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Alt 23.05.2003, 00:38
Gast
 
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Standard zwei Jahre Bauchspeicheldrüsenkrebs

Lieber L.

ja, es ist verdammt schwer, als medizinisch vorgildet eine solche Diagnose zubekommen.
Weisst Du, als ich damals die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommen habe, hat mich fast der Schlag getroffen. Ich hab mir gesagt, wenn ich schon Krebs haben muss--Warum in Gottes Namen grade diesen??!!
Ich habe in meiner Ausbildung ein einziges Mal erlebt, dass ich eine Patientin gepflegt habe, mit dieser Krebserkrankung.
Dieses einzige Mal, von Anfang bis Ende, ist mir immer in meinem Gedächtnis geblieben. Wir wissen beide wie entsetzlich dieses Sterben daran ist.
An dem Tag der Diagnose, sah ich diese Frau vor mir und vielleicht kannst Du Dir anähernd vorstellen, wie ich mich damals gefühlt habe.
In den ersten Monaten habe ich mich eingemauert. Ich hab es nicht aussprechen können, dieses Wort Krebs.
Ich konnte doch auch nicht mal meinem Mann sagen, wie die Prognose aussieht. Ich hätte seine Reaktion darauf nicht ertragen können, ausserdem wäre ich völlig hilflos gewesen.
Ich habe oft erleben müssen, wie Menschen reanimiert wurden, obwohl es eigentlich völlig chancenlos war.
Die Gesichter der Angehörigen und Reaktionen. Manchmal habe ich mich gefragt, wieviel kann man in so einem Beruf eigentlich aushalten. Ich habe erlebt, das eine Kollegin es nicht mehr aushielt und ich sah , wie sie ohne zu zögern über den Balkon sprang.
Ich habe fast sieben Jahre lang auf einer neurochirurgischen Intensivabteilung gearbeitet.Da sieht man und erlebt man viel.
Trotz der vielen schlimmen Dinge, trotz der verdammten Routine oder zum Teil auch Abgestumpftheit, habe ich auch unvergesslich schöne Dinge dort erlebt.
Ich habe erlebt , dass Menschen die eigentlich zum Pflegefall degladiert wurden, plötzlich nach Monaten vor mir standen. Und eigentlich hatte jeder erwartet, dass dieser Patient sterben wird, nur jetzt steht er putz munter da.
Aber es schafft nicht jeder zu überleben.
Das Leben ist für uns Menschen das Schönste und jeder kämpft darum. Nur das Sterben gehört zum Leben dazu. Das ist so und auch ein Arzt oder eine Krankenschwester kann daran nichts ändern.
Ich bin nun selber krank. Ich tue alles dafür, um gesund zu werden, um zu leben. Schliesslich habe ich einen Mann und zwei Kinder.
Aber ich kämpfe nicht um jeden Preis. Das hört sich vielleicht jetzt hart an, aber wer über sehr lange Zeit ums Überleben kämpft, in meinem Fall kämpfe ich mit Chemotherapie, kommt irgendwann an einen Punkt, wo es dann auch mal genug ist.
Diesen Punkt habe ich jetzt erreicht. Für mich selber und auch aus medizinscher Sicht habe ich jetzt eine dreimonatige Zwangspause bekommen, weil mein Herz ziemlich angegriffen ist.
Was danach kommt, ob wieder Hochdosis oder andere Chemo, das wird dann entschieden.
Ich bin aber nicht entsetzt oder traurig darüber, weil vielleicht wieder neue Metastasen auftreten können oder weil vielleicht die Metastase wächst.
Wer weiss schon , was dann ist. Für mich ist das Jetzt wichtig.
Jetzt, endlich eine Pause nach über zwei Jahren.
Du kannst Dir gar nicht vorstellen was dies für eine Ruhe in mir mir auslöst.
Ich werde weiter kämpfen und die Hoffnung habe ich auch noch nicht verloren.
Aber sollte ich es doch irgendwann nicht schaffen, dann ist es so und es macht mir keine Angst.
Alleine diese Angst nicht mehr zu spüren, gibt mir den Thriumph über den Krebs.
Eine sehr liebe Freundin , die selbst erkrankt ist, sagte mal:
Hab keine Angst, alles wird gut!
Ich hab das damals nicht verstanden , was sie meinte, aber jetzt weiss ich es.
Alles Liebe Petra
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