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  #76  
Alt 21.04.2007, 12:26
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meliur meliur ist offline
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Beiträge: 875
Standard AW: Umzug im Endstadium?

LIebe Tanja,

mann, das ist echt keine leichte Situation, in der Du da steckst...
Was die Prognosen angeht, ist es wahrscheinlich wirklich unsicher, oder? Wie oft gab es das schon, dass Patienten sämtliche Vorhersagen von wegen noch ein paar Monate o.ä. locker übertroffen und noch Jahre gelebt haben? Aber klar, umgekehrt kanns auch gehen, dass plötzlich alles ganz schnell geht...
Ich denke, zwei Fragen sind zu bedenken.
1. Was kannst und willst du leisten?
2. Was tut deiner Mutter gut?
Und ich habe bewusst diese Reihenfolge gewählt. Wenn Du wirklich ohne Einschränkung sagen kannst: ok, ich bin jetzt für meine Mutter da, ich gestalte ihr das Leben so angenehm wie möglich - dann würde ich sagen: Umzug ja, und wenn es Deiner Mutter wichtig und eine Freude ist, dann auch mit neuen Möbeln etc - und wenn sie vielleicht auch nur kurze Zeit Freude daran haben sollte.
Wenn Dir aber unabsehbar erscheint, was das bedeuten wird, wenn Deine Mutter in Deiner Nachbarschaft lebt, wenn sie dadurch vielleicht noch ganz andere Wünsche hat und äußert, wenn diese Situation deutlich Gefahr laufen kann, schnell an Deine und/oder auch ihre Grenzen zu gehen, dann eher Umzug nein.
Ist es wirklich so, dass sich außer Dir niemand um sie kümmern kann?!? Vielleicht könnte man auch dort mal ansetzen?

Ich hoffe, dass ich Dir mit meinen Überlegungen nicht zu nahe getreten bin!

Meliur
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  #77  
Alt 21.04.2007, 12:48
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
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Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 142
Standard AW: Umzug im Endstadium?

Hallo Meliur,

danke für deine Antwort.
Nein, du bist mir nicht zu Nahe getreten...

Die Prognosen sind wirklich unsicher bzw. ich habe gar keine offiziellen. Ich selbst kann aber keine Prognose abgeben. In meiner Familie sind schon 4 Menschen an Krebs verstorben. Ich habe eigentlich schon eine realistische Einschätzung - trotz meiner 24 Jahre. Vom Gefühl her gehe ich von 5 Monaten aus, befürchte aber, dass es auch schneller gehen kann - ich weiß es eben nicht...

Ich bin für sie da. Die neue Wohnung würde bedeuten, dass ich ihre Wäsche bei mir wasche und sie fast tägliche bekoche. Das Bekochen braucht sie mehr oder weniger. Ihre Portionen sind klein, aber wenn es ihr schlecht geht, dann kocht sie sich nichts. Essen auf Rädern haben wir schon ausprobiert, aber ihre Ansprüche sind zu hoch. Ob ich ihren Ansprüchen gerecht werde, weiß ich nicht - aber sicherlich besser, als das Essen auf Rädern.
Der Psychologe auf der Kur hat ihr betreutes Wohnen empfohlen - davon hat mir aber die örtliche Krebsgesellschaft abgeraten. Genauso haben sie von einem Heim abgeraten, nur das Hospiz wäre noch was...

Meine Mutter hat letztens gesagt, dass sie mit dem Mietvertrag ihr Todesurteil unterschreibt. Daraufhin hab ich ihr das Teil weggenommen - wenn sie das so sieht, dann ist der Umzug nichts für sie. Wenn ich jetzt an ihre Bemerkung zurückdenke, darf ich die Wohnung auf keinen Fall nehmen.
Sie möchte eigentlich aus ihrer Umgebung nicht weg. Allerdings wird sie irgendwann nicht mehr aus dem Haus können, was mir und ihr viele Möglichkeiten nimmt.
Meiner Mutter tut es aber wiederum gut, wenn ich da bin. Sie ist einsam und braucht mich. Sie möchte einfach Gesellschaft. Ich habe allerdings auch mein Leben und kann nicht den ganzen Tag bei ihr verbringen und den Anomateur spielen. Sicherlich würde ich in der letzten Phase bei ihr übernachten, damit sie nicht alleine ist...

Ich habe noch meinen Freund und seine Mutter, mit denen ich reden kann. Mein Freund hilft auch praktisch mit. Meine Mutter hat ein paar lockere Freundinnen, die mal anrufen und eine Karte schreiben, aber die sind keine Unterstützung.
Ansonsten gibt es niemand, der sich kümmert. Ihr Mann - der sich kurz vor der Diagnose nach über 30 Jahren von ihr getrennt hat - hat sich komplett distanziert. Das soll hier aber nicht zum Thema werden, denn diese Problematik habe ich im Angehörigen-Forum schon erläutert...

Viele Grüße
Tanja
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  #78  
Alt 21.04.2007, 18:04
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Tato Tato ist offline
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Beiträge: 142
Standard AW: Umzug im Endstadium?

Update:
Ich habe eben mit meiner Mutter telefoniert und gesagt, dass ich die Wohnung nicht nehmen würde. Sie stimmte mir zu, ohne genaue Gründe zu erfragen - anscheinend war ihr meine Ansage ganz recht...

Jetzt überlege ich, ob es im Notfall nicht doch praktikabel wäre, sie bei uns aufzunehmen. Eigentlich geht das nicht, weil unsere Wohnung gnadenlos überfüllt ist, aber ich suche nach dem letzten Strohhalm. Ihre Wohnung würde sie natürlich trotzdem behalten, quasi ein Gästebett bei uns. Bei nur 2 Zimmern und dann 3 Personen ist das eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit... Aber was tut man nicht alles. Wahrscheinlich wird das aber eine zu große Belastungsprobe für die Nerven aller...

Viele Grüße
Tanja
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  #79  
Alt 21.04.2007, 19:26
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
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Beiträge: 142
Standard AW: Umzug im Endstadium?

Hallo Peter,

natürlich will ich das Beste für sie... wer allerdings die Unterschrift des Mietvertrages als Todesurteil sieht, für den ist ein Umzug vielleicht doch nicht das Beste...
Ich habe mich ja inzwischen gegen den Umzug entschieden. Ich denke, die verbleibene Zeit kann man besser "nutzen", als mit Behördengängen und Möbelkauf. Sicherlich kann man das auch mit Spaß verbinden, aber ein Umzug ist immer Stress. Ein neuer Hausarzt, eine neue Umgebung, das Ein- und Ausräumen, sich von vielen Dingen trennen müssen (von 75 auf 30qm) etc. Das ist belastend. Zumal macht sie sich selbst Druck - alles muss perfekt sein...
Ein Ausflug ans Meer ist sicherlich schöner, als einen Tag im Möbelhaus...

Ich lasse sie in ihrer gewohnten Umgebung und fahre so oft es geht zu ihr.
Ob die Entscheidung richtig war, wird man wohl nie erfahren.

Vielleicht schaffen wir ja auch via "entdecke die Möglichkeiten" ein Gästebett aufzustellen und sie in unseren 4 Wänden zu betüddeln.

Gruß
Tanja
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  #80  
Alt 21.04.2007, 19:45
Weisser Engel Weisser Engel ist offline
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Registriert seit: 14.03.2007
Beiträge: 3
Standard AW: Umzug im Endstadium?

Hallo liebe Tanja,

ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du. Bei meiner Mutter wurde im Januar 2007 die Diagnose Eierstockkrebs festgestellt. Sie hatte bereits zu dieser Zeit sehr viel Wasser im Bauchraum (es hatten sich schon im gesamten Bauchraum Metastasen) gebildet. Eine OP hatte sie im Februar 2007 abgelehnt, nachdem die Ärzte mich und meine Mutter darauf hingewiesen hatten, daß sie die OP wahrscheinlich nicht überlebt.

Ich bin auch die einzige Angehörige (wohne ca. 30 km von meiner Mutter entfernt, sie wohnt alleine in einer 2-Zi.-Wohnung), muß mich um sie, die Wäsche, die Wohnung und ..... naja, Du kennst das ja bestimmt, kümmern, habe zwei kleine Kinder und wir bauen im Augenblick ein Haus in einem anderen Ort, d.h. Streß pur, von der Psyche mal abgesehen.

Also, liebe Tanja, wenn du gerne möchtest, können wir uns gerne einmal etwas austauschen, denn ich denke, das tut uns beiden gut, denn ich habe auch leider niemanden, mit dem ich über meine Sorgen zur Zeit reden kann, vielleicht geht es Dir ähnlich. Manchmal habe ich auch das Gefühl, meine Bekannten und Freunde machen einen großen Bogen um mich, um ja nicht mit dem Thema "Sterben, Krankheit, mir geht es schlecht u.s.w. in Konflikt zu geraten.

Naja, ich schreibe Dir einmal mehr von meiner Mutter, wie es ihr an manchen Tagen geht, wie die Krankheit weiter fortschreitet. Es wäre schön, von Dir zu hören.

Mach's gut, liebe Tanja und "Augen zu und weitermachen".

Viele liebe Grüße

Dein Weisser Engel
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