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  #1  
Alt 12.06.2012, 21:06
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Denkfehler?

Hallo liebe Forengemeinde,

eigentlich wollte ich noch etwas warten, bis ich hier schreibe. Aber gerade im Moment beschäftigt mich eine Sache, worüber andere vielleicht den Kopf schütteln, oder eventuell auch Verständnis haben. Ich weiss es im Moment nicht.

Mein Papa ist am 19.05. an Gallengangkrebs verstorben (habe ja ausführlich berichtet).

In der Traueranzeige stehen nur meine Mama und ich als "Trauernde" darunter. Traueranschrift ist selbstverständlich die Anschrift meiner Eltern.

Mittlerweile sind ca. 50 Karten angekommen, was mich für Papa natürlich sehr freut..der würde Augen machen

In nur 3 Karten geht auch mal ein stiller Gruss an mich. Alle anderen Karten sind nur an meine Mama gerichtet. Schon als die erste Flut der Karten kam, habe ich geweint, weil niemand daran denkt, daß ICH auch traurig bin.

Ich habe ihr auch gesagt, daß ich das nicht verstehe und mich auf dem Klo heulend eingeschlossen. Sie rannte dann mit den 3 Karten hinter mir her (auf 2war auch noch mein Name falsch geschrieben) um mir zu beweisen, daß es nicht so sei.
Mir persönlich hat niemand mal Beileid ausgesprochen (ausser hier im Forum + 1 Karte meiner Arbeitskollegen).
Gleich laufen die Augen mal wieder über.

Die Menschen können doch lesen und vielleicht auch verstehen, daß nicht nur meine Mama traurig ist, sondern ICH auch.
Nein, ich war nicht 40 Jahre mit ihm verheiratet und habe keine 24 Stunden mit ihm verbracht. Aber für mich ist der Verlust doch auch enorm.
Ich habe keinen Papa mehr.
Wieso werde ich in der Situation nicht wahrgenommen?

Nachbarn bringen meiner Mama Blumen (oder, was auch vorgekommen ist, was Vorgekochtes zu Essen, weil sie so abgenommen hat und zu nix kam).
Ich habe meinen Urlaub abgesagt und 3 Wochen bei/mit Mama verbracht, mich um so viele Dinge gekümmert.

Und ich stehe nun daneben wie der letzte Depp.
Ach, ich weiss gerade auch nicht..heule jetzt wieder ne Runde.
Bin ich egoistisch?

LG
Aqui
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Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #2  
Alt 12.06.2012, 21:19
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

falls es dich tröstet, bei mir war es ähnlich. Als mein Vater starb, erhielt meine Mama auch unendlich viele Karten, doch meist wurde ich nur nebenbei erwähnt. Aber glaube mir, die meisten Menschen wissen ohnehin nicht, wie sie sich in so einem Fall verhalten soll. Es fällt ihnen schwer, mit Trauernden umzugehen und sie haben Angst, die falschen Worte zu wählen. Ich denke nicht, dass niemand sieht, dass du nicht trauern würdest und der Ansicht ist, du habest keinen großen Verlust erlitten. Doch in erster Linie sehen sie deine Mama, die jetzt Witwe ist und ihren Mann verloren hat und erst in zweiter Linie die Tochter, die ihren Papa betrauert.
Ich habe auch nur drei Karten erhalten, über die ich mich auch sehr gefreut habe. Ansonsten habe auch ich sehr viel Zuspruch hier im Forum erhalten und viele Menschen haben mich persönlich in den Arm genommen. Ich mag auch diese Standardkarten mit dem "Beileid" nicht. Ich habe geradezu eine Aversion gegen dieses Wort;-) Nimm es den Leuten nicht übel! Hauptsache ist, dass die Menschen, die dir wichtig sind, jetzt an deiner Seite stehen, ein offenes Ohr für dich haben, dich in den Arm nehmen und bei dir sind, oder?! Und das wünsche ich dir von Herzen!
Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 12.06.2012, 21:23
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,

komm mal her und lass dich drücken
Mein herzliches Beileid zum Tod deines Vaters. Ich weiss wie weh das tut, habe meinen Vater auch vor Jahren verloren, nicht an Krebs - aber tot ist tot.

Ich habe bisher bei dir nichts gelesen, aber dieser Beitrag jetzt fiel mir doch ins Auge.
Natürlich bist auch "DU" gemeint mit den Beileidskarten und -wünschen.! Die Karten gehen nur an deine Mutter und stehen auf IHREM Namen, weil sie als Ehefrau halt die allerengste Angehörige ist. Sie hat ja mit ihm zusammengelebt und bleibt jetzt allein übrig. Deshalb kümmern sich die anderen Leute in 1. Linie um sie.

Aber Beileidswünsche gelten doch immer für die ganze Familie, selbst wenn es nicht ausdrücklich draufsteht.
Hätte dein Vater bei dir gewohnt, wären die Karten sicher auf deinen Namen adressiert gewesen.
Dazu kommt noch, dass die Menschen was SOLCHE DINGE angeht, sowieso sehr unsicher sind und wohl auch Fehler machen.

Lass dir darüber keine grauen Haare wachsen, das lohnt sich nicht. Jeder weiss, dass auch du als Tochter eine der engsten Angehörigen bist und sehr, sehr traurig bist.

Alles Liebe für dich,
Monika
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  #4  
Alt 12.06.2012, 21:45
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

ich kann mich Miriam und Monika nur anschliessen. Die wenigsten Menschen können mit trauernden Mitmenschen umgehen. Die meisten sind verunsichert, möchten gerne ihr Mitgefühl zeigen, wissen aber nicht wie. Deshalb verstecken sie sich hinter Standardverhalten ("Herzliches Beileid", der Witwe das Beileid aussprechen, etc.).

Wenn Dich das jetzt so extrem traurig macht, kannst Du ja mal überlegen, ob diese Beileidskarten an Deine Mutter vielleicht einfach das Fass zum Überlaufen bringen. Vielleicht hattest Du schon vorher das Gefühl, dass keiner sieht, was Du für Deinen Vater getan hast. Wenn man so stark reagiert, ist das oft ein Schmerz, der tiefer sitzt und schon durch andere Dinge ausgelöst wurde. Die aktuelle Situation kommt dann sozusagen als Bestätigung und lässt einen zusammenbrechen.

Es ist schon mal ein wichtiger Schritt, dass Du Deine Gefühle hier offen beim Namen nennst. Versuche doch, noch weiter nachzufühlen, was Dich auch schon vorher so traurig gemacht hat und Dir das gleiche Gefühl gegeben hat. Vielleicht waren es Sachen zu Lebzeiten Deines Vaters. Es hilft oft ungemein, seine Gefühle zu sortieren und zu erkennen, wo sie herkommen oder entstanden sind. Dann kannst Du auch leichter etwas dagegen unternehmen.

Ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen
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  #5  
Alt 13.06.2012, 00:13
beowulf beowulf ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aquintos,
nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe, dachte ich auch an die Trauerkarten meines Vaters, der an Magenkrebs verstorben ist und mußte daran denken, das ich als Sohn bzw. meine Geschwister fast nie besonders erwähnt wurden.
Trotzdem kann ich mich der Meinung von Mirilena anschließen, das es vielen schwer fällt mit Trauernden umzugehen, bzw. von Monika, das die Karte an deine Mutter geht weil sie die allerengste Angehörige ist, was bei meiner Mutter nicht anders war, aber trotzdem ist die Karte auch an dich gerichtet weil du ja auch zu den Angehörigen zählst.
Viel wichtiger ist eigentlich wie deine Mitmenschen sich jetzt dir gegenüber verhalten, denn in eine Karte kann man ja viel reinschreiben wie ich selbst erfahren mußte. Dann merkt man erst ob sie wirklich Mitgefühl zeigen. Ich fand es zB. etwas unpassend wenn man mir noch vor der Beerdigung sagte " er war ja schon 70 Jahre alt ", was eigentlich nur die Hilfslosigkeit einiger Menschen zeigt mit solchen Trauerfällen umzugehen.
Da finde ich es immer wieder gut wie im Forum mit der Trauer umgegangen wird und das Betroffene immer wieder Unterstützung bekommen von anderen Menschen denen es oft auch nicht besser geht.
Im normalen Leben wird man wohl nicht immer dieselbe Unterstützung bekommen wie hier im Forum weil es doch etwas anderes ist wenn man einem Menschen gegenüber steht.
Ich habe selbst jahrelang bei der Kirche gearbeitet und muß ehrlich gestehen, das es auch mir manchmal schwergefallen ist sich immer so zu verhalten wie man es in einem Trauerfall erwartet, schließlich war ich für die Gottesdienste und Beerdigungen mit verantwortlich und hatte dadurch manchmal auch Kontakt mit den Angehörigen.
Trotzdem hoffe ich, das man dir bei deinen Freunden, Bekannten, Verwandten und Mitmenschen dasselbe Mitgefühl zeigt, wie es die Trauernden hier im Forum erfahren.
Alles Gute
Gruß Jens
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  #6  
Alt 13.06.2012, 00:55
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Mit großer Verwunderung habe ich auf der Beerdigung meines Mannes festgestellt, daß viele junge Menschen anwesend waren, bis mir aufging, halt, das waren alles Freunde von meinen Sohn, beschämend musste ich feststellen, daß auch mein Sohn trauerte und nicht nur ich ....., Man sieht in diesem Moment halt nur die trauernde Witwe und die Kinder als große Stütze für die Witwe - man sagte mir immer und immer wieder, du bist ja nicht alleine du hast ja noch deinen Sohn, aber dass er auch Hilfe braucht und Trost, daß sieht man in diesem Moment nicht, weil man halt am Grab und bei der Beerdigung irgendwas halt sagen muss, weil alle halt hilflos sind und ja nicht Falsches sagen will. Sei nicht böse und traurig. Lass dich umarmen. Gruß Ilonka
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  #7  
Alt 13.06.2012, 08:40
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aquintos,

mir persönlich fällt es sehr schwer, Hinterbliebenen meine Anteilnahme auszusprechen. Sicherlich begehe ich in solchen Situationen häufig Fehler und kann die Bedürfnisse der Trauernden in diesem Moment nicht erfüllen.
Warum? Nun, ich bin völlig anders gestrickt: Als mein Vater nach langem Leidensweg an ALS starb, war ich um Jeden froh, der mir nicht sein Beileid ausgedrückt hat. Ich wollte und konnte in den ersten Tagen, Wochen und Monaten nach seinem Tod kaum darüber reden. Jede dargebotene Hand, jedes teilnehmende Wort, jede Beileidskarte hat mich innerlich erneut aus der Bahn geworfen.
Aus dieser Erfahrung heraus, vermeide ich häufig Beileidsgrüße an Angehörige bzw. sage, wie es ist: "Ich kann gerade gar nichts sagen. Es tut mir so leid."
Hoffe dabei, dass die Menschen spüren mögen, wie nah mir ihr Verlust geht, wie sehr ich mit ihnen fühle und leide. Vermutlich ist dies oft ein Wunschgedanke und die Betroffenen sind von meinem Verhalten enttäuscht. Aber ich kann nicht anders. Es tut mir so leid!

Dir wünsche ich alles Gute und viel Kraft, Mut und Zuversicht für die Zeit der Trauer. Ich wünsche dir viele schöne Erinnerungen an deinen Papa und hoffe, dass du ihn immer in deinem Herzen fühlen wirst.


Liebe Grüße
Simi
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  #8  
Alt 13.06.2012, 22:29
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Vielen Dank an Euch alle,

ich dachte wirklich, ich wäre der Egoist des Jahres.
Ich habe gerade nochmal meine "Geschichte" im Forum gelesen. Ich selber weiss bei vielen Dingen gar nicht, daß ICH das geschrieben habe. Da kann man mal sehen, was so ein unerwartetes Ereignis mit einem macht.

Mein Papa und ich hatten etwas "Besonderes", so würde ich es mal nennen:
Hier der Auszug aus einem Bericht von mir, an den ich mich nicht erinnern kann, es geschrieben zu haben:

Ich hatte nur noch die Möglichkeit, seiner "Hülle" etwas zu sagen. Und ich bin überzeugt davon, daß er schon sein ganzes Leben lang wusste, wie sehr ich ihn mag; auch in seiner "verwirrten Zeit" hat er es sehr zu schätzen gewusst, was ich alles für Ihn mache und tue. Zeitweise war sogar meine Mama eifersüchtig (ich nenne es mal so).

Wenn wir beide in sein Zimmer kamen ins KKH hat er MICH angestrahlt, sogar die Safe-Kombination war MEIN Geburtsdatum, nicht das meiner Mutter. Das hat sie auch sehr belastet zeitweise. Wir (Papa & Ich) hatten einen anderen Draht, wir haben uns auch ohne Worte verstanden. Selbst im KKH hat er oft die Augen verdreht und war genervt von meiner Mama...dann hat er mich angeschaut und gedacht "Die nervt...hat die noch alle Latten am Zaun?".
Ich habe dann entsprechend zurückgeschaut und wir waren uns einig :-)
Mama wird das nie erfahren.
Aber so ist es eben...


Hm, wir hatten einen anderen "Draht" zueinander.
Ich kann auch alle Kartenschreiber verstehen, die Ihren Standard-Spruch für Mama abgeben; SIE ist die Witwe, sie ist nun allein.

Und niemand denkt an mich. Ich muss morgen weiter darüber nachdenken.
Ich hoffe, ich nerve nicht mit so einer Kleinigkeit. Ich möchte nur irgendwie verstanden werden, wieso mich die Sache so aufregt.

LG
Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #9  
Alt 13.06.2012, 23:40
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

... ich glaube, VERSTEHEN können es viele, nur nicht mehr ändern für Dich

Weißt Du, mir ging es genauso - vielleicht noch schlimmer,
denn wenn ich nicht den Pastor, der damals die Beisetzung meiner Mutter
vollzog, selbst nochmal angerufen hätte (wegen irgendetwas Organisatorischem),
wäre ich als ihre Tochter komplett untergegangen.

Der Pastor kannte mich zwar eigentlich, aber da ich inzwischen
knapp 400 km entfernt lebte, war ich aus seinem Kopf (aus den Augen, aus dem Sinn).

Ich glaube, das hätte mir auch ganz schön einen mitgegeben ...

Im Nachhinein und mit Abstand hat aber etwas ganz anderes
"Gewicht" bekommen. Meine Mama starb im Krankenhaus und als
sie aufgefunden wurde hatte sie den Zettel mit meiner Telefonnummer
und den Telefonhörer in ihrer Hand - sie wollte mich noch anrufen - MICH!

Zwar denke ich noch immer ab und zu darüber nach, was sie mir wohl sagen wollte -
aber das werde ich nicht mehr erfahren. Aber der Gedanke, dass offenbar der letzte
Gedanke mir galt, hat mir doch auch Trost vermittelt

Vielleicht findest auch Du irgendwann etwas mehr Trost darin, dass Dein Vater und
Du einen ganz besonderen Draht hattet und eure kleinen Geheimnisse - denn das
ist doch eigentlich viel wichtiger, weil Dir das für immer bleibt! Karteninhalte aber werden
irgendwann bedeutungsloser.

Und ich schließe mich da meinen Vorschreibern an:
viele Menschen sind unsicher und bekommen es in solch einer Situation schon kaum hin,
ein paar persönliche Worte zu verfassen - und mit dem Ausdrücken von Anteilnahme ist
auch für mein Empfinden immer die gesamte Familie gemeint.

Kopf hoch und viel Kraft für Dich,
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #10  
Alt 14.06.2012, 16:53
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Ganz spontan würde ich sagen: gönne es Deiner Mutter.

Was Du da beschreibst hatte ich auch mit meinem Vater. Und auch ich kenne das.. den Gedanbken "HAAAAALLLLOOOO, das war mein PAAAAPAAAAA"...

Wenn Deine Mutter schin eifersüchtelt hat, dann denk nicht an die Karten. Wozu auch. DU und Dein VATER, ihr hattet doch etwas ganz festes, Besonderes! DU weißt das!!! Behalte die Geheimnisse und freue Dich dass DU Dinge weißt/im Herzen trägst von denen keiner was ahnt....


Bei uns ist es im übrigen Üblich der Fam. XYZ zu kondolieren - nicht nur der Witwe (es sei denn es hat seinen Grund).


Du siehst Dich nun ausgegrenzt, wahrscheinlich fühlst Du jetzt dass Du aufeinmal alleine durch musst da Dein Papa Dich nicht mehr sützen kann. DU siehst Dich am Rande der Familie da der einzige der wusste wie DU tickst... weg ist. Aber: er hat Dir doch was wertvolles genommen.

Du weißt was Du empfindest, Deine Mum auch. Und die anderen... lass gut sein.

glG
__________________
Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #11  
Alt 15.06.2012, 08:33
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,

Die Gefühle kann ich gut verstehen. Ich habe ja meinen Papa auch begleitet, was meine Mutter nicht konnte oder auch nicht wollte. Jedenfalls wollte mein Papa mich an seiner Seite haben, hat meine Mutter und meinen Bruder sogar weggeschickt.

Auf den Inhalt der Karten habe ich gar nicht so geachtet. Ich habe aber auch einige persönlich bekommen, von Kollegen und Freunden. Was mich damals wirklich sehr geärgert hat, war, dass meine Mutter nur sich selber in die Traueranzeige geschrieben hat. Weder mein Bruder noch ich oder unsere Partner und meine Kinder waren da erwähnt.

Und auch heute noch werde ich oft gefragt, wie geht es denn Deiner Mutter eigentlich. Keiner von denen fragt, wie geht es Dir denn jetzt.

Aber weißt Du, ein Teil von meinem Papa lebt in mir weiter. Und das kann mir keiner nehmen und ich habe meine Erinnerungen auch an die letzten schweren Stunden. Und da waren wir uns so nah.

Ich glaube, diese Gefühle haben auch etwas mit dem Platz zu tun, den man in der Familie einnimmt. Dadurch kann schon Eifersucht entstehen. Zwischen Geschwistern sowieso und eben auch zwischen Mutter und Tochter, wenn es um die Nähe zum Vater/Mann geht.

Nimm das nicht so persönlich, was in den Karten steht. Sicher schließen die Menschen Dich da mit ein, auch wenn es nicht extra geschrieben wird.

Einen lieben Gruß
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #12  
Alt 15.06.2012, 13:21
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,

persönlich schreibe ich immer "An das Trauerhaus XYZ", wenn die Karte eigenhändig in den betreffenden Briefkasten eingeworfen wird. Beim Postversand steht dann noch zusätzlich die restliche Adresse drauf. Auf der Karte selbst wird niemand aus der Familie persönlich angesprochen. Auch sehr viele andere machen das so bei uns in der Gegend. Das hat nichts mit Unsicherheit gegenüber einzelnen Personen zu tun, sondern so ist immer die ganze Familie einbegriffen. Was ja auch Sinn macht.

Es wäre ja auch ein Unding, wenn man auf dem Friedhof nur einer Person kondoliert und die anderen links liegen lässt.

Ich würde mir an deiner Stelle keinen Kopf darum machen. Ganz sicher ist das bei den meisten keine Absicht und wenn es bei Einzelnen doch so sein sollte, sollen die sich nen Stecken dazu stellen. Eifersucht ist zwar eine natürliche Reaktion, doch ein sehr schlechter Ratgeber. Sie belastet dich nur zusätzlich. Deine Kraft brauchst du für andere, wesentliche, Dinge.


Herzliche Grüße,

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
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  #13  
Alt 15.06.2012, 17:18
Canaris Canaris ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui

Ihr habt einfach sehr viele Bekannten ohne Kinderstube.

Soetwas tut man einfach nicht. Diese Leute haben einfach keine Manieren.

Eine Trauerkarte wird immer an der Familie gerichtet. Da drinnen kann man dann einzelne Personen gerichtet ansprechen aber dem beileid wird immer pauschal die Familie ausgesprochen.

Und dieser Regel gilt damit es nicht zu solche Situationen wie bei Dir kommt. Du fühlst dich vollkommen zurecht übergangen / Untergegangen.

Das Einzige was ich dir garantieren kann ist.... diese Leute haben es nicht mit Absicht gemacht!
__________________
Mein Gabi .
Gebärmutterhalskrebs mit ein Beckenwandrezidiv
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  #14  
Alt 15.06.2012, 21:32
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die Anregungungen und Kommentare.
Im Moment schwappen nach dem ganzen Durchlesen die Augen wieder über.

Es kamen heute übrigens wieder mal Karten bei meiner Mama an. An der Anschrift störe ich mich gar nicht. Ist die Adresse meiner Eltern, so wie als "Trauerhaus" in der Anzeige angegeben. Völlig OK. Das ärgert mich auch nicht.

In der Karte wird dann nur meine Mutter angesprochen, wie immer.
Ich habe gedanklich jetzt einfach einen "Haken" dran gemacht.
Es gibt Schlimmeres!

Ich habe heute kurz überlegt, meine Mutter wieder mal darauf hinzuweisen, daß auch bei diesen Karten von mir keine Rede ist. Das habe ich mir aber erspart. Was soll sie daran ändern?

Ich selber habe erst wenige Trauerkarten verschickt. Bei mir dauert es auch, bis ich die richtigen Worte finde; ich schreibe dann erst auf einem Blatt vor, ändere 1000 mal bis die Karte fertig ist.

Das "Trauerhaus" wird allerdings auch erst einige Zeit später die Worte wirklich begreifen/erfassen, da nach einem Todesfall so viele Gedanken auf einen einprasseln, die man später nochmals sortieren muss.

So geht es uns heute auch. Erst später (morgen ist Papa erst 4 Wochen tot) nimmt man sich alles nochmal mit Bedacht vor. Die letzten Wochen sind wie in Trance vergangen.

Ich weiss nicht, was noch kommt. Die Trauer erwischt einen manchmal so aus dem Hinterhalt.

Vielen Dank für Eure Beiträge (wer weiss, was mich sonst noch so beschäftigt).

LG
Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #15  
Alt 16.06.2012, 06:58
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Guten Morgen,

keiner weiß was noch kommt.

Bei meinem vater sind es fast 6 Wochen. Auch ich habe die Zeit wie in Trance erlebt, fühlte mich stark. Mein Kopf sagte: es ist besser. Und mein Herz schrie: "schei*e!"

Hinterhalt, das gleiche Wort benutzte ich auch :-) Ich habe mir den Hinterhalt zum Freund gemacht. Ich begrüße ihn wenn die Trauer mich anspringt... denn ich habe eins verstanden: dieses Anspringen gibt mir viele Erinnerungen zurück die ich tief vergraben hatte. Ja.. zb. Glockenblumen. Mein Vater liebte sie. Als ich dieses Jahr die erste blühende sah heulte ich wie ein Schlosshund. Ja ich war traurig, aber ich habe wieder etwas gefunden was mein Papsch so gern hatte. Ich hoffe Du verstehst was ich meine. Mach Dir die Trauer zu einem Freund und es wird leichter.


Du wirst sicher merken: Je mehr Zeit vergeht, je mehr Normalität zurückkehrt... desto schwerer wird es Anfangs. Du dnekst plötzlich dass alle Deinen Papa vergessen haben etc... aber so ist es nicht. Nutze dann die Zeit um wirklich intensiv über Deine Gefühle nachzudenken, und lasse sie zu.

Was mir zb. sehr hilft: ich rede laut mit Papa - und manchmal bekomme ich auf Fragen eine Antwort. Ich schreibe ein Trauertagebuch - gleichzeitig ist es mein Erinnerungsbuch.

Wenn Du erstmal spürst dass er da ist, dann sind Dir die Karten Wurscht. In meinen Trauerthread steht ein Gedicht. Auch mit Dir möchte ich es teilen:

Väter sterben nicht

gleichen alten Bäumen.

In uns leben sie
und in unseren Träumen.

Wie ein Stein
den Wasserspiegel bricht,
zieht ihr Leben in uns Kreise.

Väter sterben nicht

Väter, leben fort
auf ihre Weise.


Im übrigen kam ich zu meinen "Erkenntnissen" nicht einfach so. Ich erlangte sie dank der vielen lieben Menschen hier die mir zuhörten. Die User wissen was ich gesehen habe, was ich gefühlt habe, was ich getan habe. Wir haben doch quasi alle irgendwie das gleiche erlebt. Deswegen verstehen wir uns. aber eins darf man nicht vergessen:

Dein Nachbar xyz weiß vielleicht nicht wie es ist seinen Vater beim Sterben zu begleiten, die Verkäuferin beim Bäcker weiß es nicht - und der Postbote hat auch keine Ahnung.

Du erwartets wahrscheinlich unterbewusst eine Art Anerkennung - aber die gibt Dir keiner. Nur Dein Vater. Sei stolz drauf.

GlG
Michaela
__________________
Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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