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  #1  
Alt 17.04.2012, 21:58
Tortosendo Tortosendo ist offline
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Standard zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

hallo zusammen,

ich habe ein neues thema eröffnet weil ich nirgends wirklich einen passenden threat gefunden habe.

bei mir ist es mein vater, erst hatte er nierenbeckenkrebs, es wurden ihm die linke niere und der harnleiter dazu entfernt. dann war erstmal ruhe, nun hat er immer wiederkehrende lungenmetastasen, die entweder durch eine chemo verkleinert, oder operativ entfernt wurden. eine chemo und 2 ops hat er hinter sich. nächste woche folgt die zweite chemo. und er ist so verdammt stark dabei.

so stark kann ich aber manchmal nicht sein. klar vor ihm und den rest der familie bin ich die, die alles regelt, mit den doks sprechen lösungen suchen und finden, dinge erledigen... aber wir kämpfen jetzt schon im 4. jahr gegen diese .... krankheit und ich bin oft so wütend, wütend, dass es meinen pa erwischt hat, wütend dass man nur dastehen und NICHTS tun kann, wütend dass jedesmal die hoffnung nach dem ct-ergebnissen sinkt und man in ein gesicht sieht, dass stärke zeigen will man aber wenn man genau hinsieht eine träne flackern sieht.

man hat gute tage man hat schlechte tage, heute ist für mich ein verdammt schlechter tag. die ...krankheit verändert die ganze familie. wie geht ihr damit um, was macht ihr gegen eure ängste, gegen eure ohnmacht und eure wut?

und bitte erzählt nichts von positiv denken, es fällt einem verdammt schwer immer nur positiv zu denken wenn man keine pause bekommt und man immer nur schlechtes hört, man mittlwerweile besser über therapien und krankheitsbilder bescheid weiß als vom wetter, das morgen ist.

klar versuche ich das beste draus zu machen. mein dad und ich wir lachen dennoch viel sogar wenn wir bei den ärzten sitzen, versuchen wir das beste daraus zu machen. und ich weiß auch, dass er auch für mich so kämpft, aber diese verzweiflung die mich manchmal überkommt ist gnadenlos. und wenn ich mich manchmal so fühle, wie wird es ihm dann manchmal gehen???

wie hält man das alles aus?

gruß tortosendo
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  #2  
Alt 17.04.2012, 22:14
kleine-fee kleine-fee ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

Ja die Frage ist gut - Wie hält man das aus - ehrliche Antwort : Ich kann Dir nicht sagen wie ich es geschafft habe.Man stirbt irgendwie jeden Tag ein wenig mit und trotzdem rafft man sich irgendwie immer auf.Mir hat dieses Forum die letzten Wochen Kraft gegeben.Ich bin froh das es das gibt und dankbar für jeden der mir schrieb und noch schreibt.Ich war mit meinen Ängsten nicht mehr allein und konnte alles schreiben.Das hat geholfen und hilft immer noch.Ich drück Dich ganz doll und viel KraftDu schaffst das.Das aushalten ist das schlimmste wenn man nichts tun kann.
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  #3  
Alt 18.04.2012, 08:47
Tortosendo Tortosendo ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

hallo kleine fee, vielen lieben dank für deine antwort. ja das forum habe ich früher schon besucht, es hilft wirklich und die leute bemitleiden einen nicht so wie die "außenstehenden", die zwar helfen möchten, aber nicht wirklich wissen wie... darf ich dich nach deiner geschichte fragen?

lg torto
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  #4  
Alt 18.04.2012, 10:02
kleine-fee kleine-fee ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

Ja natürlich. Irgendwie begann es schon 2008 mit mir selber.Ich war beim Arzt und nach dem 3. abstrich stand fest das ich wahrscheinlich Gebärmutterhalskrebs habe.Mama war der Meinung gleich raus weil Kinder hatte ich ja schon.Aber so einfach war es nicht.Januar war ich einen Tag im Krankenhaus da haben sie ein kleines Stück rausgenommen.Ende Februar überschlug sich dann alles. Ma erzählte das sie Blutungen hatte.Da sie selber schon lange nicht beim Arzt war rief ich meinen an.Wir mußten sofort hin.Am gleichen Tag ins Krankenhaus.Chemo mit der Hoffnung das es kleiner werden würde.Er blieb unverändert.Mai waren wir beide zusammen drin.Ma mit chemo und ich gebärmutterentfernung.Sie kam gleich nach der OP zu mir nach dem rechten schaun obwohl es ihr selber so schlecht ging.Sie bekam im selben Jahr noch Bestrahlungen 36 Stück davon zwei von innen.Dann stand der Krebs erst mal.2011 Juli bekam sie thrombose.Beim ct waren die Lymphknoten schon leicht vergrößert, aber sie sagten man müßte nichts machen ,da es vllt.von der thrombose kommt und deswegen bekommt sie ja spritzen.Dezember 2011 chronisches Nierenversagen.Heiligabend durfte sie die Klinik verlassen unser letztes weihnachtsfest.Ich stellte schon nach der thrombose Pflegestufe bekam sie aber nicht trotzdem hab ich ma gepflegt gespritzt ihren Haushalt gemacht.ich versucht wieder eine PPflegestufe zu beantragen .Januar 2012 mußten wir sie wieder ins kkh bringen lassen.Diesmal sagten sie die lymphknoten wären so groß wie Tennisbälle und sie können nur noch Palliativ was machen.Dort hollte sie sich dann nen Krankenhauskeim weg.Clostrietien wenn dir das was sagt.Im hintergrund setzte ich mich mit der Charité in Berlin in Verbindung schickte die Unterlagen hin und bekam einen Termin am 21.Februar.Auf Hilfsmittel und Unterstützung wartete ich immer noch und so ging ich ständig auch noch zur krankenkasse.Mein Bruder machte den MDK druck und siehe da bekamen den Termin inerhalb einer Woche.Was kam raus Pflegestufe eins.Am 21.Februar, genau zum Geburtstag meines Sohnes, fuhren wir nach Berlin wegen der zweitmeinung.Früh hin und Abends wieder zurück.Ma hat das alles sehr mitgenommen,nicht zuletzt weil sie wieder Durchfall hatte.Freitag mußte ich wieder den krankenwagen rufen und sie kam auf die Palli.Trotz meines hinweises mit dem Durchfall nahmen sie erst eine Woche später ne Stuhlprobe mit dem Ergebnis Clostrietien-was für ein Zufall.Sie zogen ihr einfach den Katehter mit der begründung kommt ja eh kein Urin mehr wird durch den Darm mit ausgeschieden.ppphh ich konnte mir das nicht vorstellen.Zwischenzeitlich rief Berlin an sie würden Ma gern aufnehmen ich sagte ihnen es sei zu spät sie würde nicht mehr lange leben.Ma bekam eine Urämie und sie war dem Tod nähr als dem Leben.Da fing ich an mich auf die hinterbeine zu stellen ich drohte damit das ich zur Klinikleitung gehe und meinen Anwalt einschalten würde wenn sie nicht den Katheter zurück legen und siehe da es kam Urin und in was für Mengen.Er wurde jeden Tag heller und Ma war wieder ansprechbar.Jetzt blieb ich Tag und Nacht an ihrer seite und wenn mein Bruder kam ging ich schnell nach hause zum Duschen.Der Hammer war der Arzt" Frau Kühn hören sie es klopfen,es ist der Tod sie müssen ihn nur rein lassen." oder die Schwester die uns Mas Schnabeltasse wegnahm mit der Begründung sterbende haben keinen Durst.Es war schlimm ich weiß bis heut nicht wie ich es ausgehalten habe.Sonntag den 11.März nach dem 20 Napf wasser fragte ich Ma ob sie den Durst nicht mit Hunger verwechselt und sie sagte dann ja.Ich holte die schwester und sie rief gleich den Arzt an.Er meine das kläre er morgen zur visite.Meine Ma bekam schon den 12 Tag nichts weder so noch durch infusionen.Am anderen Tag kam der Arzt und sagt da die Schwestern schon komische Fragen stellen wie es sein kann das Ma Hunger und Durst hat und wir ja sowieso kein gutes Verhältnis haben kümmert er sich um Verlegung ins Hospitz.Und siehe da 13 Uhr ging es los.Dort angekommen ein unterschied wie Tag und Nacht.Man hat den liebevollen Umgang das miteinander gespürt.Es war toll und das erste mal das ich in den Arm genommen wurde und meinen Tränen freien Lauf lassen konnte und jetzt hab ich auch gerade pippi in den Augen.Meine Ma bekam sogar die Fingernägel geschnitten und wir durften ihr eigenes Bettzeug und alles mitbringen.Am 15.03.war es soweit wir mußten Abschied nehmen aber auch da wurde alles so gemacht wie wir es wollten.sie haben uns 6 Stunden Zeit gegebenund bestimmt noch länger wenn wir nicht gesagt hätten sie dürfen den bestatter anrufen.
So ich weiß lang geworden aber es tat mir unheimlich gut es niederzuschreiben
Sei lieb geknuddelt
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  #5  
Alt 18.04.2012, 10:50
sjarissa sjarissa ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

Hallo Torto,

wir müssen vorallem lernen uns selbst auszuhalten... uns annehmen in unserer Hilflosigkeit, uns annehmen das wir nicht wirklich etwas tun können, zumindest nicht die Dinge, die uns so vertraut sind.
Und dennoch gibt es viel zu "leisten", Kontakt halten in Gesprächen und Berührung, gemeinsame Erlebnisse nacherzählen, den Frühling durch einen Blumenstrauß ins Zimmer holen, Lieblingsmusik gemeinsam hören, gemeinsam Fernsehen, den Lieblingskuchen backen, das Lieblingsgericht kochen, evtl. bei der Körperpflege behilflich sein, sich trauen zu fragen woran denkst du gerade, was beschäftigt dich, ein kurzer Anruf um nur einige zu nennen.
Mir hat es sehr geholfen nicht immer schon an morgen oder übermorgen zu denken, es gab sicherlich Dinge die geplant werden mußten, aber einmal gemacht, habe ich sie wieder losgelassen um wirklich im Hier und Jetzt zu sein, um nicht die vielen kleinen Momente zu verpassen.
Die Hoffnung haben wir erst ganz zum Schluß zu Grabe getragen und so gab es keinen Streit, vielmehr ein sanftes Hinübergleiten in eine andere Dimension.
Die damals gesprochenen Worte, das lachen, die strahlenden Augen bei den kleinen Überraschungen, das gemeinsame Schweigen, die gemeinsamen Tränen, meinen Mann beim schlafen zuzusehen... all die vielen Selbstverständlichkeiten geben mir heute Kraft und Mut meinen Weg nun alleine zu gehen.

Sjarissa
__________________
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.

Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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  #6  
Alt 19.04.2012, 09:43
Tortosendo Tortosendo ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

hallo ihr zwei,

@ kleine fee: das ist wirklich eine traurige geschichte mit noch traurigerem ausgang... mein beileid. in dieser phase sind wir noch nicht. mein paps ist so gesehen sogar noch wohl auf. er hat nächste woche seine 2.chemo vor sich. die erste hat er wirklich gut überstanden, er hat kein gewicht verloren und die haare sind auch nicht ausgegangen. müde war er ja aber mehr hat er auch nicht gesagt, er versteckt gerne sachen, weil er stark sein möchte. ich habe die angst, dass es von nun an schnell bergab geht, ich habe es oft gelesen, dass viele nach der 2. chemo abbauen.... und da ist es wieder...
das .... warten und nichts tun , einfach nur warten was da kommt, ich hasse es.

@ sjarissa: erstmal ganz lieben dank für deine worte. und auch mein beileid für dich. es ist erschütternd, was ein mensch alles aushalten kann, psychisch wie körperlich. es ist sowohl für den erkrankten als auch für seine familie schwer, sich damit auseinandersetzen zu müssen, dass man irgendwann den kampf gegen diese krankheit verliert. mein dad ist ein südländer. er hat die angewonheit keine schwäche zu zeigen und alles wegzulachen und macht alles mit sich selbst aus. das habe ich von ihm. vor der familie die starke spielen und sobald ich aus der tür rausgehe, krieche ich quasi auf allen vieren zu meinem auto und weine, da verlässt mich meine "kraft" dann bin ich alleine und habe angst. angst vor dem was kommen wird. manchmal wünsche ich mir, dass mein familienverhälnis schlecht ist, dann würde das alles nicht so nah an mich rankommen, aber das ist so ein quatsch man muss doch froh und stolz sein, dass man so etwas besonderes hat. dann muss man aber auch die negativen aspekte annehmen, wie du geschrieben hast... man muss akzeptieren dass man nichts ändern kann, das habe ich oft gehört. aber ich kann es nicht ich kann nicht hinnehmen, dass mein dad irgendwann nicht mehr ist, wegen dieser mist krankheit. man muss doch was machen können? irgendwas??? und es ist garantiert nicht beten.
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  #7  
Alt 19.04.2012, 10:30
Alady Alady ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

HalloTorto,

ich wollt dir auch kurz ein paar Zeilen schreiben, erst einmal tut mir das mit deinem Vater leid und ich weiß nur zu gut wie du dich fühlst.
Aber eines steht für mich heut fest, das Hoffen das ein Wunder geschieht und alles irgendwie gut wird hilft einem diese schreckliche Zeit durchzustehen.

Ich hab so oft geweint und geflucht und gefragt warum aber nie eine Antwort erhalten.Mein Dad hatte kleinzelligen Lungenkrebs aber auch er hat nie die Zuversicht verloren wieder gesund zu werden und das hat ihm sehr viel Kraft gegeben. Wir als Kinder wussten das er nicht gesund werden würde aber es hat ihm geholfen und ihn aufrecht gehalten und das war das allerwichtigste.Wir haben das beste aus dieser sch....Situation gemacht und jeden Tag gekämpft und von Tag zu Tag gelebt.Aber man schafft es irgendwie.Frag mich bitte nicht wie.Ich war so oft ein Zombie, schlafen , arbeiten, Krankenhaus oder bei meinem Vater zuhause,schlafen und wieder alles von vorn.Mein Leben hat mit der Diagnose einfach aufgehört zu existieren

Hier wirst du viel Unterstützung und Rat finden.Ich wünsch dir und deiner Familie ganz viel Kraft und lasst euch nicht unterkriegen...Kämpft bis zum letzten Tag
LG Jana
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  #8  
Alt 19.04.2012, 20:38
Tortosendo Tortosendo ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

hallo jana ja du sprichst mir aus der seele, genau das fühle ich auch. arbeiten, dinge erledigen zeit mit der familie verbringen... arzt 1 anrufen... mit arzt 2 besprechen, alle auf den neusten stand bringen, versuchen meinem dad alle fragen zu beantworten aus dem dämlichen ärztedeutsch zu übersetzen... es nimmt kein ende... wenn man doch wenigstens ein wenig zeit zum verschnaufen bekäme aber nee als ob diese sch... krankheit nicht schon genug menschen auf dem gewissen hätte. hass und gewalt...
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  #9  
Alt 19.04.2012, 23:24
kleine-fee kleine-fee ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

Ja es ist schlimm man merkt das man selbst keine Kraft mehr hat und funktioniert nur noch.Aber auch diese schwere Zeit wirst du meistern,auch wenn Du denkst es geht nicht mehr,Du kannst nicht mehr.Dennoch wirst Du immer und immer wieder die Kraft finden weil Du diesen Menschen liebstund es das einzigste ist was Du tun kannst.
Ich drück Dich ganz fest und ein goßes Kraftpaket
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  #10  
Alt 20.04.2012, 00:21
Skywalkerin Skywalkerin ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

"man hat gute tage man hat schlechte tage, heute ist für mich ein verdammt schlechter tag. die ...krankheit verändert die ganze familie."
Das kann ich nur so unterschreiben. So ist das .
meine mum und ich hocken dauernd abends zusammen und reden über das ganze. Ich hab eh immer so viele Fragen zu allem -.- wo ich manchmal schon denke "ohje...du musst mal mit der ganzen Fragerei aufhören...."

Aber reden is das einzige was mir irgendwie hilft.

Und ja ich höre sowas auch nich gerne von wegen "denk doch positiv und bla" -.- Bei so nem Gerede könnt ich manchmal echt das Kotzen bekommen-.-. Man will sowas einfach nich hören. Man weiß wie scheiße das mit der Krankheit des Angehörigen ist und yoah. Aber die anderen meinen es halt "nur" gut, wie auch immer.

Ich bin so ein Mensch, der sich hinsetzt und endlose Stunden überall herum liest. Was is das genau für ein Krebs, was macht er, woher kommt er und soooo vieles mehr. Bis hin zu "Wie ist es wohl zu sterben? Sich dem Tod zu nähern? Sterbephasen?" ach jede Menge. Heute habe ich so gedacht, was ein so kranker Mensch wohl denken udn träumen mag? Sein ganzes Leben nach und nach, das er vielleicht irgendwie reflektiert? Und nebenbei froh ist, wenn er von Angehörigen Besuch erhält? naja....... mag da gerad nich weiter drauf eingehen bzw. hab manchmal einfach zu viele Gedanken. Bin einfach so ein "Denker-Typ", was echt nich immer toll is-.-

An manchen Tagen ist mir das viel zu viel. Da will ich absolut nix davon hören. An nem Tag so wie heute fange ich das lesen an bis ich irgendwann zu müde dazu bin.
Denn es beruhigt, finde ich, zu einem gewissen Punkt, ein bissel zu wissen, auch wenn man trotzdem weiß, das das auch nich wirklich was bringen mag .


hmm das "beste daraus machen"....ja das versucht man wohl immer dann. Ich bin zb so ein Mensch, der in vielen noch so kleinen Dingen versucht gutes/schönes/wertvolles/besonderes zu sehen. Denn schau mal, so wie du schreibst von wegen "mein dad und ich wir lachen dennoch viel sogar wenn wir bei den ärzten sitzen.." <--- genau DAS is es doch dann, das wertvolle.

Mein Opa hatte schon immer nen eigenen tollen Humor. Wir haben oft über alles mögliche lachen können. Und in letzter Zeit sagte er mir das oft wie gut es doch sei, dass wir trotz seinen ganzen Schmerzen usw doch noch zusammen lachen können. Das waren sehr schöne Momente. An die ich immer versuche zu denken, wenns mir wie gerad "dreckig" geht und ich mich furchtbar traurig fühle .

Teilweise bin ich an manchen Tagen auch wütend, so unfassbar wütend auf diesen scheiß Krebs, der so viel zerstört...ja ganze Leben. Wütend auf das Leben an sich und überhaupt. Das ist dann so ein Gefühl, dass einem vor Wut die Tränen kommen, man so nen Klos im Hals verspürt, manchmal denkt (oder es is auch so), dass man am Körper zittert. Es wird einem heiß und kalt. Man möchte schreien, weinen.....

aber eigentlich möchte man nur dass alles wieder gut wird. Aber man weiß, dass es das nich wird.

Das mit meinem Opa ist seit ein paar Wochen so und hat sich ja nun ziemlich schnell verschlimmert. Ich bewundere eh all die Kranken und Anghörigen hier, die seit Jahren kämpfen. Um ihr eigenes Leben kämpfen oder Menschen die zusehen, wie total wichtige/ihnen nahe stehende Personen kämpfen.
Für mich sind diese letzten Wochen schon grausam, wenn ich da an Jahre denke oha .

Du wirst das hier immer wieder hören, aber ich wünsch dir auch sehr sehr viel Kraft.


Geht es dir auch so, dass du dich bei manchen Dingen/Situationen/Handlungen nich mehr wieder erkennst?

Ich glaube nicht an Gott, habe ewig nich gebetet oder so. Aber seit ich das mit meinem Opa weiß, da hmm wie soll ich sagen..."bete" ich. Aber schwer zu beschreiben wohin. Ich hatte letztens nen Drang in die Kirche zu gehen, wo ich sonst nur zu besonderen Anlässen hingehe. Ich wollte mich einfach eine Weile dort hinsetzen, eine Kerze anzünden und dabei an meinen Opa denken.
Ich hab es schon als recht komisch für mich empfunden, da ich kein Gläubiger Mensch bin. Aber ich zur Zeit das Bedürfnis habe "irgendwo hin" zu "beten"...


herrje...viel geschrieben.

Gute Nacht
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  #11  
Alt 20.04.2012, 11:31
Alady Alady ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

Ich hab immer nur gedacht: noch ein Tag , noch ein Tag und noch ein Tag...und dann dachte ich so noch die Chemo und jetzt noch die Bestrahlung und dann kam das und dies und dann plötzlich Ende....Es hört sich wahrscheinlih schlimm und egoistisch an aber als mein Dad dann plötzlich an einer Lungenembolie gestorben ist, hab ich da gesessen und gedacht : es ist vorbei, Ruhe,schlafen sich keine Sorgen machen wie es ihm geht, nicht mehr stark sein müssen.aber gleichzeitig hab ich gedacht, wie viel Schlimmes und wieviel Quälerei uns und ihm erspart geblieben ist. Die Leere war ganz fürchterlich, was sollte ich denn jetzt machen so ohne ihn...das was schlimm.

LG
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  #12  
Alt 20.04.2012, 18:33
Skywalkerin Skywalkerin ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

Bin gerad nur auf dem Sprung.

Aber heute habe ich auch so ein unglaubliches Gefühl von Wut in mir . Mit dem Gefühl, dass ich am liebsten alles kaputt hauen würde .

Mein Opa ist nichmals transport fähig, es war ja angedacht ihn in unsere Nähe auf eine palliativ station zu bringen.

Naja morgen besuchen wir ihn wieder.

Geht es euch auchso, dass ihr euch vielleicht mal an Orte oder so zurückzieht, wo der kranke Angehörige sich gerne befunden hat bzw. gern befindet?

Eben als es so über mich kam..bin ich in seine Wohnung und setzte mich auf seinen Lieblingsstuhl in der Hoffnung es würde mich irgendwie trösten. Nun ja vielleicht ein kleines bisschen.............

Fertig mit den Nerven für heute.
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  #13  
Alt 20.04.2012, 19:21
Tortosendo Tortosendo ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

ach... irgendwie beruhigt mich gerade der gedanke, dass es menschen hier gibt, die so fühlen wie ich, diese wut, diese verzweiflung, diese ohnmacht...

@ skywalkerin:dass ihr deinen opa nicht verlegen könnt ist mist und etwas kaputtschlagen... oh ja oft habe ich dieses gefühl, in den letzten jahren habe ich sehr viel agressionen in mir aufgebaut und weiß manchmal nicht wohin damit, da leidet meine umgebung oft sehr drunter... mein partner zum beispiel, dass er noch bei mir ist, grenzt manchmal an ein wunder denn ich kann ziemlich unausstehlich (ich nenne es verzweifelt)werden.
das mit den rückzugsorten kenne ich, jedoch ist es bei mir so ne art parallelwelt. klingt jetzt blöd und nein ihr müsst euch keine sorgen machen, ich habe noch den bezug zur realität, aber ich lebe manchmal in erinnerungen aus einer anderen zeit und lasse auch nichts an mich ran. naja ich denke jeder hat so seine wege um mit der situation klar zu kommen. und ich weiß leider immer viel zu viel, da ich die "große ehre" habe mit allen ärzten zu kommunizieren. mein vater spricht nicht das beste deutsch (wie geschrieben er ist südländer) und da muss jemand die fäden halten... und ich weiß sogar mehr als mein dad, ist vielleicht für manche von euch nicht ok, aber ich denke immer wenn er noch hoffnung hat, soll es so sein. belügen tue ich ihn nicht das würde ich nicht tun, nur er weiß halt nicht alles... ist das schlimm??? mache das falsche??? ich habe aber angst dass er nicht mehr kämpfen möchte, wenn er alles weiß weil das dasn als sinnlos ansieht. an dieser stelle drücke ich dich auch mal virtuell.

@ kleine fee:mittlerweile mache ich das über 3 jahre tag für tag, nach für nacht, ich weiß dass es irgendwie immer weiter geht und dass ich auch weiter machen werde. das bin ich meinem dad schuldig, schliesslich hat er mich bis hierhin gebracht... der kopf weiß das auch alles... aber körperlich... naja... es kommt einer ohnmacht manchmal sehr nahe. oh und schlafen kann ich als gäbe es kein morgen, das braucht der körper anscheinend... da bin ich wie tod...da sind die gedanken weg, gottseidank...!

@ jana:ist es egoistisch, wenn ich dir sage, dass ich da oft drüber nachgedacht habe? wie es wohl ist wenn die ruhe da ist, ohne gedankengänge, ohne "sich kümmern" müssen. aber das verwerfe ich schnell denn ich muss dankbar dafür sein, dass ich ihn noch an meiner seite habe...
das ist doch alles krank... man ey...
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  #14  
Alt 20.04.2012, 20:55
kleine-fee kleine-fee ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

Das mit dem innerlich abschalten es ist immer noch so.Manchmal schimmpfen die Leute wenn ich sie nicht grüße auf der Straße, aber ich mach das nicht mit absicht ich bin nur in meiner eignen heilen Welt.Macht euch darüber keine sorgen.Der Körper nimmt sich dann auszeit. Es ist sogar gut so denn sonst würde der Körper schlapp machen.
Ganz lieb gedrückt und geknuffelt
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  #15  
Alt 21.04.2012, 17:10
Skywalkerin Skywalkerin ist offline
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Standard AW: zwischen wut verzweiflung und hoffnungslosigkeit

Tortosendo, darf ich fragen wie alt du bist?

Und betreff "naja ich denke jeder hat so seine wege um mit der situation klar zu kommen" ja, ich denke, das ist auch wirklich wichtig, dass jeder für sich selbst seinen eigenen Weg findet mit dem ganzen klar zu kommen. Du hast von einer Art Parallelwelt gesprochen, das klingt keineswegs blöde ... denn es tut gut auch mal in seine eigene Welt abzutauchen. Mir kommen zur Zeit zb ganz viele gemeinsam erlebte Situationen in den Kopf und Dinge die er sagte und auch wenn das traurig macht, lässt es mich auch wiederrum lächeln. Denn wie sagt man so schön "weine nicht weil es vorbei ist sondern lächle weil es schön war" <-- Ich habe den Spruch sonst immer irgendwie gehasst aber nun muss ich einsehen, dass da schon echt was dran ist.
Klar is da so ein großes, tiefes, trauriges Loch usw. Aber auf der anderen Seite hat man so viele schöne, tolle, lehrreiche, wertvolle, ja einfach glückliche Momente erlebt, dass es schön ist zurück zudenken, es sich einfach in Erinnerung zu rufen.

An dieser Stelle wollt ich noch "sorry" sagen, wenn ich hier mal zu sehr abschweife bzw. hm wie soll ich sagen schon nich mehr weit entfernt vom Sterben (meines Opas) schreibe. Ist ja nicht mit der Situation deines Vaters zu vergleichen.

Und, nein denke nich, dass du das falsche machst. Ich find als Angehörige (mir geht es zum Teil selbst so) stürzt man sich in die ganze Thematik hinein, könnte im Internet und in Büchern bis zum Einschlafen lesen. Man will immer mehr und mehr wissen. Aber manchmal ist es für einen selbst irgendwie zu viel.
Andere Angehörige hingegen wollen vieles erst gar nich hören oder gar lesen. Ich kann die Seite auch verstehen.

Ich kann mich nich in Krebs-Kranke versetzen, wie auch, aber da mag es ja auch die Sorte geben (ich denke ich würde im Falle des Falles dazu gehören) die unentwegt versuchen Infos zu bekommen usw, und es mag auf der anderen Seite die geben, die sich da von Anfang an nicht zu sehr reinlesen. Das ist auch wieder so ein Punkt denke ich, wo jeder selbst schauen muss welchen Weg er wählt. Für Angehörige mag das schlimm sein, wenn es nicht deren Vorstellungen entspricht. Aber nunja.

Ein Arzt sagte letztens, dass er ja selbst schaut, wie er den Patienten einschätzt und sich die Meinung der Angehörigen anhört, wenn es darum geht "wie viel Wissen über die Krankkeit verträgt der jenige". Ich kann da ja jetzt nur von meinem kranken Opa sprechen, und bei älteren Menschen mag das ja auch wieder anders sein, da sie ja schon "ihr Leben gelebt haben" (bzw einfach schon laaaaange auf Erden sind). Denke du weisst was ich meine. Mein Opa hatte da auch einfach wie so ein Gefühl. Es brauchte nich viele Worte. Ihm war es irgendwie klar. Weiss gerad nich wie ich es besser ausdrücken könnte .

Und wie du schon beschrieben hast, kämpft dein Vater. Das kann man "einfach" so stehen lassen finde ich. Er tut es. Und so wie man hier rauslesen kann, unterstützt du ihn ja sehr. Und nimmst verdammt viel Last auf dich.

Hast du eigentlich eine Mutter, die bei euch ist? Oder ist da dein Dad & du?

Geändert von Skywalkerin (21.04.2012 um 17:30 Uhr)
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