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  #1  
Alt 23.12.2008, 15:54
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Sanni412 Sanni412 ist offline
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Standard Es kam ein Stern und nahm meinen Papa mit...

Ich eröffne ein 2. Thema hier im Hinterbliebenenforum, weil ich die Trauer um meinen Papa nicht mit dem Streit um seine Beerdigung zusammen haben möchste, wie ich jetzt merke!
Unsere Geschichte:

- 04.11.2008, 21 Uhr >> Papas Lebensgefährtin ruft an: "Dein Papa hat Lungenkrebs!"
Meine Welt bricht, aber das kennt ihr ja alle!
- 05.11.2008 Einweisung in die Lungenfachklinik, Bronchoskopie, MRT, Punktion usw folgen
- Primärtumor im linken Lungenflügel (Mischform aus einem Plattenepithelkarzinom und Adenokarzinom), viele kleine Rundherde im rechten Lungenflügel, 2 mini Lebermetas
- maligner Pleuraerguss
- Erguss wird punktiert (1,5 Liter)
- linker Lungenflügel ist kollabiert
- Druckausgleich zum "aufrichten" der Lunge schlägt fehl
- stattdessen wird ein Loch im Rippenfell diagnostiziert, welches sich laut Aussage der Ärztin auf gar keinen Fall entzünden dürfte, sonst könnte man für nichts garantieren!
- Chemo mit Carboplatin/ Vinorelbine wird begonnen am 14.11.
- mein Papa darf nach Hause
- Atemnot ist durch die kollabierte linke Lunge natürlich nicht besser geworden
- 2. Chemogabe ambulant im Klinikum ne Woche später
- Luftnot wird daheim immer schlimmer
- bereits tägliche Sauerstoffzugabe
- an Papas Geburtstag (26.11.) ist es so schlimm, dass er beschliesst am Donnerstag wieder ins KH zu gehen
- geplanter Wochenendbesuch zur nachträglichen Geburtstagfeier fällt aus :-(

Ach so, ich sollte vlt erwähnen, dass ich in Berlin wohne, mein Papa in der Nähe von Salzgitter gewohnt hat, und in Hildesheim in der Klinik lag

- in der Klinik wird eine Entzündung mit undefinierbarem Ursprung diagnostiziert, sowie rote und weiße Blutkörperchen drastisch im Keller
- Am Donnerstag den 04.12. dann Anruf von Papa: "Es kann nicht immer gute Nachrichten geben Schnecke. Die Ärztin sagt ich stehe auf einem Bergkamm und kann jeden Moment abrutschen!"
- Ich weine den ganzen Abend und schicke in Gedanken einen Stern zu Papa mit ganz viel Kraft und ganz viel Liebe
- am nächsten Morgen ruf ich ihn gleich an, er geht ans Telefon, Gott sei Dank er lebt. Ich sage: "Papa ich hab Dir gestern Abend einen Stern geschickt, mit ganz viel Kraft und Liebe, ist er angekommen?"
"Ja, Schnecke, ist er. Hängt hier bei mir im Zimmer!"
- Wir fahren gleich Sonntag hin!
- Da gehts ihm gut, Blutwerte alle wieder fast normal! Luft kriegt er aber schlecht, selbst das "Wasser lassen im Bett!!!" bringt ihn ausser Puste!
- Ich halte fast 4 Std seine Hand, die er einmal fast so doll drückt, dass es mir weh tut!
- Er sagt "Wenn diese scheixx Atemnot nicht wäre, würde ich von der Krankheit überhaupt nichts merken!
- Zu diesem Zeitpunkt bekommt er schon regelmässig Morphium zur "Entspannung", damit er nicht so merkt, dass er kaum Luft bekommt! Schmerzen hatte er nie wirklich gehabt, bis auf "Muskelkater" vom Husten!
- Beim Verabschieden sagt Papa mit Nachdruck: "Bis NÄCHSTES Mal, Schnecke!"
- Ach so, Kontrollröntgen ergab ein Wachsen des Primärtumors und auch der Metas im anderen Lungenflügel!
- Und die Chemo hatte das Knochenmark angegriffen, deswegen der Abfall der roten Blutkörperchen.
- Dienstag Abend (9.12.) Anruf von Papas Freundin, Papa darf Donnerstag nach Hause, wenn daheim alles vorbereitet ist (Krankenbett, Sauerstoffvorrat, alles was er im KH eben auch so hatte)
- am Mittwoch ist Papa ganz gut drauf, sagt sogar dass er ETWAS besser Luft bekommt
- Donnerstagfrüh hört Papa sich dann nicht mehr so gut an, hustet und bekommt noch schwerer Luft! Sagt auch selber dass es schlechter ist!
Ich hab nach dem Gespräch ein ganz ganz dummes Gefühl!
- Donnerstag Abend, 18:?? Papas Freundin ruft an und weint, Papa liegt im Sterben!
WAAAAAS????
- Ich brech zusammen, meine Mama kommt und schläft bei mir, wir weinen und bangen den ganzen Abend
- am nächsten Morgen geht alles ganz schnell, nach einem Telefonat mit Papas Freundin (die die Nacht bei Papa verbracht hat, der aber zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr ansprechbar war, wegen alle 2 Std Mophium), wird beschlossen dass ich mich beeilen soll wenn ich Papa "Tschüss" sagen möchte!
- Ich hab Papa atmen gehört, oh Gott, wie furchtbar, dieses rasseln
- um kurz nach neun fahren wir in Berlin los Richtung Hildesheim
- um halb zehn verschicke ich an meine liebsten Freundinin die Info, dass ich zu Papa fahr, mich verabschieden
- um 12 Uhr klingelt mein Handy
ZU SPÄT
- um 11:45 an diesem 12.12.2008 kam ein Stern und nahm meinen Papa mit in den Himmel zu den anderen Sternen
- um kurz nach eins, war ich da!

- 5 Wochen und 3 Tage!!!
- "Bis nächstes Mal Schnecke!"

Wann?
Du fehlst mir so, Papa!
Ich versteh die Welt nicht mehr!

Eben rief die Ärztin ausm KH an!
Ich wollte wissen, warum, warum so schnell!
Die Antwort war simpel. die ganze Lunge bestand fast nur noch aus Tumorgewebe, das scheixx Ding ist so rasant schnell gewachsen, dass Papa keine Chance hatte! Aber wenigstens ist er nicht erstickt! Und das "Ding" war nun doch nur ein reines Adenokarzinom!
Papa! Ich begreif es nicht, will es nicht begreifen!
Mein Stern hat Dir nicht geholfen, hat Dich weggebracht von mir!
Die Ärztin sagt, Papa hat gewust wie es um ihn steht, hat gewusst, dass er zum letzten Mal nach Hause gegangen wäre! Papa hat gesagt, er hätte keine Angst, er hatte ja ein schönes Leben!
Ja das hatten wir mit Dir Papa!
Du warst, bist und bleibts der beste Papa der Welt für mich, und Kevins Lieblingsopa!
Es tut so weh!
Ich liebe Dich Papa, bis irgendwann!

Deine Schnecke


P.S. die 412 an meinem Nickname ist keine vierhundertzwölf, sondern eine vier und eine zwölf, weil die vier mal meine Glücks- und die zwölf meine Lieblingszahl war! Vor ein paar Tagen wurde mir bewusst, was die Zahlen bedeuten, an einem 4. kam die Diagnose, am 12. ging mein Papa für immer! Was soll ich davon halten?
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Papa ich liebe Dich!

Geändert von Sanni412 (30.12.2008 um 15:47 Uhr)
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  #2  
Alt 23.12.2008, 18:48
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Es kam ein Stern und nahm meinen Papa mit...

Liebe Sanni,
das Dein Papa so schnell gegangen ist, ist für Dich ziemlich hart aber Dein Papa mußte nicht so lange leiden. Für ihn ist es besser. Er sitz da oben auf dem Stern und guckt auf Dich herab, er wird bestimmt Dein Schutzengel sein. Du als Angehöriger und Hinterbliebene mußt das alles erst verarbeiten und lernen mit dem Verlust umzugehen, was bestimmt ziemlich schwer ist.
Ich drück Dich ganz lieb, und bin in Gedanken bei Dir!!!
Alles Liebe
Dani
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  #3  
Alt 24.12.2008, 12:01
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Sanni412 Sanni412 ist offline
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Standard AW: Es kam ein Stern und nahm meinen Papa mit...

Allen Randgucks und all denen, denen ich kein persönliches frohes Fest ausgesprochen habe, wünsche ich auf diesem Wege eine besinnliche, schöne, harmonische Zeit im Kreise der Familie ohne Monster und andere Bedrohlichkeiten, liebe Grüße,
Eure Sanni
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  #4  
Alt 27.12.2008, 22:10
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Sanni412 Sanni412 ist offline
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Beiträge: 1.299
Standard AW: Es kam ein Stern und nahm meinen Papa mit...

Hallo Papa!

Ich hab gerade Fotos auf dem Rechner sortiert!
Ich hab geweint!
Bei Kevins Einschulung war unsere Welt noch in Ordnung!
Du fehlst mir!
Es tut so weh!
Heute Nacht hab ich von Dir geträumt, Du hast in irgendeiner neuen Wohnung Streifen an die Wand geklebt!
Ich hab Dich gefragt, wie es Dir geht. Du hast gesagt "Gut, und Dir?"
Ich hab gesagt "Ach geht so." Dann hast Du gesagt: "Also wie immer!"
Dann wollt ich Dich drücken, und plötzlich war ich im nächsten Traum!

Ich weiger mich zu glauben, dass Du nicht mehr da bist!
Deine Beerdigung soll erst Mitte Februar sein!
So spät!

Ich hab Dich so lieb, Papa!
Deine Schnecke!
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  #5  
Alt 30.12.2008, 09:20
dani33 dani33 ist offline
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Beiträge: 2.374
Standard AW: Es kam ein Stern und nahm meinen Papa mit...

Liebe Sanni, ich danke Dir für deine lieben Worte,
auch wenn ich im Moment nicht dazu komme,
hier zu lesen und zu schreiben, denke ich an Dich.
Sei lieb gedrückt und umarmt.
Ich wünsche Dir trotz allem, einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ganz viele liebe Grüße
Dani
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  #6  
Alt 30.12.2008, 21:33
Benutzerbild von Sanni412
Sanni412 Sanni412 ist offline
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Beiträge: 1.299
Standard AW: Es kam ein Stern und nahm meinen Papa mit...

Liebe Diana, liebe Dani, liebe Verena!

Ich danke Euch für Eure lieben Worte!
Es tut gut, nicht so alleine da zu stehen!
Im Moment bewältige ich meinen Altag mit großen "Vergessensphasen", allein schon durch meinen Kleinen! Aber immer wieder kommt es hoch!

Telefonat von meinem Kleinen mit meinem Bruder: "Weißt Du was Mama und ich gestern gemacht haben, als wir die Sterne gesehen haben? Wir haben Opa `Hallo`gesagt. Opa passt jetzt auf uns auf, auch auf Euch. Und die Venus passt jetzt auf Opa auf!"

Ich bin so gerührt, wie mein Kleiner damit umgeht!
Gleichzeitig tuts so weh. Abends ist es am schlimmsten!
Da schwappt das ganz "Vergessene von Tagsüber" mit einer Welle über mich drüber!
Und am schlimmsten ist diese Schnelligkeit, mit der alles passierte. Ey, wir hatten nicht mal Zeit die Diagnose zu verdauen, da kam schon die Trauer, diese Unfassbarkeit!

Aber Papa musste nicht leiden, und ich weiß, in einem Jahr werde ich sagen, dass es "gut" war, so wie es gelaufen ist!
Aber jetzt kann ich das noch nicht!
Ich muss lernen damit umzugehen, aber ich wills auch im Moment irgendwie nicht!

Ich bin so froh, Euch hier zu haben!

Liebe Dani, ich denk ganz viel an Dich, danke dass Du trotz Deiner Lage schaffst an mich zu denken und mir hier ein paar Zeilen zu hinterlassen, ich drück Dich ganz feste!

Liebe Diana, liebe Verena, ich nehm Euch einmal lieb in die Arme!

Liebe Grüße, Eure Sanni
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Papa ich liebe Dich!
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  #7  
Alt 30.12.2008, 22:34
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Es kam ein Stern und nahm meinen Papa mit...

Liebe Sanni,

ja, du hast nicht mal die Diagnose verdaut und schon ist er nicht mehr da... Es tut mir so leid für dich. Und auch, wenn dein Stern ihn mitgenommen hat - es war dein Stern.

Und ja: Du wirst jetzt nicht sagen können "Für Papa war es besser, er hat nicht gelitten". Meine Mama hat gelitten. 1 1/2 Jahre. Und am 16.12. ist sie von mir gegangen. Und trotzdem hasse ich es, wenn man mir sagt "Für Mama war es besser.". Klar war es das. Aber im Moment sind wir noch nicht an diesem Punkt angekommen, in dem wir das vordergründig so sehen können.

Und auch ich lenke mich den ganzen Tag ab mit Putzen, Aufräumen etc. Und nachts kann ich dann nicht schlafen, weil ich Zeit zum Nachdenken habe. Sobald ich die Augen schließe, läuft der 16.12.2008 wie ein Film vor meinen Augen ab. Wieder und wieder und wieder. Und dann habe ich fast im Minutentakt das Bild vor mir, wie ich ins Zimmer gehe und Mama nicht mehr atmet. Obwohl ich nur wenige Minuten draußen war. Mama hatte zwar keinen Lungenkrebs, aber durch das Liegen hat sie wohl Wasser in der Lunge bekommen. Und deshalb hatte auch sie dieses Rasseln beim Atmen. Es ist furchtbar gewesen.

Dass die Beerdigung bei euch noch so lange dauert finde ich grauenvoll. Denn kaum ist ein wenig Zeit vergangen, reisst es die Wunden wieder auf. Ich bin froh, dass ich die Bestattung hinter mir habe. Ich gehe alle 2 Tage aufs Grab, damit Mama Licht hat. Sie mochte die Dunkelheit nicht.

Liebe Sanni, ich wünsche dir, dass du im neuen Jahr etwas mehr Boden unter den Füßen zurückbekommst. Und dein kleiner Sohn hat vollkommen Recht: Dein Papa passt jetzt auf euch auf.

Mit liebevoller Umarmung


Susanne
__________________


Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
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