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  #61  
Alt 12.01.2009, 15:39
Cindy 69 Cindy 69 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo an alle !

Auch ich habe versucht meine Mutter zu Hause zu pflegen, nachdem wir letztes Jahr erfahren hatten, dass sie Lungenkrebs hat und bereits Hirnmetastasen im Mai/08. Sie hat sich ausschließlich für Bestrahlungen entschieden. Chemo hat sie grundsätzlich abgelehnt und dabei blieb sie auch. Ihr Hausarzt hat ihr übrigens zu dieser mutigen Entscheidung gratuliert. Mit Chemo hätte sie diese Lebensqualität nicht gehabt. Und zum Tod führt diese Krankheit, das wussten wir ja alle. Ihr Arzt sagte uns, sie würde Frühjahr 09 sicher nicht mehr erleben...

Wir haben meine Mutter im Juli/08 bei uns aufgenommen. (Wir, bedeuted: Ich, mein Mann, und meine beiden Kinder 5 und 13 Jahre, in unserer Wohnung). Ich habe mir damals unendlich viel vorgenommen und ich wollte alles schaffen zusätzlich zu meiner Arbeit. Habe mich im Insulin spritzen einweisen lassen, dass sie 3 x täglich erhalten musste, von der Körperpflege ganz zu schweigen.
Dann habe ich sie in einem Hospitz ganz in der Nähe angemeldet und auf eine sogenannte Warteliste setzen lassen. Ich dachte mir, für den Notfall...
Von dem ich aber irgendwie nicht ausgegangen bin, weil ich ja alles schaffen wollte bis zum Ende...
Es vergingen 3 Monate bei uns zu Hause und die liebe Cindy war psychisch und physisch so ziemlich kaputt. Wir haben dann Anfang Oktober/08 entschieden, dass wir sie bei uns nicht mehr weiter pflegen können. Eine Welt stürtzte zum 2. Mal für mich ein. Das erste Mal Weltzusammenbruch war als wir März/08 die Diagnose: Lungenkrebs erhalten hatten.
Schweren Herzens übergaben wir sie in ein Pflegeheim, von dem wir wussten, dass sie gut versorgt wird. (Ein Bekannter hat dort die Pflegeleitung).
Ich habe mich gefühlt... kann gar nicht recht beschreiben wie... Als hätte ich versagt, indem was ich doch eigentlich hätte schaffen müssen.
Habe lange gebraucht, bis ich es akzeptieren konnte, meine Mama in ein Heim gebracht zu haben...
Dann der Tod meiner Oma am 22.12.08, worüber ich mit meiner Mutter nicht mehr sprechen konnte, da sie zwischenzeitlich völlig verwirrt und vom Lungenkrebs gezeichnet ist. Phasen von Aggressionen verbunden mit Schreien und Lachen wechseln sich ab, und wären nun von uns nicht mehr zu bewältigen gewesen. Erst recht nicht wegen unseren beiden Kindern...
Auch ich denke viel über den Tod nach. Denke mir, dass es kein sanftes und ruhiges Einschlafen wird, aufgrund ihrer Krankheit. Ich weiss nicht was uns erwartet und wie es kommt... Ich weiss nur, dass es kommt. Und das bald. Das macht unruhig und sensibel zugleich. Aber ihr wisst das alles ja nur zu gut.
Alle, die die Kraft und die Möglichkeit besitzen, ihre Angehörigen zu Hause bis in den Tod zu begleiten... Ich habe die grösste Hochachtung !
Mir war es leider nicht möglich...

Danke, dass ihr die Kraft besitzt darüber zu schreiben...

Herzlichst
Cindy
__________________
Meine geliebte Oma: 04.02.1916 - 22.12.08
Meine geliebte Mama: 07.04.1950 - 22.01.09

Menschenleben sind wie Blätter die von Bäumen fallen,
all unsere Liebe vermag es nicht zu verhindern...
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  #62  
Alt 13.01.2009, 08:05
vont vont ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo an @ und hallo liebe Cindy,
ich finde diese Beiträge hier sehr gut und hoffe das sie auch bei vielen anderen neue Denkwege freimachen.
Was ich bei der Pflege meines Vaters immer wieder erlebt habe war, das wir einfach überfordert waren und Hilfe gebraucht hätten. Mein Papa hat am Anfang als die Diagnose kam ganz klar gesagt, dass er gern zu Hause bleiben möchte und wir haben alles dafür getan.
Jeder von uns hat so ein Ideal im Kopf ob der geliebte Mensch zu Hause oder im Pflegeheim sterben soll. Dieses Ideal blockiert aber sehr. Natürlich ist es schön wenn dieses Ideal stattfinden kann und es ein ruhiges humanes Sterben ermöglicht.
Für mich hat sich vieles verändert. Ich glaube mein Ideal von einem humanen Sterben unter allen Umständen zu Hause hat sich gewandelt. Ich sehe das heute sehr viel differenzierter. Heute denke ich human und würdig heisst nicht nur dem Wunsch des geliebten Menschen nachzugehen sondern vor allem eine möglicht optimale Pflege zu sichern in der die Familie sich entspannen kann, Zeit füreinander hat. Auch noch Zeit hat die Nähe das Anderen zu genießen ohne Angst ständig etwas falsch zu machen. Wenn das heißt es geht nur in einer pflegenden Einrichtung oder auch das ein ambulanter Pflegedienst eingeschaltet wird finde ich das völlig ok. In dieser Zeit geht es doch hauptsächlich darum dem Menschen der einem so viel bedeutet jede Erleichterung zu ermöglichen. Für meinen Papa hätte ich alles getan und ich denke es geht den meisten von euch ähnlich. Das Wichtigste ist doch, egal wo es stattfindet, das eine gute Pflege organisiert ist, der Mensch so wenig wie möglich leidet und das die Angehörigen möglichst ohne zusätzlichen Stress für ihn da sind und seine Wünsche erfüllen können.
Ich konnte soviel Zeit mit meinem Papa verbringen und mit ihm reden oder einfach nur bei ihm sein das es heute für mich völlig egal ist ob er zuhause war oder in einer Pflegeinrichtung.
Ich hoffe, das war nicht zu verworren.
Yvonne
__________________
Mein geliebter Papa
ist seit dem 02.08.2008 auf der anderen Seite des Weges
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  #63  
Alt 13.01.2009, 12:58
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo liebe Cindy,

nicht jeder Familie hat die Möglichkeit, einen schwerkranken Angehörigen zuhause zu pflegen. Denn, um das zu bewerkstelligen, müssen viele Voraussetzungen stimmen: Es muß genügend Wohnraum, Zeit und Geld vorhanden sein etc.pp.

Ihr, Deine Familie und Du, habt sogar versucht, Deine Mutter bei Euch daheim u versorgen. Das finde ich wahnsinnig toll. Daß Ihr und insbesondere Du dann irgendwann an Euere Grenzen gekommen seid, ist sehr verständlich. Ich finde es prima, daß Ihr das rechtzeitig erkannt habt und daß Ihr Deine Mutter dann in ein gut geführtes Pflegeheim gegeben habt.

Das war mit Sicherheit das Beste, was Ihr für sie habt machen können.


Hallo lieber Stefan,

ich möchte Dir meine ehrliche Anteilnahme zum Tod Deiner Frau aussprechen. So traurig es auch ist, daß sie nun gegangen ist, so schön ist es doch, daß Du sie auf ihrem letzten Weg bis zum Ende hast begleiten können.

Ich hoffe sehr, weiterhin hier von Dir lesen zu können. Denn Deine lebendige Ausdrucksweise gefällt mir sehr.

Dir von Herzen alles, alles Gute.

Liebe Grüße
Kyria
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  #64  
Alt 13.01.2009, 16:28
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo an Alle,
habe mir alle Beiträge, teilweise mit Gänsehaut, durchgelesen und weiß überhaupt nicht wo ich mit meinen Gedanken dazu ansetzen kann!

Liebe Cindy,
Deine Mutter ist ganz bestimmt gut in ihrer jetzigen Einrichtung aufgehoben!
Mache Dir keine Vorwürfe. Auch wenn das Sterben, wie die Geburt ein natürlicher Prozess ist, so muss man doch unterscheiden können.
Deine Mutter ist durch ihre Hirnmetastasen in ihrer Persönlichkeit gestört, teilweise nicht einschätzbar, dass kann für sie, aber auch für Euch gefährlich werden (was für ein schrecklicher Ausdruck).

Auch meine Mutter starb an Lungenkrebs, allerdings für diese Erkrankung doch recht friedlich, aber eben auch nicht zuhause, sondern im Krankenhaus.
Sie fiel zuhause einfach um, mein Bruder und mein Vater riefen den RTW und somit verstarb sie leider im Krankenhaus.
Hört sich viel zu sachlich an, aber es sind bis heute noch sehr viele Gefühle im Spiel.

Lieber Stefan,
was Du erleben musstest bei dem schmerzlichen Ende Deiner Frau, geht schon sehr hart an die eigenen Grenzen!
Wie schön für Deine Frau, dass sie nicht alleine war, dass sie einen Mann an ihrer Seite hatte, der das alles so gut meistern konnte, dass zeigt Deine Liebe zu ihr. Mir tut es sowas von leid, dass der Abschied nicht humaner von statten gehen konnte, für Euch beide.
Auch wenn Du sehr "taff" erscheinst, so hoffe ich nicht Dir zu nahe zu treten wenn ich Dir rate, Dir doch Hilfe zu holen um das alles besser verarbeiten zu können.
Der emotionale Absturz kommt oft erst später, aber dann recht heftig. Diese letzten Bilder, beim "Heimgang" Deiner Frau werden Dich lange verfolgen.
Wir, mein Bruder und ich, haben unsere Mutter verloren, Du aber Deine Ehefrau.
Mein Bruder stürzte ab, ins Bodenlose, da er die letzten Bilder nicht verarbeiten konnte. 3,5 Jahre ging es ihm schlecht, jetzt fängt er sich langsam wieder. Von mir werde ich gar nicht schreiben.
Es ist Deine ganz eigene Entscheidung, aber wenn Du merkst, Du kommst damit nicht zurecht, dann würde ich mir wirklich rechtzeitig Hilfe holen.
Für die Zukunft wünsche ich Dir wirklich alles Gute!

Dir, liebe Cindy, wünsche ich viel Kraft für das was noch vor Euch liegt!
Liebe Grüße
Sanne
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  #65  
Alt 13.01.2009, 17:35
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo,

auch ich möchte noch einen Gedanken hier einbringen, der mir wichtig ist:

Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, daß würdevolles Sterben nicht nur zuhause, sondern auch im Krankenhaus und im Pflegeheim möglich sein kann.

Meinen Exmann, den Vater meiner Töchter haben meine Töchter und ich auf der Intensivstation bis zu seinem Tod begleitet. Da gab es Tag und Nacht offene Türen für alle Angehörigen, liebevolle, sachkundige Betreuung durch das Pflegepersonal und kompetente Ärzte als Ansprechpartner. Mein Exmann hätte zuhause nicht friedlicher, humaner und mehr in Würde sterben können, als dort im Krankenhaus.

Zwei andere Menschen, die mir sehr nahe standen, waren in Pflegeheimen, als ihre letzte Stunde gekommen war. Auch dort konnten wir als Angehörige in der Endphase zu jeder Stunde, auch noch um Mitternacht zu Besuch kommen, auch dort bekamen wir jegliche erdenkliche Unterstützung (bis hin zu stärkendem Kaffee!) und auch dort konnten die beiden schwerkranken Menschen in Ruhe, Frieden und Würde hinübergehen.

Ich denke, daß es wichtig ist, als Angehöriger da zu sein, wenn der Todkranke das braucht. Um dem Sterbenden Begleitung, Unterstützung, Ruhe und Sicherheit für diesen letzten, schweren Schritt geben zu können. Wo diese Begleitung letztendlich stattfindet, ob zuhause, im Krankenhaus, im Hospiz oder im Pflegeheim, halte ich für zweitrangig. Denn als Angehöriger hat man auch im Krankenhaus oder Pflegeheim viele Möglichkeiten, dem Sterbenden den Übergang so erträglich wie nur möglich zu machen: Seine Hand halten, den Schweiß abwischen, ihm Mut zusprechen, einfach da sein. Nicht von der Seite zu weichen, dann, wenn es hart wird.

Liebe Grüße
Kyria
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  #66  
Alt 13.01.2009, 18:18
Nawinta Nawinta ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo,

ich finde die Diskussion sehr wertvoll und wichtig.
Leider ist dies immer noch ein viel zu großes Tabuthema in unserer Gesellschaft in der jeder jung, schön, reich, erfolgreich und gesund sein will.
Klar, wer will das nicht.

Aber zum Leben gehört noch mehr.

Und ich finde es gut, dass man sich in diesen Forum dazu austauschen kann und danke den Menschen, die mutig auch über nicht so schöne Dinge schreiben und auch denen die diese Thread eröffnen.

Alex
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  #67  
Alt 13.01.2009, 18:25
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo ihr alle zusammen...

Mein Papa starb zu Hause,
1) weil er es gerne wollte,er hat sich gegen einen weiteren Krankenhausaufenthalt gesträubt....und
2) weil wir eine optimale Unterstützung hatten zu jeder Tages und Nachtzeit.

Der Cousin und Freund meines Vaters ist selber Arzt und somit für uns immer erreichbar gewesen.
Unser Hausarzt hat sich leider nicht um unseren Vater gekümmert( ),er war einmal da und sagte nur, er soll ins KH .
Aber das hat mein Vater konzequent abgelehnt...
Er wollte sterben, und er wollte zu Hause sterben....
Wir haben also ein Pflegebett organisiert,und einen Pflegedienst der morgens kam.
Der zweite "medizinische Engel" war eine Tante meiner Mutter,(eine Altenpflegerin)die zu jeder Tages und Nachzeit zu uns kam,uns half das Bett neu zu beziehen,die Pflegestufe mit uns beantragte,uns die Adresse eines mobilen Hospitzdienstes gab und uns immer moralisch das Gefühl gab,dass wir es schon richtig und gut machten....

Es war eine schwere und harte Zeit und ohne diesen beiden Menschen hätten wir es nicht geschafft ,Papa zu Hause in den Tod begleiten zu können.
Wie oft stand ich mit dem Telefon in der Hand und wollte den Notarzt rufen....
Unser Arzt hat mich davon jedesmal erfolgreich abhalten können...
Er sagte, das dann eine Maschinerie in Gange käme,die wir nicht mehr beeinflussen hätten können...
(ihr wißt ,was ich meine ...Intnsivstadion,Magensonde ,Sauerstoff,das ganze Programm...)
Nein,Papa hätte das nicht gewollt und so ist er zu Hause im Beisein seiner Frau und seines ältesten Sohnes verstorben.

Ich denke ,jede Familie muss für sich entscheiden,welcher Weg der Beste ist .
Das wichtigste ist doch das sie schmerzfrei bleiben(soweit das möglich ist)
und ihre Lieben um sich haben....Denn das spüren sie genau,davon bin ich überzeugt.
Und egal,wo das nun ist...
Zuhause,im KH ,im Pflegeheim, auf der Palliativ ,oder im Hospitz...
Man muss sich nur sicher sein,in dem was man tut,sonst bricht das Chaos über einen ein
Und dieser Thread hier tut eine Menge dazu,das man sich sicher sein kann,das Beste für den Sterbenden zu machen....

Einen schönen Abend...
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
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  #68  
Alt 13.01.2009, 18:25
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Kyria,

Zitat:
Zitat von Kyria Beitrag anzeigen
Wo diese Begleitung letztendlich stattfindet, ob zuhause, im Krankenhaus, im Hospiz oder im Pflegeheim, halte ich für zweitrangig.
Denke ich auch, solange man versucht, den Wunsch des Sterbenden soweit möglich zu berücksichtigen. Und das auch aushalten / organisieren / finanzieren kann. Und im Falle der stationären Pflege die Institution aufgeschlossen ist. Leider habe ich in der Hinsicht schon des öfteren Negatives gehört (u.a. von Uni-Kliniken). Mein Frau war im Erstberuf Krankenschwester, hat auch Altenpflege und häusliche Pflege gemacht. Und ich denke, dass auch die Erfahrungen, die sie da (vor langer Zeit, ist heute hoffentlich anders) gemacht hat, sie zu dem festen Willen gebracht haben, wenn irgend möglich Zuhause zu sterben.

Es gibt natürlich mitunter medizinische Notwendigkeiten, bei denen kein Weg an einem stationären Aufenthalt vorbei geht. Meine Frau hat in den Monaten vor ihrem Tod z.B. eine Reihe von Bluttransfusionen bekommen. Sowas geht nur in der Klinik, nicht Zuhause. Und wenn ihr das geholfen / ihr Leiden erleichtert hätte, dann wäre sie aus diesem einfachen Grund vielleicht in der Klinik geblieben. Aber weil das nicht mehr der Fall war, musste sie diese Entscheidung nicht treffen.

Hallo Sanne,

Zitat:
Zitat von sanne2 Beitrag anzeigen
Auch wenn Du sehr "taff" erscheinst, so hoffe ich nicht Dir zu nahe zu treten wenn ich Dir rate, Dir doch Hilfe zu holen um das alles besser verarbeiten zu können.
Du trittst mir nicht zu nahe. "Erscheinst" ist genau richtig. Ich habe, wie wohl die meisten, mehrere Persönlichkeiten. Eine im Netz, eine andere privat. Was nicht heisst, dass ich mich hier absichtlich verstelle und etwas darzustellen versuche, was ich nicht bin (hoffe ich zumindest nicht, dass ich das tue).

Es heisst aber, dass ich hier nicht alles von mir offenbare. Und v.a. mit Tränen, Leid und Verzweiflung erstmal lieber allein bin, bevor ich darüber nach einiger Zeit - wenn sich das etwas gesetzt hat und ich "rational" darüber sprechen kann - "nach aussen" gehe. Und vor dem Netz / den KK-Foren komme erstmal ich mit mir allein und Hündchen, dann gute Freunde und dann "Profis", denen ich am Telefon oder persönlich die Hucke vollheule. Freitag werde ich das in einer Doppelstunde bei der besten Psychotherapeutin der Welt tun (die ich seit 7 Jahren kenne).D ie Gynäkologin und die Maltherapeutin meiner Frau muss ich nur anrufen, um dort einen "Hinterbliebenen-Termin" zu bekommen. Die Unterstützung ist da, und ich werde sie auch nutzen, wenn es notwendig ist.

Wie schwer und lange die Trauerphase wird, weiss ich im Moment beim besten Willen nicht. Noch ist sie nicht da, und ich mag darüber auch nicht vorab spekulieren. Dass sie kommen wird, und dass sie richtig schwer wird, darauf verwette ich meinen Arsch. Und wenn ich nicht die Gewissheit hätte, dass es dann viele hilfreiche Menschen gibt, an die ich mich immer und mit allem wenden kann... dann hätte ich davor noch viel mehr Schiss, als ich sowieso schon habe :-/

Aber von meinen zutiefst "intimen" Gefühlen, der "echten" Qual, Einsamkeit und Verzweiflung, wird man hier oder sonstwo im Netz erst lesen, wenn sie durch den "Filter" in meinem Kopf gegangen und halbwegs "vernünftig" geäußert werden können. Der wichtige Kern gehört mir, den lege ich nicht im Netz offen. Ist kein böser Wille oder Schauspielerei, sondern einfach die Art und Weise, wie ich am besten mit meinen Gefühlen umgehen kann.

Viele Grüße,
Stefan
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  #69  
Alt 13.01.2009, 19:00
Benutzerbild von heike_mike
heike_mike heike_mike ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

es kann jeder berichten wie er der Meinung ist das es richtig ist. Trotz dessen bin auch ich der Meinung das manauch friedlich sterben kann so wie es bei meiner Mama der Fall war. Nicht immer muß es so geschehen wie es leider bei Stefan geschehen ist was mir sehr sehr leid tut und ich mir diesen Schmerz dabei kaum nachenpfinden kann.

Was mich jedoch sehr beschäftigt ist der Fakt ob man dies wirklich hier so genau beschreiben sollte im sinne der verstorbenen.
Hätte meine Mum gewollt das ich ihren Tod hier so genau beschreiben. Nein,darüber will ich gar nicht weiter nachdenken.
Aber ich glaube ich hätte es in ihrem Interesse nie getan.
Das muß jedoch jeder für sich elbst entscheiden-ich finde diesen Weg des Sterbens jedoch sehr privat und intim und würde ihn nicht ins Netz sezen.

Für Angehörige die die verschiedenen Wege des sterbens kennenlernen wollen finde ich es auch sehr hilfreich zu erfahren wie es geschehen kann,auch mt allen schlimmen Sachen,aber all denen will ich nochmal sagen das es wirklich auch friedlich,ohne kotzen u.s.w. still geschehen kann.

LG Heike
__________________

gekämpft, gehofft und doch verloren

MEIN ENGEL *24.02.1969 + 30.03.2010
IN HERZ UND GEDANKEN FÜR IMMER BEI MIR
DEINE NULPE



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  #70  
Alt 13.01.2009, 19:10
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

@Anette P,
erst einmal würde es mich mal persönlich interessieren, wen Du nun "anschreibst"!

Weshalb ist es nötig sch Hilfe zu holen?
Weshalb wird der Sterbeprozess derart unnatürlich dargestellt, dass man meint ihn nicht verkraften zu können?
DEINE Wortwahl!
Vielleicht, weil man nicht täglich mit demThema "sterben" konfrontiert wird?
Seit 28 Jahren bin ich Krankenschwester, habe so manchen Sterbenden und deren Angehörige begleitet und weiß genau deshalb, welche Schmerzen dieses bei den Angehörigen auslöst, inzwischen leider auch aus eigener Erfahrung.

Die Schilderung Deiner "Lehre", inzwischen nennt es sich Ausbildung, wie lange ist diese her?
Noch nie habe ich erlebt, dass sterbende Menschen in eine "Abstellkammer"verbannt wurden.Jedenfalls nicht im Krankenhaus. Im Gegenteil!
Privatpatienten, mit Anspruch auf ein Einbettzimmer, mussten ihr "Domizil" verlassen, damit ein sterbender Mensch würdevoll Abschied nehmen konnte von seinen Angehörigen. Die Privatpatienten hatten auch immer vollstes Verständnis, nie gab es Ärger.

Lieber Stefan,
dass Du nicht alle Deine Gedanken öffentlich preis gibst, ist mir vollkommen klar und absolut verständlich!
Als meine Mutter an Lungenkrebs erkrankte, erhielt zur gleichen Zeit mein Mann seine Krebsdiagnose.
Ansatzweise habe ich hier im Forum versucht meine Ängste zu beschreiben, aber so ganz klar ausdrücken konnte ich sie scheinbar nicht.
Wie kann man seine Gefühle vermitteln, wenn man sie selber noch nicht einordnen kann?
Das Du Hilfe hast, freut mich!
Alles Gute wünsche ich Dir!
Herzliche Grüße
Sanne
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  #71  
Alt 13.01.2009, 19:17
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Heike,

Zitat:
Zitat von heike_mike Beitrag anzeigen
Nicht immer muß es so geschehen wie es leider bei Stefan geschehen ist was mir sehr sehr leid tut und ich mir diesen Schmerz dabei kaum nachenpfinden kann.
Ich kann mich da nur wiederholen. So schlimm und schmerzhaft waren diese Stunden des Sterbens "trotz allem" nicht. Natürlich waren die Ereignisse in dem Moment schockierend und schwer zu ertragen. Aber sie verfolgen mich (noch?) nicht, wie Sanne das von ihrem Bruder beschrieb.

Was mich "verfolgt" bzw. was ich als ausgepsprochen negative Erinnerung wohl über lange Zeit nicht vergessen werde: wie es war, als meine Frau in der Klinik war, es ihr richtig schlecht ging, und sie nur immer wieder sagen konnte: "Holt mich endlich hier raus!". Und ich nichts für sie tun konnte, ausser völlig verkrampft daneben zu hocken und versuchen ihr zu erklären, aus welchen blöden formalen Gründen das jetzt eben noch nicht geht.

DAS war richtig schlimm zu erleben. Ohnmacht und Hilflosigkeit. Nicht das "unschöne" Sterben Zuhause. Aber da hat sicher jeder andere Dinge, die für ihn schlimm oder (un)erträglich sind. Und das ist ja auch gut so.

Viele Grüße,
Stefan
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  #72  
Alt 13.01.2009, 21:14
Benutzerbild von marvi
marvi marvi ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo alle zusammen,

wie ich ja schon geschrieben habe ist mein Papa auch Zuhause gestorben.

Es war sein Wunsch den wir ihm mit allen Mitteln versucht haben zu erfüllen. Es ging aber auch nur weil ich mit meiner Familie mit meinen Eltern in einem Haus wohnen und wir so Tag und Nacht da waren. Meine Mama hätte es glaube ich alleine nie geschafft......sie hat es mal erwähnt.....sie war auch am Schluß total erschöpft....auch kam morgens und abends ein Pflegedienst der meinen Papa gewaschen und angezogen hat.
Wir hatten ein ganz tollen Hausarzt der uns sogar seine Privatnummer hinterlassen hat...wir konnten ihn Tag und Nacht anrufen. Muß dazu sagen das er auch betreuender Arzt von einem Hospitz ist.
Mein Papa hat uns nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt im September gesagt ( er war dort wegen einer Lungenentzündung) das er nie mehr in ein Krankenhaus will.
Als er zwei Monate später wieder eine Lungenentzündung bekam standen wir vor einer schweren Entscheidung.....wir haben ihm seinen Wunsch erfüllt. Ihm ging es davor schon laufend schlechter und unser Hausarzt hat auch gemeint das sie im Krankenhaus nichts Gutes für meinen Papa tun können...er war zu schwach.
Die Vorstellung ihn an Schläuchen zu sehen konnten wir nicht ertragen und er wollte es so auch nicht.
Es hat dann vier Tage gedauert bis er eingeschlafen ist.....am zweiten Tag dachte ich er hat sich erholt er war ansprechbar hat gar nicht mehr gehustet wollte nicht schlafen und hat viel geredet. Es war aber wohl nur ein letztes aufbäumen.
Mein Papa hatte ca zwei Wochen bevor er starb viel geträumt.....er hat von einem Tunnel geträumt in dem Menschen sind und ihn rufen...am Ende vom Tunnel war es hell. Diesen Traum hat er fast jede Nacht geträumt.....Seid dem glaube ich das nach dem Tod nicht alles vorbei ist und wir uns alle wiedersehen werden.

Im Grunde ist es doch aber auch egal wo unsere Angehörigen sterben...wichtig ist doch nur das wir sie nicht allein lassen und ihnen das Gefühl geben geliebt zu werden egal wo wir sind.
Es gehört auch eine Menge Mut dazu sich einzugestehen das man mit der Pflege überfordert ist.
Wir hatten so viel Hilfe auch von Nachbarn und Freunden...manch anderer hat dies nicht und muß allein mit der Pflege zurecht kommen.

Ich hoffe ich habe nicht zu durcheinander geschrieben......

Katrin
__________________
Mein Papa
22.02.1950 - 02.11.2008

Ich werde dich immer lieb haben.......du fehlst mir so!
****************************************
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  #73  
Alt 14.01.2009, 15:42
Cindy 69 Cindy 69 ist offline
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Hallo an alle,

auch ich habe erkannt, dass es das Wichtigste ist, dass der Sterbende dort ist wo er aufgrund der Erkrankung entsprechend seiner Bedürfnisse versorgt wird. Ob zu Hause, Heim, Hospitz, ist denke ich, nicht so wichtig. Sind dem Sterbenden zu Hause nicht die allerbesten Möglichkeiten gegeben, ist derjenige in einer Einrichtung sicher besser aufgehoben.
Man muss sich auch im Klaren sein, was man als Angehöriger selber überhaupt tragen kann. Nicht jeder kann einem Sterbenden die Hand halten. So individuell das Sterben ist, so individuell sind wir als Angehörige. Wichtig ist jede Art zu respektieren.

Herzliche Grüsse
Cindy
__________________
Meine geliebte Oma: 04.02.1916 - 22.12.08
Meine geliebte Mama: 07.04.1950 - 22.01.09

Menschenleben sind wie Blätter die von Bäumen fallen,
all unsere Liebe vermag es nicht zu verhindern...
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  #74  
Alt 14.01.2009, 19:12
Geske Geske ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Mit den letzten Beiträgen schlägt der Thread leider wieder einen Bogen zur allgemeinen Unverbindlichkeit. Das bringt auch den Vorteil, dass der Prozess des Sterbens aus der öffentlichen Diskussion herausgenommen werden kann.

Zitat:
Zitat von Cindy 69 Beitrag anzeigen
Ob zu Hause, Heim, Hospitz, ist denke ich, nicht so wichtig. Sind dem Sterbenden zu Hause nicht die allerbesten Möglichkeiten gegeben, ist derjenige in einer Einrichtung sicher besser aufgehoben.
ich denke, es ist nicht "unwichtig" wo man stirbt - und man könnte nach den letzten Beiträgen fast den Eindruck erhalten, dass der "allerbeste" Ort dort ist, wo die Angehörigen am wenigsten belastet werden. Genau an diesem Punkt laufen die Beiträge ins "Nichts", wie so häufig.

Gruß
Geske
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  #75  
Alt 14.01.2009, 21:13
Benutzerbild von Petzi 59
Petzi 59 Petzi 59 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Liebe Geske,
ich habe deinen letzten Beitrag jetzt mehrfach gelesen und dann noch alle deine
anderen in diesem Thread.
Ich frage mich jetzt , und hier sei mir bitte nicht böse, was willst du eigentlich.

Jeder muss doch für sich selbst entscheiden , was und wie alles machbar ist.
Natürlich ist es der Idealfall wenn Angehörige zu Hause sterben dürfen.
Aber es gibt eben auch Situationen wo es nicht geht.
Ich habe beides erlebt.
Mein Stiefvater starb im KH, begleitet von seiner Ehefrau , meiner Schwester
und mir, nach einem fürchterlichen Kampf .Es wäre überhaupt nicht möglich gewesen ihn nach Hause zu holen.

Meine Schwiegermutter starb 4 Monate später , begleitet von meinem Mann und mir zu Hause.
Ganz friedlich und ruhig, nachdem sie sich nochmals bedankt hat........

Was ich dir eigentlich nur sagen möchte, man darf nicht alles über einen Kamm scheren. Und ich habe vollstes Verständniß für Angehörige die sich überfordert fühlen!
Liebe Geske, nichts für Ungut
und liebe Grüsse
Petzi59
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