Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 24.05.2008, 23:13
Bambolina Bambolina ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 14.01.2008
Beiträge: 3
Standard Kreislauf des Lebens

Hallo,
ich habe mir schon seit Monaten vorgenommen, diesen Beitrag zu schreiben, finde aber erst heute due Ruhe und den Mut dazu.
Der Krebs hat mir im vergangenen November meinen Papi nur 5 Tage nach seinem 60. Geburtstag und ca. 15 Monate nach der Erstdiagnose fuer immer genommen, und er fehlt mir unsagbar. Waehrend seiner Krankheit habe ich oft hier mitgelesen und aus den vielen Beitraegen immer Kraft geschoepft. Zu einem Thema allerdings, das mich sehr interessierte, haette ich gerne mehr Informationen gehabt: das ist auch der Grund fuer diesen Beitrag.
Im August 2007 waere mein Vater an den Nebenwirkungen der Second-Line-Chemo fast gestorben. Er lag 3 Wochen im Krankenhaus, bekam Bluttransfusionen und ein Einzelzimmer. Uns wurde nicht viel Hoffnung gemacht. Und wie er da lag, abgemagert und blass in diesem Krankehausbett, in Morpheus' Armen, voellig weggetreten vom Morphium und in den seltenen wachen Momenten unendlich muede und traurig, und ich lange Tage bei ihm sass, abwechselnd mit meinem Mann, meiner Mutter, meinem Bruder und meiner Schwester, genau in diesen Tagen erfuhr ich, dass ich schwanger war. Sein heiss ersehnter erster Enkel war auf dem Weg in die Welt und der Opa wuerde seine Ankunft nicht erleben... der Schmerz war unbeschreiblich!
Mein Vater kam noch einmal nach Hause, erholte sich wie durch ein Wunder noch mal, hatte seine Freude an Ultraschallbildern und der Namenswahl und meinem wachsenden Bauch, bis es dann unwiderruflich abwaerts ging und wir ihm hilflos beim Sterben zusehen mussten. Ich habe so viel geweint in dieser Zeit und mir oft Sorgen und mein Kind gemacht. Wuerde es diese schwierige Zeit unbeschadet ueberstehen? Wuerde ich es schaffen, mich zu freuen, und wenn ich es nicht schaffte, was bedeutete das fuer mein Kind? Wieviele Traenen ertraegt ein ungeborenes Kind?
Ich habe oft im Internet nach aehnlichen Erfahrungen gesucht um irgendwie Mut zu schoepfen, um Anregungen zu bekommen, wie ich mich verhalten sollte. Leider fand ich nicht viel, und als mein Papi schliesslich Abschied nahm und fuer immer ging, schien ich mit meiner Kraft am Ende. Gibt es etwas absurderes, als mit einem 5-Monats-Bauch den eigenen toten Vater zu waschen? Es war die Hoelle und ich werde dieses Gewicht in meinen Armen nie vergessen.
Als mein Vater ging, schneite es, so frueh im Jahr wie schon seit Jahren nicht. Und als mein Sohn kam, schneite es, so spaet im Jahr wie schon seit Jahren nicht.
Mein Sohn hat ein sonniges Gemuet, lacht viel und liebt es, geherzt und geknuddelt zu werden. Ich habe die Schwangerschaft irgendwie ueberstanden und auch die Zeit nach der Entbindung, als die Depression wie einer schwarze Wolke immer drohend ueber mir hing.
Das Leben ist ein Kreislauf, das habe ich am eigenen Leib erfahren. Es ist ein wertvolles Wissen, das jedoch manchmal schwer auf meinen Schultern lastet, und ich wuerde mich gerne austauschen mit Betroffenen, die mir vielleicht Tips geben koennen, wie Trauerarbeit und Saeuglingspflege sich vertragen...
vielen Dank vorab und allen viel Kraft und Mut!
Bambolina
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:25 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55