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  #1  
Alt 17.07.2013, 19:15
Isylein Isylein ist offline
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Registriert seit: 17.07.2013
Beiträge: 9
Unglücklich Ausziehen trotz kranker Mutter?

Hallo Ihr Lieben.

Ich habe mich hier angemeldet, weil ich einfach Antworten/Meinungen von Leuten brauche, die wissen wovon eigentlich gesprochen wird. Ihr kennt das sicher... Familie und Freunde, alle sind da und helfen etc. aber so wirklich kann sich eben doch keiner hineinversetzen, zumindest keiner der nicht ebenfalls Krebserfahrungen gemacht hat.

Nun aber mal zu meiner Situation:

Ich bin 21 Jahre alt und wohne mit meiner 18-jährigen Schwester und meiner Mutter (52) zusammen. Letztes Jahr ist meine Mutter an Krebs erkrankt, Darmkrebs mit Metastasen in der Lunge, dazu noch was am Kopf und irgendwie kam immer was anderes. Sie hat letztes Jahr Chemo bekommen zusammen mit einer Antikörpertherapie, die sensationell gut angeschlagen hat. Letztes Jahr (im Juni war die Diagnose) ging es ihr super, niemand hätte was geahnt, wer es nicht wusste. So gut wie die Therapie angeschlagen hat, so schnell ging es auch zum Jahreswechsel bergab. Im Kopf hatte sich wieder etwas gebildet. Da gabs dann Bestrahlung. Sie ist total dünn & schwach geworden, konnte kaum laufen, kaum alleine waschen etc. Das hat sie zum Glück wieder so weit im Griff. Allerdings ist meine Mutter nicht mehr die Person, die sie mal war. So schlimm sich das auch anhört. Sie war immer ein so lustiger und fröhlicher Mensch. Jetzt bekommen wir kaum noch ein lachen, sie hört kaum noch richtig zu, wirkt immer abwesend, hat keine Lust auf irgendwas, liegt nur herum. Alles schlimm.

Wisst ihr, das Problem ist, dass meiner Schwester und mir langsam die Kräfte ausgehen. Meine Mutter ist geschieden und so müssen wir Partner, Kinder, Pfleger, Haushaltshilfe in einem sein. Und das 24 h. Fängt an bei "mach mir mal die flasche auf" bis hin zum Bad putzen nachdem sie sich übergeben hat. Versteht mich nicht falsch, wir würden alles für sie tun, aber irgendwann kann man einfach nicht mehr. Dazu kommt noch dass meine Schwester und ich uns ein Zimmer teilen.

Meine Frage ist jetzt: Wie kann ich ausziehen ohne das mein schlechtes Gewissen mich erschlägt? Ich habe meine Ausbildung beendet und ich wünsche mir so sehr, nicht 24 h der Krankheit ausgesetzt zu sein. Auf der anderen Seite habe ich aber das furchtbare Gefühl meine Mutter im Stich zu lassen. Sie ist wie meine beste Freundin, zumindest so wie sie früher war.
Ich habe Angst, dass ich ausziehe und es ihr dann schlechter geht und ich dann "die letzte zeit" nicht mehr bei ihr war. Wobei ich natürlich in der direkten Nähe wohnen bleiben würde und wir alle Autos haben... ach, das ist so kompliziert. Aber ich denke ihr versteht worum es geht..


Wer es bis hierher geschafft hat... ein dickes Danke!

Lg
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  #2  
Alt 17.07.2013, 20:00
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Hallo!

Du und Deine Schwester seid in bereits so jungen Jahren mit so einem Schicksalsschlag konfrontiert und wie Du ja selber schreibst, einfach überfordert die Totalpflege Eurer Mutter zu übernehmen. Bitte holt Euch Hilfe!!! Hospizdienst, Pflegehilfe, was auch immer in Eurer Gegend möglich ist...

Deine Mama ist nicht mehr dieselbe, sie kann nichts dafür, die Krankheit hat das aus ihr gemacht, speziell wenn sie Metas auch im Kopf hat , zum anderen wird sie sich ihrer Lage ja bewußt sein und sich bestimmt auch Sorgen um Euch zwei machen... wie es nach ihrem Tod mit Euch weitergeht?! Habt Ihr noch Kontakt zu Eurem Vater oder gibt es Großeltern, Tanten, Onkel etc., wo Ihr ein klein wenig "aufgefangen" werdet oder auch von dieser Seite ev. Hilfe bekommen könntet?

Ich verstehe Deinen Wunsch auszuziehen, aber überdenke nochmals... Du würdest dann Deine Schwester da alleine lassen mit Deiner Mama, haltet bitte zusammen bzw. wenn es echt so nicht geht mit mobilen Hilfsdiensten usw., dann wäre Deine Mama vielleicht auch in einem Hospiz gut aufgehoben, dort könntet Ihr sie jederzeit besuchen, auch übernachten ist oft möglich und sie hätte professionelle Betreuung und Pflege - vielleicht wäre das ein Weg für Dich und Deine Schwester?

Ich wünsche Dir und Deiner Schwester ganz viel Kraft!
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  #3  
Alt 17.07.2013, 21:04
Isylein Isylein ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Hey, danke für die Antwort

Also erstmal muss ich nochmal klarstellen: Sie ist psychisch vllt nicht mehr so die Alte, aber sie kann schon noch alles selbst. Also sich verpflegen, kochen, duschen etc. sie fährt auch noch Auto, trifft sich mit Freunden usw. Also so dramatisch, dass ich sie irgendwohin abschieben würde, ist es zum Glück nicht.

Und das war nur eine Metastase im Kopf (aber nicht am Gehirn), dass durch Bestrahlung gut behandelt wurde und nun auch erledigt ist. Und sie bekommt im Moment wieder Antikörper, die sie gut verträgt, die letzten CT Bilder waren auch gut. Also ist das, hoffe ich, alles so weit ok, dass jetzt kein nahes Ende in Sicht ist (zum Glück!!!!)

Aber wo gibt es dann da einen Punkt wo ich sage: Ok, jetzt ziehe ich aus. Man weiß ja nie wie es weiter geht. Das kann ja alles noch gut Jahre weiter gehen, ich will ja irgendwann auch mal zu Hause raus.

Und ich würde definitv oft zu Hause sein, allein schon weil ich ein totaler Familienmensch bin. Die Wohnung, die ich jetzt in Aussicht habe, ist gerade mal 4 Minuten entfernt.
Und meine Sis hat da eigentlich gar nichts gegen, die freut sich, wenn sie ein eigenes Zimmer bekommt
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  #4  
Alt 17.07.2013, 23:19
The Witch The Witch ist offline
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Beiträge: 1.488
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Dann tu es - besser können die Umstände nicht mehr werden. Tu es auch im Interesse deiner Mutter. Wenn sie noch so weit fit ist, dass sie eigentlich niemanden braucht, um die Flasche aufzumachen, dann sollte sie das verdammt noch mal auch selbst tun.
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  #5  
Alt 18.07.2013, 01:48
Kolibri62 Kolibri62 ist offline
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Registriert seit: 21.06.2013
Beiträge: 281
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Kann Hexe nur beipflichten! Tu es! Du bist nicht weit weg! Lass dir von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden! Du bist weiterhin für sie da!
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  #6  
Alt 18.07.2013, 09:38
Isylein Isylein ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Danke!

Ja, genau so ist das. Eigentlich kann sie sowas wie Flasche aufmachen noch locker selbst, aber weil immer einer da ist, der alles macht, ist es natürlich einfacher zu sagen "Mach du, kann ich nicht."
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  #7  
Alt 18.07.2013, 13:00
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Beiträge: 947
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Hallo,

achso, ich dachte sie ist schon sehr hilfs- und pflegebedürftig und quasi ihr letzter Lebensabschnitt angebrochen (im Kopf was gebildet, dünn und schwach usw.) - sorry, das habe ich mißverstanden!

Das zweite was Du geschrieben hast, klingt doch ganz anders - unter den Umständen brauchst Du echt kein schlechtes Gewissen haben, zumal Du eh gleich um die Ecke wohnst, die Schwester nichts dagegen hat, vielleicht sogar für Euch alle der räumliche Abstand dann ganz gut ist.
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  #8  
Alt 18.07.2013, 21:13
Nordlicht2013 Nordlicht2013 ist offline
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Beiträge: 4
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Zitat:
Ich habe meine Ausbildung beendet und ich wünsche mir so sehr, nicht 24 h der Krankheit ausgesetzt zu sein.
Ich würde dir auch zum Ausziehen raten. Wenn deine Mutter und deine Schwester Hilfe brauchen, bist du 4 Minuten entfernt und du kannst im Grunde jederzeit reagieren.

Es könnte sich sogar auf euch alle positiv auswirken: Deine Schwester hat mehr Platz, du hast dein eigenes Reich (und damit Rückzugsmöglichkeiten um neu Kraft aufzutanken)...und wenn du und deine Schwester Rückzugsmöglichkeiten habt und dadurch neue Energie auftanken könnt, kommt diese Kraft auch deiner Mutter zugute. Deshalb gibt es ja u.a. auch Besuchsdienste...Angehörige, die zwischendurch Kraft auftanken können, sind besser für die Lebensqualität und das Miteinander als jemand, der sich aus Liebe auspowert und vielleicht die eigene Kraft überstrapaziert.

Zitat:
Ich habe Angst, dass ich ausziehe und es ihr dann schlechter geht und ich dann "die letzte zeit" nicht mehr bei ihr war.
Versuchs nicht an der Quantität, sondern der Qualität eurer gemeinsamen Zeit zu messen. So paradox wie das klingt, vielleicht tust du deiner Familie damit auch etwas gutes...du holst Normalität in das Leben, denn was ist normaler, als das die Tochter/Sohn ausziehen...vielleicht gibt es dann auch andere Themen, außerhalb der Erkrankung

Wie sieht das denn deine Mutter? Freut sie sich, dass du die Ausbildung geschafft hast und jetzt den nächsten Schritt machst? Oder ist sie auch besorgt um dich?

Geändert von Nordlicht2013 (18.07.2013 um 21:16 Uhr)
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  #9  
Alt 19.07.2013, 11:50
Isylein Isylein ist offline
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Registriert seit: 17.07.2013
Beiträge: 9
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

hey

Danke nochmals für die Antworten...

Also meine Mutter sieht das so wie jede andere Mutter das auch sehen würde... sie versteht, dass ich gerne ausziehen möchte, aber natürlich hängt sie auch an mir. Aber das ist eben total normal, das ist ja immer so wenn das Kind dann auszieht. Also dagegen hat sie wohl auch nichts und wenn ich in der Nähe bleibe, ist ihr das natürlich ganz lieb.

Ja, ich weiß zum Beispiel, als sie 2 Monate im Krankenhaus lag, war das zwar schlimm, aber meine Schwester und Ich hatten dann zu Hause wenigstens mal Zeit zum abschalten. Und wenn man dann am nächsten Tag wieder hingefahren ist, haben wir uns gefreut sie wieder zu sehen. Doof war's halt nur, dass sie eben im Krankenhaus war.

Und das mit der Normalität hab ich mir auch gedacht. Wenn ich jetzt ausziehe, hat sie immerhin noch dieses "Mein Kind hat ihre erste eigene Wohnung-Erlebenis"... das Wohnung ansehen, Möbel aussuchen, einrichten etc. das würde ihr bestimmt auch Spaß machen und dann ist das zumindest mal ein Projekt wo sie auch ein wenig was zu tun hat in ihrem grauen Alltag
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  #10  
Alt 29.07.2013, 00:12
DerSpringendePunkt DerSpringendePunkt ist offline
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Registriert seit: 28.07.2013
Beiträge: 4
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Ich denke, was du da empfindest ist ganz normal, und die Wünsche hat in deinem alter jeder. Und darf das auch. Das Leben ist manchmal nicht gerecht, aber dennoch denke ich nicht, dass irgendjemandem geholfen ist, wenn die Situation eurer Mutter euch alle in ein dunkles Loch zieht. Ihr müsst euer Leben leben so gut es geht, daraus Kraft schöpfen und nur so könnt ihr eurer Mutter helfen.
Früher oder später wird aber eh jede(r) mit der zerbrechlichkeit der eigenen Eltern konfrontiert, es ist nicht lange her, da hat meine Schwester auf ihrem Blog darüber was geschrieben. http://nordfriesen-tagebuch.de/so-la...-hergerichtet/ Das ist jetzt nicht um zu sagen, dass das identisch ist, bei dir finde ich es wesentlich härter. Aber vielleicht fühlst du dich weniger allein.
Ich wünsche dir viel Mut und Kraft!
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  #11  
Alt 29.07.2013, 20:27
Johan123 Johan123 ist offline
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Registriert seit: 07.09.2012
Beiträge: 3
Standard AW: Ausziehen trotz kranker Mutter?

Ich habe das Gefühl, deine Mutter hätte mit dir mehr Verständnis als du selbst, wenn ich so dein Posting lese...
Denk mal darüber nach.
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