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Alt 01.09.2014, 15:40
Tochter1 Tochter1 ist offline
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Standard Leberkrebs - keine Therapie möglich

Bei meinem Vater wurde bei einer Vorsorgeuntersuchung ein sehr großer Tumor an der Leber festgestellt. Daraufhin erfolgte die Überweisung in unser städtisches Krankenhaus, um Genaueres feststellen zu können.
Die Diagnose: Lebermetastasen; ein Leberlappen zu 90 % befallen, der andere zu 10 %, zusätzlich ein Tumor im Darm, der ebenso als Metastase diagnostiziert wurde. Ein Primärtumor wurde nicht gefunden. Abgesucht wurde der gesamte Unterleib, sprich Magen-Darmtrakt, Blase und Nieren, sowie Prostata und Hoden. Befund war negativ, weder eine weitere Metastase noch der Primärtumor. Die Ärzte entließen meinen Vater als Palliativpatienten mit einer Prognose, die mich heute noch schaudern läßt: es kann sehr schnell gehen, vielleicht hat er noch 2 Monate, eventuell bis Weihnachten…
Wie können Ärzte so etwas sagen? Nach deren Aussage war weder eine Operation noch eine Bestrahlung oder Chemotherapie möglich, da der Tumor zu groß war. Man bot ihm lediglich an, den Darmtumor zu entfernen, der wesentlich kleiner ist, um einem Darmverschluß vorzubeugen. (Auch dazu fällt mir nichts mehr ein.) Da aber der Eingriff mit einem Stoma verbunden war, wollte Vater davon nichts wissen. Ich habe mehrere Ärzte in meinem Freundeskreis, jeder von ihnen schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Wir drängten darauf, eine Zweitmeinung einzuholen, jedoch war Vater so davon überzeugt, dass er in sehr kurzer Zeit sterben wird, dass er davon erst einmal nichts hören wollte. Er regelte alles, was zu regeln war, und nachdem alle Befunde da waren, sollte er damit noch einmal bei seinen Hausarzt vorsprechen. Bei diesem Gespräch waren wir Kinder nicht dabei, aber auf jeden Fall sprach er dort wohl doch das Thema zweite Meinung an, und sein Hausarzt war ebenfalls der Auffassung, dass das auf keinen Fall schaden könnte und gab ihm eine Überweisung ins Leberzentrum an der Uniklinik in Essen mit. Vater machte dort auch sofort einen Termin aus, was uns Kinder zwar sehr erstaunt, aber dann doch auch sehr gefreut hat, da er ja zuvor schon mehr oder weniger mit seinem Leben abgeschlossen hatte.
In Essen war man mit dem Material, was er mitbrachte, nicht ganz glücklich (gelinde ausgedrückt), was ich sehr gut verstehen kann, da ich den Entlassungsbericht gelesen habe, der schlicht und einfach eine Frechheit war. Als Vater aus Essen zurückkam, waren wir natürlich sehr gespannt, wie die zweite Meinung denn ausgefallen war. Was wir dann zu hören bekamen, verschlug uns zunächst einmal die Sprache: Selbstverständlich könne man die Lebertumoren operativ entfernen.
Nachdem noch einige Untersuchungen durchgeführt wurden und noch werden, kamen die Ärzte in Essen jedenfalls zu ganz anderen Erkenntnissen: Nach deren Meinung sind die Tumoren alle drei voneinander unabhängige Primärtumoren und so wie es aussieht, hat noch keiner davon gestreut (daran wage ich noch nicht zu glauben). Da mein Vater 76 Jahre alt ist, wird er nun auf seinen Allgmeinzustand untersucht und ob er „operationstauglich“ ist. Diese Untersuchungen laufen derzeit noch, aber mein Vater war eigentlich immer sehr robust und ist es auch jetzt noch. Er hat bereits einige CT’s und MRT’s hinter sich, wurde auch schon kardiologisch untersucht und wartet jetzt auf die Ergebnisse, danach wird ggf. der Operationstermin bestimmt.

Man kann sich sicherlich vorstellen, was für ein Wechselbad der Gefühle das für uns alle gewesen ist, meinen Vater eingeschlossen. Erst wurde er als austherapiert und quasi so gut wie tot aus unserem Feld-, Wald- und Wiesenkrankenhaus entlassen und jetzt – übrigens 2 Monate später (sic!) – wartet er auf seine Operation. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sich das Blatt so wenden kann und warte quasi auf den Todesstoß.

Worüber ich aber einfach nicht hinwegkomme, ist die Art und Weise, wie hier im KH agiert wurde.
Sollte er tatsächlich nach der Operation vollständig genesen, woran ich, wie gesagt, noch nicht zu glauben wage, dann schüttelt es einen doch, wenn man darüber nachdenkt, was gewesen wäre, wenn er nicht nach Essen gefahren wäre. Er hat ja zunächst alles abgewehrt und uns zu verstehen gegeben, dass er sich damit abgefunden habe, relativ bald zu sterben. Ich bin immer noch viel zu aufgewühlt, um zu schildern, wie sich das anfühlt, aber ich bin auch sehr wütend auf die Ärzte im hiesigen Krankenhaus. Wie es weitergeht, wissen wir derzeit nicht, da Vater noch in Essen ist und noch einige Untersuchungen über sich ergeben lassen muss. Ich habe jedenfalls immer noch das Gefühl, neben mir zu stehen und hoffe und bange, dass mein Vater noch eine ganze große Weile bei uns bleiben darf.

Es ist sehr lang geworden und ich danke fürs „Zuhören“.
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