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  #1  
Alt 16.02.2009, 11:18
Taddl Taddl ist offline
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Standard Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo ihr alle,

ich hoffe ich finde heute die richtigen Worte um hier ins Hinterbliebenen-Forum zu schreiben. Ich liege abends oft auf dem Sofa und da weiss ich Worte ganz genau, dann sitzte ich hier vor der Tastatur und habe den Eindruck alle Gedanken drehen sich und ich bekomme keinen vernüftigen Satz aufs "Blatt".

Ich lese mich bereits seit einigen Monaten durchs Forum.
Seit mein Vater starb bin ich öfters hier und lese die Beiträge von Betroffenen und versuche irgendwie Trost zu spenden. Aber ich glaube so langsam ist es an der Zeit, meine eigene Trauer zu verarbeiten.

Bei mir begann das Jahr 2008 schon ganz schlecht. Am 20.01.2008 verstarb mein Schwiegervater in Spanien, d.h. schnell den Flug buchen, 8jährige Tochter bei der Mutter "parken" und sonst halt alles was dazugehört.
Wir kamen in Spanien an und ich erfuhr, das dort die Verstorbenen in einem Trauerraum (hinter Glas) bis zur Beerdigung (ca. 3 Tage) aufgebahrt werden. Die ganze Familie kommt und verabschiedet sich. Meine Schwiegermutter blieb dort die gesamten 3 Tage. Anfangs fand ich es total albern vor einem Toten rumzusitzen, ich konnte nicht verstehen, warum sich die Menschen diesen Schmerz antun. Doch irgendwann während dieser Zeit fand ich die Ruhe, konnte in mich gehen und empfand dieses Ritual sehr angehnem und wichtig.
Woher sollte ich wissen, das mir dieses Wissen 8 Monate später weiterhilft.

Nach unserer Reise nach Spanien gab es Zwischenzeugnisse, das erste für meine Tochter und es war grottenschlecht. Erst Verdacht, spätere Bestätigung von ADS. Also auch ein Hin- und Hergerenne zwischen Arbeit, Schule und Lehrerin.

Wenig später (Mitte Februar) bekam mein Vater plötzlich Magenschmerzen und ging natürlich auch nicht gleich zum Doc. Warum auch??? Er tat es sonst ja auch nicht. Das bischen Magenschmerzen, dachten wir alle. Na nach 2 Wochen Schmerzen ging er halt doch zu Arzt und es wurde ein Magengeschwür festgestellt. Er bekam dieses Medikament, doch es wurde nicht besser. Er hatte immer höllische Schmerzen und konnte nur noch auf dem Sessel sitzen, die Ärtzin verschrieb ihm daraufhin Opiat-Pflaster, die bei ihm aber leider nicht wirkten. Ich war schon ein wenig erstaunt. Opiat-Pflaster bei einem Magengeschwür??? Später erfuhren meine Mutter und wir Kinder, das die Ärtzin ihm damals schon sagte, das kann nicht nur ein Magengeschwür sein. Mein Vater sagte natürlich wieder "Was a Gschmari" (Nürbergerisch)

Doch dann blieb ihm nichts anderes übrig, als Anfang April 08 ins KH zu gehen um abzuklären was los sei. Wir waren alle erst mal froh, das was gegen seine Schmerzen gemacht wird und er bald wieder gesund ist.
Der Arzt im Klinikum tippte jedoch sehr bald auf die Bauchspeicheldrüse. Also wurden ganz viele Tests gemacht. Ich wusste bis zu dem Zeitpunkt nicht einmal, das es so viele verschiedene Spiegelungen gibt.
Dann kam der Tag der Diagnose, BSDK im Kopf. Der Doc erzählte was von Whipple-OP, Tumormaker und ich weiss gar nicht mehr genau was noch alles. Ich konnte mit all dem nichts anfangen. Ich wusste bis dahin nicht einmal, das die Bauchspeicheldrüse so wichtig sei.

Zuhause begann ich im Internet zu googlen und bin schon auf dieses Forum gestossen. Auf der Arbeit habe ich mich mit meinem Chef unterhalten und erfuhr, dass auch sein Vater an BSDK gestorben ist. Weil ich total durch den Wind war, hat er für mich einen Termin mit der hier ansässigen Hospitzberatung gemacht. Diese kam zu mir nach Hause und ich konnte Dinge, wie z. B. voraussichtliche Lebensdauer usw. erfragen. Ab dem Moment begann ich Abschied von meinem Vater zu nehmen. Mir war klar, er wird das nicht überleben. Jedoch hatte mich die Beratung auch ein klein wenig darüber aufgeklärt, was während dieser Erkrankung noch für Nebenerkrankungen auftreten können. Mein Vater hatte während seines Aufenthalts im KH plötzlich Blut gespuckt und ist umgefallen, das hat mich total umgehauen. Mein Vater 1,90 gross, immer im Leben gestanden, fällt plötzlich um??!!

Mein Vater setzte alles auf eine Chemo, er hatte sogar schon davon gesprochen, wieder teilweise arbeiten zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, das er schon gesagt bekommen hatte, er hätte nicht mehr so lange zu leben. 6 Monate bis 5 Jahre. Die Standart Antwort also.
Er hoffte noch so auf 2 - 3 Jahre.
Also er wurde entlassen und konnte sogar wieder ein wenig essen. Bekam 2 oder 3 Mal Chemo und wurde auch 2 bis 3 mal bestrahlt. Wie alle hoffte er, der Tumor würde kleiner und damit operabel. Leider war es das einzige Mal wo er die Chemo bekam.

Ca. 4 Wochen nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus konnte er plötzlich nichts mehr bei sich behalten und auch nicht mehr auf Toilette. Ich hatte nach dem Gespräch mit der Hospitzberatung schon damit gerechnet. Wieder Aufnahme im KH und es wurde diese "Umleitungs-OP" (wie genau das heisst weiss ich leider nicht). Das war im Juni 08, da war ich auch das letzte Mal bei ihm im KH.
Ich erklärte ihm, das es mir richtig schlecht geht, ihn so zu sehen. Jedesmal bekam ich einen Heulkrampf nach dem anderen und musste erst mal nen Schnaps trinken.

Ich habe deshalb schon manchmal schlechtes Gewissen, aber ich weiss mein Vater war nicht anderes und konnte es verstehen. Er hatte selber einen guten Freund der seit 5 Jahren aufgrund eines Schlaganfalls im Pflegeheim lebt. Er war 1 Mal da, er konnte nicht hingehen. Ich empfand unsere Gespräche als so bedrückend. Hatte er vorher davon gesprochen, was so bei ihm auf der Arbeit passiert, ging es inzwischen um Schmerzmittel, Haarausfall usw. Ich dachte ich werde wahnsinnig. War keines Gedankens mehr fähig. die Welt stand still.

Ja wie gesagt, diese OP wurde im Juni 08 durchgeführt und ich besuchte ihn ein letztes Mal zuhause. Da fiel mir auf, er war total gelb. Ich sagte das ihm und meiner Mutter, aber ich glaube beide wollten es nicht sehen. Nach 1 Woche ging er zu seinem Doc, dort wurde ein Gallengangstau festgestellt. Also wieder Einlieferung KH. Erst Erweiterung des Gallenganges, 1 Woche zuhause, dann wieder KH (Ende Juni 08) und der Stand wurde gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hat mein Vater schon nichts mehr gegessen, wurde nur noch künstlich ernährt.

Ich rief jeden Tag zuhause an und meine Mutter sagte immer "ja es ist schon Ok." Das sie mich anlog um mich zu schützen erfuhr ich nach seinem Tod.
Meine Psyche war ganz unten, wenn ich schlafen ging, hoffte ich er hat keine Schmerzen, wenn ich ass hatte ich schlechtes Gewissen, weil ich wusste er würde so gerne wieder Stadtwurst essen. Zuhause lief alles drunter und drüber. Mein Freund, selbst noch mit der Trauer über seinen Vater beschäftigt und Depressionen, die Tochter die im Unterricht nur rumzappelte, die Ausbildung die ich gerade begonnen hatte. Alles war zuviel. Ich kam mir vor, wie wenn ich selber mich gar nicht in meinem Körper befand. Alles war so Realitätsfremd.

Ich wünschte mir nur, Abschied nehmen zu können, wie bei meinem Schwiegervater. Zuhause, ohne die Sterilität eines KH. Auch mein Vater wollte zuhause sterben.

Genau 14 Tage vor seinem Tod konnte ich ihm am Telefon noch erzählen, das ich endlich den Dreisatz rechen kann. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wieviel Zeit mein Vater während meiner Schulzeit damit verbrachte mir das beizubringen und ich verstand es nie. Da musste ich erst 40 werden um diese Rechnung zu begreifen. Ich war so stolz ihm das erzählen zu können. Und so traurig seine gebrochene Stimme zu hören. Als ich auflegte heulte ich erstmal.

Am Tag vor seinem Tod rief ich wie gewohnt zu Hause an, die Stimme meines Bruders klang sehr gedrückt. Ich wusste gleich, da stimmt was nicht. Später rief meine Mutter an und sagte mir, er erbricht den ganzen Tag Blut und auch beim Stuhlgang kommt nur noch Blut.

Mittwoch den 08.10.2008 um 7.30 Uhr rief ich seltsamerweise morgens vor der Schule zu Hause an, Mama sagte, naja es geht schon.
Später um 9.55 Uhr rief sie mich an und sagte: Der Gert (mein Vater war mein Stiefvater, den ich immer beim Vornamen nannte) ist vor 15 min gestorben.

Ich war total fertig, aber irgendwie auch erleichert. Ich wusste die Qual für ihn hat ein Ende. Wir haben am Schluss doch nur noch die Zeit mit Warten auf das Unvermeidliche verbracht.

Ich ging nach Hause und meine Mutter sagte, ich solle nicht erschrecken. Nein ich bin nicht erschrocken ihn so zu sehen, bei 1,90 m gerade noch 60 Kg, total abgemagert, knochig und dürr.

Wir haben uns dann abgewechselt, jeder konnte bei ihm sitzen, ihn steicheln um ihm weinen. Diese Zeit des Abschiednehmens war so wichtig. 1 Std. bevor er abgeholt wurde sassen wir alle 3 vor seinem Bett. Ich glaube er hat uns für total verrückt erklärt, wenn er es sehen konnte. Wir sind eine Familie mit dem Hang zum Schwarzen Humor. Er sass da bestimmt auf seiner Wolke und sagt so: "Mei ihr habt doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, jetzt bin ich schon Tot und ihr hockt da vor mir rum und heult."

Ja und soll ich Euch sagen, wann genau er verstarb??? Ich meine damit nicht die Uhrzeit. Mein Vater hat sich während seiner Erkrankung plötzlich eingebildet, es muss eine neue Waschmaschine her. Die alte ist ihm zu laut. Mein Bruder und meine Mutter sagten, nein wir brauchen keine. Er sagt nur: "Solange ich noch was zu sagen habe, wird ne neue Waschmaschine gekauft" *grins so war er halt*
Auf jeden Fall wurde eine neue Waschmaschine bestellt. Die wurde geliefert und meine Mutter musste den Lieferschein unterschreiben. Genau in den 10 min wo nur der Pflegedienst bei ihm war, starb er.

Ich erfuhr dann auch, das er am abend vor seinem Tod vom Pflegedienst gesagt bekam er muss sich ins Bett legen, weil sonst seine wunden Stellen am Po nicht richtig versorgt werden können. Mein Vater hatte die letzten 7 Monate nur auf dem Sessel vorm Fernsehn verbracht und döste vor sich hin, wegen der Schmerzmittel. Meine Mutter versorgte ihn, wickelte die Beine, weil so viel Wasser in seinem Körper war, sorgte dafür dass er die Medikament regelmässig nahm.

Ich glaube, in dem Moment, wo er das Wohnzimmer verlassen musste und sich ins Bett legen sollte, war für ihn klar das er jetzt sterben wollte. Er wartete bis keiner der Familie da war, sondern nur der Pfleger den er auch mochte, damit war er nicht ganz allein. Aber vor der Familie sterben??? Nein das passte nicht zu ihm.

So ich habe es tatsächlich geschafft, das alles mal aufzuschreiben und fühle mich gut dabei. Ich werde wahrscheinlich später beim Lesen feststellen, was ich alles vergessen habe. Aber für mich war es erst mal wichtig, dass alles aufzuschreiben.

Ich hoffe mein Beitrag war nicht zu lange und wünsche euch allen eine schöne Woche und es wäre schön, mich mit anderen Betroffenen austauschen zu können.

LG Taddl
__________________
In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08
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  #2  
Alt 16.02.2009, 11:26
Taddl Taddl ist offline
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Hallo ihr alle,

ich hoffe ich finde heute die richtigen Worte um hier ins Hinterbliebenen-Forum zu schreiben. Ich liege abends oft auf dem Sofa und da weiss ich Worte ganz genau, dann sitzte ich hier vor der Tastatur und habe den Eindruck alle Gedanken drehen sich und ich bekomme keinen vernüftigen Satz aufs "Blatt".

Ich lese mich bereits seit einigen Monaten durchs Forum.
Seit mein Vater starb bin ich öfters hier und lese die Beiträge von Betroffenen und versuche irgendwie Trost zu spenden. Aber ich glaube so langsam ist es an der Zeit, meine eigene Trauer zu verarbeiten.

Bei mir begann das Jahr 2008 schon ganz schlecht. Am 20.01.2008 verstarb mein Schwiegervater in Spanien, d.h. schnell den Flug buchen, 8jährige Tochter bei der Mutter "parken" und sonst halt alles was dazugehört.
Wir kamen in Spanien an und ich erfuhr, das dort die Verstorbenen in einem Trauerraum (hinter Glas) bis zur Beerdigung (ca. 3 Tage) aufgebahrt werden. Die ganze Familie kommt und verabschiedet sich. Meine Schwiegermutter blieb dort die gesamten 3 Tage. Anfangs fand ich es total albern vor einem Toten rumzusitzen, ich konnte nicht verstehen, warum sich die Menschen diesen Schmerz antun. Doch irgendwann während dieser Zeit fand ich die Ruhe, konnte in mich gehen und empfand dieses Ritual sehr angehnem und wichtig.
Woher sollte ich wissen, das mir dieses Wissen 8 Monate später weiterhilft.

Nach unserer Reise nach Spanien gab es Zwischenzeugnisse, das erste für meine Tochter und es war grottenschlecht. Erst Verdacht, spätere Bestätigung von ADS. Also auch ein Hin- und Hergerenne zwischen Arbeit, Schule und Lehrerin.

Wenig später (Mitte Februar) bekam mein Vater plötzlich Magenschmerzen und ging natürlich auch nicht gleich zum Doc. Warum auch??? Er tat es sonst ja auch nicht. Das bischen Magenschmerzen, dachten wir alle. Na nach 2 Wochen Schmerzen ging er halt doch zu Arzt und es wurde ein Magengeschwür festgestellt. Er bekam dieses Medikament, doch es wurde nicht besser. Er hatte immer höllische Schmerzen und konnte nur noch auf dem Sessel sitzen, die Ärtzin verschrieb ihm daraufhin Opiat-Pflaster, die bei ihm aber leider nicht wirkten. Ich war schon ein wenig erstaunt. Opiat-Pflaster bei einem Magengeschwür??? Später erfuhren meine Mutter und wir Kinder, das die Ärtzin ihm damals schon sagte, das kann nicht nur ein Magengeschwür sein. Mein Vater sagte natürlich wieder "Was a Gschmari" (Nürbergerisch)

Doch dann blieb ihm nichts anderes übrig, als Anfang April 08 ins KH zu gehen um abzuklären was los sei. Wir waren alle erst mal froh, das was gegen seine Schmerzen gemacht wird und er bald wieder gesund ist.
Der Arzt im Klinikum tippte jedoch sehr bald auf die Bauchspeicheldrüse. Also wurden ganz viele Tests gemacht. Ich wusste bis zu dem Zeitpunkt nicht einmal, das es so viele verschiedene Spiegelungen gibt.
Dann kam der Tag der Diagnose, BSDK im Kopf. Der Doc erzählte was von Whipple-OP, Tumormaker und ich weiss gar nicht mehr genau was noch alles. Ich konnte mit all dem nichts anfangen. Ich wusste bis dahin nicht einmal, das die Bauchspeicheldrüse so wichtig sei.

Zuhause begann ich im Internet zu googlen und bin schon auf dieses Forum gestossen. Auf der Arbeit habe ich mich mit meinem Chef unterhalten und erfuhr, dass auch sein Vater an BSDK gestorben ist. Weil ich total durch den Wind war, hat er für mich einen Termin mit der hier ansässigen Hospitzberatung gemacht. Diese kam zu mir nach Hause und ich konnte Dinge, wie z. B. voraussichtliche Lebensdauer usw. erfragen. Ab dem Moment begann ich Abschied von meinem Vater zu nehmen. Mir war klar, er wird das nicht überleben. Jedoch hatte mich die Beratung auch ein klein wenig darüber aufgeklärt, was während dieser Erkrankung noch für Nebenerkrankungen auftreten können. Mein Vater hatte während seines Aufenthalts im KH plötzlich Blut gespuckt und ist umgefallen, das hat mich total umgehauen. Mein Vater 1,90 gross, immer im Leben gestanden, fällt plötzlich um??!!

Mein Vater setzte alles auf eine Chemo, er hatte sogar schon davon gesprochen, wieder teilweise arbeiten zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, das er schon gesagt bekommen hatte, er hätte nicht mehr so lange zu leben. 6 Monate bis 5 Jahre. Die Standart Antwort also.
Er hoffte noch so auf 2 - 3 Jahre.
Also er wurde entlassen und konnte sogar wieder ein wenig essen. Bekam 2 oder 3 Mal Chemo und wurde auch 2 bis 3 mal bestrahlt. Wie alle hoffte er, der Tumor würde kleiner und damit operabel. Leider war es das einzige Mal wo er die Chemo bekam.

Ca. 4 Wochen nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus konnte er plötzlich nichts mehr bei sich behalten und auch nicht mehr auf Toilette. Ich hatte nach dem Gespräch mit der Hospitzberatung schon damit gerechnet. Wieder Aufnahme im KH und es wurde diese "Umleitungs-OP" (wie genau das heisst weiss ich leider nicht). Das war im Juni 08, da war ich auch das letzte Mal bei ihm im KH.
Ich erklärte ihm, das es mir richtig schlecht geht, ihn so zu sehen. Jedesmal bekam ich einen Heulkrampf nach dem anderen und musste erst mal nen Schnaps trinken.

Ich habe deshalb schon manchmal schlechtes Gewissen, aber ich weiss mein Vater war nicht anderes und konnte es verstehen. Er hatte selber einen guten Freund der seit 5 Jahren aufgrund eines Schlaganfalls im Pflegeheim lebt. Er war 1 Mal da, er konnte nicht hingehen. Ich empfand unsere Gespräche als so bedrückend. Hatte er vorher davon gesprochen, was so bei ihm auf der Arbeit passiert, ging es inzwischen um Schmerzmittel, Haarausfall usw. Ich dachte ich werde wahnsinnig. War keines Gedankens mehr fähig. die Welt stand still.

Ja wie gesagt, diese OP wurde im Juni 08 durchgeführt und ich besuchte ihn ein letztes Mal zuhause. Da fiel mir auf, er war total gelb. Ich sagte das ihm und meiner Mutter, aber ich glaube beide wollten es nicht sehen. Nach 1 Woche ging er zu seinem Doc, dort wurde ein Gallengangstau festgestellt. Also wieder Einlieferung KH. Erst Erweiterung des Gallenganges, 1 Woche zuhause, dann wieder KH (Ende Juni 08) und der Stand wurde gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hat mein Vater schon nichts mehr gegessen, wurde nur noch künstlich ernährt.

Ich rief jeden Tag zuhause an und meine Mutter sagte immer "ja es ist schon Ok." Das sie mich anlog um mich zu schützen erfuhr ich nach seinem Tod.
Meine Psyche war ganz unten, wenn ich schlafen ging, hoffte ich er hat keine Schmerzen, wenn ich ass hatte ich schlechtes Gewissen, weil ich wusste er würde so gerne wieder Stadtwurst essen. Zuhause lief alles drunter und drüber. Mein Freund, selbst noch mit der Trauer über seinen Vater beschäftigt und Depressionen, die Tochter die im Unterricht nur rumzappelte, die Ausbildung die ich gerade begonnen hatte. Alles war zuviel. Ich kam mir vor, wie wenn ich selber mich gar nicht in meinem Körper befand. Alles war so Realitätsfremd.

Ich wünschte mir nur, Abschied nehmen zu können, wie bei meinem Schwiegervater. Zuhause, ohne die Sterilität eines KH. Auch mein Vater wollte zuhause sterben.

Genau 14 Tage vor seinem Tod konnte ich ihm am Telefon noch erzählen, das ich endlich den Dreisatz rechen kann. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wieviel Zeit mein Vater während meiner Schulzeit damit verbrachte mir das beizubringen und ich verstand es nie. Da musste ich erst 40 werden um diese Rechnung zu begreifen. Ich war so stolz ihm das erzählen zu können. Und so traurig seine gebrochene Stimme zu hören. Als ich auflegte heulte ich erstmal.

Am Tag vor seinem Tod rief ich wie gewohnt zu Hause an, die Stimme meines Bruders klang sehr gedrückt. Ich wusste gleich, da stimmt was nicht. Später rief meine Mutter an und sagte mir, er erbricht den ganzen Tag Blut und auch beim Stuhlgang kommt nur noch Blut.

Mittwoch den 08.10.2008 um 7.30 Uhr rief ich seltsamerweise morgens vor der Schule zu Hause an, Mama sagte, naja es geht schon.
Später um 9.55 Uhr rief sie mich an und sagte: Der Gert (mein Vater war mein Stiefvater, den ich immer beim Vornamen nannte) ist vor 15 min gestorben.

Ich war total fertig, aber irgendwie auch erleichert. Ich wusste die Qual für ihn hat ein Ende. Wir haben am Schluss doch nur noch die Zeit mit Warten auf das Unvermeidliche verbracht.

Ich ging nach Hause und meine Mutter sagte, ich solle nicht erschrecken. Nein ich bin nicht erschrocken ihn so zu sehen, bei 1,90 m gerade noch 60 Kg, total abgemagert, knochig und dürr.

Wir haben uns dann abgewechselt, jeder konnte bei ihm sitzen, ihn steicheln um ihm weinen. Diese Zeit des Abschiednehmens war so wichtig. 1 Std. bevor er abgeholt wurde sassen wir alle 3 vor seinem Bett. Ich glaube er hat uns für total verrückt erklärt, wenn er es sehen konnte. Wir sind eine Familie mit dem Hang zum Schwarzen Humor. Er sass da bestimmt auf seiner Wolke und sagt so: "Mei ihr habt doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, jetzt bin ich schon Tot und ihr hockt da vor mir rum und heult."

Ja und soll ich Euch sagen, wann genau er verstarb??? Ich meine damit nicht die Uhrzeit. Mein Vater hat sich während seiner Erkrankung plötzlich eingebildet, es muss eine neue Waschmaschine her. Die alte ist ihm zu laut. Mein Bruder und meine Mutter sagten, nein wir brauchen keine. Er sagt nur: "Solange ich noch was zu sagen habe, wird ne neue Waschmaschine gekauft" *grins so war er halt*
Auf jeden Fall wurde eine neue Waschmaschine bestellt. Die wurde geliefert und meine Mutter musste den Lieferschein unterschreiben. Genau in den 10 min wo nur der Pflegedienst bei ihm war, starb er.

Ich erfuhr dann auch, das er am abend vor seinem Tod vom Pflegedienst gesagt bekam er muss sich ins Bett legen, weil sonst seine wunden Stellen am Po nicht richtig versorgt werden können. Mein Vater hatte die letzten 7 Monate nur auf dem Sessel vorm Fernsehn verbracht und döste vor sich hin, wegen der Schmerzmittel. Meine Mutter versorgte ihn, wickelte die Beine, weil so viel Wasser in seinem Körper war, sorgte dafür dass er die Medikament regelmässig nahm.

Ich glaube, in dem Moment, wo er das Wohnzimmer verlassen musste und sich ins Bett legen sollte, war für ihn klar das er jetzt sterben wollte. Er wartete bis keiner der Familie da war, sondern nur der Pfleger den er auch mochte, damit war er nicht ganz allein. Aber vor der Familie sterben??? Nein das passte nicht zu ihm.

So ich habe es tatsächlich geschafft, das alles mal aufzuschreiben und fühle mich gut dabei. Ich werde wahrscheinlich später beim Lesen feststellen, was ich alles vergessen habe. Aber für mich war es erst mal wichtig, dass alles aufzuschreiben.

Ich hoffe mein Beitrag war nicht zu lange und wünsche euch allen eine schöne Woche und es wäre schön, mich mit anderen Betroffenen austauschen zu können.

LG Taddl
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In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
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Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08
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  #3  
Alt 16.02.2009, 11:30
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Jetzt ist der Thread zweimal eröffnet. Wie habe ich das geschafft. Weiss jemand wie ich den anderen löschen kann???

LG Taddl
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  #4  
Alt 16.02.2009, 19:35
Benutzerbild von Kaffeetante
Kaffeetante Kaffeetante ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hey

Sei gedrückt...
Wünsche Dir Frieden und die Kraft alles durchzustehn.
Will Dir nur sagen Du bist nicht allein.

Gruss Gabi
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  #5  
Alt 17.02.2009, 08:57
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Danke schön liebe Kaffeetante Gabi,

hilft ja manchmal schon wenn man darüber spricht.

Schönen Tag noch Taddl
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  #6  
Alt 19.02.2009, 17:10
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo,

ich bin ein wenig enttäuscht, das so wenige Leute auf meinen Thread reagieren. Ich lese schon lange hier mir und habe so mitbekommen, dass ihr immer sehr viel Trost für die anderen übrig habt.
Aber auf der andereren Seite weiss ich, wie schwer es ist auf so etwas zu antworten. Mir geht es so, wenn Mütter über ihre verstorbenen Kinder berichten. Da weiss ich auch nie, was ich antworten kann. Für diese Situation gibt es keinen Trost. Ich habe selber eine 21jährige und 8jährige Tochter, mir fallen da dann keine Worte ein, weil dieser Schmerz einfach unermesslich sein muss.

Trotz allem, habe ich mir erhofft, mich mit anderen austauschen zu können.
Auch wenn "nur" mein Vater verstarb würde ich gerne meine Trauer aufarbeiten, und mich mit anderen Betroffen austauschen.

Ich weiss nicht, ob es möglicherweise meine Ausdrucksweise ist, weshalb so wenige Menschen auf meinen Eintrag eingehen. Ich bin mit dem "Schwarzen Humor" gross geworden (mein Stief-Papa war da Meister drin *grins*) und ich kann mich nicht verändern. Ohne diesen Humor, wäre ich wahrscheinlich schon in der Psychatrie.

Also ich hoffe weiterhin, mit einigen von Euch Forums-Nutzern ins Gespräch zu kommen.

Bis dahin LG Taddl
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  #7  
Alt 29.05.2009, 17:31
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Im Grunde habe ich mit meiner Mutter ein sehr gutes Verhältnis. Ich telefoniere noch immer täglich mit ihr. Doch ich kann manche Dinge an ihr einfach nicht verstehen. Sie hat, wie ich es immer nenne, die "Holzhammermethode". Sie kann nicht verstehen, das mich der Tod meines Vaters in ein tiefes Loch gerissen hat.
Sie kann nicht verstehen, das ich reden will. Wenn sie etwas auf ihre Art bewältigt, ist sie nicht in der Lage, auf andere Methoden einzugehen. Sie sagt dann immer "Das ist mir unbegreiflich".
Ich konnte dieses Verhältnis aber im Rahmen von Therapien ,die ich gemacht habe aufarbeiten, sodaß ich heute kein Problem damit habe und auf meine Mutter eingehen kann. Ich hatte aber schon lange damit zu kämpfen, dass meine Erziehung ein wenig lieblos war. Ohne körperliche Zuneigung.

Deshalb auch bei mir, den Wunsch es bei meiner kleinen Tochter (8 Jahre) es ganz anders zu machen. Ich umarme sie, wann immer möglich. Leider will sie es in diesem Alter öfter ja nicht. Die Schulfreunde könnten es ja sehen. Na und die Grosse ist oft genervt, wenn ich sie anrufe und besorgt bin.

Ich finde es aber schön, dass deine Mutter noch die Möglichkeit genutzt hat, Euch zu sagen, dass sie Euch liebt. Das war ganz wichtig.
An Liebe hat es bestimmt auch niemals gemangelt. Sondern nur an der Fähigkeit, diese auch zu zeigen. Wahrscheinlich konnte sie dir während deiner Erkankung auch nicht zur Seite stehen, weil sie Angst hatte, dich zu verlieren. Leider war sie nicht in der Lage sich das selber einzugestehen, und dies überhaupt wahrzunehmen.

Meine Mutter sagt auch oft, wir würden Sophie (die Kleine) zuviele Rechte einräumen. Doch auch mir ist es wichtig, Sophie unserer Liebe zu zeigen. Obwohl ich im barschen Ton des öfteren von meiner Mutter Schelte dafür bekomme. Aber das ist mir egal.

Ich glaube aber, das es für dich sehr wichtig war, Frieden mit deiner Mutter zu schließen. Stelle dir mal vor, sie wäre gestorben ohne das du dazu die Möglichkeit gehabt hättest. Ich glaube, ich hätte dann an deiner Stelle, die Schuld immer bei mir gesucht.
Lasse Deine Schwester in dem Glauben, sie wäre besonders behandelt worden. Es ist bestimmt wichtig für sie. Es ist besser für sie, wenn sie daran glaubt.

Auch ich schicke dir ganz liebe Pfingstgrüsse, verbringe ein schönes verlängertes Wochenende mit Deiner Familie.

LG Taddl
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  #8  
Alt 29.05.2009, 17:55
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Hallo Taddl,

ja, die Mütter. Ein großes Thema.

Ich könnte noch stundenlang philosophieren darüber.

Schön, daß du dich gut mit deiner Mutter verstehst.
Du hast gelernt, sie so zu nehmen, wie sie ist. Das ist gut.

Ich habe das leider nie so richtig hingekriegt.

Meiner Schwester würde ich den Glauben an eine "Bilderbuch-Mama" nie nehmen.

Meine Tochter hat sich nur sehr gewundert, daß meine Schwester ganz andere Geschichten von zu Hause erzählte, als ihr Onkel und ihre Mutter.

Daraufhin habe ich nur geantwortet: "Du kanntest doch deine Oma und weißt wie sie war. Du weißt aber auch, wie deine Tante an ihr hing. Also hör´nur zu und sag´nichts dazu."

Ich wünsche dir und deiner Familie auch ein schönes Pfingstfest mit schönem Wetter und allem drum und dran!

Grüße,
Kerstin
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  #9  
Alt 30.05.2009, 07:36
Taddl Taddl ist offline
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Ja du hast Recht über Mütter könnte man ewig philosophien. Aber ändern werden wir nie etwas daran. Ich habe irgendwann akzepiert, sie ist halt so. Meine Mutter hat uns jedoch auch nie schlecht behandelt. Also ich habe es niemals so empfunden. Es stört mich nur, das sie nicht in der Lage ist auf andere Denkansätze einzugehen.

Wenn ich ihr heute erzählen will, wie sich mein Gefühlszustand seit dem letzten Jahr verändert haben. Sagt sie immer nur: Nicht schon wieder. Weinen tut sie zu Hause alleine. Ich habe sie seit dem Tod nur 3 Mal weinen sehen. Wenn ich sie frage wie es ihr geht, sagt sie immer nur: Na gut gehts mir, es muss ja weitergehen.

Ich kann mir vorstellen, dass bei dir auch der Gedanke mitspielt: "Ich wollte ihr noch so viel sagen". Dieses Gefühl habe ich bei meinem leiblichen Vater, der vor 10 Jahren an Krebs verstarb. Ich hatte mit ihm eigentlich gar kein Verhältnis. Meine Eltern ließen sich scheiden, da war ich 2 Jahre alt. Er holte uns Kinder alle 14 Tage ab, aber ich kann auch nicht sagen, das da viel Gefühl rüberkam. Als er starb hat mich das irgendwie gar nicht berührt. Doch weil es mich nicht berührt hat, hatte ich auch schlechtes Gewissen, weil es doch mein Vater. Da muss man doch traurig sein, das gehört sich so.
Ich habe immer das Gefühl, ich hätte sehr gerne mit ihm gesprochen, wie ich unsere Vater-Tochter Beziehung empfinde. Vielleicht wäre ich dann über seinen Tod traurig, wenn ich wüsste, wie er das alles gesehen hat.

Wahrscheinlich braucht deine Schwester diesen Gedanken, um ihre Kindheit zu verarbeiten. Und es ist klar, das deine Tochter etwas irritiert ist, verschiede Geschichten zu hören. Das beste was deine Tochter tatsächlich machen kann, zuhören und nichts dazu sagen.

Hast du den schon einmal versucht die Beziehung zu deiner Mutter mit psycholgischer Hilfe zu verarbeiten? Ich glaube, es ist sehr wichtig, das du nur für dich selber "reinen Tisch" machst, sonst fressen die Gedanken dich auf.

So einen schönen Samstag wünsche ich dir noch, ich muss ja noch so viel erledigen, bevor ich mich auf die faule Haut legen kann . Aber anderes wird es dir auch nicht gehen.

Bis zum nächsten Mal, liebe Grüsse Taddl
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In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



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27.10.1948 - 08.10.2008
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  #10  
Alt 30.05.2009, 12:17
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Hallo Taddl,

nein, das Gefühl meiner Mutter noch einiges sagen zu müssen, habe ich eigentlich nicht.
Sie hätte mir sowieso nicht zugehört. Das war nicht ihr Ding. Sie redete lieber selber. Sie war auch immer viel zu sehr mit sich selber beschäftigt, als daß sich sich um einen von uns hätte kümmern können.

Ich arbeite diese Gefühle derzeit auf. Das ist gar nicht so einfach. Das ist wie ein dicker Aktenordner, der nie geschlossen werden kann, weil immer mal wieder ein Blatt hinzugefügt werden muß. So sehe ich das.

Aber vielleicht wuchte ich den Ordner irgendwann ins Regal und bin dann frei, das wäre schön.

Ich wünsche dir einen schönen Tag und ein schönes WE. Laß es dir gut gehn!

Ganz liebe Grüße
Kerstin
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  #11  
Alt 29.05.2009, 11:32
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo Taddl,

da bin ich!

Deine Geschichte, bzw. die Geschichte deines Vaters hat mich sehr ergriffen.

Vor zwei Jahren starb meine Mutter an ihrer Brustkrebserkrankung. Sie war fast zehn Jahre krank gewesen, mit allen Höhen und Tiefen, die wir so kennen.

Meine Geschwister, mein Mann, meine Tochter und ich haben mit ihr gelitten, gehofft und gekämpft.

Als die Zeit des Abschiednehmens gekommen war, waren wir alle bei meiner Mutter.

Es war schwer - aber auch schön. Du weißt sicher was ich meine.
Ich bin froh, daß wir diese Zeit zusammen hatten, denn die war so ungeheuer wichtig für uns alle.

Als mein Vater vor über dreißig Jahren an einem Herzinfarkt ganz plötzlich starb, fiel das Abschiednehmen aus. Er war erst 42 Jahre alt, als er von uns fortgerissen wurde. Das war schrecklich, unbegreiflich.

Ich bin heute noch dankbar für die Zeit, die wir noch mit meiner Mutter verbringen durften. Es war ein Geschenk, so unendlich kostbar.

Liebe Grüße für dich!
Kerstin
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  #12  
Alt 29.05.2009, 12:00
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo Kerstin,

da mein Beitrag aus irgendwelchen Gründen 2x besteht, war ich kurzfristig irritiert. Es hatten auf den anderen Thread tatsächlich noch Angehörige geantwortet. Und ich habe auch in dem 2 Thread eine Antwort für dich hinterlassen, vielleicht sollten wir uns auf einen davon einigen

Ich weiss genau, was du mit der Zeit des Abschiednehmens gemeint hast. Ich hatte es ja beschrieben. Ich möchte diese Zeit nicht missen.

Es tut mir sehr leid, dass deine Mutter so lange krank war. Es war für dich und deine Familie bestimmt eine sehr schwere Zeit. Die muss erst mal aufgearbeitet werden.
Das verrückt ist, das man irgendwann wirklich froh ist, wenn es vorbei ist. Für das erkrankte Familienmitglied und für sich selber.

Mein Vater starb 21 Tage vor seinem 60. und ich war froh darüber, was hätten wir denn sagen sollen? Alles Gute und viel Gesundheit??? Ich glaube auch mein Vater war ganz froh darüber. Er wollte nicht, das wir ihn so sehen.

Wie geht es euch 2 Jahre nach dem Tod deiner Mutter, hast du alles schon ein wenig verkraftet??

Taddl

P.S Habe gerade im BSDK Forum gesehen, das du vor mir hier warst. Da bin ich auch noch selber schuld, dass jetzt beide Threads oben stehen. Ja die Welt des Forums ist manchmal gar nicht so einfach.
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Geändert von Taddl (29.05.2009 um 12:09 Uhr)
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