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  #1  
Alt 18.09.2019, 21:51
Lana_123 Lana_123 ist offline
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Registriert seit: 06.06.2019
Beiträge: 6
Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo Birdy,
ich habe gerade so viel um die Ohren, daher bin ich nur so selten im Forum...
Vielen Dank für deine netten Worte. Was hatte dein Papa?
Ja, es reißt einem die Beine manchmal weg. Dann kommt eine Erinnerung und schon rollen die Tränen.

Er hat immer viel im Keller gewerkelt, hatte da seine Werkstatt und sein Büro. Nun mussten wir aufgrund eines Wasserschadens den Keller ausräumen und haben dabei schon viele Dinge entsorgt. Mein Vater war ein Sammler und auch wenn ich die meisten Sachen nicht mit ihm verbinde, waren es ja doch seine Sachen. Auf der einen Seite finde ich es noch viel zu früh, auszumisten. Auf der anderen Seite musste es jetzt sein. Und vielleicht ist es ja auch ein Zeichen, dass die Zeit jetzt eine andere ist...
Ich konnte viele Dinge auch verschenken. Das hat mich ein bisschen versöhnt, denn so hat noch jemand Freude damit und ich musste es nicht wegwerfen.

Wenn er jetzt seinen Keller sehen würde, würde er die Hände überm Kopf zusammenschlagen

Ich wünsche einen schönen Abend!
L.
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  #2  
Alt 20.09.2019, 12:11
Birdy1975 Birdy1975 ist offline
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Registriert seit: 09.04.2018
Beiträge: 5
Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Lana,

bei meinem Vater wurde im letzten Frühjahr Gallengangskrebs diagnostiziert. Voller Kraft ist er in die Chemo gegangen, es lief alles so gut. Uns war klar, dass der Krebs unheilbar ist, aber die Zeit, die wir noch hatten, wollten wir so intensiv wie möglich ausleben. Bis zum Oktober lief alles gut, die Chemos hat mein Vater gut vertragen, er wurde wieder kräftiger, alles schien in die richtige Richtung zu laufen. Dann hat mein Vater leider Ende Oktober einen Schlaganfall erlitten und von da an ging es bergab. Sein Wille war gebrochen, er konnte nicht mehr richtig sehen, es war eine traumatische Zeit. Aber trotz allem war er die stärkste Persönlichkeit, die ich je gekannt habe. Kurz vor seinem Tod Ende Dezember hat er sich noch persönlich von all seinen Freunden verabschiedet. Diejenigen, die nicht in der Nähe wohnten hat er angerufen um Tschüß zu sagen. Ich kriege Gänsehaut, wenn ich an die Zeit zurückdenke. Ich bin so stolz auf meinen Vater!
Jetzt kommt langsam die dunkle Jahreszeit und die Gedanken spielen verrückt. Es ist, als würde ich im Moment das letzte Jahr noch einmal durchleben. Überhaupt nicht schön, aber vielleicht hilfreich den Verlust zu verarbeiten.
Ich schicke Dir und allen anderen ganz viel Hoffnung und Zuversicht. Unsere Väter sind im Herzen immer bei uns und geben uns Kraft und Wärme.

Liebe Grüße,
Birdy
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  #3  
Alt 23.09.2019, 07:57
Beccamaus Beccamaus ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.06.2018
Beiträge: 200
Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Liebe Birdy,
bei deinem Text bekomme ich Gänsehaut. Es ist schrecklich was ihr durchmachen musstet. Vor allem von deinem Papa echt Wahnsinn wie er das Sterben akzeptiert hat und sich verabschiedet hat von allen. Da kann man wirklich stolz sein.
Das war bei meinen Vater bis zum Schluss anders. Wie es in ihm aussah, weiß man nie. Aber nach außen wollte er nicht wahrhaben das er Todkrank war. So unterschiedlich ist das....ich verdränge viel die schlechten Momente und denke viel an die Guten. Manchmal frage ich mich ob das normal ist, ob mich die schlechten Momente irgendwann einholen. Ich denke ich werde nächstes Jahr mal eine Kur anstreben, ich hatte noch nie eine. Denke aber das es an der Zeit ist. Ich möchte nicht irgendwann in ein Depriloch fallen müssen weil ich die Krankheitsphase sowie den Tod nicht verarbeitet habe. Wie denkt ihr darüber?

LG
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Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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  #4  
Alt 24.09.2019, 13:03
Lana_123 Lana_123 ist offline
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Registriert seit: 06.06.2019
Beiträge: 6
Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo Beccamaus,

ich habe mich das auch schon gefragt... Alle sagen, ich soll die Trauer zulassen. Wie lässt man sie zu? Ich muss sehr viel an alles denken, an das Gesagte, an das, was nicht gesagt wurde und ständig kommen mir die Tränen. Ist das "Trauer zulassen"? Und ich muss mich oft schütteln, damit ich die schlimmen Bilder nicht mehr vor Augen habe. Holt mich das auch ein? Keine Ahnung... Ich habe nicht den Drang, mit einem Therapeuten zu sprechen, über mein Vater spreche ich aber schon gerne. Vielleicht sieht es in einem Jahr anders aus und ich brauche "richtige" Hilfe. Wenn du aber denkst, dass dir eine Kur guttut, dann solltest du das unbedingt in Angriff nehmen.

Mein Vater hat das Sterben nicht akzeptiert. Er hat es in Kauf genommen. Er war kein großer Kämpfer. Trotzdem hat er die Monate weitgehend würdevoll ertragen. Manchmal war ich aber richtig wütend, weil er sich nicht mal ein bisschen selbst in den Hintern getreten hat. Vielleicht tue ich ihm Unrecht, weil er wirklich nicht mehr konnte. Aber ich denke immer, hätte er sich mal ein bisschen mehr gewehrt, vielleicht hätte er noch ein bisschen länger bei uns bleiben können.

Erst ein paar Tage vor seinem Tod wollte er, dass wir uns darum kümmern, dass täglich jemand kommt, um mit ihm Krankengymnastik zu machen. Schließlich wollte er wieder heim.... Wir hatten ihm nicht gesagt, dass wir uns bereits um einen Platz im Hospiz gekümmert hatten, nachdem die Ärzte von Wochen sprachen und in den Tagen daheim deutlich wurde, dass er eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung brauchen würde. Er wusste aber, dass auch eine Palli-Station angefragt war, auf die haben wir uns dann immer bezogen. Das klang nicht so endlich wie das Hospiz. Er hat es uns abgenommen, ihn ins Hospiz zu begleiten :-(.

Viele Grüße in die Runde
L.
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  #5  
Alt 25.09.2019, 08:20
Beccamaus Beccamaus ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.06.2018
Beiträge: 200
Standard AW: Nun bin ich auch eine trauernde Tochter

Hallo Lana,
man weiß nicht ob einen das alles einmal einholen wird. Das wird sich wohl leider erst zeigen.
Ja, man mag sich gar nicht vorstellen was in den ihren Köpfen vorgeht. Aber ob jemand kämpft oder nicht liegt immer in seiner Natur. Mein Vater hat alles mit sich machen lassen, hat alles ertragen, hat nie gejammert. Aber richtig gekämpft hat er auch nicht. Aber dazu fehlte ihn auch die Kraft. Er wurde viel zu früh auf BTM eingestellt, er war sehr schnell müde, kraftlos. Schlimm einfach.
Ich verstehe das und habe ihn immer gesagt das er vor dem loslassen keine Angst haben brauch. Wir hatten tolle Gesrpäche. Ihm geht es jetzt sicher besser als es ihn hier auf Erden mit diesen beschissenen Krebs je gehen würde.
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Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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