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  #1  
Alt 17.12.2010, 18:59
mrs.krabappel mrs.krabappel ist offline
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Registriert seit: 06.10.2010
Beiträge: 10
Standard Papa´s letzte Weihnachten?

Hallo,

bei meinem Papa wurde vor kurzem ein Lungen-CA mit Metastasen in den Lymphknoten diagnostiziert. Eine Tumor, der aufgrund einer Genmutation besonders schnell wachsend ist. Nicht operabel, palliative Chemo läuft.
Ich weiß leider wenig Details über seine Krankheit; er verdrängt es wohl meist und will mit uns Kindern (ich, 35 und meine Schwester, 37) gar nicht so darüber sprechen. Er war halt immer der Starke und Gefühle zeigen war noch nie seine Stärke. Mit meiner Mama spricht er anscheinend schon manchmal über alles: Patientenverfügung, Sterbehilfe, Beerdigung usw. An anderen Tagen spricht er fast gar nicht mit ihr.

Früher hatte er so viele Interessen; jetzt sitzt er meist nur noch im Sessel und guckt vor sich hin... Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass er sich in sich zurückzieht. Ich wäre wohl nicht anders. Und in der kleinen Wohnung meiner Eltern hat er ja auch so wenig Rückzugsmöglichkeiten...
Wir haben uns vorgenommen, einfach Rücksicht zu nehmen und ihm alles zu überlassen: ob und wann er mit wem von uns darüber sprechen möchte usw.
Aber es fällt mir so schwer. Ich sehe ihn überhaupt nur ca. alle 14 Tage, und dann hab ich auch meine beiden Kinder im Schlepptau, da kann man sowieso nicht richtig reden. Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass er möchte, dass ich ihn öfter besuche. Er ist so schwer einzuschätzen.

Meine Mutter und ich telefonieren viel. Auch mit meiner Schwester telefoniere ich jetzt sehr oft. Besonders im Gespräch mit ihr (meiner Schwester) fällt auf, dass wir oft ganz unbeschwert, fast ein bisschen gefühllos, über seinen Tod reden. Dann halten wir beide inne und sind ganz geschockt. An anderen Tagen kämpfen wir beide beim telefonieren immer wieder mit den Tränen. Es ist ganz merkwürdig.

Jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Eigentlich schenken wir "Großen" uns seit Jahren nichts mehr, aber gestern haben meine Schwester und ich überlegt, dass dies wohl Papa´s letztes Weihnachtsfest ist und wir ihm doch gerne etwas schenken möchten. Aber was schenkt man denn einem Menschen, der an nichts mehr Interesse hat? Der vielleicht nur noch ein paar Monate bei uns ist.
Mein Kopf ist ganz leer.

Sandra
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  #2  
Alt 17.12.2010, 19:34
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.02.2005
Ort: Gelsenkirchen-Buer
Beiträge: 2.004
Standard AW: Papa´s letzte Weihnachten?

Hallo
Dein Papa hat jetzt erst mal viel zum nachdenken.
Aber es heisst nicht, dass er ganz schnell sterben wird, er kann noch eine gute Zeit erleben.
Und trotzdem ist er traurig, denn keiner rechnet damit, dass es ausgerechnet einen selber trifft- es sind doch immer die Anderen.

Zitat:
Eine Tumor, der aufgrund einer Genmutation besonders schnell wachsend ist
Wisst ihr denn schon, welche Genmutation es ist?
Da gibt es nämlich eine relativ neue Generation von Medikamenten, die besonders
auf diese Tumore mit Gendefekt wirken.
Ich bin da jetzt nicht so der Fachmann, aber googel doch mal nach Tarceva oder
Iressa, oder schau über die Suchfunktion(oben in der Leiste zu finden) hier im
Forum nach.

Zum Geschenk.
Warum soll es dieses jahr anders sein als sonst ?
Das Einzige, ws er will ist doch, dass er durch Euch Unterstützung bekommt, er
macht sich Sorgen um Euch, um Eure Mutter.
Vieles medizinische wird er nicht verstehen, vielleicht will er es auch gar nicht
wissen,deshalb ist es Eure Aufgabe, engen Kontakt zu halten mit den Ärzten.

Gemeinsame Zeit könnt ihr ihm schenken, das Gefühl dass er eine tolle Familie hat !

Eine Familie, die mit ihm durch dick und dünn geht, auch wenn er mal verzweifelt, schlecht gelaunt und ungerecht ist.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #3  
Alt 17.12.2010, 21:24
anna11 anna11 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2010
Beiträge: 109
Standard AW: Papa´s letzte Weihnachten?

Liebe Sandra,

ich war in einer ähnlichen Situation wie Du.

Meine Mutter ist vor gut 4 Wochen gestorben. Sie hat mit uns Kindern nur sehr wenig über ihre Krankheit, Gefühle und Ängste gesprochen. Mit meinem Vater etwas mehr,aber das meiste hat sie still mit sich selber ausgemacht.Mir fällt es nach wie vor schwer das zu akzeptieren. Ich habe auch immer gedacht ich gebe ihr die Zeit und irgendwann wird sie schon mit mir sprechen. Das hat sie nie getan und sie hat sich "nur" mit einem streicheln meines Kopfes von mir verabschiedet(ich habe das in dem Moment gar nicht so empfunden, mein Vater sagte es zu mir).Darunter leide ich sehr und ärgere mich wahnsinnig warum ich sie nie direkter gefragt habe,wie es ihr wirklich geht,was sie denkt...
Vielleicht war es auch gut so und meine Gespräche hätten sie nur überfordert oder ihr Angst gemacht.Aber ich hätte es versuchen sollen!
Ich finde es schön das Du Dich so um Deine Familie kümmerst. Das ist denke ich das wichtigste im Moment. Auch wenn Dein Vater das nicht so zeigt weiß er es sicherlich sehr zu schätzen!

Lieben Gruß
Anna
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  #4  
Alt 18.12.2010, 10:36
Reinhard Reinhard ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 03.02.2009
Beiträge: 834
Standard AW: Papa´s letzte Weihnachten?

Liebeb Sandra,

... das denke ich jetzt schon das dritte Jahr.
Einmal wäre ich schon fast gestorben, dann war ich wieder fast "gesund", also beschwerdefrei.
Jetzt habe ich seit Neuestem Hirnmetastasen. Man muß immer mit allem rechnen, weiss aber nichts entgültiges. Die Ärzte auch nicht!

Ich bemühe mich, mit allen offen zu reden, aber vieles bleibt eben im Ungewissen, weil man es nicht besser weiss.

Dass man nicht immer so gut drauf ist, versteht sich von selber.

Liebe grüße Reinhard
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  #5  
Alt 22.12.2010, 18:09
mahanuala mahanuala ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.05.2007
Ort: norddeutschland
Beiträge: 944
Standard AW: Papa´s letzte Weihnachten?

hallo

ich habe spontan gedacht: was würde ich mir in der situation eueres vaters wünschen...oder in eurer...
wir haben mal mit meinem schwiegervater fotos gemacht...sprich einen echten fototermin mit einem fotografen, der keine gestellten bilder macht sondern so einfach situationen fotografiert...nur er und wir ...
ich glaube ich würde mich als der, der womöglich bald geht, freuen, wenn ich euch ein foto hinterlassen könnte auf dem wir zusammen drauf sind...
...und an eurer stelle wäre mir das auch viel wert...noch ein gemeinsames foto...möglichst professionell...
vielleicht würde ich auf der anderen seite nicht soviel über das *letzte* weihnachtsgeschenk nachdenken...sondern darüber, was eurem vater immer wichtig war oder darüber was ihr immer zusammen (vielleicht als ihr klein ward) gemacht habt...und mit dem geschenk darauf bezug nehmen.....
liebe grüße und alles gute
mahanuala
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
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