Es geht zu Ende....

[Frau M.]

Hallo,

meine Schwester liegt im Sterben, ihr Tumor im Hirn war doch stärker als ihr Wille.

Nachdem sie vor 2 Wochen nicht mehr laufen konnte, hat mein Schwager sie auf eine Krebsstation gebracht, um ihre Pflege zu organisieren, weil beide unbedingt wollten, dass sie zu Hause ist.

Am Donnerstag ist sie entlassen worden...am Freitag war ich da, sie war ansprechbar, hat noch mitgelacht...konnte zwar nicht sprechen, bzw. man konnte kaum verstehen, was sie sagen wollte. Ich bin noch mit ihr im Rollstuhl durch die Gegend gefahren, irgendwie kommt es mir jetzt vor, als wollte sie sich von ihrer Gegend verabschieden. Gefuttert hat sie noch, dachte mir noch, ich würde so eine Portion nicht schaffen....Abends war dann auch noch meine 2. Schwester da....

Seit Freitag abend liegt sie in ihrem Bett und wird nicht mehr wach....man sieht, das sie schäft, sie atmet ruhig und offensichtlich hat sie auch keine Schmerzen....die Ärzte sagen, sie wird bald für immer einschlafen....ich bin froh, das sie nicht leidet, das sie zu Hause ist und das wir noch den schönen Freitag hatten....

Mach es gut, Schwesterchen....du bist eh immer bei mir....

[Frau M.]

Hallo Christiane,

es tut mir sehr leid wegen deiner Mama, aber vergiss´nicht, das sie jetzt keine Schmerzen mehr hat und nicht länger unter dieser scheiß´Krankheit zu leiden hat. Das ist das einzige, was trösten kann. Habe meine Mama vor 3 Jahren verloren, ich denke jeden Tag an sie, immer wenn ich Sachen tue, die mich ganz stark an sie erinnern. Du trägt deine Mama eh immer bei dir, sie lebt in dir weiter....

Ich drück´dich fest...Kirsten

[Safira]

Liebe Frau M,

es tut mir sehr leid, dass es so schlecht um deine Schwester steht, uns bleibt nur der Trost, dass das Leiden dann ein Ende hat.
In diesem Stadium einer Krankheit kann man wirklich nur noch dafür sorgen, dass
deine Schwester keine Schmerzen hat und so scheint es ja zu sein.
Ich weiß genau was ihr jetzt durchmacht, denn ich habe meinen Mann am 10.08.06 durch LK verloren und es war einfach nur schlimm ihn so leiden zu sehen und nicht mehr helfen zu können.
Ich schicke euch hiermit ein ganz dickes Kraftpaket, ihr werdet es brauche für alles was jetzt noch vor euch liegt.

Liebe Grüße

Safira

[Frau M.]

Hallo Safira,

ich danke dir für deine lieben Worte. Habe eben mit meinem Schwager telefoniert, sie schläft weiterhin, ganz ruhig und friedlich. Momentan bin ich darüber sehr froh, ich könnte es nicht ertragen, wenn ich wissen würde, das sie leidet.

Ich weiß, das da noch einiges auf mich zu kommt, bzw. auf uns. Aber zur Zeit bin ich sehr ruhig und gefasst. Ich kann froh sein, das ich tolle Menschen habe, die mir zur Seite stehen.

Ich hoffe, das ich weiterhin diese Kraft habe und ich wünsche dir, das du die Kraft hast, mit dem Tod deines Mannes einigermaßen klar zu kommen.

Liebe Grüße Kirsten

[Frau M.]

Liebe Nicole,

ich danke dir für deine Anteilnahme. Es ist wirklich heftig, was du erlebt hast und ich hoffe für dich, das du genug Power hast, gegen deine Krankheit anzukämpfen.

Für meine Schwester wünsche ich mir auch, das sie in ihrem momentanen Zustand schmerzlos herübergleitet. Bislang sieht es so aus, sie schläft immer noch und hat keine Schmerzen...das tröstet mich ungemein, wenn ich sie schon verlieren muß....

Liebe Grüße Kirsten

[Frau M.]

Bin eben angerufen worden, es ist zu Ende...
Ich fahre jetzt zu ihr....hoffentlich geht es ihr jetzt besser....

[Frau M.]

Danke Christiane,

es geht ihr sicher besser. So wie sie in den letzten Wochen gelitten hat, kann es jetzt nur besser sein. Sie ist zu Hause verstorben, in den Armen ihres Mannes und wir werden ihr den letzten Wunsch erfüllen können. Ihre Asche wird in der Heimat ihres Mannes im karibischen Meer ihre letzte Ruhe finden. Ganz so wie sie es gewollt hat. Muß jetzt nur überlegen, wie wir hinterbliebenen 2 Schwestern es schaffen, daran teilzunehmen, kostet ja richtig Geld dahin zu fliegen. Aber irgendwie wird es schon gehen...
Íst es pietätlos, meine anderen Angehörigen zu bitten, anstatt Kränze und Blumen zu spenden für den Flug meiner anderen arbeitslosen Schwester zu sammeln? Da denke ich gerade drüber nach....

Danke für eure Anteilnahme

Grüße Kirsten

[Safira]

Hallo Kirsten,

mein Beileid zum Tode deiner Schwester. Nun gibt es wieder einen neuen Stern mehr am Himmel.
Es ist sehr schön, dass sie in ihrem Zuhause in den Armen ihres Mannes eingeschlafen ist und nicht in einem Krankenhaus.
Ich bin derselben Meinung wie Nicole und würde es an deiner Stelle wohl auch so machen.

Viele liebe Grüße

Safira

[Frau M.]

Danke für eure lieben Antworten.
Ich bin auch froh, das sie zu Hause gestorben ist, das gibt mir eine ganze Menge Trost. Und das ein geliebter Mensch in dem Moment bei ihr war.
Ihr letzter Wunsch wird definitiv erfüllt, bin ganz verwundert, wie relativ unkompliziert das läuft, man braucht nur eine Bescheinigung aus dem Land, das die Urne willkommen ist, von offizieller Seite, dann kann man mit der Urne (selber) in das Land reisen. Da die Familie meines Schwagers da lebt, ist das vor Ort einfach zu klären.
Ich weiß noch nicht ganz genau, ob ich fliegen kann, wegen meines Jobs und wegen 15 Stunden Flug. Da reicht eine Woche nicht und dann habe ich ein Problem. Mal sehen. Jedenfalls habe ich gestern mit meinem Freund geredet, was für ein Schatz....das Ticket für meine arbeitslose Schwester ist jedenfalls gesichert....sponsored by little sister and her honey....ich freue mich schon, es ihr zu erzählen...damit mache ich beiden Schwestern eine riesen Freude und die Große sieht es auf ihrer Wolke am Himmel, ich bin mir sicher.......

Danke an euch, ihr habt mir viel Kraft gegeben!!!

Grüße Kirsten

[Frau M.]

Wir haben die Trauerfeier hinter uns. Mir war gar nicht bewußt, wie viele Menschen meine Schwester kannte... Da sich eine gewisse Ähnlichkeit nicht verleugnen kann, hatte ich viele Leute im Arm, die ich noch nie im Leben gesehen habe. Es war sehr schön, wobei mein Schwager dem Priester da Sachen gesagt hatte, die gar nicht stimmten und ich dann jedesmal das leichte Grinsen ins Gesicht bekam....z.B. hätte sie ihren Sohn am liebstens gewürgt, weil er mit einer so-la-la - Geschichte ein Kind gezeugt hat und der Pfarrer, dann was erzählte von glücklicher Oma...da gab´es noch ein paar andere Klopfer...(als der Enkel dann da war, waren alle ganz verrückt nach ihm)... Aaron hat die Trauerfeier erträglicher gemacht. Kann jetzt laufen und wuselte (der Pfarrer hat ausdrücklich darauf bestanden!!!) eben ihm zwischen den Beinen rum. Stand dann vor der ersten Reihe und konnte nicht verstehen, warum die vorne alle heulten und schaute uns mit grossen, braunen Augen an.

Es war sehr schön und würdig...habe eine Menge Kraft gesammelt, die mir die Trauer einfacher macht...weil, auch wenn das abgedroschen und hart klingt: Das Leben geht weiter und sie hätte sicher nicht gewollt, das ihre Familie jetzt voll in die Depression geht, weil sie nicht mehr da ist...Sie ist da, sie ist ein Teil von mir...

Noch etwas: Ich bin nicht religiös, war mal katholisch, aber eigentlich nichts mehr mit Kirche am Hut. Habe einen theologischen guten Freund... Auch wenn mir ansonsten das Gerede über Kirche, Tod und Teufel auf den Zwirn geht, zu solchen Anlässen sind die Gespräche mit ihm sehr anregend und helfen mir, mit Trauer und Gehenlassen besser klar zu kommen...

An euch vielen Dank und auch an meinen Freund Doktor Allwissend....

Grüße Kirsten