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  #1  
Alt 16.03.2016, 17:15
Pünge Pünge ist offline
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Beiträge: 21
Standard In memoriam

Hallo zusammen,

Ich bin schon seit November Stille Mitlesen und habe mich jetzt endlich dazu entschlossen, unsere Geschichte zu erzählen.
Es geht um meine liebe Schwester Bea, die schon mit 35 Jahren aus dem Leben gerissen wurde.
Es war ein hochaggressives Sarkom, welches leider bei Entdeckung schon gestreut hatte. Operationen und Chemo haben keinen Erfolg gehabt und so musste sie, nur drei Monate nach der Diagnose gehen.
Ich bin die jüngere Schwester und ihr Tod ist nun knapp 5 Wochen her. Es fällt mir alles wahnsinnig schwer, ich kriege irgendwie nichts auf die Reihe.
Meine Schwester war ein unheimlich positiver, fröhlicher Mensch. Ich konnte mit ihr über alles reden, sie war immer für meine Kinder und mich da. Es tut sich so ein Riesen Loch auf und ich weiß irgendwie nicht wie ich damit klar kommen kann. Zudem muss ich mich um meine Eltern kümmern, welche den Verlust natürlich auch nur sehr schwer verkraften.
Irgendwie erscheint mir momentan alles sinnlos. Arbeit, Kinder, das alles lenkt ab, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, irgendwann wieder glücklich zu sein. Ein Teil von mir ist mit gestorben.
Ich will nirgendwo hin, bin nur noch müde und genervt und mir graut vor dem Frühling, wenn alles blüht.
Ich habe zwar viele Freunde, die auch gerne für mich da sein wollen, aber ich will niemanden sehen.
Wie lange dauert denn so das erste Loch?
Ich vermisse sie so unendlich und kann es immernoch nicht glauben.
Habt ihr irgendwelche Tipps?

Viele Grüße

In memoriam Bea! Du fehlst mir!
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  #2  
Alt 16.03.2016, 18:09
vintage vintage ist offline
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Beiträge: 745
Standard AW: In memoriam

hallo pünge,

mein beileid.

leider gibt es keine trauerschemata, an denen man sich orientieren kann.
sterben 3 monate nach der diagnose ist ein schock für die angehörigen, ein trauma. das braucht seine zeit.
evtl. holst du dir psychologische unterstützung, um das verarbeiten zu können.
trauergruppen gibt es auch für angehörige.

die trauerlöcher werden noch lange kommen.
ich empfinde das jetzt, nach fast 12 monaten immer noch wie ein karussell.
mal oben, mal unten und dann noch die drehungen um die eigene achse.
und das alles im schnellen tempo.

das vermissen und das "nicht glauben wollen/können", das bleibt...noch lange.

vg, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #3  
Alt 16.03.2016, 20:35
Pünge Pünge ist offline
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Beiträge: 21
Standard AW: In memoriam

Hallo!
Vielen Dank für deine Antwort! Dein Verlust tut mir sehr leid, ihr hattet ja nach der Diagnose auch nicht mehr viel Zeit.
Ich überlege, mit Sport anzufangen oder vielleicht irgend ein neues Hobby zu beginnen. Da ich aber an nichts Freude habe fällt mir das schwer. Diese Lustlosigkeit ist schrecklich.
Warum müssen so junge Menschen einen so sinnlosen, frühen Tod sterben? Das geht nicht in meinen Kopf. So tolle Persönlichkeiten, die immer für andere da waren. Es macht mich fertig. Ich kann es nicht begreifen!
Ich gehe häufig ans Grab, das hilft ein bißchen, ich fühle mich ihr da nah.
Wie ist das denn bei dir? Empfindest du wieder Freude und Glück?
Trauergruppe.... Da habe ich irgendwie Hemmungen. Hat dir das geholfen?
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  #4  
Alt 16.03.2016, 22:14
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: In memoriam

ich mag den begriff "trauergruppe" auch nicht.
ich habe ein halbes jahr lang einen "stammtisch" besucht mit witwen und 1-2 witwern.
dabei trafen wir uns in einem restaurant, haben gegessen und getrunken und geredet,
geweint und gelacht, uns davor und danach per whatsapp geschrieben... das war super.
viele sind aber nun schon neu liiert und das schlief bißchen ein.
für mich war diese kombi am besten.
als mal eine neue frau kam und mich fragte, ob wir der trauerstammtisch seien, da wollte ich aus versehen schon sagen "nein",
weil wir uns einen anderen namen gegeben hatten: sonnenscheingruppe und ich in dem moment tatsächlich "vergessen" hatte, was uns verband.

dann bin ich in eine trauergruppe gegangen, moderiert, war erst zwei mal da.
das erste mal nur geweint wegen den anderen schicksalen auch.
beim letzten mal weniger geweint und nun geht es dort auch eher in eine konstuktivere, zukunftsorientiertere richtung.
das kann man ja ein bißchen mitgestalten.

egal welche struktur man nutzt: sich zeit zu nehmen für das thema trauer/abschied/schmerz und strategien,
wie es weitergehen kann, ist m. e. oder für mich wichtig,
denn sonst überrollt es einen sowieso.
und so: ich freue mich auf die anderen und auf die termine.
und zwischendurch gibt es trost oder news per whatsapp. so einfache sachen helfen da...

schau, was für dich gut ist und hab geduld mit dir und deiner trauer
du hast deine schwester ja geliebt und ihr tod ist auch ungerecht!
man MUSS dies betrauern und das tut weh.

ich schreibe meinem mann abends immer, wie der tag war - wie früher, als er noch neben mir lag und wir über alles redeten. das hilft mir auch.
und ich akzeptiere dieses karussel-leben erst einmal...den anderen geht es auch so.

ob ich glück und freude empfinde? hm, das hat sich verändert. seltener, weil ich das dann immer gerne mit ihm teilen würde wollen,
und dann fällt mir ja ein, er ist nicht mehr da. aber trauernde, die schon mehr zeit durchlebt haben, sagen ja, das es besser wird.

so, nun genug geschrieben. bin ja eher zurückhaltend.



lg, vintage
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lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...

Geändert von vintage (16.03.2016 um 22:16 Uhr)
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  #5  
Alt 17.03.2016, 17:26
Kleinzeller_Speiseröhre Kleinzeller_Speiseröhre ist offline
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Standard AW: In memoriam

Hallo,
Ich war bisher auch nur stille Mitleserin aber deine Gefühle sind meinen so ähnlich dass ich dachte ich antworte dir mal...
Bei mir ist es meine Mutter die gestorben ist. Das war letzten Sommer, zweieinhalb Monate nach ihrer krebsdiagnose. Bei ihr war es ein Kleinzeller der in der Speiseröhre saß. Völlig untypisch, das ist ja eigentlich ein Lungenkrebs.
Meine Mutter war mir auch sehr nahe, so wie du es von deiner Schwester schilderst. Sie hat eine große Rolle in meinem Leben gespielt.
Ich sage immer es ist Trauer in 3 Bereichen: einmal dass sie mir einfach so wahnsinnig fehlt. Dann der Schock den diese Krebs-Chemo Zeit bei mir hinterlassen hat. Und dann die tagtägliche praktische Lücke, da sie sich viel um meine Kinder gekümmert hat.
So wirklich besser ist es bei mir noch nicht geworden. Der erste Lähmungszustand ist weg. Ich kann auch oberflächlich wieder lachen und fröhlich sein. Aber so richtig glücklich sein, dass kann ich mir noch nicht vorstellen dass das wieder gehen kann.
Leider kann ich dir also nichts aufbauendes sagen außer: du bist nicht alleine!
Jasmin
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  #6  
Alt 17.03.2016, 21:04
Pünge Pünge ist offline
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Beiträge: 21
Standard AW: In memoriam

Vielen lieben Dank für eure Antworten!
Es tut so gut zu wissen, dass man nicht allein ist.
Das mit dem Tod deiner Mutter tut mir sehr leid!
Ich finde, was einem auch zu schaffen macht, sind die Bilder des Leids. Es war unheimlich hart für mich, meine Schwester so leiden zu sehen. glücklicherweise ging es ihr tatsächlich nur zwei Wochen so richtig schlecht. Als sie dann starb war ich zuerst erleichtert. Es war eine Erlösung zu wissen, dass sie nicht mehr leiden muss. Jetzt, fünf Wochen später wäre ich für jede weitere Minute mit ihr dankbar. Es ist einfach eine Achterbahn der Gefühle, das hat vintage treffend beschrieben.

Irgendwie kann ich mir garnicht vorstellen mit irgendwelchen fremden Menschen in einer Trauergruppe zusammen zu sitzen und über meine Schwester zu reden.... Vielleicht bin ich noch nicht soweit. Ich rede mit meinem Mann oder ab und zu mit meiner Mutter. Meine anderen Freunde hören mir auch zu, können das alles aber nicht verstehen. Das macht es schwierig.
Heute ist wieder ein ganz schlechter Tag. Sie fehlt mir so wahnsinnig.... Es ist alles so beschissen ungerecht!

Vielleicht informiere ich mich doch mal nach einer Trauergruppe. Ich kann es ja zumindest mal ausprobieren.
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