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Alt 08.11.2010, 01:06
ulphin ulphin ist offline
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Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard Reise - ohne Wiederkehr

Reise – ohne Wiederkehr

Ihr Lieben alle,

seit einigen Monaten lese ich dies und das und habe auch weniges gepostet. Dies liegt zum einen daran, dass ich nicht zu denjenigen gehöre, die per se das Herz auf der Zunge tragen und zum anderen mein persönliches Umfeld (Familie, Freunde) mir sehr sehr geholfen haben. Danke an Euch alle.

Nun habe ich für mich das Bedürfnis, darüber zu schreiben, warum ich überhaupt ins Forum gekommen bin.

Vor mehr als zwei Monaten starb meine Mami (Lebermetastasen nach Aderhautmelanom). Sie war so....o tapfer! Und wir vermissen sie soo....o sehr!

Enukleation Nov. 2007, Lebermetastasen April/Mai 2010, ihr Tod im August, ca. 4 Monate später.

Mami hat sich bewusst auf die Enukleation eingelassen, obwohl es auch über Bestrahlungen gesprochen worden war (Tübingen). Die OP war gut verlaufen, sie hat sich auf die Einäugigkeit eingestellt und ist wieder Auto gefahren. Regelmäßig hat sie ihre Nachsorge-Untersuchungen machen lassen, die Ergebnisse waren immer ok. Mein Papi schwört Stein und Bein, dass die Ärzte über mögliche Lebermetastasen NICHT gesprochen haben, und auch nicht darüber, dass sie im Ultraschall nicht gut zu diagnostizieren sind (US ist aber wohl die übliche Folgediagnostik...). Aber das ist nun müßig

Ich selbst dachte damals: Auge weg = Krebs weg = alles gut
und habe nicht im WWW nach Fragen und Antworten gesucht – leider.

Sie war sodann in Behandlung und es wurden insgesamt von Mitte Mai bis Ende Juli 3 Chemoembolisationen (Cisplatin) durchgeführt. Die erste davon war durchaus vielversprechend, die weiteren brachten keine Verbesserungen (mehr) sondern Nierenprobleme. Dennoch wurde Mami eine Therapie mit Ipilimumab im Rahmen eines individuellen Heilversuchs vorgeschlagen; dem sie zu einem Zeitpunkt, an dem es ihr bereits nicht gut ging, zustimmte.

Fakt ist, dass sie zu jeder Zeit über das Ausmaß ihrer Erkrankung informiert war. Alles andere wäre für sie unerträglich gewesen.

Zu der Behandlung mit Ipilimumab kam es dann nicht mehr

Die ganze Zeit war mein Papi bei ihr, wir, d. h. meine Geschwister und ich, wir haben telefonisch und über Besuche zu Hause und im KH Kontakt gehalten (ca. 400 km )

Tumorschmerzen hatte Mami – GOTT SEI DANK – die ganze Zeit nicht. Dafür setzten ihr hämorrhidale Probleme massiv zu, die ließen sich nicht mit den üblichen Schmerzmitteln beheben.

Einige Tage vor ihrem Tod haben wir (sie, Papi, ich) noch einen sehr sehr guten Tag miteinander verbracht, uns gesagt, dass wir einander sehr lieb haben, dass wir eine gute Zeit miteinander haben /hatten etc. und ich bin in den Urlaub gefahren. Mami wollte es so, darüber hatten wir auch gesprochen. Dabei waren wir alle davon ausgegangen, dass wir uns nach meinem Urlaub wiedersehen - aber dem war nicht so

Ich vermisse sie so so so …. sehr! Aber ich bin froh, dass sie erlöst und gelassen auf die Reise gehen konnte, auf die ohne Wiederkehr, denn Mami hat sich einen Tag vor ihrem Tod noch mal ihre Lieblingskleidung und -schmuck anziehen lassen.
So wollte sie es.
Papi war, wie so viele lange Jahre zuvor, dabei, als Mami in die andere Welt ging.
Ich nicht.
Ich weiß bis heute nicht, ob ich es mir wünschen sollte.
Was ich weiß, ist, dass Mami mir ausdrücklich sagte, fahr in den Urlaub. Und es war richtig, dass ich diesem ihren Wunsch entsprochen habe. Weil nur so konnte sie loslassen.

Nun ruht sie in einem Friedwald, so wie meine Eltern es gemeinsam nach einem langen gemeinsamen Lebensweg entschieden haben, unter einer aufrechten, alten Buche. Ein wunderbarer Ort, so ihrer, denn sie war immer gerne im Wald, so überhaupt.

Danke für's Zulesen und für etwaige Antworten.

Ulphin
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