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  #1  
Alt 03.03.2005, 15:47
Isolde
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Weiß nicht mehr weiter!

Hallo, ich glaube ich brauche einfach mal die Möglichkeit Luft abzulassen. Meine Mutter (64) durchläuft gerade eine Chemo mit Cisplatin und Taxol. Sie leidet seit 1992 an Eierstockkrebs und hat jetzt ihr 2. Rezidiv. Im Feb. wurde ihre linke Brust amputiert und jetzt die Chemo. Mein Problem ist, dass sie die Chemo sehr schlecht verträgt und die Magenschleimhäute angegriffen sind. Der Arzt hat ihr alle guten Medikamente verschrieben und kümmert sich rührend um sie. Meine Mutter ist aber nicht bereit irgendwelche Medikamente zu nehmen da ihr davon nur übel wir. Nun weiß ich aber, dass sie in der Arztpraxis immer ganz brav ihre Pillen schluckt nur zu Hause ist es mittlerweile für mich ein Psychodrama. Sie beschimpft mich, dass ich ja gar keine Ahnung habe und sie das alleine entscheiden kann. Einerseits respektiere ich diese Meinung aber andererseits ist es ja auch so, dass sie mir ständig erzählt wie schlecht es ihr geht.
Jetzt hat es mich gerade umgehauen, wo sie meinte, dass ich sie ja nur bevormunden würde und woher ich denn wissen würde dass diese Tabletten ( gegen die Magenreizung) ihr gut tuen würden. Ich würde mich ja auch gar nicht um sie kümmern usw. . Man das tut einfach weh. Ich bin seit 13 Jahren bei all ihren Erkrankungen (Krebs, Hirnschlag etc.) immer für sie da gewesen und versuche mein Leben so zu organisieren, dass ich mich um sie und meinen Vater kümmern kann, da beide Brüder sehr weit weg leben. Nur kann es doch nicht angehen, dass sie mir solche Vorwürfe macht. Ich fühle mich sehr hilflos in dieser Situation und versuche " cool" zu bleiben, aber ich hab doch auch nur Nerven und sehr viel Angst um meine Mum.
Meine Mutter hat eigentlich nie Ratschläge angenommen und bei ihr war immer alles "besonders schlimm" . Gespräche dass sie vielleicht einmal ihr Leben überdenken sollte, eine Psychotherapie machen könnte stießen nur auf Ablehnung. Ich bin an einem Punkt angelangt wo ich nicht mehr kann - aber ich kann sie doch nicht einfach hängen lassen.
Was kann ich denn tun? Sie weiter leiden sehen und nicht intervenieren? Mich abwenden und mich um mein eigenes Leben kümmern?
Ich weiß das klingt alles etwas heftig aber ich glaube ich musste das mal los werden
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  #2  
Alt 03.03.2005, 17:23
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Weiß nicht mehr weiter!

Liebe Isolde,

daß Du Luft abläßt ist schon einmal gut. Vielleicht kannst Du überlegen was Du noch für DICH tun könntest, damit Du weiterhin Kraft und Nerven für Deine Mutter hast.

Man hört und liest dauernd, daß Krankheiten seelische Gründe haben, kurz geschlossen könnte man sagen, daß die Seele, der Geist krank machen, wenn etwas nicht stimmig ist.Ich denke das kann so sein, aber es kann genausogut anders herum sein. Wenn man krank ist, lange und immer wieder krank ist, man Schmerzen hat, einem nicht gut ist, dann kann doch auch die Seele krank werden. Man kann dadurch ein anderer Mensch werden.

Ohne Näheres zu wissen, ohne Euch zu kennen, glaube ich nicht daß Du an ihrer Art viel ändern wirst können. Vielleicht wäre es für Euch beide hilfeich, wenn Du Dich ganz pragmatisch den Problemen näherst. Indem Du zum Beispiel dem Arzt erzählst was du hier geschrieben hast. Vielleicht kann er ihr besser erklären, daß das Medikament hilft und wenn es das nicht tut, es ein anderes gibt. Vielleicht hat sie eine Depression, vielleicht hilft ein stimmungsaufhellendes Medikament. Vielleicht wäre auch für Dich so etwas hilfreich.

Das verstehe ich, daß es Dich umhaut, daß einem da fast die Luft weg bleibt, wenn Du so ungerechte Vorwürfe zu hören bekommst. Ich weiß nicht wie Euer Verhältnis in guten Stunden ist, ob Ihr miteinander reden könnt, ob Du ihr dann klar machen kannst, wie sehr sie Dich mit solchen Äußerungen trifft.

Wenn Du das Gefühl hast an einem Punkt angekommen zu sein, an dem Du nicht mehr weiter kannst, dann ist das bestimmt nicht nur wegen der Kränkung, sondern auch wegen Erschöpfung. Vielleicht kannst Du überdenken welche Arbeiten, welche Hilfen Du abgeben kannst. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß man wie eine Maschine immer weiter, immer mehr macht und danach denkt man das eine oder andere hätte wer anderer gegen Bezahlung machen können. Es gibt inzwischen fast überall Beratungen, überlege einmal so etwas in Anspruch zu nehmen. Es ist niemanden gedient wenn Du Dich kaputt machst.

Letztlich ist es natürlich so, daß jeder für sich selbst entscheidet was er an Therapie macht, welche Medikamente er nimmt. Es ist eine schwierige Balance zwischen gutem Zureden, sich kümmern, einfach zuhören und das ganze auszuhalten.

Ich würde Dir wünschen daß Du das irgendwie mit Deiner Mutter ausreden kannst.
Wenn sie sagt ich will nichts einnehmen, aber ich will dich anjammern, dann weißt Du was sie will und kannst Dich darauf einstellen.

Das einzige was meiner Meinung nicht geht ist sich abzuwenden.

Ich wünsche dir alles Gute.


Briele
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