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  #1  
Alt 30.06.2005, 23:38
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Standard Pflegende Angehörige

Hallo!
Nachdem ich mir jetzt einige Beiträge angeschaut habe hoffe ich dass hier mir vielleicht jemand weiterhelfen kann.
Meine 65jährige Mutter leidet auch an BSDK. Nach einigen Chemo- und Bestrahlungsbehandlungen (seit nunmehr 1 1/2 Jahren) befindet sie sich (mal wieder)im Krankenhaus. Ins Krankenhaus habe ich sie dieses mal gebracht, da sie weder Nahrung noch Getränke bei sich behalten konnte. Nun wird sie über eine Sonde ernährt, da der Magenausgang und 12-Finger-Darm Eingang durch den erneut gewachsenen Tumor komplett versperrt werden.
Sie hat sich nun nochmals für eine neue Chemoherapie entschieden (ich bezeichne diese als "Kälte-Chemo" - die genaue Bezeichnung kenne ich nicht - da man hierbei extrem auf Kälte reagiert ?! Die Chemo soll auch zusätzliche Nebenwirkungen mit sich bringen. -> Ein Zeichen seitens meiner Mutter nochmals den Kampf aufzunehmen ?!) Die soll wenn "alles klappt" nächste Woche beginnen.
Der Arzt teilte mir nun heute mit dass er es befürwortet hätte meine Mutter in ein Hospiez zu verlegen. (Die Möglichkeit besteht jedoch nur bei Patienten die keine Chemo bekommen!)
Das nächste Hospiez bei uns liegt ca. 45 min. Fahrzeit entfernt.
Sobald die Ärzte die Schmerzen und die Ernährung durch Sonde einigermaßen im Griff haben - soll meine Mutter entlassen werden.
Wie bereits vor einigen Wochen werde ich dann wieder 24 Std. für meine Mutter da sein und sie pflegen. (Zumindest über die Dauer der Chemo - angesetzt mit 3 Monaten!).-> Selbstverständlichkeit für mich als Tochter.
Wer hat (als Laie) Erfahrung bei der häuslichen Pflege von Fam. angehörigen?! Erfahrung über Betreuung während der letzten Wochen in einem Hospiz?! Welche Hilfen von "Außen" kann ich als Tochter für die Pflege meiner Mutter in Anspruch nehmen?! Wieviel Leid erträgt man als Tochter bei der Pflege zu Hause?! Wieviel Leid kann ich meinem beiden Kindern (fast 2 Jahre und fast 7 Jahre) zumuten?!
Es wäre ganz super toll wenn ich vielleicht ein paar Anregungen oder Tipps bekomme. Danke im Voraus. LG
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  #2  
Alt 30.06.2005, 23:59
Tanja L. Tanja L. ist offline
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Standard Pflegende Angehörige

Liebe Ute

Es tut mir sehr Leid um eure Situation!
Auch ich bin Angehörige, habe auch zwei Kinder im Alter von fast sieben und vier Jahren.
Wie und was du deinen Kindern zumuten kannst oder willst, liegt bei dir.
Mein Kleiner war bei der diagnose im Januar 2003 noch nicht ganz zwei jahre alt. Er hat von all dem nichts verstanden und auch nichts mitbekommen, wohin gegen es bei dem Ältesten schon bedenklicher war! er hat uns des öfteren gefragt, ob der Opa nun sterben muß!?
Die Chemo (Kältechemo) könnte Oxaliplatin sein.
Die bekam mein Schwiegervater auch, die Kälteempfindlichkeit war schon enorm.
Aber das ist von Patient zu Patient verschieden. Es kann sein, muß aber nicht!

Über häusliche Pflege kannst du dich bei der Krankenkasse informieren, oder gar bei einem häuslichen Pflegedienst selbst.
Der medizinische Dienst kommt (im Auftrag der krankenkasse) dann nach Hause und legt nach Begutachtung (oder durch Begutachtung der Krankenakte) die Pflegestufe fest.

Infos über ein Hospiz kann ich dir nicht geben. Aber wenn ihr eins in der Nähe habt, dann informiere dich doch einfach bei der Pflegedienstleitung.
Ein Hospiz ist eine gute Sache, solltest du die Pflege nicht schaffen.

Du mußt natürlich auch für deine Kinder da sein...
Versuch es einfach...du wirst sehen wie und ob du zu Recht kommst.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen...

Dennoch bin ich sicher, daß du noch mehr Antworten hier bekommen wirst.
Sonja A. hat diesbezüglich Erfahrungen und kann dir bestimmt weiterhelfen...

Ich wünsche dir, deiner Mutter und dem Rest der Familie viel Kraft.

Liebe Grüße

Tanja L.
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  #3  
Alt 01.07.2005, 00:23
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Standard Pflegende Angehörige

Hallo Tanja L.,
danke noch für Deine nächtliche Antwort.
Bezüglich der nächsten Chemo (Kältechemo) bin ich eigentlich auf alles gefasst, denn alle seitherigen Behandlungen haben meine Mutter ziemlich mitgenommen (nach Aussage der Ärzte reagiert sie auf alles viel empfindlicher wie andere Patienten).
In Pflegestufe 1 ist sie bereits eingestuft. Jedoch habe ich die Befürchtung wenn sie dann zu Hause ist das ich wieder alleine dastehe (dem häusl. Pflegedienst werden ja wahrscheinlich auch nur so und soviel Minuten für die Versorgung des Patienten zustehen) - der grosse Brocken hängt dann an mir. Davor habe ich echt Angst - weil ich auch nicht weiß wieviel ich ertragen kann?!
Eigentlich würde ich mir für meine Mutter und uns Familienangehörige wünschen dass sie ihren Lebensabend in Ihrem Hause zusammen mit uns verbringen kann !!!! (Ich hoffe dass ich sovie Kraft aufbringen kann!!!)
Das mit den Kindern zumuten ist so leicht gesagt - wenn ich mir selbst mein Leben ohne meine Mutter nicht vorstellen kann (ich habe Angst dass mein Leben danach aufhört).
Was soll ich dann meinen Kidis erklären wenn ich selber keine Ahnung habe wie das dann weitergehen soll ?!
-> Ich habe mir das Buch "Da war es auf einmal so still"(Vom Tod und Abschiednehmen/Geschichten für die Kindeseele) gekauft und hoffe dass dieses nicht nur mir weiterhilft sondernich dadurch auch meine Kinder auf den bevorstehenden Abschied vorbereiten kann.
Danke für Deine lieben Wünsche.
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  #4  
Alt 01.07.2005, 09:22
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Hallo liebe Namensschwester,
häusliche Pflege ist durchaus möglich. Bei uns kommt die Sozialstation (ein ambulanter Pflegedienst). Die Schwester ist täglich eine Stunde da, wäscht und rasiert meinen vater, reibt ihm den Rücken mit Arnika ein, cremt den ganzen Körper ein und legt die Kochsalzinfusion. Sie geht sehr liebevoll mit ihm um, ist auch beim Heben auf den Toilettenstuhl (soweit noch möglich) behilflich. Sicher gibt es bei euch auch so einen Pflegedienst. Beantragt Schwerpflegebedürftigkeit, dann werden die Kosten für die Pflege von der Pflegekasse übernommen. Mein Vater möchte in kein Krankenhaus mehr. Als Tochter und (einzige?) pflegende Person ist es sicherlich verdammt schwer für dich!!! Inwieweit deine Kinder da mit einbezogen werden sollten, kann ich dir nicht raten. Mein Onkel, der auch betroffen ist von BSDK, freut sich, wenn er seine Enkel um sich hat, während mein Vater eher Ruhe möchte.
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  #5  
Alt 01.07.2005, 09:39
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Hallo Ute

Die Situation meines Schwiegervaters ist ziemlich ähnlich - Magenausgang dicht, Ableitung vom Magen nach außen, Ernährung über den Darm. Er ist zu Hause, Versorgung erfolgt durch meine Schwiegermutter. Sein Onkologe hat sich gegen weitere Behandlung entschieden. Er bekommt Schmerztropfen/-pflaster. Da er derzeit noch vergleichsweise "mobil" ist (ist zwar schwach, kann aber noch laufen und Treppen steigen), ist die Pflege von der praktischen Seite her noch kein Problem. Es gab eine anfängliche Einweisung der Ernährungsberatung bzgl. der "Schlauchpflege", das klappt jetzt problemlos. Eine Palliativärztin wird ab jetzt wöchentlich vorbeikommen. Mein Schwiegervater will zu Hause sterben.

Mit im Haus wohnt die Familie eines weiteren Sohnes mit zwei Kindern (10/13). Mein Eindruck ist, dass genau das meinem Schwiegervater sehr gut tut. Das größte Problem ist momentan das psychische mit ausgeprägten Depressionsphasen - und da helfen die Kinder mit ihrem "normalen" Leben. Sie berichten über ihre guten Noten, über Erfolge im Sport, über die Krankheiten der Aquariumsfische usw. Sie gehen irgendwie mit ihm anders um als die Erwachsenen. Und sie zeigen, dass das Leben weitergehen wird.

Du kannst Dir Hilfe holen über Pflegedienste, aber frag auch mal beim nächsten Hospiz, Hospiz-/Cariasverein bzw. Palliativmediziner nach. Es gibt in vielen Städten Strukturen (kirchlich oder vereinsmäßig organisiert), bei denen man Helfer bekommen kann, meist weniger für die praktischen Probleme, aber dafür, dass jemand da ist, so dass Du eben nicht 24 Stunden pro Tag in Bereitschaft sein mußt.

Aber unabhängig davon - ist das mit der neuen Chemo die Idee Deiner Mutter? Wenn ein Arzt ein Hospiz vorschlägt, dann ist das schon ziemlich deutlich. Ich weiß nicht, ob Deine Mutter sich ihre letzte Zeit wirklich mit einer nebenwirkungsreichen Chemo belasten sollte. Natürlich klammern sich die Kranken an jeden Strohhalm, aber in der jetzigen Phase würde ich Chemo allenfalls als Verlängerung der Quälerei betrachten. Muß Deine Mutter noch irgendwas unbedingt erledigen? Hat sie vielleicht den Eindruck, sie muß wegen Dir so lange wie möglich leben? Du wirst weiterleben, es liegt in unserer Natur, dass die Eltern vor den Kindern sterben und Du wirst damit klarkommen. Sei nicht so verzagt, Du wirst Dich wundern, wieviel Kraft Du aufwenden kannst, wenn es nötig ist.

Viele Grüße
Ingrid
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  #6  
Alt 01.07.2005, 10:44
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Liebe Ute,

ich kann dir nur von meiner Erfahrung berichten. Wir haben meinen Vater zu zweit gepflegt. Die letzten 12 Tage seines Lebens mußte rund um die Uhr jemand bei ihm sein. Aber auch zu zweit hätten wir das nicht geschafft. Was uns gerettet hat, waren die wundervollen Frauen vom Hospizverein, die die letzten 6 Nächte Sitzwachen gemacht haben.
Es war auch eine große Hilfe, daß eine Palliativkrankenschwester rund um die Uhr erreichbar war. Und daß wir seinen Hausarzt eigentlich auch jederzeit holen konnten (so er denn zuhause war).
Allein hätte ich es nicht gepackt. Aber es ist ja nicht überall gleich.

Bei meinem Vater war es übrigens auch so, daß ihm seine Enkel zuviel waren. Aber vielleicht lag das auch daran, daß er auch früher nicht so viel mit ihnen anfangen konnte.

Was die Chemo betrifft kann ich dem, was Ingrid gesagt hat nichts hinzufügen.

Ich wünsch dir, ausser Kraft natürlich, daß du von aussen soviel Hilfe bekommst, wie du brauchst. Ich denke, du wirst einiges brauchen.

LG
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  #7  
Alt 01.07.2005, 14:43
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Hallo Ute !
Danke für Deine Nachricht. Lt. Aussage des beh. Arztes kommt - nachdem meine Mutter entlassen wurde - ein häusl. Pflegedienst vorbei und schaut nach ihr. Von der Person soll ich dann das "sonden" lernen. Muss ich mich das selbst drum kümmern oder läuft das übers Krankenhaus??
Was bedeutet das mit der Schwerpflegebedürftigkeit?! Hat das was mit der Plegeeinstufung zu tun ????!!!
Du schreibst das Dein Vater in kein Krankenhaus mehr möchte (ist ja auch verständlich !). Bei meiner Mutter ist es halt so, dass ich vermute dass sie das von dem Hospiez gar nicht weis. Der/Die Ärzte sprechen so was immer nur mit mir durch. Das Resultat davon ist jetzt, dass ich nicht weiß was meine Mutter weiß und sie nicht weiß was ich weiß (ziemlich kompliziert ?!). Untereinander wird halt auch so viel verschwiegen und meine Mutter macht auch keinerlei Anstalten mir mir darüber zu reden.
Jedesmal wenn ich mit was anfange (z.B. Testament schreiben, usw.) geht sie gar nicht darauf ein.
Ich möchte, sobald sie entlassen wird, ihr echt mal klarmachen, dass wir uns gegenseitig nichts mehr vormachen brauchen. Ich denke einfach dass uns hierzu die Zeit wegläuft !!! Ich hoffe sie sieht das dann auch so.
Diese Situation mit dem nicht wissen was der andere weiß zermürbt mich noch zusätzlich.
Bezgl. Pflege zu Hause: Ich habe noch eine Schwester (37 J.) die geht den ganzen Tag ins Geschäft und kommt eigentlich nur für die Wochenenden in Frage. Ich bin halt momentan wegen der beiden Kinder daheim. Ich kann auch nicht immer hin- und herpendeln mit den Kidis, d.h. ich werde dann mit den beiden wieder bei meiner Mutter im Haus einziehen! (Die Kinder kommen mit dem ewigen hin- und her einfach nicht so gut zurecht). Besser ist es dann wenn wir für einige Wochen in das Haus meiner Mutter einziehen.
Meine beiden Söhne sind das "Lebenselexier" für meine Mutter. Sobald die im Krankenhaus erscheinen beginnen die Augen der Oma zu glänzen !!! (Die sind sich dem Ernst der Lage (zum Glück) noch nicht bewusst.
Ich hoffe dass das bis ans Ende so bleibt und sie ihr nicht lästig werden.
Wie das dann aber wird wenn die zwei den ganzen Tag mit ihr zusammen sind weiß ich halt auch nicht.
Wir hören bestimmt wieder was von einander.
LG Ute K.
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  #8  
Alt 01.07.2005, 14:56
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Hallo Ingrid!
Auch Dir möchte ich für Deinen Brief danken.
Was bedeutet Palliativärztin ?
Um das mit der anstehenden Chemo nochmals zu erläutern:
Die Idee mit nochmaliger Chemo kam vom Chefarzt der Onkologie. Er sagte ihr dass es diese Möglichkeit noch gebe.
Erfolgschancen lägen bei 25 %. Mehr Nebenwirkungen wie seither.
Die Aussage mit dem Hospiez kam erst zwei Tage später vom Stationsarzt (als meine Mutter die Entscheidung für Chemo gefällt hatte) bei einem 4-Augen-Gespräch mit mir. Hier sagte er mir auch, dass er vermutet dass meine Mutter die Chemo gar nicht mehr durchhält (sehr witzig, was?!) - Tolle Aussichten.
Bei dieses Gespräch hörte ich dann auch erstmalig dass mit der Chemo keine Zeit mehr gewonnen werden kann sondern eigentlich nur noch der Leidensweg erträglicher gemacht werden kann. Obwohl ich finde dass sie trotz stationärem Aufenthalt momentan wahnsinnige Schmerzen ertragen muss !!!! (Trotz Plaster, Infusion, Zäpfchen, usw.). Da sagen die Ärzte doch immer man brauche keine Schmerzen zu haben ?!?!?!
Ich weiß langsam wirklich gar nicht mehr was ich noch glauben soll.
Danke Dir Ingrid. LG Ute K.
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  #9  
Alt 01.07.2005, 15:05
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Hallo Isa!
Das tut so gut hier Eure Antworten zu lesen. Vielen Dank dafür.
Bei uns gibt es lt. Telefonbuch nur einen Hospiz-Dienst. Ist das wohl dasselbe wie Hospizverein ?!
Warum erfährt man so etwas nicht von den Ärzten ?
Der Doc meinte nur das es bei uns in der Nähe kein Hospiez geben würde. Damit war der "Fall" für ihn erledigt.
Das mit der Palliativkrankenschwester habe ich bei Ingrid nachgefragt weil mir das gar nichts sagt.
Von dem Hausarzt meiner Mutter halte ich auch nicht mehr viel da ich das Gefühl habe das er in diesem Fall total überfordert ist und immer nur alles mögliche an meiner Mutter ausprobiert und letztendlich aber keine Erfolge bringt.
Die Entscheidung für Chemo muss ich so hinnehmen wie sie meine Mutter getroffen hat. Ich hoffe nur dass sie wenn sie es nicht durchhält diese dann abbricht.
LG Ute.
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  #10  
Alt 01.07.2005, 15:40
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Hallo Ute,

das mit der Palliativkrankenschwester die wir hatten, lag daran, daß es an dem Kreiskrankenhaus am Ort die sogenannte Brückenpflege gibt. Dies soll es Patienten ermöglichen, zu hause zu bleiben. Die Diagnose wurde bei meinem Vater bei einer OP wg Darmverschluss gestellt. Zehn Tage nach Entlassung mußte er wegen subakutem Darmverschluss wieder ins KKH. Hat sich gottseidank durch konservative Behandlung, u. a. Magensonde wieder gelegt. Erst bei seinem zweiten Aufenthalt wurde er an das Brückenpflegeteam überwiesen. Das hieß konkret, daß er, wäre eine solche Situation noch einmal aufgetreten, zuhause mit Magensonde und allem drum und dran hätte versorgt werden können. Die Brückenpflegeschwester hat auch alles mögliche organisiert, Pflegegeld, Pflegebett, Hospizverein...
Diese Einrichtung gibt es meines Wissens nur in Ba-Wü, aber ich kann mich täuschen.
Aber die Frauen vom Hospizverein waren wirklich unsere rettenden Engel.

Du schreibst:

'Jedesmal wenn ich mit was anfange (z.B. Testament schreiben, usw.) geht sie gar nicht darauf ein.
Ich möchte, sobald sie entlassen wird, ihr echt mal klarmachen, dass wir uns gegenseitig nichts mehr vormachen brauchen. Ich denke einfach dass uns hierzu die Zeit wegläuft !!! Ich hoffe sie sieht das dann auch so.'

Ich beschwöre dich, tu das nicht!
Ich habe das Gefühl, daß sie im Moment noch in einer Phase steckt, in der sie den Ernst der Lage verdrängt oder verleugnet. Dazu passt der Wunsch nach Chemo. Sie mit Gewalt da rauszureissen wäre mehr als grausam, das würdest du dir vielleicht nie verzeihen können. Ich glaube jeder Mensch in ihrer Situation weiß tief drin, wie es um ihn steht. Du darfst ihr aber nicht IHRE Hoffnung nehmen, auch wenn du weißt, daß sie wohl unrealistisch ist, auch wenn sie weiß, daß sie wohl unrealistisch ist. Geh auf ihre Ängste und Sorgen ein, lüg sie keinesfalls an, aber konfrontiere sie nicht mit dem im Moment für sie unerträglichen.

Noch eins: die Situation, daß der eine nicht weiß, was der andere weiß ist unhaltbar. Das ist ja ein Minenfeld. Kannst du von den Ärzten mehr Info bekommen? Oder von ihr, durch sehr behutsames Nachfragen? (leichter gesagt, als getan, ich weiß)

Ich wünsch dir alles Gute
LG
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  #11  
Alt 01.07.2005, 15:42
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Sorry, soll heißen 'unerträglichen Wahrheit'
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  #12  
Alt 01.07.2005, 16:14
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Hallo Ute,

mein Mann Pit ist am 01.04.2005 an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Wir hatten genau. Er war zu diesem Zeitpunkt auf Reha und es ging eigentlich bei ihm dann sehr schnell. Ich war Ostern noch bei ihm da sind noch spazieren gegangen. Er hatt zwar schon starke Schmerzen aber dann ging es innerhalb von Tagen bzw. Stunden extrem bergab. Am Donnerstag früh habe ich noch mit ihm telefoniert und er ist Mittag noch alleine zum Essen gegangen und Freitag Abend war er tod.
Ich hatte mich auch schon um ein Krankenbett bzw. Hospizstation umgesehen, aber das hat er nicht gebraucht.

Ich möchte Dir eigentlich nur einen Buchtip geben. Auf der Suche nach den Regenbogentränen. Das Buch hat mir sehr geholfen ist auch irgendwie für Kinder geschrieben. Ich habe es nach Pits Tod gelesen und es hat mir wirklich gut getan.

Ich wünsche Dir sehr viel Kraft für die kommende Zeit.

Liebe Grüße

Petra
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  #13  
Alt 01.07.2005, 16:43
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Hallo Ute

Ruf beim Hospizdienst an und laß Dir erklären, was sie machen. Es wird in jedem Fall etwas mit Schwerkranken und Sterbenden zu tun haben.

Der Umgang mit den Sonden ist relativ schnell zu lernen (wichtig ist regelmäßiges Spülen). Normalerweise stellt das Krankenhaus den entsprechenden Kontakt her (frag vorsichtshalber nach) und die machen mit Dir einen Termin aus, kommen auch nochmal wieder wegen der richtigen Einstellungen.

Palliativmedizin ist sozusagen das Gegenteil von kurativer Medizin. Kurativ heißt heilend, man behandelt also mit dem Ziel der Heilung. Palliativmedizin ist wegen Aussichtslosigkeit von Anfang an nicht auf Heilung ausgerichtet, sondern darauf, dem Menschen die noch verbleibende Lebenszeit - wie lang die auch immer ist - vergleichsweise "angenehm" zu machen. Hier steht die Lebensqualität vor der -quantität. Ein Palliativarzt ist normalerweise versiert im Umgang mit Sterbenden, kennt sich gut aus mit Schmerzmitteln und hat auch keine Probleme mit der Verschreibung von Opioiden und Morphinen. Das sind alles so Aspekte, mit denen die meisten Hausärzte oder sonstige Spezialisten überfordert sind. Gerade irgendwelche Spezialisten haben häufig erhebliche Schwierigkeiten damit, dem Patienten zu sagen, ich kann jetzt nichts mehr für Dich tun, da sie einfach primär kurative Medizin machen. Da wird dann behandelt auf Teufel komm raus. Und der Patient klammert sich an jeden Strohhalm.

Ich glaube - im Gegensatz zu Isa - nicht, dass jeder tief in sich weiß, wie es um ihn steht. Meine Tante - vorgestern an Brustkrebs verstorben - hat geglaubt, noch deutlich mehr Zeit zu haben, obwohl man als "Außenstehender" gesehen hat, wie schlecht ihr Zustand war. Mein Schwiegervater war vor 4 Wochen felsenfest überzeugt, dass er nicht mehr aus dem Krankenhaus rauskommen wird, hat sich von verschiedenen Leuten telefonisch verabschiedet. Jetzt ist er seit 2,5 Wochen wieder zu Hause, läuft im Garten rum und regt sich wieder auf, wenn seine Enkel ihren Hasen nicht rechtzeitig misten.

Hat mal ein Arzt Deiner Mutter gesagt, dass sie an dem Krebs in einem übersichtlichen Zeitraum sterben wird? Meinem Schwiegervater wurde, nachdem die Diagnose feststand (Mitte letzten Jahres), ganz klar und deutlich gesagt, dass er nicht mehr geheilt werden kann, dass alle Maßnahmen nur noch auf Linderung ausgerichtet sind. Trotzdem hat er nach Abschluß seiner erfolgreichen Chemo wieder Hoffnung geschöpft, aber seit dem Magenverschluß ist damit Schluß und er hat angefangen, seine Sachen zu regeln - Sparbücher aufgelöst, neues Konto für seine Frau angelegt, damit sie sofort über Geld verfügen kann, seine Hobbysachen an den Enkel verschenkt, bei dem sie seiner Meinung nach richtig aufgehoben sind usw. So absolut grausam Krebs ist - im Gegensatz zu einem "schnellen Tod" bietet er die Gelegenheit, sich zu verabschieden und seine Sachen geordnet zu hinterlassen. Wenn man jemand bis zur letzten Minute in "Hoffnung" hält, dann nimmt man ihm auch das noch weg. Daher ist meine Meinung, dass Du mit Deiner Mutter reden solltest - sie nicht mit dem Holzhammer erschlagen, aber sich dem Thema langsam annähern. Hat Deine Mutter eine Patientenverfügung? Wenn nein, was möchte sie (bei jeder OP, bei jeder Chemo gibt es die Möglichkeit von Problemen). Hat jemand Kontovollmacht - sie wird nötiges Geld nicht mehr selbst abholen können. Das sind Gespräche, die noch auf sicherem Grund sind, aber in die richtige Richtung gehen können. Hat Deine Mutter eine enge Freundin, ein gutes Verhältnis zu einem Pfarrer oder eine sonstige Vertrauensperson? Dann bitte diese, sie zu besuchen und mit ihr zu reden - manchmal fällt es den Kranken leichter, mit Außenstehenden zu reden.

Ich wünsche Dir viel Kraft
Ingrid
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  #14  
Alt 01.07.2005, 17:25
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Hi Ingrid!
Wie kommt man an so einen Palliativmediziner?!
Ich bin mir ziemlich sicher, daß kein Arzt meiner Mutter ins Gesicht gesagt hat, dass sie an dieser Krankheit sterben wird.
Mir dagegen wurde das gleich nach feststellen des Tumors gesagt (Dez. 2002) mit der Zusatzbemerkung: "... wenn nicht was anderes dazwischen kommt (z.B. Thrombose)!"
Denkst Du wirklich das sie nicht weiß wie schlecht es um sie steht?! Und das ich bei Arztgesprächen mich nicht mit denen übers Wetter unterhalte kann sie sich doch auch denken.
Aber meine Mutter fragt n i e nach ! Von Arztgesprächen nimmt sie grundsätzlich maximal nur ein Drittel auf (Vogel-Strauß-Prinzip / was ich nicht weiß macht mich nicht heiß ...).
Das mit dem verabschieden stimmt schon - Tod auf Raten !!!
Ich kann aber trotzdem nicht loslassen !!!
Das mit Patientenverfügung und Kontovollmacht haben wir schon geklärt. Fehlt noch das Testament.
Eine Vertrauensperson fällt mir spontan nicht ein ich glaube die macht uns allen was vor und weiß mehr wie wir vermuten.
Ich dank' Dir Ingrid.
LG Ute.
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  #15  
Alt 01.07.2005, 17:55
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hallo ihr lieben, palliativstationen, hospize und dienste findet ihr hier:

http://www.hospize.de/texte/adressenliste/AUSWAHL.HTM

alles gute euch, sonja
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