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  #1  
Alt 07.04.2008, 16:55
Jette 2007 Jette 2007 ist offline
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Standard unendliche Leere

Liebe Foris,

ich lese hier scon seit längerem mit und habe auch schon mal geschrieben. Aber ich bin eher ein leiser Mitleser. Nun aber schreib ich mir hier mal etwas von der Seele.

Mein Vater erkrankte im letzten jahr an Lungenkrebs, der durch Asbestfasern hervorgerufen wurde. Man hat ihm eine Lungenhälfte entfernt und nachdem erst alles sehr gut aussah, stellte man fest, dass er bei der OP eine schwere Wundinfektion davongetragen hat. Nun lebt er mit einer Thoraxdauerdrainage und der täglichen Wundversorgung der Narbe. Das ist an sich schon schwer genug. Aber es blieb der Trost, dass der Tumor weg ist. Die Op war im August letzten Jahres. All die Monate versucht er wieder auf die Beine zu kommen, was in seinem Alter (Ende 60) nicht mehr so einfach ist. Nun wurde bei einer erneuten Gewebeprobe am Lungenstumpf festgestellt, dass diese Krebszellen enthält.Es ist noch kein Tumor erkennbar,aber seit dieser Diagnose ist es scheinbar vorbei. Mit der unheilbaren Wundinfektion konnte und kann er keine Chemotherapie machen. Nun sollen der Stumpf bestrahlt werden. Das alles ist hart und ich versuche das Positive zu sehen. Besser Krebszellen am Stumpf als am verbleibenden Lungenflügel. Aber mein Vater steht seit dieser Diagnose nicht mehr auf. Er will nicht sterben, aber er will auch nicht mehr kämpfen. Nun sitze ich immer wieder an seinem Bett und versuche ihn (leider erfolglos) zu motivieren. Das es sich immer noch lohnt zu kämpfen und das die Bestrahlung eine Cance ist. Vieleicht dämmt es die Zellen ein und vieleicht verbleibt noch eine schöne Zeit. Aber es hilft nicht mehr. Nach all den Monaten in denen ich immer wieder darauf gedrängt habe, dass der Tumor doch weg ist, in denen die Ärzte behauptet haben, dass die Wundinfektion einen erneuten krebsausbruch unwahrscheinlich macht...nach all diesen Monaten scheint es ihm sinnlos.
Was soll ich nur tun? Ich habe auch Angst, aber ich denke er muß die Zeit nutzen. Die Bestrahlung wird evt. Nebenwirkungen haben und sein Zustand wird sich verschlechtern. Aber ist es nicht nur ein absehbarer Zeitraum? Kann man nicht daraus Kraft schöpfen, dass diese Wochen vorbeigehen?
Es hilft nicht. Er ist mutlos und damit fehlt auch mir nach 8 Monaten des Kampfes die Kraft.

Kennt jemand dieses Gefühl der Leere???????

Liebe Grüße

Jette
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  #2  
Alt 09.04.2008, 08:56
Benutzerbild von Mauschi
Mauschi Mauschi ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Liebe Jette,
das ist alles sehr traurig was du da schreibst. Das hört sich für mich so an das dein Papa in eine Depression gefallen ist.
Mein Mann hat 12 Kopf Bestrahlungen bekommen, die Nebenwirkungen sind nicht so schlimm gewesen, damit kann man leben.
Spreche deinen Papa immer wieder Mut zu. Und wenn das nicht hilft hole dir professionelle Hilfe. Ich knuddel dich mal ganz doll und wünsche dir die Kraft die du brauchst.
Melde dich bitte. L.G. Manuela
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  #3  
Alt 09.04.2008, 16:30
Jette 2007 Jette 2007 ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Liebe Mauschi,

danke für Deinen Trost. Ich habe all die Monate getröstet, Mut gemacht, geredet, gebettelt, geschimpft wenn er sich gehen ließ und nun fehlt mir die Kraft. Mir scheint, dass alles was ich sage sinnlos ist. Ich fühle mich selbst so leer und kraftlos. Ich denke es lohnt sich zu kämpfen, aber mir fehlt die Kraft ihn anzuspornen. Sicher, ich bin auch in so ein Loch gefallen, aber ich habe mich eigentlich wieder daraus berappelt und versucht das positive in der Situation zu finden. Und so lange niemand sagt, dass es gar keine Chance mehr gibt das Leben mindestens noch einigermassen zu verlängern, so lange gebe ich nicht auf. Aber was nützt es, wenn er aufgibt. Profesionelle Hilfe hatten wir vor einigen Monaten. Der hat u. a. die Frage gestellt, was meinen Vater so sicher macht , dass gerade er nicht die ersten 5 Jahre überlebt nach der OP...schliesslich ist der Krebs damit ja weg. In der jetzigen Situation, wo der Krebs eben nicht weg ist, will er solche Hilfe nicht.

Wie gesagt...ich fühle mich unendlich leer. Ob dieses Gefühl noch mal weg geht......

Liebe Grüße

Jette
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  #4  
Alt 09.04.2008, 16:38
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Hallo Jette,

ich kenne dieses Gefühl der Leere nur zu gut.
Bei mir ist es mal mehr da mal weniger. Aber ganz weg nicht. Ich komme inzwischen besser als früher damit klar aber immer noch nicht gut. Vielleicht kann man damit auch nicht gut klar kommen.
Es ist nicht nur die Leere. Sondern diese Mischung aus leere, angst, verzweifelung, wut , trauer und hoffnung. man ist also leer und irgendwie doch nicht, weil man die anderen gefühle auch irgendwo findet.
das war fuer mich immer das schwerste zu begreifen was ich fuehle, weil es doch diese leere ist, die aber gar nicht leer ist. dennoch fuehle ich mich dann wie im freien fall.
mir hat es geholfen hier zu schreiben. aus diesem grund bin ich auch wieder da,
man mag gar nicht meinen, wieviel worte von einem fremden menschen geben können.
sie vertreiben die leere nicht, aber sie füllen sie ein bisschen aus.
schreiben hilft. manchmal auch schreien. zeichnen. man muss den gefuehlen auf die schliche kommen. dann kann man wenigstens definieren was man fühlt und für diese gefühle worte finden. wenn man das geschafft hat, sieht man klarer.

einen lieben gruss,
ylva
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  #5  
Alt 01.10.2008, 16:54
Jette 2007 Jette 2007 ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Liebe Foris,

ich habe über Tage überlegt ob ich schreiben soll. Ja ich muß es tun. Mein Vater ist verstorben. Zum Schluß hat ihn nicht der Krebs umgebracht sondern die Infektion die er sich bei der OP geholt hat. Mir ist durchaus bewusst, dass er wenig Chancen mit dem Lungenkrebs und dem Asbest in dem verbleibenden Lungenflügel hatte, aber das er so qualvoll sterben musste.................Ich schwanke zwischen Trauer und Wut. Warum können Krankenhäuser bei OP solche Fehler machen und niemand wird zur Rechenschaft gezogen? Ich verstehe das nicht. Mein Vater wollte selbst nichts unternehmen, weil er wusste, dass man ihm wenn überhaupt nur dort helfen kann. Überall wurde er behandelt als hätte er die Pest, denn einen Patienten mit einen solchen Wundinfektion im Torax, den will keiner in der Klinik haben.

Ich bin unendlich traurig und wie vorher schon auch..unendlich leer.

Danke für´s Lesen.

Traurige Grüße

Jette
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  #6  
Alt 01.10.2008, 19:53
Benutzerbild von Rena49
Rena49 Rena49 ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Liebe Jette!
Ich möchte Dir mein aufrichtiges und herzliches Beileid zu Deinem großen Verlust aussprechen - es tut mir sehr leid, daß Dein Vater so früh gehen mußte.
Ich habe gerade erst Deinen Beitrag - der ja schon vor ca. einem halben Jahr angefangen hat - gelesen. Ich kenne mich mit der Diagnose Lungenkrebs und Asbestverseuchung der Lunge nicht aus, kann mir aber aufgrund Deiner Schilderung vorstellen, daß es für Deinen Vater schlimm gewesen sein muß. Und daß er - nach der erneuten Krebsdiagnose - den Mut verloren hat, kann ich auch gut verstehen.
Mein Mann ist vor 10 Monaten an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben - und daher kenne ich diese Leere, die Du seit Monaten und jetzt sicher besonders fühlst, auch sehr gut. Als wir vor einem Jahr die Diagnose bekamen, brach für uns eine ganze Welt zusammen. Und seitdem mein Mann, leider viel zu schnell, verstorben ist, hatte ich nur noch eine ganz große Leere in mir.

Laß Deine Trauer und Deine Gefühle zu, verdränge sie nicht. Es gibt viele schöne Bücher, die Dir bei Deiner Trauer helfen können. Ein großer Trost sollte Dir aber bei alledem auch sein, daß Dein Vater jetzt nicht mehr leiden muß, daß es ihm jetzt wieder gut geht. Er ist auch nicht ganz weg, er ist nur nicht mehr sichtbar - er wird Dich aber auch in Zukunft begleiten und beschützen, sofern ihm das möglich ist.
Ich wünsche Dir viel viel Kraft, um die nächsten Wochen und Monate zu überstehen. Achte auch auf Dich - vergrabe Dich nicht und such Dir, wenn Du es brauchst, Gesprächspartner, die Dir geduldig zuhören, wenn Du von Deinem Vater und/oder seiner Krankheit reden möchtest.
Ich umarme Dich und schicke Dir einen liebevollen Lichtstrahl, der die Dunkelheit erhellt und Dir ein wenig Wärme für Dein trauriges Herz schenkt.
Alles Liebe
Rena
__________________

Lass meiner Trauer Flügel wachsen ...
Liebe baut Brücken vom Ich zum Du,
vom irdischen zum überirdischen Ufer.
Begrenzt ist das Leben,
doch unendlich die Erinnerung ...
Du bist nicht mehr da, wo Du warst,
aber Du bist überall, wo ich bin.
Wir sehen uns wieder,
irgendwo, irgendwie, irgendwann ...
____________________________________________
Mein Mann 18.01.1941 - 30.11.2007
Meine Mutter 18.09.1919 - 04.02.2006
Die Lübecker Bucht ist ihre letzte Ruhestätte
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  #7  
Alt 02.10.2008, 11:50
narnia narnia ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Hallo Jette,

auch ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen.
Ist mein Vater doch genau heute vor 6 Wochen verstorben. Er fehlt mir so sehr. Er hatte auch durch Asbest ausgelösten Krebs. Pleuramesotheliom (Krebs des Lungen-/Rippenfells).
Ich hatte schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Paps uns seit seiner Erkrankung im Feb. diesen Jahres wurde es noch viel viel intensiver. Wenn ich nicht gearbeitet habe, habe ich an seinem Krankenhausbett gesessen und seine hand gehalten. Ich weiß nicht wie viele Stunden es waren, aber es waren mehr Stunden, als ich an der Arbeit verbracht habe. Kann immer noch seine warme Hand spüren und sehe seine ängstlichen Augen bei jeder neuen Komplikation die aufgetreten sind.

Ich kann dich so gut verstehen. Ich habe unendliche Sehnsucht nach meinem Paps.

Ich drück dich

Dagmar
__________________
Diagnose Pleuramesotheliom am 21.02.2008
*14.03.1930 + 21.08.2008

Schlimmen Traum hab ich geträumt, und wollte schnell erwachen.
Doch sah ich dann, es war kein Traum, nur Tränen und kein Lachen.
Die Zukunft scheint mir ohne Dich ganz ohne Sinn und Freude.
Gestern warst Du noch bei uns, gegangen bist Du heute.
Nun da Du nicht mehr bei mir bist, umgibt mich grauer Nebel.
In meinem wunden Herz jedoch, da wirst Du weiterleben.


Papa, du fehlst mir so sehr!!!
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  #8  
Alt 02.10.2008, 14:47
Jette 2007 Jette 2007 ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Liebe Rena,
liebe Dagmar,

vielen Dank für Eure lieben Worte. Mein Paps ist nun vor genau 7 Wochen gestorben. Ich lass meiner Trauer den Lauf und man hat mir gesagt dass auch die Phase der Wut kommt. Aber ich bin nicht auf meinen VAter wütend weil er meine Mutter oder mich verlassen hat. Ich bin wütend, dass wir in einen angeblich so zivilisierten Land an solchen Dingen die aufgrund mangelnder Hygiene hervorgerufen werden sterben müssen. Das kann ich nicht verstehen. Ich hätte mir so sehr gewünscht er hätte noch leben können, der er wollte leben. Er hat sich mit allem arangiert. Ich bin dankbar, dass er bis zum Schluß bei Verstand blieb. Aber ich bin traurig das er gehen musste. In diesem Forum geibt es eine Menge Menschen die gejubelt hätten, wenn sie die Chance einer Op bekommen hätten. Er hatte sie und es ist so schief gegangen.... Ich verstehe das einfach nicht.

Liebe Dagmar, das was Du dort schilderst..ich kenne zu gut. Ich habe ein Jahr lang immer versucht Mut zu machen. Habe gepuscht, gebettelt, geschimpft , gefeht und geweint und er hat nicht aufgegeben. Wenn er aufgeben wollte, dann habe ich wieder von vorne angefangen.Auch ich muß arbeiten und ich hätte gerne mehr Zeit genommen. Ich habe alles versucht dass das Gefühl eines "Lebens" auftauchte. Habe ihn nach Hause geholt zum Essen, habe ihn in die Stadt gebracht und war einfach nur da. Trotzdem , war die Zeit zu knapp und er wusste wie sehr mich alles belastete. Trotzdem, dass ist einfach ungerecht. Auch wenn ich mit 39 Jahren weiß, dass man mit 70 nicht mehr ewig lebt. Chancen hatte er , andere haben sie genommen. Fühl Dich gedrückt.


Liebe Rena, Du trägst ein schweres Los. Den Partner zu verlieren.... grausam. Diese Leere spürt meine Mutter jetzt. Nach 48 Ehejahren alleine. Auch wenn man die Zeit hat sich damit auseinanderzusetzen, wenn es dann da ist..ist es schrecklich. Leider fehlt mir die Zeit zum Lesen. Aber ich habe zur Beerdigung ein paar Bücher zur Trauerbewältigug bekommen. Ich werde sie lesen, in der kommenden traurigen, nebeligen Zeit. Fühl Dich umarmt.

Vielen Dank für´s Lesen. Ich hoffe nur, das diese Leere irgendwann vorbei geht.

LG

Jette
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  #9  
Alt 04.10.2008, 15:18
Mayamaus Mayamaus ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Hallo Jette,

das was du mit deinem vater beschreibst kenne ich nur zu gut...
mein vater hat kein krebs ( ich bin in diesen forum wegen meiner ma)
aber auch einen anderen langen leidenweg....
leider mußte ich mir irgendwann sagen, wenn er meine hilfe nicht braucht..kann ich ihm auch nicht helfen.
oft leide ich noch darunter aber ich kann da nichts machen.
es soll sich jetzt nicht "kalt" anhören aber es ist dann eben sein ( mein vater)problem. ich habe echt jahre gekämpft auch mein bruder aber er will einfach nicht.
ich weiß nicht was ich dir "raten"soll???? ich wollte damit nur sagen, ich denke ich weiß wie schwer das für dich ist.

lganz lieben gruss katrin
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  #10  
Alt 04.10.2008, 17:41
22.04.2005 22.04.2005 ist offline
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Standard AW: unendliche Leere

Hallo Jette !

Zuerst einmal möchte ich dir ebenfalls mein herzliches Beileid ausdrücken !

Ich verstehe deine Wut sehr gut, ist sie doch eine normale Phase des Trauerns..(ich habe verstanden, dass du nicht -mehr- auf deinen Vater wütend bist)

Und auch diese Leere, als er "sich aufgegeben" hat.

Mir ging es damals ganz genau so..Ich fühlte mich ein bisschen verraten, ICH hatte doch so sehr gekämpft, warum konnte er es nicht auch...warum hatte er keine Hopffnung mehr ??

Meine Tochter war damals 2 Jahre alt und ich wünschte mir so sehr, dass er sie groß werden sieht.

Mein Vater lebt seit über 3 Jahren nicht mehr und inzwischen ist mir klar, dass er sich damals nicht aufgegeben hat, sondern vielmehr bereits WUSSTE, dass er sterben wird. Und anstatt ihn dabei zu begleiten, versuchte ich mit aller Kraft, ihn hier zu behalten. Ich nahm ihn zu mir, machte ihm kleine Häppchen, sprach mit Ärzten, pulte ihm die Hornhaut von den Füßen, weinte, lachte, brachte ihm sogar ein Bier ins KH.....alles nur um nicht daran denken zu müssen, dass er gehen könnte...

Heute weiß ich, dass ich ihm und mir mit meinen "blinden" Aktionismus die Chance auf einen schweren aber schönen Abschied genommen habe...ich wollte einfach nicht wahr haben, dass er sterben würde.

Ich brachte ihm ein Bild von meiner kleinen Maus und mir ans Krankenbett und er sagte "..ich weiß, was du damit bezwecken willst, aber es wird nicht helfen!.." ich war so wütend auf ihn !

Heute bin ich wütend auf mich.

Wir hätten so gute, traurige, instensive, aber befreiende Gespräche führen können, wenn ich einfach nur zugehört hätte !

Vielleicht, aber nur vielleicht läßt du diesem Gedanken ja ein wenig Raum in deiner Trauer...

Mit dem Thema Sterben umzugehen, fällt mir noch immer nicht leicht, aber ich "arbeite" daran.

Das Buch "Interviews mit Sterbenden" von Frau Kübler-Ross hat mir dabei sehr geholfen !


Ich wünsche dir, dass du bald den Blick für die kleinen, schönen Dinge des Lebens zurück bekommst

Liebe Grüße
Nadja
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  #11  
Alt 06.10.2008, 12:28
Jette 2007 Jette 2007 ist offline
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Zitat:
Zitat von Mayamaus Beitrag anzeigen
Hallo Jette,

das was du mit deinem vater beschreibst kenne ich nur zu gut...
mein vater hat kein krebs ( ich bin in diesen forum wegen meiner ma)
aber auch einen anderen langen leidenweg....
leider mußte ich mir irgendwann sagen, wenn er meine hilfe nicht braucht..kann ich ihm auch nicht helfen.
oft leide ich noch darunter aber ich kann da nichts machen.
es soll sich jetzt nicht "kalt" anhören aber es ist dann eben sein ( mein vater)problem. ich habe echt jahre gekämpft auch mein bruder aber er will einfach nicht.
ich weiß nicht was ich dir "raten"soll???? ich wollte damit nur sagen, ich denke ich weiß wie schwer das für dich ist.

lganz lieben gruss katrin
^
Liebe Karin,

danke für Deine Worte. Ich habe bis zum Schluss gekämpft, aber ich bin dabei völlig ausgelaugt. Als Angehöriger muß man stark sein, aber irgendwann ist das zu Ende. diese Leere trifft also auch andere. Dieses Gefühl ist einfach nur schrecklich. Ich hoffe es geht bei Dir irgendwann besser.

LG

Jette
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  #12  
Alt 06.10.2008, 12:38
Jette 2007 Jette 2007 ist offline
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Zitat:
Zitat von 22.04.2005 Beitrag anzeigen
Hallo Jette !

Zuerst einmal möchte ich dir ebenfalls mein herzliches Beileid ausdrücken !

Ich verstehe deine Wut sehr gut, ist sie doch eine normale Phase des Trauerns..(ich habe verstanden, dass du nicht -mehr- auf deinen Vater wütend bist)

Und auch diese Leere, als er "sich aufgegeben" hat.

Mir ging es damals ganz genau so..Ich fühlte mich ein bisschen verraten, ICH hatte doch so sehr gekämpft, warum konnte er es nicht auch...warum hatte er keine Hopffnung mehr ??

Meine Tochter war damals 2 Jahre alt und ich wünschte mir so sehr, dass er sie groß werden sieht.

Mein Vater lebt seit über 3 Jahren nicht mehr und inzwischen ist mir klar, dass er sich damals nicht aufgegeben hat, sondern vielmehr bereits WUSSTE, dass er sterben wird. Und anstatt ihn dabei zu begleiten, versuchte ich mit aller Kraft, ihn hier zu behalten. Ich nahm ihn zu mir, machte ihm kleine Häppchen, sprach mit Ärzten, pulte ihm die Hornhaut von den Füßen, weinte, lachte, brachte ihm sogar ein Bier ins KH.....alles nur um nicht daran denken zu müssen, dass er gehen könnte...

Heute weiß ich, dass ich ihm und mir mit meinen "blinden" Aktionismus die Chance auf einen schweren aber schönen Abschied genommen habe...ich wollte einfach nicht wahr haben, dass er sterben würde.

Ich brachte ihm ein Bild von meiner kleinen Maus und mir ans Krankenbett und er sagte "..ich weiß, was du damit bezwecken willst, aber es wird nicht helfen!.." ich war so wütend auf ihn !

Heute bin ich wütend auf mich.

Wir hätten so gute, traurige, instensive, aber befreiende Gespräche führen können, wenn ich einfach nur zugehört hätte !

Vielleicht, aber nur vielleicht läßt du diesem Gedanken ja ein wenig Raum in deiner Trauer...

Mit dem Thema Sterben umzugehen, fällt mir noch immer nicht leicht, aber ich "arbeite" daran.

Das Buch "Interviews mit Sterbenden" von Frau Kübler-Ross hat mir dabei sehr geholfen !


Ich wünsche dir, dass du bald den Blick für die kleinen, schönen Dinge des Lebens zurück bekommst

Liebe Grüße
Nadja
Liebe Nadja,

vielen Dank für Deine Worte. Genau s ging es mir auch. Habe alles versucht um ihm das "Leben" zu erleichtern. Habe versucht ihm dei Zeit die er hat vom Sterben wegzubringen. War das falsch. Er wusste dass er Sterben wird, ich wusste es auch, aber wir wussten beide nicht wann. Er hätte mit der Infektion noch ein Jahr leben können. Das es am Ende so schnell ging, hätte ich nicht gedacht. Ich habe gebettelt, geweint, gefleht er soll kämpfen. Er hat bis zum Schluß gekämpft nicht jetzt zu sterben. Als er wusste, dass es soweit ist, hat er es zugelassen. Ich glaube , dass dies das Sterben verkürzt hat. Er hat sich nicht gewehrt. Wollte nicht mehr .Er ist auf eigenen Wunsch aus der Intensiv raus. Wollte keine Beatmung, wollte nur Sterben............... Es hat nur noch einen Tag gedauert...........

Hätte ich schon früher aufgeben sollen? Ér wollte nicht sterben, das weiß ich. er hätte alles gemacht wenn es Hoffnugn auf ein längeres Leben gebracht hätte und ich habe mitgemacht. Man kann doch nicht nur über das Sterben nachdenken. Es ist ein wichtiger Puntk im Leben, aber es muß doch auch andere Dinge geben die einem auch in einer solcehn Situation Glück bringen. Der Arzt hatte mir schon vor Monaten gesagt, als mein VAter nur noch aufstand wenn es unbedingt sein musste. "Lassen Sie ihn. " Damals dachte ich wenn er zum Liegen kommt ist es vorbei und habe ihn gepuscht und er hat seine Badgänge immer noch gemacht. Erst als er das nicht mehr konnte, war es rapide vorbei. Mein Vater ist 6 Tage nachdem er komplett bettlägerig wurde gestorben.

Das alles bringt diese Leere. Erst der aussichtslose Kampf und nun der Tod.

LG

Jette

Geändert von Jette 2007 (06.10.2008 um 12:50 Uhr)
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