zurück nach Hause gefahren und musste mich mit einer Lüge von meinem Papa verabschieden.

Die Heimfahrt war schwer, aber ich habe meinen Freund, mit dem ich seit einem Jahr zusammen lebe, der auf mich wartete und mich trösten konnte. Ohne meinen Freund würde ich es glaube ich nicht schaffen, stark zu sein für meinen Papa und meine Mutter. Mein Bruder ohne seine Freundin sicher auch nur schwer. Aber immer wenn ich meinen Papa besucht habe, waren die bösen Gedanken wie weggewischt. Ich habe mich gefreut zu sehen, dass es ihm besser ging.

Im Moment vermisse ich ihn sehr. Gestern, der erste Tag, wo ich meinen Papa nicht besuchen konnte, war es schwer. Heute habe ich ihm dann eine guten-Morgen-SMS geschrieben und ihm gesagt, dass ich ihn ganz doll lieb habe. Ich hab mich gefreut, als er zurückschrieb, dass er heute aufstehen und herumgehen darf, da nun alle Schläuche und Gerät soweit ab sind. Bis gestern hatte er noch seine Drainage und die Rückenmarks-PDA liegen, aber das kam gestern weg.
Der Arzt sagte uns auch, dass Wasser gefunden wurde - obs es nun direkt in der Lunge war oder so weiß ich nicht mehr. Aber ich weiß, dass es nicht gut ist.

Hoffen tun wir immer noch alle, aber es hört sich alles nicht gut an. Mir gehen soviele Gedanken durch den Kopf und ich weiß nicht mehr, was ich tun kann. Für mich steht fest, dass ich soviel Zeit wie möglich noch mit meinem Papa verbringen möchte. Überall lese ich immer wieder von Menschen, bei denen die Chemo gut angesprungen ist und die noch Jahre dazu bekommen haben. Ich weiß nicht, ob das bei meinem Papa auch so sein könnte, aber ich hoffe

Im Moment versuche ich mich in die Arbeit zu stürzen, aber helfen tut es nicht wirklich. Denn ich muss immer an meinem Papa denken und daran, was er tut und sagt, wenn er das Ergebnis erfährt. Nun sitze ich hier und warte auf den Anruf. Den einen Anruf, der sagt, ob es noch Metastasen gibt.

Der Arzt hat uns geraten, alle Fragen die wir haben immer gleich aufzuschreiben. Und ich tue das auch. Auch das Reden mit meinem Freund und meinem Bruder hilft mir, aber die Angst vor der Reaktion meines Vaters ist groß. Die Angst, dass ich hier sein könnte und nicht mehr rechtzeitig zu meinem Papa komme, wenn was ist... mich nicht verabschieden kann oder so...

Ich bin der Mensch, der sehr emotional ist und schnell anfängt zu weinen, aber nun ist mir klar geworden, dass es viel schlimmeres gibt, als die Sachen, wo man sich früher Sorgen drüber gemacht und geweint hat.

Der Text ist nun so lang geworden und ich habe nichtmal alles geschrieben, was mir durch den Kopf geht. Mein Papa ist doch noch so verdammt jung (wird im Juni 56) und nun scheint es so, als würde er nichtmal mein Studium, die Hochzeiten meines Bruders und mir, Enkelkinder und ja nichtmal das nächste Weihnachten erleben
Ich könnte die ganze Zeit weinen, aber ich versuche stark zu sein, zu hoffen und nicht aufzugeben.

Danke an alle, die nun tatsächlich alles gelesen haben und sry dass es so lang geworden ist, aber es hilft, dass alles aufzuschreiben. Im Moment denke ich daran, dass mein Bruder und vielleicht sogar mein Papa in diesem Forum herumstöbern und das hier lesen. Ich hoffe, dass es nicht so ist, denn dann würde ich vielleicht nicht mehr so stark sein in ihren Augen, wie ich es die ganze Zeit versuche.

In diesem Sinne,
Daylana
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  #2  
Alt 22.04.2008, 13:26
Daylana Daylana ist offline
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Beiträge: 10
Standard AW: Meinen Papa hats nun auch getroffen...

Ich habe gerade mit meiner Mum telefoniert. Das Ergebnis der letzten Untersuchung liegt noch nicht vor. Vielleicht ja heute Nachmittag - mal schauen... Mein Papa weiß nun, was er hat und er sagt, der Tumor kriegt ihn so schnell nicht klein. Mein Papa ist eben stark! Und meine Mama auch. Sie hat immerhin die Kraft gehabt es ihm nun doch zu sagen, bevor es der Arzt getan hat. Bin echt stolz auf meine Eltern!

Noch eine Frage: Kann mir jemand irgendeine Klinik sagen, wo man vielleicht noch operieren würde oder wo ihr besonders gute Erfahrungen gemacht habt? Ist egal wo. Ich such auch schon immer alles ab, aber Erfahrungsberichte gibt es ja auch nicht auf den Seiten der Kliniken.

Daylana
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  #3  
Alt 22.04.2008, 13:45
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Beiträge: 1.348
Standard AW: Meinen Papa hats nun auch getroffen...

Hallo Daylana,
lass Dich erstmal umarmen und willkommen im Forum.Es tut mir schrecklich leid das auch Eure Familie betroffen ist.Leider gibt es keine Gebrauchsanweisung und auch keinen Kompass wie man mit dieser Situation umgehen kann,soll oder muß.
Es ist aber sehr schön das Dein Papa den Mut nicht aufgibt,beim Kämpfen kannst Du ihm sicher sehr viel helfen ,auch wenn man manchmal meint die Kraft dafür nicht zu haben.
Ich wünsche Dir,das Du genauso viel Hilfe hier bekommst wie ich sie selber auch erfahren habe.

Ich schicke Dir ein großes Kraftpaket,verliere nicht den Mut
LG Lissi
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Franz Kafka

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  #4  
Alt 22.04.2008, 14:44
Bianca1981 Bianca1981 ist offline
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Ort: Bochum
Beiträge: 23
Standard AW: Meinen Papa hats nun auch getroffen...

Hallo Daylana,

ich heiße dich auch hier im Forum willkommen, wenn auch zu traurigem Anlaß.

Ich hoffe für euch alle das ihr bald eine Nachricht bekommt und dann vielleicht wißt wie es weiter gehen wird.
Eine Klinikempfehlung kann ich dir nicht geben. Tut mir leid.

Ich weiß sehr gut wie du dich fühlst, hilflos und doch will man kämpfen! Und glaube mir das k#mpfen macht dich stark! Es wird dir helfen mit der schwere der Erkrankung deines Vaters "klarzukommen". So geht es zumindestens mir gerade, denn ich bin in einer sehr sehr ähnlichen Situation.

Ich dich ganz lieb und drücke euch die Daumen das ihr bald weitere, hoffentlich bessere, Nachrichten bekommt!!!
__________________
Viele liebe Grüße

Bianca
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  #5  
Alt 22.04.2008, 23:10
Daylana Daylana ist offline
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Registriert seit: 21.04.2008
Beiträge: 10
Standard AW: Meinen Papa hats nun auch getroffen...

Ganz ganz lieben Dank euch beiden, euch auch beide ganz doll!!

Mein Bruder und ich surfen viel im Internet und sammeln Informationen, sind dabei auf weitere Möglichkeiten gestoßen. Aber es bringt ja auch nichts, wenn man sich alle möglichen Arten anliest und sich verrückt macht. Allerdings klingt eine Art sehr plausibel für mich

Aber es bleibt wohl nichts anderes als abzuwarten. Das Ergebnis kam heute Nachmittag leider auch nicht. Ich hoffe dann morgen. Morgen darf mein Papa ja auch wieder nach Hause. Glaube das gibt meinen Eltern nochmal mehr Kraft.

Ich wünsche euch einen einigermaßen angenehmen Abend,
Daylana
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  #6  
Alt 23.04.2008, 10:45
Daylana Daylana ist offline
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Registriert seit: 21.04.2008
Beiträge: 10
Standard AW: Meinen Papa hats nun auch getroffen...

Endlich mal eine etwas positivere Nachricht: Ergebnis der Feingewebeprobe ist da: Das Gewebe des Tumors ist therapierbar!!

Damit haben wir einige Wochen, wenn nicht sogar Monate dazu gewonnen. Der Körper wird auf die Chemo und Strahlentherapie anspringen

Sonnige Grüße
Daylana
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