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VORHER-NACHHER-Wie geht Ihr mit der Lebensumstellung um
Hallo, Ihr Lieben alle-
grade bin ich wieder dran erinnert worden im "Erfahrungsaustausch", was ich Euch alle schon lange mal alles fragen wollte.... Ich bin ja nicht selbst betroffen, sondern nur indirekt, da meine Mutter erkrankt ist, aber ich beobachte die ganze "Geschichte" natürlich genau, u. a. auch, was sich nun im Leben meiner Mutter (auch von uns Angehörigen, aber das soll hier nicht das Thema sein) verändert bzw. z.B. verändern sollte- daher meine Fragen : - Habt Ihr Euch nach der Diagnose irgendwie vorgenommen, etwas in Eurem Leben grundlegend zu verändern? Was wurde dann später daraus? - Habt Ihr Euch Gedanken gemacht, was zur Erkrankung geführt haben könnte und je nach Ergebnis der Überlegungen entsprechend reagiert? - Fällt es Euch schwer, Gewohnheiten, die vielleicht nicht so wohltuend sind, aufzugeben zugunsten Eurer Gesundheit? - Wie konsequent ist man z.B. bei einer Ernährungsumstellung direkt nach der Behandlung und dann Monate oder Jahre später? - Fiel es Euch schwer "loszulassen", d.h. zuzugeben, dass Ihr manches eben kräftemässig nicht mehr schafft, was ja auch nicht schlimm ist, aber eine Umstellung...? - Teilt Ihr Eure Kräfte anders ein? .... sieht jetzt aus wie ein Fragebogen zu so einer Umfrage, aber ich finde das einen interessanten Themenkomplex und ich bin draufgekommen, weil ich bei meiner Mutter z.B. beobachte, dass sie die wiederkommenden Kräfte doch wieder in Haushaltskram steckt, was natürlich mit ihrem Selbstverständnis zu tun hat und sie daran "messen" kann, wo sie kräftemässig im Vergleich zu "vorher" steht und es wichtig für sie ist, da nicht nachzulassen, wir anderen allerdings finden natürlich, sie sollte ihre Energie lieber mehr in Spaziergänge und andere "interessantere" Dinge stecken, wenn es entweder "Bad putzen" oder "Ausflug" zur Auswahl gibt, natürlich den Ausflug wählen sollte..... Ich glaube auch, dass es um so schwieriger ist, sich da umzustellen, je länger man den alten Rhythmus gelebt hat, vollkommen klar, klar auch, dass man da nicht viel sagen kann, es ist jedes Menschen eigenes Leben...aber es fällt halt schwer, das so zu sehn.....es ist so schade, aber vielleicht müssen auch wir Angehörigen Geduld haben.... So, in Teilen wurde dieser Themenbereich ja schon immer wieder gestreift, aber ich dachte, es wäre ein extra-Fach wert.... Bin gespannt auf Eure Erfahrungen hierzu! Liebe neugierige Grüsse von Manuela Geändert von MM-Tiga (30.12.2007 um 13:33 Uhr) |
#2
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AW: VORHER-NACHHER-Wie geht Ihr mit der Lebensumstellung um
Liebe Manuela,
ich kenne die Gedanken zu den von dir angesprochenen Fragen als Angehörige (bei meinem Mann wurde vor fast genau 5 Jahren Prostatakrebs diagnostiziert, vor 1 1/2 Jahren Krebs im Mundbereich) und als Betroffene (EK-Diagnose genau vor einem Jahr). Mein Mann hat ganz allmählich einige Dinge, z. B. beruflich verändert. Ich war dabei sehr ungeduldig und meinte, Veränderungen müssten viel schneller erfolgen. Mit mir selber konnte ich dann geduldiger sein und mein Mann (diesmal als Angehöriger) hatte dafür Verständnis! Ich teile meine Kräfte anders ein (nach der OP und während der Chemo ging das auch nicht anders) und bin sensibler geworden, wenn ich mal wieder meine, ich könnte hunderttausend Dinge gleichzeitig machen, wenn es mir gut geht, und ziehe eher die "Notbremse". In guten Tagen während der Chemo wollte ich aber auch weniger "interessantere" Dinge tun - aus Freude daran, dass ich die überhaupt wieder tun konnte! Gleichzeitig war und ist es mein Bestreben, mir jeden Tag etwas Gutes zu tun (das können auch ganz kleine Dinge sein). Ich habe mir nicht vorgenommen, etwas in meinem "Leben grundlegend zu verändern", weil ich weiß, dass ich oft Vorsätze doch nicht umsetzten kann. Vieles hat sich aber verändert, auch ohne mein "Zutun", und manchmal habe ich überlegen können, ob das besser für mich ist oder nicht. Dadurch, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben konnte/durfte, muss/kann ich lernen, andere Prioritäten zu setzen - diese Veränderung fiel mir am schwersten! Mir fällt noch Vieles ein (z. B. Ernährung, rauchen, egoistisch sein....), für heute aber erst noch mal so viel: Ich meine, Angehörige sollten versuchen, sich dem Rhythmus des Erkrankten anzupassen (s.o. ist mir selber sehr schwer gefallen), Erkrankte sollten Angehörigen gegenüber sich nicht rechtfertigen müssen, wenn Veränderungen auftreten - oder auch nicht. Ich hoffe, das ist jetzt nicht missverständlich?! Lieben Gruß Chris |
#3
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AW: VORHER-NACHHER-Wie geht Ihr mit der Lebensumstellung um
Hallo
ich hatte mir viele Gedanken gemacht und viel vorgenommen. Doch muss ich feststellen, dass alle guten Vorsätze für die Katz waren - abgesehen, dass ich jeden Tag bewusst geniesse, bin ich froh, wenn ich den alten Trott wiederhabe ... So kann ich mir erfolgreich einreden, dass ich nie Krebs hatte, oder nicht mehr habe... und warum soll ich nur wegen dem Krebs in der Weltgeschichte rumreisen , in Konzerte rennen ..das Leben äusserlich mehr wahrnehmen ? Das Bad zu putzen, bedeutet Normalität. Als ich damals die Diagnose bekommen hatte und in meiner Küche sass, dachte ich: hier werde ich bald nicht mehr sitzen , werde nicht mehr da sein, nie mehr... Und nun sitze ich doch wieder in der Küche und schwinge den Putzlappen, sause durch die Wohnung , hier ein Stäubchen, da ein Fussel - ich habe das früher nie gern gemacht und nun mit Begeisterung. Wie gesagt, alles, was mir Normalität gibt, mache ich gern. Ich esse auch genau, wie vorher - so ein richtiges saftiges Steak ist doch was feines - was solls, dass man Darmkrebs davon bekommen soll... Sogar zu einer Diät hab ich mich durchgerungen , bin so fett durch die Therapie geworden - die Ernährungsberaterin wollte mir keine Tipss geben, unter dem Motto: Sie haben doch Krebs... Und auf Arbeit mache ich meinen Job genauso, wie vor der Diagnose - Normalität über Alles und ich ehemaliger Arztmuffel klappere nun brav alles ab, was mir geboten wird - Augenarzt, Blut zapfen, gyn.Untersuchungen - wat sein mut, mut sein... Von meiner Familie verlange ich ebenfalls Normalität, zumal mein jüngerer Sohn Panikattacken hatte und in der Schule abgerutscht ist. Er hat sein Motorrad zu Weihnachten bekommen , der andere Sohn sitzt in Prag und studiert Medizin - das Leben geht weiter... Man darf der Krankheit nicht zuviel Bedeutung beimessen. Wenn dann ein Rezitiv kommt oder Metastasen - ist immer noch Zeit für Verzweiflung und Rücksichtnahme. Alles, was ich im Grunde will - ist: mein altes Leben zurück !
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Liebe Grüße Nikita Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen. George Patton Geändert von nikita1 (30.12.2007 um 17:54 Uhr) |
#4
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AW: VORHER-NACHHER-Wie geht Ihr mit der Lebensumstellung um
Hallöle,
wollte auch ein bißchen zu diesem Thema beitragen: also, eigentlich hat sich mein Leben nicht grundlegend verändert, aber es gibt ein paar Kleinigkeiten, die sich verändert haben und sich auch verändern mußten. Mein Leben hatte sich ja bereits im April 2005 radikal geändert, weil ich zu dem Zeitpunkt arbeitslos wurde. Aber ich habe diese Veränderung positiv gesehen, habe mich sogar darauf gefreut, endlich mal mehr Zeit für mich und für den Haushalt zu haben und für Sport und Hobbys. Und das genieße ich heute noch. Eigentlich wollte ich dann im Jahr 2006 als Tagesmutter voll einsteigen und 3 Kinder betreuen. Doch da kam die Diagnose dazwischen. Nach Ende der Behandlung, als ich langsam wieder zu Kräften kam, da war mir schon klar, daß sich ein bißchen was ändern muß, aber ich wußte nicht so genau, wie ich das beginnen sollte. Sehr geholfen hat mir da die Reha, die ich im März 2007 gemacht habe. Ich konnte ein paar Dinge in mein "neues" Leben integrieren. Also: ernährungsmäßig achte ich nun sehr darauf, Tag für Tag viel Obst und Gemüse zu mir zu nehmen, ich verwende nur noch Natur- oder Wildreis und Vollkornnudeln, wir essen viel Vollkornbrot. Ich koche viel mehr mit frischen Zutaten. Früher haben wir sehr häufig Fertiggerichte gegessen, weil es einfach war und schnell ging, vor allem, als ich auch noch Vollzeit gerarbeitet habe. So viel Obst und Gemüse wie jetzt habe ich früher nie gegessen und es gibt mir ein gutes Gefühl. Ich versuche, jeden Tag Sport zu treiben. Bei gutem Wetter gehe ich mindestens 30 Minuten in den Park zum Walken, bei schlechtem Wetter mache ich mit einer Video-Cassette Zuhause Gymnastik und radel auf dem Heimtrainer. Ich fahre sehr häufig mit dem Rad durch die Gegend, auch zum Einkaufen und das tut mir verdammt gut. In der Reha habe ich mir CDs mit Entspannungsübungen gekauft. Ich mache das zwar nicht so oft, wie ich mir das vorgestellt habe, aber vor allem in starken Streßzeiten tut es gut, mal eine halbe Stunde vollkommen abzuschalten. Ich versuche, mich selber nicht mehr so unter Druck zu setzen (was gar nicht so einfach ist! ). Auf jeden Fall werde ich jetzt erstmal nur ein Tageskind und das auch noch nur einmal in der Woche nachmittags betreuen und ich glaube, das reicht mir erstmal völlig. Mein Mann hatte sich das zunächst allerdings ein wenig anders vorgestellt, dachte, ich könnte ein Kind, aber dafür jeden Tag in der Woche nehmen und wenn es gut läuft, dann noch ein zweites Kind. Aber das setzt mich unter Druck und ich will es nicht. Bin echt froh, daß sich die jetzige Möglichkeit ergeben hat und ich durch die Erwerbsminderungsrente finanziell erstmal nicht auf die Arbeit als Tagesmutter angewiesen bin. So, das war's erstmal. Vielleicht fällt mir ja in den nächsten Tagen noch was zu diesem Thema ein. Übrigens Manuela, wird deine Mutter eine Reha machen? Für mich war es das Beste, was mir passieren konnte, ist aber nicht für jeden das Richtige. Ich wünsche noch einen schönen Abend. Liebe Grüße Mosi-Bär |
#5
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AW: VORHER-NACHHER-Wie geht Ihr mit der Lebensumstellung um
Liebe Chris, liebe Nikita und liebe Mosi-Bär,
vielen Dank schonmal für Eure ehrlichen und vielschichtigen Antworten- ja, da fällt einem viel ein zum Thema... Ich denke auch, dass man wohl als Halt eine ganze Portion Normalität versucht zu erhalten oder wieder herzustellen, meine Mutter sagte auch schon, dass das Thema Krebs dann erstmal wieder ausgeblendet werden soll..... @ Mosi: ja, meine Mutti ist grade dabei die Reha zu beantragen (oder hat schon abgegeben.....weiss ich grad nicht so genau), sie will nach Scheidegg (auch wegen Euren Beschreibungen ) und verspricht sich sehr viel davon. Sie hat auch schon Erfahrung mit Kuren, da sie wegen Asthma auch schon 2x war und einiges für sich "mitnehmen" konnte. Toll, dass Du so viel für Dich tust und auch acht gibst, Dich nicht zu überlasten- find ich richtig.... . Den andren auch noch viel Erfolg beim "Einrichten" ihres neuen Lebens Liebe Grüsse Manuela |
#6
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AW: VORHER-NACHHER-Wie geht Ihr mit der Lebensumstellung um
liebe manuela
wie du bin ich auch eine angehörige, meine pflegemama hat auch ek. ich denke auch dass es sehr wichtig ist ein stück "normalität" zu bewahren, sonst weckt man nur schlafende geister. ich habe letzte woche einen film gesehen, davon gibt es auch ein buch. es heisst the secret-dass geheimniss. irgendwie war da schon was dran. es hiess: hör auf dir vorzustellen oder zu wünschen was du nicht willst, sondern stell dir vor, wünsch dir WAS DU WILLST. ich versuche meiner pflegemama soviel wie möglich abzunehmen, ich geniesse jede sekunde mit ihr weil ich sie aus vollstem herzen liebe. ich stöbere für sie im forum, sie soll sich voll und ganz auf dass gesundwerden konzentrieren, die arbeit rund-herum mache ich. viele liebe grüsse an deine mama, lg tina |
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AW: VORHER-NACHHER-Wie geht Ihr mit der Lebensumstellung um
Halli Hallo
Ich wollte auch mal meinen Senf dazu tun. Leider hat sich mein Leben total veraendert. Vor meiner Krankheit hatten wir drei Neufundlaender Hunde die wir noch immer ueber alles lieben. Wir mussten sie abgeben. Gott sei Dank sind sie alle zusammen bei guten Freunden untergekommen. Mein Mann kann nicht alleine den Haushalt schaffen (ich kann fast gar nichts mehr tun, nein ich bin nicht faul), sich um drei Hunde kuemmern und mich auch noch betreuen. Vor meiner Krankheit habe ich sieben Tage die Woche, 10 bis 12 Stunden gearbeitet. Von Dienstag bis Freitag in einem Warenhaus und von Samstag bis Montag hatte ich mein eigenes Geschaeft (Hundefrisoer). Hatte den Laden erst seit Maerz 2007 und musste dann im Oktober 2007 zumachen. Von meinem anderen Job bin ich krank geschrieben. Vor meiner Operation wog ich 54kg, jetzt nach meiner dritten Chemo nur noch 41kg. Ich fuehle mich schwach und werde schnell muede. Meine Beine zittern wenn ich in unserem Haus die Treppe runtergehen muss. Ich haette gerne alles so normal wie moeglich und, obwohl mein Mann schon immer viel mitgeholfen hat, wuerde ich gerne mal das Badezimmer putzen (ich mach es ja meiner Meinung nach viel besser als er ). Es geht aber einfach im Moment nicht. Mir geht richtig die Puste aus wenn ich nur mal die Badewanne auswasche. Einkaufen geht mein Mann alleine da es dreimal so lange dauert wenn ich mitgehe. Wir muessen uns damit abfinden, bis ich eben ein bisschen mehr Gewicht drauf habe und mehr Kraft bekomme. Wir hoffen dass dieses der Fall ist nach der sechsten Chemo. Aber es ist nicht alles grau und trueb. Ich lese gerne und dafuer hatte ich vorher keine Zeit, jetzt aber und man verbraucht keine unnoetigen Kalorien . Vorgenommen habe ich mir noch nichts besonderes, ich moechte vor allen Dingen gesund werden und dass einzige was ich aendere sind meine Arbeitszeiten. Ich werde nie wieder sieben Tage pro Woche arbeiten, denn die Zeit die mir noch geschenkt wird will ich nuetzen und sie mit lieben Menschen teilen. Viele liebe Gruesse an Euch alle |
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