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Alt 26.02.2012, 22:08
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard Wir werden uns wiedersehen...

Mein Verstand sagt mir zwar, dass mein Paps für immer gegangen ist... Tot, tot, tot! Aber ich kann es dennoch nicht begreifen. Zwar war ich bis zum Schluss an seiner Seite, habe mit meiner Mama seine Hand gehalten, sie gestreichelt, wir haben ihm leise gesagt, dass er gehen dürfe, wenn es so weit sei, dass wir ihn loslassen, weil wir ihn so lieben und ich habe mich bedankt, aber ich kann nicht glauben, dass er für immer physisch aus meinem Leben verschwunden ist.

Überall sehe ich Zeichen. Einen Sonnenstrahl, der mich blendet, einen Vogel, der für mich ein Lied singt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich meinen Vater nie mehr in die Arme schließen kann, ihm nie mehr einen Kuss auf die Wange drücken werde, nie mehr über sein Haar streichle, nie mehr sein Schnarchen höre, wenn er im Sessel eingeschlafen ist, nie mehr in seine lieben Augen schauen werde. Alles Erinnerung!

Und obwohl ich das Gefühl habe, der Schmerz würde mich innerlich zerreißen, stehe ich jeden Morgen wieder auf, bereite für meine Lieben das Frühstück, fahre ab Dienstag wieder zu Arbeit und funktioniere. Und das Leben geht weiter, erbarmungslos! Aber warum sollte auch die Welt für alle still stehen, weil mein Vater gestorben ist?! Für mich steht sie still... Ich lebe derzeit außerhalb von Raum und Zeit. Unter meiner Trauerglocke. Nach außen bin ich stark und lächle, damit meine Tochter und mein Partner nicht vollends verzweifeln, aber in mir drin ist ein großes schwarzes Loch. Ein Abgrund. Und es zieht mich hinein in dieses schwarze Nichts. Ja, ich weiß, ich war dankbar, dass mein Papa gehen durfte. Dass wir nach seinem Tod das Fenster öffneten und seine Seele hinausließen, dass eine Windböe sich ins das Fenster setzte und meine Mama ihr Zeichen erhielt, dass alles gut sei. Ja, ich war befreit, da ich wusste, er würde nun nie mehr Schmerzen und Leid ertragen. Er würde ins Licht gehen und wäre wieder heil und ganz.

Aber nun merke ich, dass ich hier geblieben bin. Und ich bin nicht im Licht. Und ich habe Schmerzen. Die muss ich aushalten und willkommen heißen. Mich mit meinen Schmerzen an einen Tisch setzen und sie ertragen. Damit auch ich wieder heil werden kann. Und ich bin so müde, so unendlich müde. Eigentlich würde ich mich gern in mein Bett legen und schlafen und erstmal gar nicht mehr aufwachen. Die Geräusche stören mich. Es ist so laut um mich herum. Autolärm dringt durch die Fenster und kriecht in meine Ohren. Unangenehm! Ich will nicht hören! Ich will auch nicht die Augen öffnen, um feststellen zu müssen, dass er nicht mehr da ist. Dann sehe ich meine Mama und ihre Traurigkeit, die ich beinahe anfassen kann. Es tut mir so weh, sie so zu sehen. Es tut so unbeschreiblich weh und dennoch weiß ich, dass wir weitermachen müssen. Am Donnerstag hat meine Tochter Geburtstag und den müssen wir auch feiern. Aber ich mag nicht feiern und muss es doch tun.

Ich wünschte, ich könnte mich hinlegen und schlafen. Nur schlafen! Vielleicht könnte ich dann meinem Papa im Traum begegnen? Und ihn noch einmal sehen? So wie er war, bevor er krank wurde. Einmal noch ohne diese Schmerzen.

Gute Nacht
Miriam
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__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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