Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 24.05.2005, 18:42
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Liebe Gitte,
danke für Deine e-mail.Ich hänge auch wieder in einem ziemlichen Tief. War jetzt mit meiner Schwester ein paar Tage in der Toskana.Dachte Ablenkung ist gut. Die Reise war auch sehr schön. Doch es tat sehr weh, wenn ich die Pärchen im Bus sitzen sah. Da wird einem bewußt, wie sehr man seinen Partner vermisst.Wir haben die gleichen Gefühle. Auch ich trage mich mit dem Gedanken ein neues Bett zu kaufen, doch es ist im Schrankelement integriert und unser Schlafzimmer ist noch nicht alt. Außerdem kann ich mir kein neues vorerst leisten, da ich keine Witwenrente bekomme. Finanziell ist bei uns alles im Moment sehr knapp, da ich ein Haus abzuzahlen habe und einiges mit den Bauspardarlehen schief ging. Aber irgendwie werde ich das schaffen. Auch ich mache mir große Sorgen um meinen Sohn. Er ist 23 Jahre und spricht auch nicht über das Thema. Ich glaube, er will mich schonen. Er hat seit einem 3/4 Jahr massive gesundheitliche Probleme und in seiner Firma hat man kein Verständnis für seine Situation.So kann es sein, dass sein befristeter Arbeitsvertrag nächstes Jahr nicht verlängert wird.Buch lesen geht bei mir auch nicht, ich gehe nur heulend durchs Haus, bin die ganze Zeit nur am schuften,habe den ganzen Tag den Fernseher an, dass ich Stimmen höre. Schlafe nur mit Tabletten ein paar Stunden.
Ja ich habe mich für einen Grabstein entschieden, der bis Mitte Juni fertig sein wird. Der Vorschlag von Christina mit deinen Söhnen in Urlaub zu fahren, finde ich gut. Vielleicht öffnen sie sich dir unter diesen anderen Verhältnissen.
Ich kann nicht sagen, dass ich Hassgefühle habe, aber ich frage jeden Tag,warum das alles so kommen musste.Mein Mann war ein so liebenswerter Mensch, der immer nur an die anderen gedacht hat. Er hat sich lieber Unrecht antun lassen, als dass er auf sein Recht gepocht hätte.Und andere, die rauchen, saufen und ihre Familie tyrannisieren, die dürfen sorglos weiterleben.Das finde ich so ungerecht.
Aber wir müssen weiterleben und stark für unsere Kinder sein.
Irgendwie werden wir es schaffen. Da bin ich mir ganz sicher.
Ich wünsche dir und deinen Kindern viel Kraft und würde mich wieder über eine e-mail von dir freuen.
Beate
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 25.05.2005, 08:07
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Liebe Beate,
ich kenne eine Frau die ist 95 und möchte seit 15 Jahren sterben (obwohl sie noch echt fit ist). Als mein Papa seinen Krebs bekam dachte ich auch: warum er und nicht sie? Inzwischen kenne ich aber auch 2 Frauen die Mitte 30 an Krebs gestorben sind und beide 2 Kinder unter 5 Jahren hatten.Da änderte sich meine Sicht auf die Dinge. Die Kinder werden kaum Erinnerungen an ihre Mütter haben und als Halbwaisen aufwachsen. Obwohl für einen selbst die Krankheit und der Tod der eigenen Angehörigen am schlimmsten ist gibt es immer Fälle die (rein objektiv gesehen) noch tragischer und ungerechter sind.....
Bitte denkt jetzt nicht: die redet (bzw. schreibt) viel schlau daher. Ich wünsche Euch, daß Ihr Euren Schmerz bald überwinden könnt und wieder das Schöne am Leben seht.
Liebe Grüße
Christina
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 25.05.2005, 23:34
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Hallo Beate ,
daß mit dem Urlaub fahren ist momentan so gut wie unmöglich. Mein Vater ist nach einem Herzstillstand im Wachkomma und daß wird sich auch nicht mehr ändern. Da seine Pflege sehr aufwendig ist kann ich meine Mutter nicht lange alleine lassen. An Pfingsten war ich aber mit meinem kleinen im Europapark. Ich habe im das kurz nach dem Tod meines Mannes versprochen. Als es so weit war wäre ich doch lieber zu Hause geblieben aber Stefan hat sich so gefreut daß ich es nicht übers Herz gebracht habe. Aber mir ging es wie dir Beate, war die ganze Zeit den Tränen nah. Es tut halt sehr weh wenn man die anderen Paar sieht.
Ich will dir nicht zu nahe treten aber warum bekommst du keine Witwenrente? Das du zusätzlich noch finanzielle Probleme hast finde ich sehr schlimm. Ich bewundere deine positive Einstelle ich glaube du bist trotz allem eine starke Frau und du schaffst das auch. Das es deinem Sohn nicht so gut geht tut mir leid. Es ist einfach schlimm daß die Jungs nicht darüber reden wollen. Ich glaube auch daß sie uns schonen wollen. Auch mein Mann war ein sehr liebenswerten Mensch. Er hat sehr viel gearbeitet (wir haben ein kleines Fuhrunternehmen) und freute sich schon auf die Zeit wenn unser Großer so weit ist und mitarbeitet. Wir hatte so viele Pläne und wollten endlich mehr Zeit für uns haben. Jetzt hänge ich mit meinem Sohn alleine im Geschäft und kämpfe um unsere Existenz. Wie du siehst haben wir beide ähnliche Probleme aber ich denke ebenfalls daß wir es schaffen. Wir haben ja keine andere Wahl.
Wünsche dir und deinem Sohn ebenfalls viel Kraft. Für uns werden auch wieder bessere Zeiten kommen.
Liebe Grüße
Gitte
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 25.05.2005, 23:57
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Hallo Christina,
kann mir sehr gut vorstellen wie es dir momentan geht. Es ist wirklich schlimm wenn man so zusehen muß und nicht helfen kann. Aber gib die Hoffnung nicht auf. Es gibt immer wieder Krebspatienen die obwohl sie sehr krank waren wieder gesund wurden. In Urlaub fahren geht leider nicht wegen meines Vaters. Im Nov. 03 fiel er nach einer Reanimation ins Wachkomma. 2 Wochen später erfuhren wir dann daß bei meinem Mann der Krebs zurückgekehrt ist(nach nur 5 Monaten). Beide Männer lagen wochenlang in 2 verschiedenen Krankenhäusern. Das ganze Jahr 2004 bestand fast nur aus Krankenhaus fahren, Bestrahlungen. Mein Vater kam dann im März als 100 % Pflegefall nach Hause, mein Mann war ab Sept. ebenfalls ein Pflegefall.
Da beide eine Luftröhrenkanülle hatten mußten meine Mutter und ich extra einen Kurs mitmachen. Dort lernte man uns das Absaugen, lagern u.s.w.
Vielleich kannst du jetzt besser verstehen warum ich manchmal Haßgefühle habe.
Mir wäre jetzt wirklich mal nach Tapetenwechsel. Leider ist aber mein Vater zusätzlich noch Diabetiker. Meine Mutter schafft es nicht ihm Insulin zu spritzen darum muß ich tägl. spätestens 20.30 Uhr zu Hause sein um daß zu erledigen.
Jetzt habe ich eigentlich mehr geschrieben als ich wollte aber ich glaube ihr müßt daß wissen um mich besser zu verstehen.
Deinem Vater wünsche ich alles gut
Gitte
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 26.05.2005, 11:16
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Hallo Gitte,
das mit Deinem Vater tut mir leid.Da ist es natürlich schwer mal in Urlaub zu fahren, auch wenn man könnte,wäre man nie richtig weg.Meine Schwester und ich kümmern uns auch um unseren Vater, da meine Mutter vor 5 Jahren an ALS gestorben ist. Wir haben sie zuvor 4 Jahre lang gepflegt.Sie war total gelähmt,konnte gar nichts mehr. Sie war auch ihr Leben lang für alle anderen da, wollte gerade mal anfangen zu "leben",dann brach die Krankheit aus.Und du musst machtlos daneben stehen und zusehen, wie einer dahinsiecht.Mein Vater hat zu hohen Blutdruck,man muss ständig ihn an seine Medikamente erinnern.Ist ein recht schwieriger nögliger Mann. Wir können ihn auch nie all zulange allein lassen.Aber das ist ein Klacks gegen das, was Du durchmachst.
Ich bekomme keine Witwenrente, weil ich zu viel verdiene.Wollte eigentlich schon vor einem Jahr mein Deputat kürzen, aber das kann ich jetzt vergessen.
Würde zwar dann Rente bekommen, aber zu wenig, um den Ausgleich zu haben. Man wird nur noch vom Staat ausgenutzt.Da die Belastung für das Haus fast gleich hoch ist,bin ich jetzt am knapsen.Aber ich werde es schon irgendwie schaffen.
Hoffe, dass es Dir und Deinen Söhnen bald besser geht und Du Euren kleinen Betrieb aufrechterhalten kannst.
Weiterhin viel Kraft und Kopf hoch.
Beate
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 26.05.2005, 22:09
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Hallo Beate,
du hast aber auch schon einiges hinter dir und ich bin nicht der Meinung das das nur ein Klacks ist. Ich muß ehrlich sagen ich bewundere dich wie du das alles so schaffst. Du bist da wieder so ein typischer Fall - der jenige der arbeitet wird vom Staat dafür bestraft. Ich drück dir auf jeden Fall den Daumen daß es wenigstens deinem Sohn wieder besser geht und sein Arbeitsvertrag verlängert wird. Du schreibst dein Vater ist ein schwieriger Mensch, bei mir ist es meine Mutter. Sie ist auch sehr nörglerisch und hadert mit ihrem Schicksal. Wenn ich einmal einen Tag habe an dem es mir etwas besser geht dann zieht sie mich mit ihren Gejammere wieder runter. Ist es bei dir auch schlimmer wenn das Wetter so schön ist? Ich denke wir haben beide sehr viel Arbeit. Ich persöhnlich bin eigentlich froh darüber denn es lenkt mich etwas ab. Bei uns ist heute ein Feiertag und ich bin froh wenn er vorbei ist.
Liebe Grüße und ebenfalls viel Kraft
Gitte
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 27.05.2005, 23:24
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Liebe Gitte,
ich glaube wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Alles was du schreibst geht mir genauso im Kopf herum.Arbeit ist für mich die beste Ablenkung. Ich misste jeden Tag etwas anderes aus. Habe fast alle Sachen von meinem Mann schon weg,kann es nicht sehen.Nur von einigen Dingen konnte ich mich nicht trennen.z.B.seinen Hochzeitsanzug.Mein Sohn hat sich auch einige Sachen ausgesucht als Erinnerung.Es tut zwar furchtbar weh die Dinge wegzugeben, doch es tut mir mehr weh,sie ständig vor Augen zu haben.Ruhe ist für mich das reinste Gift.Habe mir fest vorgenommen,so viel wie möglich zu "leben",wer weiß was als nächstes auf mich zu kommt.Ich versuche alle negativen Gedanken sofort weg zu scheuchen,indem ich das Positive mir ständig vor Augen halte.Die Frage "Warum" stelle ich mir jetzt nicht mehr, weil man ja doch keine Antwort darauf bekommt.Irgendwie wird das Leben schon weiter gehen,fühle mich sehr allein, doch wenn ich am Heulen bin, dann kommt mein Sohn und nimmt mich in den Arm und sagt:"Wir schaffen das". Er ist durch die Krankheit meines Mannes so erwachsen und vernünfig geworden.Und mein Mann sagte immer bzw. schrieb mir auf:"Kopf hoch,du bist zwar meine Kleine,aber wahnsinnig stark." Und das muss ich jetzt beweisen.Wenn ich mich gehen lasse,ist keinem gedient und mein Mann hätte das nicht gewollt.Das gibt mir Kraft alles zu überwinden.
Alles Gute und Kopf hoch
Beate
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 01.06.2005, 16:09
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Hallo Beate,
ich glaube auch wir sind uns sehr ähnlich. Auch ich konnte die Sachen meines Mannes einfach nicht mehr sehen und habe sie auf den Speicher in einen leeren Schrank geräumt. Sein Hochzeitsanzug wurde ihm angezogen. Mein großer Sohn wollte die Halskette (mit einem Kreuz). Mein jüngster bekam die Lieblingsjacke meisen Mannes. Sìe passt ihm sehr gut aber jedesmal wenn er sie anzieht könnte ich losheulen. Aber ich will ihm die Freude nicht verderben. Die Frage "warum" habe ich dem Priester auf der Palliativstaion gestellt. Er meinte darauf ob es mir überhaupt helfen würde wenn ich daß wüßte. Ich denke es würde mir auch nicht weiterbringen.
Du schreibst dein Sohn ist durch die Krankheit deines Mannes erwachsen geworden. Das gleich habe auch ich bei meinen Söhnen festgestellt.
Mein Mann schrieb Ihnen sie sollten auf mich aufpassen. Sie haben sich daß so zu Herzen genommen daß ich mich von Ihnen bevormundet fühlte. Ich konnte keine eigene Entscheidung mehr treffen. Vor kurzem hatte ich mit den beiden eine Aussprache und wir haben das geklärt.
Mein Mann hat mich immer in den Arm genommen und gerade daß fehlt mir jetzt am meisten. Ich fühle mich einfach einsam obwohl ich nicht alleine bin.
Auch meinem Mann wäre es nicht recht wenn ich mich jetzt gehen lasse. Darum kämpfe ich weiter obwohl ich momentan eine totale Krise habe.
Liebe Beate ich wünsche dir ebenfalls alles gut und weiterhin viel Kraft
Gitte
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 03.06.2005, 18:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Liebe Gitte,
danke für Deine e-mail. Bin auch in einem totalen Loch. Finde alles so sinnlos. Ja, alles was ablenkt ist gut, doch ich mache alles ohne Freude.Meine Schwester kommt ständig mit irgendwelchen Aufgaben oder Veranstaltungen auf mich zu. Ich gehe mit,bin aber nie ganz dabei. Hast Du auch das Gefühl, dass Du irgendetwas versäumt hast,Deinem Mann zu sagen oder dass Du in den letzten Tagen vor seinem Tod nicht alles richtig gemacht hast? Denke immer, ich habe alles falsch gemacht. Mache mir auch ständig Gedanken darüber, was wohl mein Mann zum SChluss gedacht hat oder empfunden hat.Oder, hat er überhaupt was gedacht,gefühlt? Wie ist das bei Dir? Der Priester kann Dir keine Antwort auf das Warum geben, weil er es nicht weiß. Seine Antwort war so richtig typisch. Ich weiß nur, dass all dieses Leid nicht gottgewollt ist, sondern von seinem Widersacher kommt. Sonst wäre das ein grausamer Gott und ich könnte nicht an ihn glauben. Auch ich fühle mich so einsam, obwohl ja genug Leute um mich herum sind. Doch das in den Arm nehmen, seine Stimme hören, seine trockenen Witze fehlen mir sehr. Zur Zeit habe ich Albträume,wache schweißgebadet auf und rufe nach ihm. Leide auch wieder extrem unter Migräne. Alle meinen , das wird schon wieder, es braucht halt seine Zeit. Ich kann es bald nicht mehr hören, doch sie haben ja recht. Wir müssen uns wieder aufraffen, schon allein unseren Kindern zu liebe, denn die leiden bestimmt noch mehr, wenn wir uns gehen lassen.Außerdem hätte das mein Mann und ich denke auch Dein Mann nicht gewollt, wenn wir uns kaputt machen.
Also Kopf hoch und kämpfe weiter - ich hab gut reden,was?
Alles Liebe und Gute
Beate
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 03.06.2005, 21:44
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Liebe Beate,
das was du geschrieben hast könnte wieder einmal von mir selber sein. Auch ich mache mir Vorwürfe und denke ich habe viele Fehler gemacht. Wir haben z.B. so gut wie nie über das Sterben geredet und jetzt denke ich das war ein großer Fehler von mir. Vielleich wollte er darüber reden und ich habe immer abgeblockt.
2 Wochen bevor er starb durfte er für ein paar Stunden nach Hause. Er hat sich vor den Fernseher gesetzt und alleine unsere alten Videofilme (Urlaub, Weihnachten us.w.) angeschaut. Jetzt mache ich mir bittere Vorwürfe weil ich mich nicht überwinden konnte mit meinem Mann gemeinsam die Filme anzuschauen.
Aber ich habe ja damals auch nicht gedacht dáß es so schnell sterben muß.
Wenn ich im Bett liege denke ich was hat er sich nur gedacht als sein Zustand immer schlechter wurde. Jetzt habe ich gemerkt daß ich mich fast nicht mehr an seine Stimme erinnern kann.( Er konnte ja schon Wochen vorher nicht mehr sprechen.) Daß macht mich ganz traurig. Daß du nun Probleme mit Migräne hast tut mir sehr leid. Habe selber Mirgräne (aber nur selten) weiß aber darum wie schlimm das ist. Vielleich hängt das auch mit deinen Albträumen zusammen.
Nimmst du etwas für die Nerven?
Liebe Beate ich muß ehrlich sagen es tut mir sehr gut wenn wir uns schreiben.
Deine Gefühle sind so indentisch mit den meinen.
Nun wünsche ich dir eine wieder einmal ruhige Nacht und vor allem eine Migränefreie Zeit.
Wir werden weiterkämpfen müssen da wir auch keine andere Möglichkeit haben.
Wünsche dir alles gute
Gitte
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 04.06.2005, 10:00
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Hallo Gitte,
danke für Deine schnelle Antwort. Mein Mann war die ganze Zeit über zu hause, nur für Chemo war er in der Klinik. Bin froh, dass ich das geschafft habe.Es war eine sehr harte Zeit,doch ich will sie nicht missen. Aber ganz gleich, ob Dein Mann nur eine paar Tage zu hause war oder länger, Du hättest das bestimmt alles genauso gemacht.Wir haben auch in der langen Zeit (1Jahr) nicht sehr viel übers Sterben geredet,nur das Nötigste (Patientenverfügung,Beerdigung).Bei uns war es umgekehrt, mein Mann wollte nicht darüber reden, so wie Du, hat er geblockt, doch das habe ich gemerkt und akzeptiert.Ich wollte ihm nicht weh tun. So wie ich Dein Mann "kenne",hat er auch Deine Einstellung akzeptiert und wollte Dir nicht weh tun,deshalb hat er bestimmt verstanden, dass Du die Bilder nicht anschauen konntest.Ich kann mich schon lange nicht mehr an die Stimme meines Mannes erinnern,er konnte ja schon ein ganzes Jahr nicht mehr sprechen,auch das tut mir furchtbar weh.Ich habe mit einer Kollegin gesprochen.Sie hat auch schon einiges hinter sich. Sie meinte, ganz gleich, wie du es gemacht hättest und was du gesagt hättest,du hast immer das Gefühl alles falsch gemacht zu haben. Sie hat es auf beide Arten gemacht, mal darüber reden bzw. nicht reden und ist zu diesem Ergebnis gekommen.
Vielleicht hilft Dir das ein bisschen,mir schon.
Wir werden es schaffen.
Liebe Grüße
Beate
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 06.06.2005, 20:39
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Hallo Beate,
leider konnte ich meinen Mann nicht mehr nach Hause holen. Bei ihm lösten sich immer Teile des Tumores im Hals und verstopfte dann die Luftröhre. Der Arzt mußte diese immer mit einer Tiefenabsaugung herausholen sonst wäre er erstickt.
Ich glaube deine Kollegin hat schon recht. Man macht sich wahrscheinlich immer Vorwürfe da man es nachher einfach besser weiß. Ich habe eigentlich immer noch gehofft er schafft es doch obwohl er immer schwächer wurde und dann auch nicht mehr schreiben konnte. Ich denke einfach es war für uns noch schwieriger weil unsere Männer nicht mehr sprechen konnten. Als er wußte daß er nicht mehr gesund wird durchlebte er 3 Phasen. Zuerst war er sehr gereizt, es war für uns alle eine schwere Zeit. Man konnte ihm da nichts recht machen. Nach ca. 4 Wochen wurde er ganz ruhig und insichgekehrt. Man kam nicht an ihn ran. Die letzten 2 Monate war er total ruhig und ausgeglichen. Ich glaube da hatte er sich damit abgefunden und es akzeptiert, ich habe ihn da sehr bewundert.
Wie geht es dir überhaupt, was macht deine Migräne? Ich hoffe du kommst etwas zur Ruhe und kannst wieder besser schlafen.
Wünsche dir weiterhin viel Kraft
Gitte
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 16.06.2005, 19:38
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Liebe Gitte,
kann dir erst heute schreiben, da bei uns in der Schule Prüfungszeit ist und ich sehr viel zu tun habe.Ist aber gut so,dass mich die Schüler so sehr in Anspruch nehmen, so kann ich nicht so viel nachdenken.Ansonsten bin ich in einem totalen Tief.Sobald ich nach hause komme, krieg ich das heulende Elend.
Mein Mann hat keine Phasen so wie deiner durchlebt. Die ganzen 1 1/2 Jahre war er immer ausgeglichen und total ruhig. Hat nie die Hoffnung aufgegeben und war immer positiv drauf.Ich wäre wahrscheinllich total aggressiv gewesen oder hätte mich mit all den Medikamenten umgebracht.Ich vermisse ihn so sehr und jeder meint,er müsste mit mir reden. Doch ich will nicht immer reden, sondern mal zur Ruhe kommen. Ich weiß ja,dass es jeder nur gut meint.Es kann aber auch nerven und reißt immer wieder Wunden auf. Außerdem ist die Schule nicht der richtige Ort für solche Gespräche,denn meine Schüler müssen mich nicht heulen sehen und das kann dann schon passieren. Die Schulleitung hat kein Verständnis für meine Situation,die überhäuft mich ständig mit irgendwelchen Sonderaufgaben.
Wie geht es dir denn so bei der Arbeit und zu hause?
Meine Migräneanfälle haben sich verringert, sind aber immer noch heftig.Ich denke, das wird sich wieder von selbst geben,wenn sich wieder alles eingespielt hat. Wir brauchen einfach Zeit.Ich habe mit meinem Mann 33 1/2 Jahre gemeinsam verbracht, die kann man nicht so einfach wegstreichen.Im Gegenteil,in der letzten Zeit sind die Erinnerungen an viele Begebenheiten viel öfter da.Geht es dir genauso?
Wünsch dir eine gute Zeit und,dass du dein "neues" Leben bald in den Griff bekommst.
Beate
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 24.06.2005, 22:42
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Hallo Beate,
entschuldige daß ich dir erst jetzt schreibe aber ich habe momentan total die Krise. Bewundere dich sehr wie du es schaffst vor deinen Schülern so tapfer zu sein, kostet dich bestimmt viel Kraft. Es íst schade daß die Schulleitung dich nicht besser unterstützt. Habe mir überlegt ob die vielleicht denken es tut dir gut wenn du Sonderaufgaben bekommst.
Ich selber bin kurz davor in Panik auszubrechen. Es wird mir einfach alles zu viel. Der Haushalt, Garten, Büro, Betriebsräume und dann noch die aufwändige Pflege meines Vaters. Es macht sich halt jetzt bemerkbar daß 4 Männerhände fehlen. Aber es hilft da kein Jammern - Augen zu und durch.
Daß deine Migräneanfälle etwas besser werden freut mich sehr. Vielleich ist es ein kleines Anzeichen dafür daß du dein "neues Leben" beginnst zu akzeptieren.
Wäre ja schon ein Fortschritt in der Trauerarbeit.
Ist es bei euch auch so unerträglich schwül? Komme eben aus der Dusche und jetzt schwitze ich schon wieder.
Auch bei mir ist es so daß die Erinnerungen immer öfter kommen. Mir fallen da Ereignisse ein die schon zig Jahre zurückliegen und die ich schon fast vergessen hatte. Vorgestern hatte ich auch einen schlimmen Traum (das 1. mal). Dort erschien mein Mann (sah ganz verändert aus). Er sagte zu mir: "Gitte, ich habe einen neuen Tumor und der wächst rasend schnell". Ich brauchte Stunden bis ich mich davon erholt hatte.
Mir macht es auch sehr zu schaffen daß ich so an daß Haus gebunden bin. Tagsüber kann ich nicht weg wegen dem Geschäft. Abends kann ich auch nicht weg da ich um 20.45 Uhr meinem Vater Insulin spritzen muß. Außer kurz mal in den Supermarkt komme ich nirgend wo hin.
Dann kommt der 18. Juli auf mich zu. Wir hätten da Silberhochzeit gefeiert. Vor diesem Tag graut mir direkt.
Aber ich will dir nicht so vorjammern denn du hast ja selber genug Probleme.
Nun wünsche ich dir ebenfalls eine gute Zeit und halte die Zähne steif (wie wir so bei uns in Bayern sagen).
Liebe Grüße
Gitte
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 25.06.2005, 19:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Warten auf den Tod

Zitat von Gitte :Bei ihm lösten sich immer Teile des Tumores im Hals und verstopfte dann die Luftröhre. Der Arzt mußte diese immer mit einer Tiefenabsaugung herausholen sonst wäre er erstickt.

Liebe Gitte waren diese Teile grau verschleimt?

Mein Mann hat zur Zeit Atemprobleme, seit er austherapiert wurde weigert er sich einen Arzt aufzusuchen wenn es nicht unbedingt nötig ist.

Er bekommt sehr schlecht Luft ich kann sehen wie er sich anstrengt um einzuatmen.
Gestern fing er an stark zu husten und es waren graue Teile in seinem Taschentuch.

Ich habe ständig Angst das er erstickt und muß mir meine Informationen aus dem Internet holen.
Wäre dankbar für Deine Antwort

Liebe Grüße
Suzan
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 22:53 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55