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  #1  
Alt 31.03.2005, 00:12
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hilfe für meine Tochter?

Hallo an alle,
kann sein, dass ich hier total falsch bin, aber ein Versuch ist es doch wert. Mein Ex-Mann hat Leberzirrhose im Endstadium, ob es wirklich Krebs ist, weiss ich nicht-ist aber auch egal, denn sein Zustand wird wohl in absehbarer Zeit zum Tod führen und das ist das Schlimme für uns. Ich habe 3 Kinder, meine Söhne sind knapp 18 Jahre und 16 Jahre alt. Die beiden besuchen noch ab und zu ihren Vater, meine 9-jährige Tochter hat ihn schon lange nicht mehr gesehen. Er ist Alkoholiker und deshalb kann sie seit 2 jahren nicht mehr zu ihm. Seit 1 Monat geht es ihm so rapide schlecht. Ich kann leider nur erzählen, was meine Söhne berichten und die sagen schon ne Weile, dass er vielleicht bald stirbt. Er ist noch zu Hause, weil er sämtliche Behandlung verweigert. Meine Tochter hat jetzt mitgekriegt, wie schlecht es ihm geht (von seiner Krankheit Alkoholismus weiss sie schon lang) und möchte ihren Vater gerne nochmal sehen. Da heute meine beiden Söhne nach ihm gesehen haben, bat ich die 2 ein Treffen zwischen ihm und seiner Tochter (natürlich in Begleitung ihrer Brüder)zu arrangieren. Ich weiss, dass man seine Kinder nicht dazu benutzen soll, Dinge zu regeln, die wir Erwachsenen regeln sollten. Aber bitte keine Vorverurteilung- die Lage ist so schwierig, das kann nur einer nachempfinden, der das erlebt hat, was meine Kinder und ich in den letzten Jahren erlebt haben. Ich habe heute dann selbst bei ihm angerufen und gemerkt, dass er fast keine Kraft mehr hat zum Sprechen. Habe ihm gesagt, dass seine Tochter ihn so gerne sehen möchte. Er hat abgelehnt, weil es ihm peinlich ist, wenn seine Tochter ihn in diesem Zustand sehen würde.
Meine Söhne haben mir nach ihrer Rückkehr heute erzählt, dass ihre Schwester ihren Vater nicht mehr sehen kann, diesen Anblick könnte man ihr nicht zumuten. Ich weiss allerdings, dass es wichtig ist sich von einem geliebten Menschen verabschieden zu können.
Soll ich jetzt alles dransetzen, dass sie ihren Vater sieht, auch wenn sie bei seinem Anblick erschrickt? Ich wäre auch bereit, mitzugehen und sie zu begleiten. Oder darf/soll ich das nicht-soll sie ihren Vater in Erinnerung behalten, wie sie ihn das letzt mal noch gesehen hat?
Wer hat damit Erfahrung?
Danke für eure Antworten.
sally
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  #2  
Alt 31.03.2005, 08:28
Tanja L. Tanja L. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.05.2003
Beiträge: 1.225
Standard Hilfe für meine Tochter?

Liebe Sally

Erfahrungen diesbezgl. kann ich dir keine weitergeben.
Es ist auch sehr schwer, gerade ein Kind in dem Alter.
Dein Ex-Mann hat sich klar gegen einen besuch der gemeinsamen Tochter ausgesprochen.
Vielleicht solltest du das überdenken und seine Entscheidung/seinen Wunsch
so akzeptieren...auch wenn es dir persönlich schwer fällt.

Eine andere Möglichkeit wäre, daß du ihn besuchst...
Rede mit ihm.
So wie ich deine zeilen lese, ist dir selbst auch sehr viel daran gelegen.
es ist immer schwer jemandem in dieser Situation einen Ratschlag zu geben.

Ich selbst habe auch zwei Kinder (sie sind jedoch noch kleiner, sechs und fast vier jahre alt). Anfang März ist die Urgroßmutter gestorben.
Unser ältester hat immer gefragt, ob er nicht mit zu ihr kann.
Aber wir haben uns auch dagegen entschieden, wohin gegen die Cousine meines Mannes ihre Tochter (11) und ihren Sohn (8) mit zu den Besuchen genommen hat.
Das muß für das kind entschieden werden...
Und du kennst deine Tochter am besten und weiß, wie sie damit umgehen würde...ob die Bilder sie "verfolgen"
Meinen Söhnen hätte ich das nicht zumuten können, es wäre ein Schock für sie gewesen.

Überleg dir nochmal, ob nicht du ihn besuchst...vielleicht ist es für dich auch sehr wichtig unausgesprochenes jetzt zu sagen und dich zu verabschieden.

Ich wünsche dir und deinen Kindern viel Kraft und Stärke für den schweren Weg, der vor euch liegt...

Liebe Grüße

Tanja L.

Vielleicht berichten hier noch ein paar andere ... wie sie mit Kindern und der Erkrankung eines Angehörigen umgehen
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  #3  
Alt 01.04.2005, 09:59
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hilfe für meine Tochter?

Hallo Tanja,
vielen Dank für deine Antwort.Es ist immer gut, wenn man noch eine Nacht drüber schläft, bevor man was unternimmt. Bevor ich deinen Kommentar lesen konnte, habe ich auf meine innere Stimme gehört und gestern morgen mit meinen Söhnen gesprochen. Habe ihnen angeboten, mit ihnen zusammen zu ihrem Vater zu gehen. Er hat mich auch in seine Wohnung gelassen und mit mir gesprochen. Er sieht sehr entstellt aus, wir haben versucht, ihn dazu zu bewegen, in ein Krankenhaus zu gehen. Aber er möchte nicht. Ich respektiere das, allerdings können wir ihn auch nicht einfach so in seiner Wohnung, wo er ganz alleine ist, vor sich hinvegetieren lassen. Eigentlich ist er ein Fall für ein Hospiz, aber er ist noch nicht so weit. Ich werde nachher mit meinem großen Sohn wieder nach ihm sehen. Die beiden haben sich gestern bei mir bedankt, dass ich bereit bin, mich um ihren Vater zu kümmern. Es tut uns allen gut und so lange mein Ex-Mann es zulässt, werde ich ihn jetzt begleiten. Alles was war, müssen wir in dieser Situation vergessen. Meine Tochter habe ich vorerst vertröstet, dass sie ihn im Moment wirklich nicht sehen kann. Bin ihr gegenüber auch ehrlich und habe ihr gesagt, dass ich ihr nichts versprechen kann und ich nicht weiss, wie die Sache jetzt weiterläuft. Mein erlernter Beruf ist übrigens Krankenschwester und ich habe bis vor 3 Jahren in einem Hospiz gearbeitet, was mir in dieser Situation wirklich eine Hilfe ist. Ich wünsche mir, dass mein Ex-Mann weiterhin meine Anwesenheit akzeptieren kann.
Werde mich sicherlich mal wieder hier im Forum melden, wünsche allen von Herzen viel Kraft für das, was vor euch liegt,

sally
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  #4  
Alt 01.04.2005, 17:44
Tanja L. Tanja L. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.05.2003
Beiträge: 1.225
Standard Hilfe für meine Tochter?

Hallo Sally

Ich freue mich, daß es für euch so eine Wende gegeben hat, auch wenn der Anlaß hierfür sehr traurig und bewegend ist.
Du hast Erfahrung mit Sterbebegleitung...wenn dein Ex-Mann deine Hilfe annimmt ist es auch gut. Ich kenne ihn ja nicht, aber wenn es einem Menschen so schlecht geht und er weiß, daß es keine Rettung mehr gibt, könnte ich mir vorstellen, daß er nicht alleine bleiben will und froh über "Begleitung" ist!

Melde dich, wenn dir danach ist...

Liebe Grüße
Tanja L.
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