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  #1  
Alt 30.07.2008, 08:52
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Guten Morgen ihr 4,

vielen Dank für eure Worte!

Liebe Marita,

ich weiß ja, wie er ist und ich weiß auch, dass er sich durch diese Krankheit nicht ändern wird.
Gelassenheit ist nicht unbedingt meine Stärke Vielleicht, weil ich alles zu richtig machen möchte. Und vielleicht ist das mein Weg zu lernen, eben nicht (annähernd) perfekt zu sein... *seufz*

Liebe Kyria,

oh ja, da scheinen mir deutliche Ähnlichkeiten. Das tröstet mich irgendwie, weil ich dadurch nicht das Gefühl habe, dass es nur bei uns so >verkorkst< zugeht und irgendwie ist es ja doch so, dass einem alle Welt suggeriert, wenn jemand in der Familie krank wird, hält die Familie zusammen, egal, was vorher war. Natürlich rücken gewisse Dinge in diesem Moment völlig in den Hintergrund, aber alles vergessen, was geschehen ist, das geht nicht. Zumindest ich kann es nicht.

Deine Geschichte hilft mir aber dahingehend sehr, dass ich mir wirklich Mühe gebe, mit ihm umzugehen, zu kommunizieren. Und ich habe die Hoffnung, dass wir beide uns, vielleicht sogar mit meiner Ma zusammen, Schritt für Schritt annähern. Wie hast Du geschrieben - man wächst da rein... ich hoffe es und irgendwie würde es mich sehr freuen, wenn wir da in unserer Vater-Tochter-Beziehung noch etwas ändern könnten.
Bezüglich Vollmacht, Patientenverfügung bin ich sozusagen dran, auch das hat die Beraterin angesprochen und mein Paps hat die Unterlagen auch schon seit letzter Woche vorliegen. Habe sie ihm hingelegt und vorsichtig gebeten, er möge sich das doch mal durchlesen und habe ihm gesagt, worum es dabei geht und warum das wichtig ist. Will ihn da aber nicht bedrängen.

Liebe Bianca,

auch bei Dir habe ich schon einige Mal gelesen, dass Dein Vater sich nicht mitteilte und sehr verschlossen war. Gestern war wieder so eine Situation: Habe ihn angerufen und gefragt, wann es ihm recht sei, dass ich vorbeikomme... Er meinte dann, naja unter der Woche ist es schwierig (da ist er ja abends mit seinen Jungs unterwegs), habe dann direkt unterbrochen und gemeint "okay, dann komm´ ich am Samstag-Vormittag; ist Dir das recht?"...
Er hat dann zugestimmt. Das ist ungewöhnlich, er hat schon oft (auch vor der Diagnose, bevor dass alles losging) völlig abgeblockt, wenn ich ihn besuchen wollte ... das ginge nicht, weil dies und jenes sei... Heute denke ich darüber natürlich anders, aber im ersten Moment bezieht man das eher auf sich, das man selbst etwas falsch gemacht hat.

Lieber Wolfgang,

vielen Dank auch an Dich für Deine Zeilen. Wenn ich das so lese, glaub´ ich immer mehr, dass wohl mein Anspruch an mich selbst zu hoch ist. Soll heißen, ich habe das Gefühl, einfach da sein ist nicht genug. Es scheint aber wohl genau das zu sein, was gut ist - nicht mehr und nicht weniger.


Liebe Grüße
Ypsi
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  #2  
Alt 31.07.2008, 13:30
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo Ypsi,

lieben Dank für Deine Antwort.

Ich denke, daß es bei Männern wie Deinem Vater und meinem Exmann ungeheuer wichtig ist, ihnen das Gefühl zu geben, daß man dann da ist, wenn sie es brauchen. Daß sie wissen, daß man sozusagen im Hintergrund bereit steht und sie auffängt und unterstützt, dann, wenn es nötig ist.

Zusätzlich kann man hier und da ein bißchen an den Fäden ziehen, um ihnen manches zu erleichtern: Kann sich vom Kranken von der Schweigepflicht entbinden lassen und so Gespräche mit dem Arzt führen. Kann mit der Nachbarin eine verbindliche Absprache treffen, daß sie bei Verschlechterung des Befindens sofort Bescheid geben soll. Der Kranke muß dabei gar nicht so haargenau mitbekommen, was man als "Notfallprogramm" für ihn arrangiert!

Denn viele Kranke neigen dazu, den Ernst der Lage nicht erkennen zu wollen. Mein Exmann z.B.: weigerte sich bis zum Schluß beharrlich, zu erkennen, wie schlimm es um ihn stand. Er war überzeugt davon, in absehbarer Zeit wieder gesund zu werden. Das war seine Art, mit der Krankheit umzugehen. Wir mußten lernen, das zu akzeptieren.

Noch kurz zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: Vermutlich der einzige Vorteil dieser schrecklichen Krankheit Lungenkrebs ist, daß man dabei eine Patientenverfügung nicht mehr dringend braucht. Denn die Möglichkeiten, bei Lungenkrebspatienten auf längere Zeit lebensverlängernde Maßnahmen einzusetzen, sind doch eher sehr begrenzt. Insbesondere dann, wenn der Tumor bereits weit fortgeschritten ist.

Viel wichtiger finde ich, die finanziellen Angelegenheiten zu regeln. Das würde bedeuten, daß Dir Dein Vater, falls er handlungsunfähig im Krankenhaus liegen würde, Dir durch eine ausgestellte Bankvollmacht die Möglichkeit gäbe, Überweisungen zu tätigen etc., um finanzielle Nachteile zu vermeiden.
So könntest Du auch Einblick in seine Finanzen erhalten und sehen, wie es um die Schrottimmobilie bestellt ist.

Puh, irgendwie ist das alles ein Drahtseilakt: Als Angehöriger eines eigenwilligen Kranken ist man irgendwo zwischen "Hoffnung -nicht zerstören", "Nachteile-minimieren" und "Vorsorge-treffen" angesiedelt.

Anfangs kann man sich gar nicht vorstellen, wie man das alles unter einem Hut kriegen soll. Aber es geht.

Unerlässlich ist es allerdings, sich ein paar Mitstreiter ins Boot zu holen: Eine hilfsbereite Nachbarin z.B.:, einen vertrauenswürdigen Arzt, oder auch andere Familienangehörige. Leute, mit denen man eine kleine, effektive Hilfsmannschaft bilden kann und mit denen man sich austauschen kann.

Ich find´s wunderschön, wie sehr Du Dich für Deinen Vater einsetzst. Ich bin überzeugt davon, daß dieser Weg, auch wenn er Dich jetzt viel Zeit und Energie kostet, der allerbeste für Euch beide sein wird. Der Königsweg.

Ganz liebe Grüße
Kyria
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  #3  
Alt 20.10.2008, 19:06
Bremensie Bremensie ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Ypsi,
denke immer dran der Mensch ist doch kein Automat der alles richtig macht und ständig 100 prozentig funktioniert. Mein Lebesgefährte hatte auch ein Bronchialkarzinom Stufe IV. Er hat bis zum Schluss seines Lebens(17.02.08) schwer damit zu tun gehabt Hilfe anzunehmen. Ich weiß aus Erfahrung man muss Geduld haben bis der andere Hilfe annimmt und auch akzeptiert. Mein Lebensgefährte hat sich oft tagelang in sich zurückgezogen und ich konnte nicht an ihn rankommen. Zur Luftknappheit deines Vaters die Frage hat er denn noch kein Sauerstoffgerät dass er bei bedarf nutzen kann? Ich drücke dir und dem Rest der Familie ganz fest die Daumen und wünsche euch viel Kraft.
Erika
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  #4  
Alt 05.08.2008, 10:29
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Kyria und ein liebes Hallo an alle Anderen,

ich möchte euch ein kurzes Update geben.
Am Freitag hat mein Paps ja die erste Chemo bekommen, sechs Stunden musste er am Tropf ausharren. Ich war am Samstag bei ihm, wir haben viel geredet, dann waren wir kurz einkaufen und ich habe noch ein paar "Kleinigkeiten" in seiner Wohnung gemacht. Samstag ging es ihm gut, bis auf eine Bemerkung, dass seine Appetitlosigkeit immer stärker wird...

Seine Nachbarin (eine Freundin meiner Ma) schaut nun einmal am Tag nach ihm. Sie war früher Altenpflegerin und hat ihren Bruder vor Jahren an Krebs verloren, d.h. sie kann "damit umgehen" (hört sich schrecklich an, tut mir Leid) und würde uns auch sagen, wenn ihr das zuviel ist (sie hat das im Übrigen selbst angeboten).

Ich habe gerade mit ihm telefoniert (sitze ja im Moment im Büro). Gestern und vor allem die Nacht zu heute war schlecht, sagt er. Nicht, was die Nebenwirkungen der Chemo anging, sondern diese schreckliche Atemnot. Mir ist das am Samstag schon aufgefallen, dass er bereits nach der kleinsten Bewegung innehalten muss und verschnaufen muss, selbst im Sitzen ist er schon kurzatming.

Er hat zwar ein Spray bekommen, das ist aber a) bereits verbraucht und hat b) auch nicht sonderlich geholfen, sagt er. In der Klinik haben sie ihn - falls er Beschwerden bekommt - an den Hausarzt verwiesen. Sein Hausarzt ist aber im Urlaub und kommt erst übermorgen wieder. Ich habe ihm nun das Versprechen abgerungen, falls es noch schlechter wird mit der Atemnot, dass er auf jeden Fall direkt das Krankenhaus anruft bzw. den Notarzt; dafür sind die da!

Meine Fragen an euch, gibt es da noch etwas anderes? Hat der HA denn überhaupt irgendwelche Möglichkeiten? Wieso sieht man das in der Klinik nicht und gibt ihm gleich ein Sauerstoffgerät mit? (Ich konnte ihn am Freitag leider nicht begleiten, habe keinen Urlaub bekommen und konnte daher nicht mit den Ärzten vor Ort sprechen). Ich bin ohnehin der Meinung, dass er gar nicht nach Hause gehört, sondern in die Klinik. Er lebt alleine, ich mache mir Sorgen, dass irgendwas passiert und ihm nicht rechtzeitig geholfen wird. Bin durcheinander...
Seine Worte: Du kannst doch nicht Urlaub nehmen, dich neben mich setzen und warten, bis ich keine Luft mehr kriege...

Danke fürs Zulesen...
Ypsi
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  #5  
Alt 06.08.2008, 13:44
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Ach, ihr Lieben...
Darf ich ein bisschen rumheulen?
Habe mich gerade mit meinem Mann gestritten. Er rief ind er Mittagspause im Büro an und fragte, ob wir morgen Abend dies und jenes machen... Ich meinte dann, das das nicht geht, weil ich morgen Abend und Freitag Abend bei uns putzen will, damit ich am Samstag (wenn ich das normalerweise bei uns mache) zu meinem Vater fahren kann und seine Wohnung putzen kann, für ihn einkaufen gehen kann usw. Mein Paps sagt, er kann das nicht mehr.
Das habe ich jetzt einige Male schon so gemacht. Mein Mann fand´ das ..., naja, ich wiederhole seine Worte lieber nicht. Er meint, dass mein Paps jeden Tag fit genug ist, zu seinen Kumpels, in seinen Verein, zu fahren - aber nicht fit genug, um mal zwei Hemden zu bügeln oder mal einkaufen zu gehen.
Meinem Paps wiederum scheint der Dreck nichts auszumachen, es ist ihm schlicht egal, wie es um ihn herum aussieht. Das war es auch schon vor seiner Krankheit. Aber da habe ich es natürlich nicht für ihn gemacht... da hätte er es ja theoretisch selbst machen können.
Mein Mann meint nun, das sei wieder typisch für ihn, er schnippst mit dem Finger und ich renne...

Ach, wenn ich das so durchlese, erscheint mir das so ..., ich finde gar kein Wort dafür, Pillepalle eben.
Aber es fühlt sich einfach nach noch mehr Druck an, den richtigen Weg zu finden; das ist wohl die treffendste Beschreibung. Mach´ ich es da richtig, ist es da falsch!

LG
Ypsi
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  #6  
Alt 06.08.2008, 16:17
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo Ypsi,

was Du beschreibst, kenne ich, in etwas abgewandelter Form: Man betreut und versorgt einen Schwerstkranken, möglichst noch so geschickt, daß er selbst das gar nicht merkt (!) und währenddessen meutert das eigene Umfeld, weil man einfach viel weniger Zeit für alle anderen Leute hat, als vorher.

Ich würde Dir raten: Gehe nach Deinem Gefühl, mach`genau das, wozu es Dich hinzieht. Versuche, Deinem Mann klar zu machen, daß dieses Engagement für Deinen Vater derzeit wichtig und ja sowieso zeitlich begrenzt ist. Versuche Verständnis zu wecken für die besondere Situation, in der sich Du und Dein Vater derzeit befinden.

Ich bin überzeugt davon, daß Dir Dein Bauchgefühl immer wieder den richtigen Weg zeigen wird.

Liebe Grüße
Kyria
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  #7  
Alt 07.08.2008, 13:14
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Kyria,

irgendwie habe ich beim Lesen Deiner Zeilen (auch in anderen Threads, wenn Du Anderen Hilfe gibst) immer das Gefühl "... erstmal durchatmen ... und dann gehts weiter". Ich weiß nicht, wie Du das machst, diese spürbare Ruhe auszustrahlen, aber Du machst das gut!
Danke Dir!
Mein Paps möchte das allerdings schon merken, er lässt sich unangenehme Dinge sehr gerne abnehmen, das war schon immer so ;-) Was soll´s

Ich werde meinem Mann vorschlagen, dass dies (auch wenn es blöd klingt) vielleicht eine gute Gelegenheit wäre, das Thema <Putzfee> mal wieder aufzunehmen. Wir hatten darüber bereits gesprochen, weil wir beide jobtechnisch sehr eingespannt sind, haben aber nicht wirklich ernsthaft nach Jemandem gesucht.

Heute ist Paps beim Hausarzt, d.h. da wird nach den Leuko´s geschaut und ich hoffe sehr, dass der Arzt ihm irgendwas gegen die Atemnot geben kann.
LG
Ypsi
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  #8  
Alt 15.08.2008, 17:02
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo ihr Lieben,

mal wieder ein Update von mir, leider mit schlechten Nachrichten.
Mein Paps war heute in der Uni-Klinik zur ambulanten Chemo, seine dritte.

Er muss dortbleiben, auf Station.
Ich weiß noch nichts genaues. Meine Ma war heute Nachmittag ohnehin auf dem Weg zu ihm und da hat sie sein Anruf erreicht.

Ich habe Angst um ihn und ... ich schaue meinen Titel an und bekomme noch mehr Angst, dass uns nicht mehr viel Zeit vergönnt ist. Wie lange werden wir einander noch haben?

Ypsi
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  #9  
Alt 15.08.2008, 19:50
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Ypsi,

ich hoffe sehr, Du machst Dir zuviel Angst. Das passiert sehr schnell. Ich nenne es dann "Kopfkino", denn ich glaube, die Dinge die man sich vorstellt sind die schlimmsten. Sie verselbständigen sich, drehen sich im Kreis, wachsen und wachsen. Und manchmal alles aufgrund einere Ahnung die doch auch so falsch sein kann.

Vielleicht waren es die Blutwerte und er muss während der Chemo beobachtet werden. Oder ein Infekt und er muss behandelt werden.

Ich hoffe es ist nichts schlimmes. Bitte halte uns hier auf dem Laufenden, ich drücke Dir die Daumen.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
*********************
Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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  #10  
Alt 16.08.2008, 10:31
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Guten Morgen, liebe Bianca,

danke Dir für Deine Worte.
Habe mit Paps telefoniert; es geht ihm nicht besser, aber auch nicht schlechter. Die Elektrolyte sind verheerend und die allgemeinen Blutwerte eine Katastrophe. Die Chemo ist abgesetzt, er bekommt nur noch Tabletten. Er wird heute mittag auf die Pneumo-onk. Station verlegt, dann kann ich ihn auch besuchen und werde versuchen, dort auch mit einem Arzt zu sprechen.

Er sagte wohl gestern zu meiner Ma: "Ich komm´ hier nicht mehr raus."
Ich hoffe sehr, das war nur ein kurzes Aufgeben und er kämpft. Aber, leider, wie ich ihn kenne, lässt er alles über sich ergehen und hat sich "ergeben"...

Stichwort Kopfkino, Bianca, das ist schlimm, sehr schlimm.
Ich hatte ja geplant, heute zu ihm zu fahren, habe gestern hier bei uns alles soweit auf Vordermann gebracht und wollte wie gesagt zu ihm, einkaufen, putzen, vielleicht und hoffentlich ein bisschen reden... nun bin ich zur Untätigkeit verdammt. Werde mich gleich mit einer Freundin auf einen Kaffee treffen und hoffe, dass es bald Nachmittag wird und ich zu ihm kann. Wie weiter oben schon mal geschrieben, Gelassenheit ist nicht meine Stärke; bin eher vom Typ >Macher, ich pack das jetzt an<.

Ich hoffe, er rappelt sich auf, lässt sich aufpäppeln und hilft mit!!!
Ypsi
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  #11  
Alt 16.08.2008, 18:55
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liee Ypsi,
er rappelt sich wieder auf.Er ist jetzt ins tiefe Loch gefallen,es brauch seine Zeit.

Lg Marita
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  #12  
Alt 17.08.2008, 10:44
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Guten Morgen,

ich war gestern lange bei Paps in der Klinik. Er sieht sehr sehr schlecht aus, richtig eingefallen, habe ihn nur ein paar Tage nicht gesehen; es ist beängstigend, wie schnell er abbaut und im wahrsten Sinne des Wortes immer weniger wird. Er hat auch mir gegenüber mehrfach gesagt "... ob ich wohl nochmal hier rauskomme...". Ich habe versucht, ihn aufzumuntern, ihn abzulenken, ihm Zuversicht zu geben. Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist.
Meine Ma ist heute bei ihm. Ich fahre morgen nach der Arbeit wieder zu ihm.

Heute morgen klingelte das Telefon, seine Schwester war dran und hat mir erzählt, dass sein Bruder mit einem schweren Herzinfarkt auf der Intensivstation liegt. Ich weiß nicht, ob ich ihm das sagen soll.
Wie viel muss er denn noch ertragen?

Bezüglich Blutwerte; es war wohl der Natriumwert, der mind. 130 sein muss - er hatte 115. Das hat Störungen des vegetativen Nervensystems zur Folge, was wiederum Ohnmachtsanfälle zu Folge haben kann. Dazu kam, dass der häusliche Sauerstoff, den er seit dem letzten Wochenende bekommt, gar keine Abhilfe / Erleichterung in Bezug auf die schreckliche Atemnot gebracht hat.

Ich hatte nach einem Gespräch mit einem Arzt gefragt und die haben ganz klar gemeint, dass ich keine medizinischen Auskünfte bekomme. Ich habe ja keine Vollmacht von Paps. Trotzdem werde ich das morgen Abend nochmal probieren. Ich möchte doch nur wissen, was ich für ihn tun kann.

Ypsi
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  #13  
Alt 17.08.2008, 11:21
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Marita C. Marita C. ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Ypsi,
ich würede ihm noch nichts sagen,das sein Bruder im KH ist.
Und ich hoffe,das du von den Ärzten Auskunft bekommst.Kann deine Mutter nicht mit den Ärzten reden,das du welche bekommst?

Liebe Grüße Marita
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  #14  
Alt 17.08.2008, 11:31
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Liebe Marita,

danke für Deine schnelle Reaktion. Meine Ma bekommt noch weniger Auskunft, da sie ja als geschiedene Ehefrau quasi nicht mehr als Angehörige "gilt". Hatte gerade noch die Idee, dass ich vielleicht die Dame von der Krebsberatungsstelle nochmal anrufe und mich mit ihr nochmals austausche ... ach, ich weiß nicht.
Ich hoffe sehr, dass Niemand meinen Paps anruft und ihm das mit seinem Bruder erzählt, aber ich kann es ja Niemandem verbieten, das wäre ein Vertrauensbruch. So empfinde ich es zumindest. Es liegt ja nicht in meinen Händen, ihn von der Welt abzuschotten. Und wer weiß, möglicherweise berappelt er sich mit diesem Wissen und kämpft dafür, dass sich die Beiden nochmal sehen können (wohnen ca. 900km entfernt voneinander).
Ich lese auch bei Dir hin und wieder, dass Dein Mann sehr verschlossen und manchmal auch ein bisserl stur ist. Ich kann mitfühlen, wie schwierig es ist, wenn man selbst mit sich hadert und sich fragt, was man machen kann und man bekommt kein - weder positives noch negatives - Feedback vom Gegenüber. Wenn mein Paps so in sich zusammensinkt, sich mit hängenden Schultern ergibt, habe ich immer das Gefühl, ich muss nicht "nur" für ihn kämpfen, sondern auch noch gegen seine Lethargie. Dabei würde ich so gerne mit ihm gemeinsam, Seite an Seite, gegen den Gegner anstehen...
Ypsi
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  #15  
Alt 07.09.2008, 12:48
Ypsi Ypsi ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Guten Morgen Ihr Lieben oder besser gesagt schönen Sonntag-Mittag,

bin zurück von meinem einwöchigen "Ausflug" mit Cheffe, ziehmlich geschafft und möchte mich bei euch melden.
Ja, wie immer tut es mir einfach gut, die neuesten Entwicklungen hier niederzuschreiben...
Paps geht es weiterhin schlecht, er hatte letzte Woche nur einen guten Tag und das war der Tag der Chemo. Soweit ich weiß, bekommt er da entsprechende Schmerzmittel. Der Weg zum HA zur Blutabnahme und -auswertung fäll ihm immer schwerer, aber er bittet den HA nicht, Hausbesuche zu machen. Ich verstehe das nicht, ich habe ihm das schon dreimal gesagt. Will er sich was beweisen? Ich mache mir Sorgen, dass er auf dem Weg dorthin irgendwann einfach umkippt. Verdammt, das muss doch nicht sein.
Genauso wenig wie die folgenden, schlechten Nachrichten sein müssen: Meine Ma hat mir gestern Abend mitgeteilt, dass sie ab sofort nichts mehr für ihn tun wird und ihn nicht mehr sehen will.
Puh. Da musste ich erstmal durchatmen. Was ist passiert?
Sie hatte ja für die letzte Woche alles übernommen, einkaufen, putzen, pflegen (soweit er es zulässt). Er hat am Montag mit der Nachbarin gesprochen und wohl auch mit seinem Arzt (das weiß ich allerdings nur von der Nachbarin), dass er sich Gedanken gemacht hätte und auf jeden Fall zu Hause bleiben möchte ("ich will zu Hause sterben") und von meiner Ma und mir gepflegt werden möchte. Er macht sich also schon Gedanken darüber, wie es denn nun weitergeht. Gleichzeitig lehnt er aber - von meiner Ma darauf angesprochen - jegliche Pflege von Dritten, also Pflegedienst, rigoros ab. "wozu hab´ ich euch denn?" Wir können schon jetzt nicht alles leisten, was nötig wäre; daher ja der Antrag auf Pflege.
Was tue ich, wenn er die Pflege ablehnt und niemanden ins Haus lässt?
Zudem kommt das weiterhin leidige Thema der finanziellen Situation bzw. der Vorsorgedokumente. Für meine Ma und mich wird finanziell einiges auf uns zu kommen. Ich werde ja irgendwann 50% dieser vermaledeiten Wohnung erben. Meiner Ma gehören die anderen 50%. Die Wohnung ist wie gesagt, immer noch verschuldet, d.h. der Wert ist geringer als die Höhe der Schulden. Sollte er gar nichts in Sachen Vorsorge (z.B. eine Testament) machen, wird dieser ganze Kreislauf mit Nachlassverwaltung etc. auf uns zukommen. Für ihn ist die Sache kein Thema "Du kannst das Erbe ja ausschlagen". Damit würde meine Ma noch schlechter als ohnehin schon dastehen, da sich alles ja furchtbar in die Länge ziehen wird und sie letztlich eben für alle Schulden aufkommen werden wird. Natürlich bin ich auch dann noch da. Aber dies alles könnte er uns ersparen.
Das ist sicherlich hart, aber ich bin wütend, dass er so wenig Verantwortung zeigt. Er schnippt mit dem Finger und erwartet, dass meine Ma da ist, obwohl sie geschieden sind. Für sie aber einen Finger zu rühren und mit ein, zwei Unterschriften, ihre Zukunfstangst ein wenig zu schmälern, lehnt er strikt ab. Und das mit dem Finger schnippen, meine ich so. Meine Ma ist ein kleines, zartes Persönchen. Er ruft sie an "du, ich hab´ nicht mehr genug Bier, kauf´ mir bitte welches" (ich hatte vorletzten Freitag zwei Kästen gekauft), sie schleppt den schweren Kasten und am nächsten Tag (das hat er ihr erst hinterher gesagt), kommt ein Freund von ihm zu Besuch. Menno, da kann man doch mal den starken Freund bitten, anstatt meine Ma... aber das ist seine Art, sie niederzumachen... das hat er bis zur Trennung so gemacht. Sie kann in dem Moment halt nicht "nein" sagen, weil er eben so krank ist.
Er weiß, dass er nicht mehr gesund wird. Die Diagnose ist nun über zwei Monate her und wie beschrieben, geht es ihm immer schlechter.
Es tut mir Leid, falls ich jemanden mit meinem Worten verletzte... es muss einfach mal raus
LG
Ypsi
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