Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #46  
Alt 15.01.2007, 08:51
dolores2505 dolores2505 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 222
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo Tato,
grundsätzlich bin auch ein so ein "Planer-Typ", und würde am liebsten alles bis ins Detail planen, dann kann ich mich danach richten war passiert. Das geht aber in diesen Fällen nicht . Es ist zwar gut sich Gedanken zu machen, die dann im "Notfall" greifen, aber mehr geht nicht. Meiner Mutter wurde 1/2 Jahr vorhergesagt, das war vor 2 Jahren und 4 Monaten ,
sie lebt heute noch- gottseidank- manchmal gut, und manchmal nicht so gut, aber sie kann fast alles noch alleine machen ,
Also, versuche so normal zu leben wies geht, und mach dein Studium weiter, Deine Mutter wollte bestimmt auch nciht, dass du das wegen ihr verschiebst. !
Grüße von dolores
Mit Zitat antworten
  #47  
Alt 15.01.2007, 10:03
graupelchen graupelchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2006
Beiträge: 145
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo,

wow, Du hast ja n Haufen Sch.... durchgemacht, ganz frei gesagt. Scheint als bräuchtest Du dringend mal Ruhe für Dich.

Bei der Krankheit kann man sich, wie dolores schon geschrieben hat, leider auf nichts vorbereiten. Aber man kann Gott sei Dank auch nicht mit 100% Sicherheit sagen, das alle Prognosen der Ärzte stimmen

Einen wichtige Sache möcht ich Dir aber noch sagen:
Überleg Dir ob es wirklich nötig ist, viel von der Uni daheim zu bleiben. Ich hab dass auch so gemacht und ich muss sagen, auf Dauer find ich das nicht sinnvoll.
Je mehr Du zuhause bist auf Dauer, desto weniger kannst Du abschalten. Daheim bist Du ja IMMER mit der Krankheit konfrontiert.
Kann nur raten, soviel wie möglich noch von Deinem eigenen Leben zu leben.


Du schreibst die Gedanken beherrschen Dich oft...als Tipp fällt mir nur ein: ablenken, mehr mit Leuten machen und halte Dir vor Augen: HEUTE ist NICHT die Zukunft!!!

Wird schon alles werden!

Gabi
Mit Zitat antworten
  #48  
Alt 15.01.2007, 12:25
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 142
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo,

Danke für eure Antworten.

Ich fahre aus anderen Gründen nicht so oft zur Uni. Auch jetzt schon nicht. Der Fahrtweg ist recht weit, die Dozenten sind unmotiviert und tragen nur das vor, was schon in den Büchern steht. Dann lerne ich lieber von Daheim.

Mit vorbereiten meinte ich nicht unbedingt planen - das kann ich eh nicht.
Ich würde gerne eine Entspannungsmethode o.ä. erlernen. Das kann nie schaden und wäre bestimmt förderlich. Wenn ich jetzt eine Routine entwickle, so dass ich auch Zeiten für mich und meine Gedanken einplane, dann ist diese Routine später schon gut eingespielt...
So ist zumindest mein Plan...

Viele Grüße
Tato
Mit Zitat antworten
  #49  
Alt 15.01.2007, 13:53
FridaB FridaB ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.09.2005
Beiträge: 28
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo Tato,

du schreibst, du bist eigentlich schon jetzt am Ende deiner Kräfte. Die schwerste Zeit steht dir aber noch bevor. Unterschätze bitte nicht die Zeit der Trauer nach dem Tod deiner Mutter. Es ist dann nicht vorbei, der Schmerz fängt dann gerade erst an.

Für mich und meine Familie kam das Sterben meiner Mutter sehr plötzlich. Die Chemo wurde abgebrochen und sie wurde heim geschickt, fünf Wochen später ist sie verstorben. Das war eine wahnsinnig kurze Zeit um alles zu organisieren und zu realisieren. Mir hat damals am meisten Zeit gefehlt, Zeit die ich mit meiner Mutter noch verbringen wollte, die ich nur bei ihr sein wollte. Ich hätte alles getan, um sie nur einen Tag mehr halten zu können.

Du hast diese Zeit. Verschwende sie nicht. Sie kommt nie wieder. Du bist wichtig, deine Mutter ist wichtig. Ob du dein Studium ein Jahr früher oder später abschliesst ist nicht wichtig. Solange es ihr gut geht, solltest du alles so weiter laufen lassen, vielleicht schafst du dein Diplom bevor es zum schlimmsten kommt. Aber warum willst du dich im Falle einer Verschlechterung selbst so unter Druck setzen, wenn es auch anders geht. Du kannst bestimmt kein gutes Diplom schreiben und gleichzeitig für deine Mutter da sein, wenn es dir jetzt schon an Kraft fehlt. Und selbst wenn du es schaffen solltest, zahlst du einen hohen Preis dafür.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Lieben Gruß

FridaB
Mit Zitat antworten
  #50  
Alt 15.01.2007, 17:49
martinaIna martinaIna ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.12.2006
Ort: Nordhessen Knüll
Beiträge: 221
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo,

zunächst mal finde ich, dass Du schon ganz schön viel auf den Schultern hattest und eigentlich jetzt Pause angesagt wäre. Aber was nicht ist...

Ok, Du willst weiter schultern. Dann also:

Zunächst würde ich nie einer "Zeitansage" trauen. Wieso ist die überhaupt von einer Psychologin und nicht von einer Onkologin oder einem Onkologen? Dummguck. Mein Mann wäre nach der ersten "Zeitansage" über ein Jahr früher gestorben. Einen großen Teil der Zeit hat er mir Arbeit abgenommen und nicht ich ihm.

Du schreibst, es ist ein 4-Personen-Haushalt. Wieso mußt Du dann den Haushalt führen? Wieso nicht Ihr? Da sind noch zwei Schultern, die tragen können und deine Mutter kann sicher noch ne ganze Weile auch was tun. Würde ihr sicher auch gut tun, selbst wenn es nur noch Kleinigkeiten sind weiter in ihrem Haushalt zu werkeln. Also überlegt gemeinsam, wie es weitergehen soll, wenn Deine Mutter schrittweise nicht mehr kann. Wenn jeder Aufgaben übernimmt, dann wirds eher leistbar. Klare Absprachen und Zuständigkeiten vermeiden Reibereien.

Plane außerdem Freunde und Bekannte bei den Aufgaben mit ein. Dafür sind die da. Mal was kochen, Rasen mähen, putzen, Besorgungen machen, bei der Mutter bleiben etc....

Kennst Du jemand, der sich gut mit Ämtern etc. auskennt? Der/die soll sich schlau machen, damit er Dir dann helfen kann, wenn Du eine Pflegestufe beantragen willst. Falls Du einen ambulanten Pflegedienst mit einbeziehst, entlastet Dich das und die helfen Dir bei der Beantragung. Die kennen auch die ganzen Hilfsmittel (Toilettenstuhl, Gelkissen etc.), die Pflege deutlich erleichtern.
Sobald Deine Mutter Hilfe braucht, und ihren Haushalt nicht mehr ganz alleine schafft, kannst Du Pflegestufe bei der Pflegeversicherung beantragen. Das Datum der Antragsstellung ist der früheste Beginn der Zahlung. Also nicht verschleppen.

Dein Freund kennt Dich nur mit Problemen? Schön, dann habt Ihr die Feuertaufe zu Beginn der Beziehung und nicht nach zehn Ehejahren. Immerhin bekommt er ne Frau, die was aushält. Kriegt nicht jeder!

Aus aktueller eigener Erfahrung: Trauer konmt oft erst nach dem Tod so richtig heftig und braucht ihre Zeit. Nimm Dir lieber rechtzeitig die Pause, als dass Du ein schlechtes Examen machst. Kannst Du jederzeit ohne Probleme abbrechen?

Entspannungszeiten und Rituale sind eine sehr gute Idee. Mach das. Du wirst es brauchen und es wird Euch allen helfen.
Versuche, auch Zeiten "draußen" zu planen. Ob Du zur Uni fährst, Einkaufen gehst, bei deinem Freund bist oder mit dem Hund Gassi gehst, es tut dann gut, wenn Du es als Erholung auch nutzen kannst und für den Moment die Krankheit/Pflege hinter Dir läßt.

Wir lesen noch von Dir, dann ist bei aktuellen Fragen auch gut zu helfen.

Wichtig: Sprich mit Deiner Mutter. Sie ist nicht nur Objekt deiner Sorge sondern Subjekt bei einem gemeinsamen Problem, nämlich wie Ihr zusammen ihre nächsten, evtl. letzten, Wochen und Monate gestaltet.

Drück dich
martina

Geändert von martinaIna (15.01.2007 um 17:54 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #51  
Alt 15.01.2007, 18:06
graupelchen graupelchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2006
Beiträge: 145
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo martinaIna,

bei deiner Antwort hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen....nicht tato, sondern ich war das mit dem 4-Personen-Haushalt.

Hab v.a. während der OP-Zeit und auch Chemo-Zeit den Haushalt gemacht, da meine Mum ja nicht konnte. Ist ja selbstverständlich in der Situation.

Liebe Grüsse,
Gabi

Geändert von graupelchen (15.01.2007 um 18:13 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #52  
Alt 15.01.2007, 23:09
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 142
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo zusammen,

Zitat:
zunächst mal finde ich, dass Du schon ganz schön viel auf den Schultern hattest und eigentlich jetzt Pause angesagt wäre. Aber was nicht ist...
Der Studiengang läuft aus und ich bin viel zu ehrgeizig um im Moment eine Pause zu machen.

Zitat:
Wieso ist die überhaupt von einer Psychologin und nicht von einer Onkologin oder einem Onkologen? Dummguck.
Ich gehe zur gleichen Psychologin wie meine Mutter. Sie ist auf Krebspatienten spezialisiert und kennt auch einige Befunde meiner Mutter. Zum Arzt geht meine Mutter immer alleine. Da sie selbst keine Befunde anfordert, sich nicht informiert und auch alles gar nicht so genau wissen will (--> Verdrängung) bekomme ich von ihr selbst nur sehr wenige Informationen. Die Statistik kenne ich aber auch. Darmkrebs Stufe 4, sie lebt mit der Diagnose schon seit 3 Jahren. Im Moment ist sie fit und macht alles alleine. Klar, sie hat enorm abgenommen, hat gelegentlich Rückenschmerzen und Durchfall, oft Infekte und fühlt sich schlapp und müde.

Zitat:
Du schreibst, es ist ein 4-Personen-Haushalt....
Neee, das bin nicht ich, aber das wurde ja bereits aufgeklärt...

Zitat:
Plane außerdem Freunde und Bekannte bei den Aufgaben mit ein. Dafür sind die da.
Da ist niemand der mir hilft. Die wenigen Verwandten haben sich distanziert. Geschwister habe ich keine. Bekannte möchte ich in die Sache nicht einspannen. Meine Mutter hat nur mich und ich habe meinen Freund.

Zitat:
Kennst Du jemand, der sich gut mit Ämtern etc. auskennt?
Nein. Das mache ich - wenn es denn anfällt - selbst. Im Moment macht es meine Mutter alleine. Noch braucht sie keine Hilfe - zum Glück.

Zitat:
Dein Freund kennt Dich nur mit Problemen? Schön, dann habt Ihr die Feuertaufe zu Beginn der Beziehung und nicht nach zehn Ehejahren. Immerhin bekommt er ne Frau, die was aushält. Kriegt nicht jeder!
Ja, irgendwann wird es auch wieder schönere Zeiten geben... Die Probleme schweißen uns zusammen, sind aber auch eine Belastung.

Zitat:
Nimm Dir lieber rechtzeitig die Pause, als dass Du ein schlechtes Examen machst. Kannst Du jederzeit ohne Probleme abbrechen?
Das werde ich auf jeden Fall noch abklären. Ich melde mich im Frühjahr an, dann werde ich mich absichern.

Viele Grüße
Tato
Mit Zitat antworten
  #53  
Alt 16.01.2007, 16:35
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 142
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo Annett,

ich antworte jetzt ganz normal auf deinen Beitrag, wie auch bei dem letzten. Ich denke nicht, dass ich mich dabei großartig verteidige...

Zitat:
Zunächst müsste eine gute Psychologin wissen, dass Prognosen hinsichtl. der bleibenden Lebenszeit nicht nur echt falsch sein können, sondern auch überhaupt nicht hilfreich sind im Umgang mit dem Kranken.
Ich habe sie gefragt, obwohl ich wirklich nicht mit einer Antwort gerechnet habe. Das hätte ich ihr wirklich nicht zugetraut...

Zitat:
Ich kann dir meine jetzige Sicht mitteilen, weil ich dich gut verstehen kann, denn die Forderungen einer -natürlich gesunden und leidfreien -Leistungsgesellschaft sind so, dass -möglichst reibungslos- jeder funktioniert, also zielstrebig seinen beruflichen Verpflichtungen nachgeht und Krankheit und Tod möglichst am Rand "abgewickelt" werden.
Ich möchte das Leid nicht unter den Teppich kehren und es geht mir auch nicht um mein Ansehen, will also nicht besonders reibungslos wirken. So ist das Leben und ich wachse mit den Aufgaben. Ich halte mich für sehr selbständig und realistisch, aber auch für sensibel. Mir fällt es schwer, die sensible Seite zu zeigen, auch hier im Forum. Meine Beiträge lesen sich sehr "starr" und nicht sehr gefühlvoll. In mir sind zahlreiche Ängste und Gefühle, ich ich aber nur meinem Freund gegenüber zeige.
Ich werde mir Zeit für meine Mutter nehmen. Wenn sie mich braucht, dann bin ich für sie da und verschiebe auch Verpflichtungen in der Uni. Solange ich aber beides miteinander verbinden kann, will ich es versuchen - für mich.

Das Verhältnis zu meiner Mutter ist gut, aber auch etwas distanziert. Meine Mutter hat eine andere Technik mit ihrer Situation umzugehen. Damit komme ich nicht klar, muss ich aber akzeptieren. Laut Psychologin muss ihre Technik über meiner stehen. Das stimmt, ist aber schwer.
Ich hatte vor etwa einem Jahr eine Phase, in der es gekriselt hat. Ich fühlte mich unverstanden. Zuvor habe ich mich intensiv gekümmert und sie hat sich nicht wirklich für meine Bemühungen interessiert. Der Psychologin gegenüber hat sie erzählt - so habe ich jetzt erfahren - dass ich mich nicht kümmern würde und sie niemanden hat. Von meinen zahlreichen Bemühungen hat sie nicht berichtet. Ich merkte, dass sie meine Bemühungen nicht erkennt und das dazu geführt, dass ich mich zurückgezogen habe.
Mittlerweile ist es wieder deutlich besser.

Viele Grüße
Tato
Mit Zitat antworten
  #54  
Alt 16.01.2007, 16:36
FridaB FridaB ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.09.2005
Beiträge: 28
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo Tato,

Annett hat das sehr sehr schön ausgedrückt. Ich denke da ähnlich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen.

Die letzten Wochen mit meiner Mutter waren die schrecklichsten und gleichzeitig intensivsten meines Lebens. Die Zeit hat mich verändert. Meine Mutter in ihrem Sterben zu begleiten und sie gehen zu lassen war das größte, was ich in meinem Leben bisher geleistet habe. Ich war 26 Jahre alt und gerade in meinem zweiten Jahr im Beruf. Ich hatte die Doppelbelastung durch einen sehr stressigen Job, dem ich trotzdem gerecht werden wollte. Stichwort Leistungsgesellschaft.
Es funktionierte nicht. Nach langem hin und her habe ich zwei Wochen unbezahlten Urlaub genommen. Aber da war es schon zu spät, in der ersten Woche ist meine Mutter gestorben und in der zweiten war die Beerdigung. Ich habe die letzte kostbare und unwiederbringliche Zeit einem Job geopfert, der es absolut nicht wert war. Ich hatte große Schuldgefühle deswegen und habe gute zwei Jahre gebraucht um mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Heute arbeite ich längst in einer anderen Firma, dem Job von damals weine ich keine Träne nach aber es vergeht kein Tag an dem ich nicht an meine Mutter denke.
Wäre ich wieder in dieser Situation, würde ich mich sofort vom Hausarzt krank schreiben lassen und mich voll auf meine Familie konzentrieren.

Das Sterben eines Menschen kann man nicht planen, aber man kann dankbar sein, wenn man dabei sein und es begleiten darf.

Wie Annett schon sagt, hör lieber auf dein Herz und weniger auf dein Organisationstalent. ;-)

Lieben Gruß

FridaB
Mit Zitat antworten
  #55  
Alt 16.01.2007, 17:10
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 142
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo,

also in den letzten Wochen meiner Mutter werde ich sicherlich nicht lernen, oder nur sehr reduziert. Das lässt sich auch mit meinem Uni-Zeitplan verbinden, sofern es halt nicht in die akute Prüfungsphase fällt. Sollte dies doch eintreffen, dann kann ich die Prüfungen um mehrere Wochen verschieben. Das sollte machbar sein, werde ich aber abklären. Das gute an der Uni ist, dass ich mir nicht frei nehmen muss, sondern einfach fern bleibe. Das geht sehr spontan.

Solange es meiner Mutter noch gut geht, werde ich beides kombinieren - Zeit für sie und lernen.

Viele Grüße
Tato
Mit Zitat antworten
  #56  
Alt 16.01.2007, 22:34
graupelchen graupelchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.12.2006
Beiträge: 145
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hi,

hm, hab jetzt die Einträge gelesen und nochmal drüber nachgedacht. Bin echt ins Grübeln gekommen, von wegen mehr Zeit mit meiner Mutter verbringen und so.

Ich glaub man kann sich nicht, wenn die Mutter noch lebt, so verhalten wie man es sich wünscht wenn sie dann gestorben ist.
Man kann sich ja nicht vorstellen wie es ohne sie ist, wie sollte man dann (vor dem Ableben) wissen worauf man die Prioritäten setzen soll?
Versteht ihr meinen Gedanken hier? Lieg ich da falsch?

Viel Zeit verbringen hört sich gut an, aber dieses extra mehr Zeit verbringen lässt doch die Normalität nicht mehr einkehren. Damit hält man sich und der Mutter doch ständig die Krankheit vor Augen.

Ich denk es ist irgendwo besser, durch die Krankheit zu verstehen wie kostbar die Zeit ist die man miteinander hat und die gemeinsame Zeit intensiver zu erleben. Einfach alles nicht mehr so selbstverständlich betrachten.
So werd ich das jetzt halten.

Tato, ich kann dich wg. der Uni gut verstehen. Aber zum Glück is man da ja eh flexibel und Profs sind, wenn sie von den Umständen wissen, glaub ich auch offen für Extra-Prüfungstermine und so. Sind ja auch nur Menschen.
Die kommen einem sicher entgegen.
Zudem dürftest Du später, wegen der erschwerten Umstände, sicherlich keinen Nachteil haben beim Job-finden wg. der eventuellen Verzögerung des Abschlusses.

Wie alt bist Du eigentlich?

Lg Gabi

Geändert von graupelchen (16.01.2007 um 22:40 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #57  
Alt 17.01.2007, 00:09
jule_sonne jule_sonne ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.12.2006
Ort: Düsseldorf
Beiträge: 12
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo,

ich habe grade einige Beiträge hier überflogen, aber nicht ganz gelesen.

Ich kann dir nur von meiner Doppelbelastung, eher gesagt Dreifachbelastung schreiben. Vor 5 Jahren habe ich angefangen zu studieren. Kurz zuvor wurde die Diagnose bei meinem Vater gestellt, worauf hin ich auf mein AuPair Jahr verzichtet habe, um für meine Familie da zu sein.
Nachdem ich ein Jahr im Studium war gab es zusätzlich noch Probleme in unserem Geschäft, das meine Eltern zusammenaufgebaut haben, so dass uns neben der Belastung durch die Krankheit auch noch unternehmerische Sorgen plagten.
Obwohl ich trotz der Krankheit meines Vaters zu Hause ausgezogen bin (grade mal 25km weiter entfernt zu meinem Freund) war ich recht häufig zu Hause. Zwei Semester bin ich nicht in die Vorlesungen gegangen und habe mich um meinen Vater und um das Geschäft mitgekümmert. Trotzdem: ich habe mir immer die Vorlesungsunterlagen von Kommilitonen ausgeliehen, Nächte durchgemacht, die Klausuren mitgeschrieben und sogar immer direkt mit guten Noten bestanden. Und mein Vater war ja sooo stolz auf mich Er hat sich so gefreut, dass ich mit meinem Studium erfolgreich weitergemacht habe und mich auch dazu ermutigt. Er sagte zu mir: "Das Leben geht weiter. Deine Zukunft ist mir wichtiger als alles andere."

Man schafft es die Beastung zu organisieren. Klar: Leider hatte ich nicht viel Freizeit, bin nicht weggegangen und viele meiner Freunde haben es auch nicht wirklich verstanden, was ich da eigentlich mache.
Nach diesem einen Jahr, in dem ich zu keinen Vorlesungen gegangen bin, habe ich mich in die Fachschaft unseren Fachbereichs getraut und so wenigstens etwas von dem Studentenleben mitbekommen. Dort konnte ich mir einbringen, habe Veranstaltungen mitorganisiert. Und es hat wirklich alles geklappt. Firma, Familie, Studium. Meine Noten wurden trotz allem immer besser. Ich habe es auch für meinen Vater getan und er war immer sehr stolz, wenn ich ihm wieder von einer bestandenen Klausur berichten konnte.

Ich denke, es ist sehr wichtig, sein eigenes Leben nicht ganz aufzugeben und ein bissl Normalität zu leben. Klar, die Krankheit ist immer im Hinterkopf. In meinem Fall auch immer die Angst der Insolvenz und der damit verbundene Schuldenberg.
Trotzdem habe ich auch auf einiges verzichten müssen: AuPair Jahr, Auslandsstudium, (abgebrochenes) Praktikum.... aber ich weiß ja auch, wofür ich es getan habe.

Mein Vater ist mittlerweile leider verstorben. Aber ich weiß, das er stolz auf mich war, besonders weil ich in der schweren Situation Zeit für ihn hatte, aber auch für mein eigenes Leben. Ich wäre froh gewesen, er hätte den Abschluss meines Studiums noch miterlebt. Aber leider war die Krankheit stärker. In 6 Monaten habe ich meinen Abschluss und bin nun grade an meine DA dran. Mein Vater war von dem Thema wirklich total begeistert. Wie gerne würde ich ihm die Arbeit zeigen.... Es tut immer so weh, wenn ich dran denke, dass ich ihn nie mehr wieder sehen werde. Das er nicht mehr da ist, wenn ich zu Hause meine bestandene Klausur präsentiere und mit ihm über fachliche Dinge spreche, die ich grade in der neusten Vorlesung durchgenommen hab.... Ich vermisse ihn sehr.

Insgesamt würde ich aber sagen, das meine Entscheidungen die richtigen waren. Ich war immer in seiner Nähe, ohne ihm auch zu sehr das Gefühl zu geben, dass er schwer krank ist.

Ärgern tut mich im Moment eher der Vorwurf mancher "Freunde", die mir vorwerfen, ich würde nicht richtig trauern und sich fragen, wie ich einfach so mit meinem Studium weiter machen kann und wieder tagtäglich an der Uni rumrenne, shoppen war, Bewerbungsfotos gemacht habe und und und. Und das kommt genau von den Leuten, die mir vorher immer an den Kopf geworfen haben, dass ich mein Leben nur mit meinem Studium leben würde. Klar, ich habe nunmal nicht jedem meine Probleme auf die Nase gebunden...

Also: Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!!! Es ist nicht leicht.... Aber es ist zu schaffen. Auch ich bin Einzelkind und wir bekamen keine Unterstützung von Verwandten. Mit der richtigen Zeitplanung, eisernen Willen (im Bezug aufs Studium) und der Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet, kann man die Zeit intensiver nutzen. Auch wenn man nicht das Leben wie manch andere in unserem Alter lebt....

Versuche eine für dich akzeptable Lösung zu finden. Aber mach dich nicht damit kaputt. Das ist auch noch so eine Sache. Wenn ich nun mein Studium beendet habe werde ich erst einmal 3 Monate Pause einlegen. Ich brauche diese Pause, um das alles zu verarbeiten und mit ihrem Gleichgewicht ins Berufsleben einsteigen zu können....

Naja, das war dann mal meine Geschichte

Geändert von jule_sonne (17.01.2007 um 00:14 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #58  
Alt 17.01.2007, 11:23
FridaB FridaB ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.09.2005
Beiträge: 28
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo Gabi,

da liegst du nicht falsch, das ist richtig so. Wichtig ist, dass man sich bewusst macht, dass die Zeit etwas besonderes ist und man versäumtes nie wieder nachholen kann. Es geht nicht darum an 24 Stunden am Tag an einer Person zu kleben, sondern sich Zeit und Ruhe zu nehmen um etwas intensiver zu leben. Augenblicke geniessen, Gespräche führen, die einem wichtig sind. Und zwar gerade, solange es euren Angehörigen noch gut geht! Später ist dafür nicht mehr die richtige Zeit und man weiß nie, ob es ein später überhaupt geben wird.

Hört auf euer Herz und tut nur Dinge, die ihr wirklich tuen wollt und die euch wichtig sind.

Ihr habt ja schon mehr Zeit zur freien Einteilung, weil ihr noch studiert. Das ist schon ein großer Vorteil.

Lieben Gruß

FridaB
Mit Zitat antworten
  #59  
Alt 19.01.2007, 01:14
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 142
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo zusammen,

leider verdrängt meine Mutter ihre Krankheit und erschwert mir somit die Sache. Sie hat abgenommen, fühlt sich schlapp, isst kaum noch etwas (morgens 1/2 Brötchen) und nimmt ihre Chemo-Tabletten unregelmäßig (der Arzt weiß das). Letztens hatte sie starken Durchfall und an einem anderen Tag hat sie ihr Essen erbrochen. Sie sagt, dass es selten vorkommt und ein Infekt die Ursache war, aber so ganz kann ich das nicht glauben. Ich kenne ihren wahren Gesundheitszustand nicht, da sie sich selbst keine Befunde geben lässt, nicht nachfragt und es auch nicht so genau wissen will. Sie weiß nicht, was man bei der wöchentlichen Blutentnahme bei ihr testet, wo in etwa ihre Tumormarker oder andere Blutwerte liegen - sie sind grenzwertig, aber gerade noch ok. Das reicht ihr.
Zudem schiebt sie die Sache mit der Patientenverfügung und der Vorsorgevollmacht lange hinaus. Sie wechselt ohnehin jeden Tag ihre Meinung, was sie zukünftig will... Wir reden offen darüber, aber sie denkt anscheinend, das ist noch Jahrzehnte hin...

Ich werde bald 24 Jahre alt...
Ja, dank Uni kann ich mein Leben flexibel gestalten. Ich kann problemlos 3 Wochen hintereinander von Daheim aus lernen oder ich könnte bei meiner Mutter lernen. Alles wäre möglich. Das ist Luxus, denn zum Zeitpunkt der Diagnose und der OP habe ich gearbeitet. Ausnahmsweise durfte ich mein Handy anlassen... Ich war kurz vor dem Zusammenbruch, zumal ich dort gemobbt wurde. Urlaub nehmen ging nicht, ich ließ mich krankschreiben um wenigstens mal 3 Tage abschalten zu können.

Morgen bin ich auch kurz bei ihr. Ich versuche öfters zu ihr zu fahren und einfach mal vorbeizuschauen...

Viele Grüße
Tato
Mit Zitat antworten
  #60  
Alt 23.01.2007, 13:36
martinaIna martinaIna ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.12.2006
Ort: Nordhessen Knüll
Beiträge: 221
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo Jule_Sonne,

es macht mich betroffen, was Du über deine sog. Freunde schriebst. Leider gibt es immer noch Menschen, die meinen anderen erzählen zu müssen, wie diese zu leben und auch zu trauern haben. : Fragt sich, ob sie Dir auch eines Tages vorschreiben wollen, wie Du zu sterben hast.

Du weißt selbst, was Du davon zu halten hast.

Trauere, wie Du es für richtig hältst und lebe, wie Du willst. Es gibt nur einen Fehler, den Du machen könntest: Verdrängung. Aber schon, dass Du in diesem Forum bist, zeigt ja: Du bleibst dran.

Grüße
martina
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 15:55 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55