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  #1  
Alt 06.03.2014, 11:58
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: wenn es zum schlimmsten kommt...gehen oder bleiben?

"Das letzte Bild eines Vaters" soll das Bild eines LIEBENDEN Vaters sein.

Deine Gedanken, die Du hast kommen aus Dir heraus - Du denkst für die anderen, weniger für Dich.
Schau mal in Dir, was genau es ist, dass Dich so etwas denken läßt?

Würdest Du Deinem Partner nicht auch gerne beistehen? Für ihn da sein wollen?

Wenn man sich ihnen entzieht, um ihnen die Bilder des kranken, evtl sterbenden Vaters und Partners zu ersparen - so nimmt man ihnen auch die Chance an der Seite zu sein.
Die Chance sich verabschieden zu können und vielleicht auch die Chance und Gewissheit, dass man friedlich eingeschlafen ist, sich nicht herumgequält hat.

Wenn man sie ausschließt, um sie zu schützen: werden sie dann nicht ihr Leben lang damit beschäftigt sein, sich zu fragen, wie es einem wohl ergangen ist? Wie einsam man war? Welche Ängste man hatte? Wie oft man geweint hat und verzweifelt war?
Und heißt es nicht auch: LIEBEN -in guten wie in schweren Tagen?

Für mich würde sich ein "Entziehen" so anfühlen, als hätte sich mein Vater das Leben genommen - ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen, der das "Warum" zu erklären versucht ... ich würde darüber nie mehr zur Ruhe kommen.

Diese Vorstellung finde ich persönlich viel viel schlimmer als das Bild in mir zu tragen aus der Zeit, als mein liebender Papa so krank gewesen ist.

Menschen werden im Verlauf ihres Lebens immer wieder mit Verlusten konfrontiert werden - mit Abschied, Sterben, Tod. Und den Umgang damit muss man lernen ....

Ich sehe im "Miteinander" diese Zeit zu durchstehen auch die Chance, dass der der zurückbleibt, besser akzeptieren lernt ....

LIEBE wird all das tragen lernen!


Zum Thema "akzeptieren lernen" fällt mir dazu dieser Spruch ein:

Vielleicht bedeutet Lieben auch lernen,
jemanden gehen zu lassen;
wissen wann es Abschied nehmen heißt;
nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem
im Weg stehen, was am Ende wahrscheinlich
besser ist für die, die wir lieben.


Kennst Du das Buch "Abschied von Rune"?
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (06.03.2014 um 12:02 Uhr)
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  #2  
Alt 06.03.2014, 15:53
Benutzerbild von KimiKater
KimiKater KimiKater ist offline
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Standard AW: wenn es zum schlimmsten kommt...gehen oder bleiben?

Hallo ihr Lieben,

ich schreibe sonst nicht, lese nur mit aber hier liegt mir etwas auf der Seele.
Ich selbst habe mit gerade 50 die Diagnose BK erhalten, hatte zu dem Zeitpunkt Kinder mit 18 und 20, eines im Studium, eines kurz in der11. Klasse, 2 Jahre vor dem Abitur.

Derzeit bin ich "gesund". und noch in der Heilungsbewährung
Aber jeder der erkrankt ist, beschäftigt sich damit was wäre wenn, was kann kommen und wie geht es dann weiter.

Sterben gehört zum Leben, keiner weiß das besser als ich.
Mein Vater starb direkt nach der Entbindung meiner Tochter an einem geplatzten Aneurysma. Das letzte Positive was er gesehen hat war meine neugeborene Tochter. Und ich musste direkt aus der Klinik zur Beerdigung.

Ich finde die Diskussion die im Augenblick in der Politik vorherrscht schlecht, sie spiegelt nicht den Volkeswillen. Palliativ bis zum Ende. Warum darf ich nicht entscheiden wann ich genug gelitten habe? (wenn ich denn leiden muss). Warum darf ich nicht, wie z.B. in Belgien gehen wenn es genug ist.

Ich habe für mich entschieden, wenn ich wieder erkranken sollte und es gibt keine Heilung mehr, dann möchte ich den Stecker ziehen wann ich will, also so rechtzeitig, dass ich noch handeln kann. Und meinen Mann dazu verpflichtet, dass er mich dann ggf. in die Schweiz fährt.

Ich möchte dann freiwillig gehen und nicht dahinsiechen auf einer Palliativ-Station bis zum Ende. Auch wenn ich Hochachtung vor den Mitarbeitern einer solchen Einrichtung habe und schon viel würdevolles davon gesehen habe.
Ich halte es für unnötig, denn das am Schluss ist kein Leben mehr.

Ich weiss, meine These ist provokant aber ich habe das so für mich entschieden, denn ich habe keine Garantie mehr auf ein gesundes alt werden.

Ich halte sie auch nicht für allgemeingültig aber für mich ist ein gnädiges Ende besser.
Ich hatte das Glück, dass meine Eltern beide sehr schnell und unvorbereitet und ohne Pflege gestorben sind. Und auch ich möchte meinem Mann und meinen Kindern das nicht zumuten.

gemäß dem Titel bin ich für "Gehen".

LG
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  #3  
Alt 06.03.2014, 16:53
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: wenn es zum schlimmsten kommt...gehen oder bleiben?

Liebe KimiKater,

die Ausgangsfrage bezog sich nicht auf die verschiedenen Aspekte der aktiven und passiven Sterbehilfe. Sum1 hatte gefragt, ob man sich als Patient in der Endphase nicht zurückziehen sollte, um seinen Angehörigen den Anblick und das Miterleben des Sterbens zu ersparen.

Zu deinen Gedanken:
Ich habe auch Grenzen im Kopf, bei deren Überschreiten ich mir heute vorstelle, erlöst werden zu wollen oder mich selbst erlösen zu dürfen. Jedoch habe ich im Krankheitsverlauf meines Vaters erlebt, dass man in der akuten Situation oft ganz anders empfindet. Er war ein großer Befürworter der Sterbehilfe und wollte das für sich im Fall der Fälle auch in Anspruch nehmen dürfen - bis es eines Tages so weit gewesen wäre. Plötzlich hat er um jeden Tag und um jede Stunde gekämpft. Hatte nur ein Ziel: Überleben, bis ihn der medizinische Fortschritt heilen kann.

Meine heutiger Wille und Plan ist also möglicherweise in der konkreten Situation ein völlig anderer und ich muss das wohl ergebnisoffen auf mich zukommen lassen.

Herzliche Grüße
Simi
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  #4  
Alt 06.03.2014, 22:47
sum1 sum1 ist offline
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Standard AW: wenn es zum schlimmsten kommt...gehen oder bleiben?

hallo zusammen

ich danke euch allen ganz herzlich für eure zeilen und gedanken, sie helfen mir wirklich weiter, die dinge aus verschiedenen winkeln zu betrachten. gleichzeitig möchte ich betonen, dass ich nicht selber krank bin (falls dieser eindruck entstanden sein sollte) sondern ein elternteil von mir.

ich bin ja erwachsen und ich würde auch nicht wollen dass meine eltern sich zurückziehen, ich möchte sie auch begleiten. meine frage ging eher in die richtung, ob man kleinen kindern (meines ist 4 jahre alt) im fall der fälle sowas ersparen sollte. vielleicht war die frage auch doof, es gibt ja eh keine "richtige" antwort. aber es ist sehr schön verschiedene ansichten und einstellungen zu lesen. danke.
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  #5  
Alt 06.03.2014, 23:07
Cecil Cecil ist offline
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Standard AW: wenn es zum schlimmsten kommt...gehen oder bleiben?

Ich habe bisher nur meine beiden Omas in den Wochen bzw. Tagen kurz vor ihrem Tod gesehen. Sie sind an Altersschwäche gestorben. Die eine hatte in den letzten Tagen, so wie es aussah, ein schwaches Herz, zunehmend Wasser in der Lunge und lag auf der Seite. Sie wollte uns noch dringend irgendetwas sagen, konnte aber nicht mehr sprechen. Die andere stellte nach und nach erst das Essen und dann das Trinken ein.

Ich war erwachsen und wusste, dass es jeweils auf das Ende zu geht. Ich wusste auch oder durfte sicher annehmen, dass vor allem meine jüngere Oma es als Erlösung empfand gehen zu dürfen. Trotzdem war ich auch beim zweiten Mal von meinen Empfindungen überwältigt.

Daher würde ich Kinder zwar über das Unvermeidliche aufklären, mit dem Abschiednehmen aber nicht zu lange warten. So, wie Kinder bis zu einem gewissen Alter auch noch nicht bei einer Entbindung unmittelbar anwesend sein sollten. Der Anblick würde sie meiner Meinung nach emotional völlig überfordern.
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  #6  
Alt 07.03.2014, 11:48
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: wenn es zum schlimmsten kommt...gehen oder bleiben?

Hallo Sum,

ich denke, das kommt auf die Umstände und den Zustand des Sterbenden an. Generell sind junge Kinder sehr viel näher am Lauf des Lebens dran und viel pragmatischer als wir Erwachsene - wenn man sie denn lässt.

Natürlich muss man viel mit dem Kind reden und genau erklären. Fatal halte ich Aussagen, wie "der Opa ist krank und stirbt jetzt" oder "Opa war schon alt". Das muss man schon ausführlicher besprechen, denn sonst liegt eines Tages Papa krank (mit grippalem Infekt) im Bett und das Kind macht sich Sorgen. Auch der Begriff "alt" muss in ein Verhältnis gesetzt werden. Für unsere Kinder sind auch wir Eltern alt.

Unser Kleiner war sieben, als seine Schwester verstorben ist. Er war in ihren letzten Tagen immer für ein, zwei Stunden mit bei ihr und das hat beiden Kindern gut getan. Am Todestag selbst hatten wir die Brüder nicht mehr dabei. Aber weniger wegen des Anblicks, sondern mehr wegen des Röchelns und der Atemaussetzer in der Finalphase. Und ein gutes Stück auch aus "Eigeninteresse". Wir mussten uns ohne die Anwesenheit unserer Söhne nicht so sehr zusammenreißen. Hatten nämlich die Befürchtung, selbst die Kontrolle über die eigenen Emotionen zu verlieren und die Jungs damit zusätzlich zu belasten.

Ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft
Simi
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  #7  
Alt 07.03.2014, 12:17
Cecil Cecil ist offline
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Standard AW: wenn es zum schlimmsten kommt...gehen oder bleiben?

Zitat:
Zitat von simi1 Beitrag anzeigen
.... Aber weniger wegen des Anblicks, sondern mehr wegen des Röchelns und der Atemaussetzer in der Finalphase. ...
Das war es, was ich eigentlich mit "Anblick" meinte. (Wortfindungsstörungen meinerseits.)
Das gab es auch schon die Tage davor. Entrücktheit.
Danke, Simi. Bewundere Deine Kraft beim Schreiben dieser Sätze.
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