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  #1  
Alt 06.07.2009, 10:12
Marianus Marianus ist offline
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Registriert seit: 06.07.2009
Beiträge: 1
Standard Angehörige in Not-zu Hause gehts nicht mehr!

Wir, die Angehörigen unseres krebskranken Vaters, wissen nicht mehr weiter und brauchen dringend einen Rat, was wir tun können. Es geht nicht um emotionalen Beistand, Hinweise dass es Hospize und Palliativstationen gibt, sondern um unsere ganz konkrete Situation.

Unser Vater hat Lungenkrebs im Endstadium und einen unbeschreiblichen Leidensweg hinter sich. Es ist seinem unbändigen Lebenswillen zu verdanken, dass er noch lebt. Wir haben die Begleitung über Jahre nur mit Hilfe von Familie, Nachbarn, Selbsthilfe usw. durchstehen können. Sein letzter Wunsch nach unzähligen Krankenhausaufenthalten war es, nochmal in sein zu Hause zu kommen. Diesen Wunsch haben wir unter Aufbietung aller unserer Reserven ermöglicht. Jetzt geht es nicht mehr zu Hause!!! Er weigert sich, in eine stationäre Einrichtung zu gehen. Neben Pflegedienst (3xtägl.) fordert er von uns Angehörigen eine 24h Betreuung ein, die wir nicht (mehr!) geben können.
Unserer Meinung nach kann das Krankheitsbild zu Hause nicht mehr entsprechend versorgt werden.
Durch die Morphiumgaben wechseln klare Momente mit Angstzuständen. Mehrfach kam es dazu, den Notarzt zu rufen, der eine Einweisung ins Krankenhaus veranlassen wollte, was mein Vater ablehnte.
Wer kann eine Zwangseinweisung veranlassen? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Wir möchten ihn gut versorgt wissen, und brauchen dringend Hilfe.
Wir fühlen mit allen Angehörigen.
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  #2  
Alt 06.07.2009, 13:07
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Angehörige in Not-zu Hause gehts nicht mehr!

hallo marianus,

ersteinmal mein mitgefühl für eure situation und die krankheit deines vaters.
und hut ab für die lange pflege.
zu deiner frage:

Zitat:
Zitat von Marianus Beitrag anzeigen
Jetzt geht es nicht mehr zu Hause!!! Wer kann eine Zwangseinweisung veranlassen? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
wenn der patient sich weigert bei klarem verstand und bewusstsein, gilt sein wille. kein notarzt nimmt ihn mit. wie du schon schriebst.

die angehörigen können versuchen, einen richterlichen beschluss zu erwirken, das der patient die situation nicht mehr klar einschätzen kann. in schleswig-holstein ist das die sozialbehörde/amtärztlicher dienst. kann in anderen bundesländern eine andere einrichtung sein.
nur mit diesem beschluss geht eine überweisung/unterbringung in einer klinik/hospiz etc.

so mein wissensstand.

frag sonst noch mal in der forum-rubrik "rechtliches", da sind auch kompetente menschen.

vg, vintage
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lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #3  
Alt 06.07.2009, 20:47
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Angehörige in Not-zu Hause gehts nicht mehr!

....das ist wirklich ein verzwickte situation; ich habe nochmal gesurft:

unter http://www.forum-betreuung.de/off-to...estellung.html

steht folgendes:

"In der Regel wird die Einsetzung einer Betreuung von einer dritten Person gegenüber dem Amtsgericht angeregt. Diese dritte Person ist entweder ein Angehöriger, eine Betreuungseinrichtung oder ein Arzt. Wenn bei Gericht so ein Antrag eingeht, wird in aller Regel ein so genannter Anhörungstermin stattfinden, bei dem sich das Gericht ein Bild von der Lage des zu Betreuenden macht. Außerdem wird dazu parallel ein ärztliches Gutachen in Auftrag gegeben. Dann erfolgt ein richterlicher Beschluss, der dann evtl mit der Einsetzung eines Betreuers einhergeht."


aber selbst wenn angehörige meinetwegen als betreuung festgelegt wurden, gilt der wille des betreuten/der betreuten bzgl. des aufenthaltsrechts, hier hat der betreuer nicht über den betreuten zu bestimmen.

konkret zu eurer situation: wenn es wirklich "endphase" der krebserkrankung ist, heisst es a) durchhalten und/ oder b) den richterlichen beschluss erwirken und/oder c) die medikamentengabe so dosieren, das es wenigstens nicht zu diesen angstzuständen kommt.

das klingt jetzt etwas "nüchtern" dahingeschrieben, aber ich kann mir solche überforderungssituationen durchaus vorstellen und ich versuche deswegen, eure frage nach meinem wissen zu beantworten.

mein papa wollte im "endstadium" aus der klinik nach hause (2 tage vor seinem sterben), aber das ging beim allerbesten willen nicht, auch wenn ich es ihm von herzen gegönnt hätte und ich hin und her gerissen war. wir hätten es nicht ohne die klinik (alternativ: hospiz) geschafft, ihm beizustehen und ihm die leiden zu erleichtern!


vg, vintage
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  #4  
Alt 06.07.2009, 21:15
J.F. J.F. ist offline
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Registriert seit: 18.04.2007
Beiträge: 1.485
Standard AW: Angehörige in Not-zu Hause gehts nicht mehr!

Hallo Marianus,

ja, die Pflege eines sehr kranken Menschen ist eine sehr harte Belastungsphase für alle Beteiligten. Das Problem Deinen Vater ohne seine Zustimmung in ein Krankenhaus, Hospiz verlegen zu lassen, ist fast unmöglich. Fast deshalb, weil ein Weg ohne seine Zustimmung doch etwas veranlassen zu können, wäre die Entmündung, der Entzug der Geschäftsfähigkeit. Eine sehr schwere Entscheidung. Entmündigung ist nicht gleich zu setzen mit einer Betreuung. Bei einer Betreuung kann der Betreute weiterhin geschäftsfähig (Betreuung: http://www.mdr.de/hier-ab-vier/guter-rat/164705.html) sein, das hängt von dem Amtsrichter und seiner Einstufung der Situation ab. Er entscheidet inwieweit die Betreuungsentscheidungen des Betreuers gehen dürfen (Bundesministerium für Justiz: http://www.bmj.bund.de/enid/752191f9...srecht_kh.html). In dem zuletzt genannten Link findest Du einen Ratgeber, um Dir einen Überblick zu verschaffen. Eine andere Möglichkeit wäre mal mit dem Hausarzt zu reden und durch ihn eine Zwangseinweisung vornehmen zu lassen.

Ich wünsche Euch eine für alle akzeptable Lösung. Auch wenn sie zufinden nicht einfach sein wird
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  #5  
Alt 07.07.2009, 22:39
mahanuala mahanuala ist offline
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Standard AW: Angehörige in Not-zu Hause gehts nicht mehr!

hallo

es wurde ja schon viel gesagt....wichtig finde ich noch, daß ihr veranlassen könnt, daß ein fremder betreuer eingesetzt wird.
mit dem/der könnt ihr sicher besser *verhandeln*, denn der/die ist ja emotional nicht verwickelt und muß ggf mehr pflegedienst oder was auch immer organisieren, wie bei jemanden *ohne angehörige*

ein weiterer weg wäre, jemanden, dem euer vater vertraut (hausarzt, pfarrer) vermitteln zu lassen....gibt es da jemanden?

darüber hinaus, seid mir nicht böse, wenn ich offene worte sage, finde ich es doch sehr egoistisch, daß euer vater, bei allem verständnis, quasi einen zusammenbruch von euch in kauf nimmt, um seinen letzten wunsch erfüllt zu bekommen....was bitte soll das denn?
wäre es nicht besser auch für ihn, wenn ihr abwechselnd im hospiz (o.ä)ausgeschlafen bei ihm sein könnt? davon haben doch ALLE beteiligten in phasen des abschieds mehr....

bei aller liebe , wo ja nahezu jeder versucht alles menschenmögliche für eine/n sterbende/n zu tun, kann niemand verlangt , daß angehörige entweder einen zusammenbruch oder ggf eine arbeitslosigkeit in kauf nehmen.

bitte holt euch hilfe...das kann nur schief gehen....ihr habt ja offenbar selbst schon familien, die euch brauchen.

liebe grüße
mahanuala
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leonardo da vinci
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  #6  
Alt 08.07.2009, 11:59
mahanuala mahanuala ist offline
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Ort: norddeutschland
Beiträge: 945
Standard AW: Angehörige in Not-zu Hause gehts nicht mehr!

liebe/r marianus

ich denke, daß die bedürfnisse der lebenden und der sterbenden berücksichtigt werden müssen.
deshalb auch der vorschlag mit der vermittlung durch einen pfarrer etc.
ich denke aber auch, daß ihr eueren eigenen weg finden müßt,
deshalb wird hier sicher auch kontrovers diskutiert werden...aber niemand weiss was ihr braucht oder leisten könnt.
eine *zwangseinweisung* gibt es in dem sinne ja nicht....aber es darf auch keine *zwangspflege* für die betreuenden/pflegenden geben.
seid einfach gut zu euch selbst, folgt AUCH eurem gefühl, denn nur dann könnt ihr eurem vater etwas geben, was er für den letzten weg benötigt.

vielleicht könnt ihr auch zu eurer unterstützung bei der entscheidung, wie es weiter geht eine beratungsstelle für pflegende angehörige aufsuchen, die sind mit solchen schweirigen entscheidungen sicher vertraut und haben auch noch ideen

ich wünsche euch mut und kraft
mahanuala
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leonardo da vinci
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