Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 22.02.2011, 23:53
SarahF SarahF ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2010
Beiträge: 9
Standard Gibt es einen Gott?

Für mich habe ich die Antwort: Nein!
Leider muss ich mich nun ebenfalls traurig hier einreihen.
Es ist jetzt fast 3 Monate her, dass eine mir emotional sehr nahestehende Freundin gehen musste - und von " Zeit heilt alle Wunden" kann ich bis heute keinen Nanometer erkennen. Ja- leider ist es wahr: Meine liebe Freundin musste Anfang Dezember mit nur 40 Jahren Abschied nehmen, 3 kleine Kinder und einen sehr liebenden Ehemann alleinlassen. Und wenn es einen Gott gäbe, ist er grausam, ungerecht, sadistisch und menschenfeindlich - wie kann man mit so jemandem noch zu tun haben wollen? Ich nicht mehr. Ich weiß, ich bin immer noch wütend, traurig - ich habe das Gefühl, ich hätte etwas an diesem Schicksal ändern können, nur nicht rechtzeitig gewusst, wie. Ich weiß, dass nicht alles erklärt werden kann - und möchte es dennoch nicht begreifen, dass das Leben keiner Logik folgt.
Sie hat gesund gelebt - ich nicht - warum wird sie so bestraft - und ich nicht?
Sie hat mehr Lebenswillen und Kraft, für das Leben zu kämpfen, gehabt als ich - warum wird es ihr einfach weggenommen?
Sie hat alles Mögliche während dieser Krankheit über sich ergehen lassen, und zwar nicht wegen sich selbst, sondern für ihre Kinder - warum wird das nicht belohnt?
Ich habe ihr zum Geburtstag eines meiner zukünftigen Lebensjahre geschenkt - warum durfte sie das nicht annehmen?
Sie hat nie Großartiges verlangt vom Leben - warum wird ihr sogar das Minimalste verweigert - das Leben?
Ich kann das Ganze einfach nicht verstehen... Und ich warte auf den Tag, an dem ich dem angeblichen Schöpfer gegenüberstehen werde - um ihm meine Wut ins Gesicht zu schreien - allein aus diesem Grund würde ich es begrüßen, dass es ihn gäbe.
Jedem von den Krebskranken wünsche ich, dass er eine Chance bekommt, dass es "gut ausgeht", dass gleich morgen die Pharmaindustrie die Karten auf den Tisch legt und sagt: Die Krankheit ist heilbar - hier ist das richtige Medikament!

Traurige Grüße...
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 23.02.2011, 01:22
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Gibt es einen Gott?

Hallo Sarah,

deinen Schmerz und deine Wut kann ich verstehen. Mein Mitgefühl für dich und die Hinterbliebenen.

Hast du dir schon mal überlegt, was das tatsächlich heisst: das Leben? Lass dir Zeit und schütte nicht das Kind mit dem Bad aus.


Liebe Grüsse

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 23.02.2011, 08:44
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.07.2005
Ort: Main-Kinzig-Kreis
Beiträge: 3.389
Cool AW: Gibt es einen Gott?

Hallo Sarah


Überwiegend unverdrossen optimistisch nach vorne blickend habe ich in meinen fast 68 Lebensjahren - zusammen mit meinen Lieben - Trauriges und Schönes durchgestanden und hoffe noch auf einige gute Jahre.

Gleichwohl geht es mir wie Dir und vielen Anderen:
Ich will mir nach all meiner Lebenserfahrung einen liebenden Gott einfach nicht mehr vorstellen, der zerstückelte, vergewaltigte Kinder, in Kriegsgebieten eine zerbombte Zivilbevölkerung, Kranke mit sehr langen Leidenszeiten und Intenivstationen mit an Drähten vegetierenden Kranken erschaffen hat bzw. als sein Werk gutheißen kann :

Das heißt allerdings für mich nicht, dass wir in seelischem Chaos versinken, denn wir können uns mit lieben Menschen zusammentun, die zwar ebenso zweifeln aber trotzdem nicht ver-zweifeln


Ich fänd' es perfide, wenn ein göttliches Wesen beispielsweise gläubig Betenden hilft, aber den Nachbarn, der nicht betet, in Leid und Elend versinken lässt....... wir wissen ja auch, dass es leider oder "gott-sei-dank" SO wohl nicht läuft

Gläubige und Nichtgläubige haben gleichermaßen gute und schlechte Zeiten.....diese Tatsache kann man drehen und wenden wie man will



@HelmutL

ich glaube nicht, dass Sarah, viele Andere und ich "das Kind mit dem Bade ausschütten"

Diese schwierige Welt können sich einfach nur immer weniger Menschen als von einem beschützenden Gott erschaffen vorstellen



Alles Liebe und Gute wünscht mit herzlichen Grüßen
__________________
Ilse

Geändert von Ilse Racek (23.02.2011 um 08:51 Uhr) Grund: vertippt
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 23.02.2011, 08:54
frohsinn frohsinn ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 07.06.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.883
Standard AW: Gibt es einen Gott?

"Diese schwierige Welt können sich einfach nur immer weniger Menschen als von einem beschützenden Gott erschaffen vorstellen "

Deine Worte treffen ganau den Kern ...dem ist nichts mehr hinzuzufügen....Gruß von mir
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 23.02.2011, 23:19
SarahF SarahF ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2010
Beiträge: 9
Standard AW: Dinge beim Namen nennen

Hallo an alle!

Danke für jede Meinung. Egal was geäußert wird, vielleicht ordnet dieses ein bisschen das Chaos.

@Helmut: Ich respektiere deine Meinung natürlich, und so ganz jung und ohne Lebenserfahrung bin ich nun auch gerade nicht - aber wäre es möglich, dass die Menschen Gerechtigkeit und Logik unterschiedlich definieren? Gibt es denn nur dann einen Aufschrei der Nationen, wenn nicht ein angeblich existierender Gott die ganzen Grausamkeiten zu verantworten hat (wie die Pfarrer reden, die natürlich nur das Positive meinen), sondern ein x-beliebiger Mensch? Oder was würde passieren, wenn mein Nachbar beschließt: Morgen wird Frau X durch eine von mir gewollte Krankheit in Kürze zu Tode kommen.? Und die Pfarrer und auch die Bibel sagen ja: Alles, was Gott tut (und er ist ja angeblich für alles verantwortlich nd sieht alles), hat einen Sinn - die dummen Menschen (die er erschaffen hat) verstehen das nur nicht.
Dann wäre doch wohl das logische Fazit: Menschen, die gesund leben, bescheiden sind, sich für andere aufopfern, ihren Nächsten lieben und an Gott glauben (denn all das trifft auf meine Freundin zu), will dieser dafür nicht belohnen (indem er ihnen ihre eigene Entscheidung lässt, ihr Leben zu leben, wie sie es wollen), sondern bestrafen, indem er sie auslöscht oder mit Krankheiten belegt. Vielleicht schweife ich zu sehr aus - aber wenn ich allein an die Qualen von Kindern denke, die Krebs oder andere Leiden haben...
Und stimmt: Ich habe wirklich keine Vorstellung davon, was Leben heißt - für Definitionen bin ich aber offen. Vielleicht kannst du ein erstes Beispiel nennen. Bis auf die evolutionären Umstände, die die Natur geschaffen hat: auf die Welt kommen, seine Existenz sichern, die Art erhalten und sich einen möglichst guten Platz im Stammesgefüge erobern (keine Sorge, ich vergesse nicht die kleinen Freuden, die man erleben kann), und das einfach nur auf einem höheren Niveau - mehr fällt mir im Groben nicht dazu ein, was Leben heißt. Und doch hätte ich mir etwas mehr Gerechtigkeit in diesem großen Ganzen gewünscht.
@Ilse und Frohsinn: Danke dafür, dass ich mich mit euren Worten wenigstens nicht ganz so verlassen fühlen muss mit meiner "ketzerischen" Einstellung - und das hier - in einem erzkatholischen Bundesland. Die Beerdigung (kirchlich, wie gesagt, die Freundin war sehr gläubig, hat sogar eine Krankensalbung gemacht usw.) war das letzte Mal, dass ich eine Kirche von innen gesehen habe, wenn ich an einer vorbeikomme, schreit mein Gehirn nur noch "Lüge!", genauso wie ich mich verdammt zusammenreißen musste bei der Totenmesse, da mich jedes 3. "tröstende" Wort des Pfarrers furchtbar wütend gemacht hat - ich weiß, der macht nur seinen Job, aber immer wieder diese Floskeln, dass man als dummes Schaf dieses Schicksal akzeptieren und damit einverstanden sein muss, und der Gott weiß, was er tut - und das Gehirn ruft: Kann ich aber nicht! Bin ich aber nicht! Will ich nicht! und: Dann macht dieser Gott einfach ganz schlimme Fehler, die andere ausbaden müssen!
Leiden macht einen nicht stärker - sondern stumpft einen ab. Ich glaube: Ein Gott ist etwas für solche Menschen, die die endgültige Verantwortung nicht selbst tragen, sondern jemand anders aufbürden wollen.
Jetzt weiß ich immer noch nicht, was Leben heißt - mir wäre es recht, wenn ich einen Beweis hätte, dass solche Sachen einen Sinn haben, dann könnte man damit besser leben und besser nach vorne schauen und "mitarbeiten", es gibt aber leider keinen.
Und wenn ich in die Gesichter der 3 Kleinen von meiner Freundin schaue (ich habe im Leberkrebsforum die Familiensituation geschildert), weiß ich schon gar nicht mehr, was ich sagen oder tun soll.
Herzlich, Sarah
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 24.02.2011, 00:30
mischmisch mischmisch ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.04.2008
Beiträge: 1.070
Frage AW: Gibt es einen Gott?

Hallo Sarah,

kurze Antwort auf deine Frage:

nein!!

Wenn ich "danke" sage, dann an das Universum -
hmmh - das kann man natürlich auch "G***" nennen".
Aber das Universum ist mir nichts schuldig, straft mich nicht...

Warum sollt eigentlich immer irgendetwas/irgendjemand an irgendetwas SCHULD sein?

Das ist einfach nur das Leben - oder?

Zu müde Grüsse
mischmisch
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:08 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55