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  #1  
Alt 10.06.2008, 10:16
hennymama hennymama ist offline
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Standard Wenn 2 nahestehende personen an Krebs erkrankt sind

HAllo,
heute möchte ich mich hier vorstellen, denn ich muss mal alles ein bißchen loswerden. Und Außenstehende - die zwar immer ein offenes Ohr haben - können es selbst nicht so nachvollziehen wie Betroffene, oder?

Ich schaue schon mal ab und zu ins Forum für "Hirntumore" rein, denn seit November hat mein Mann einen Glioblastom IV.Grades. OP war zu 2/3 erfolgreich, danach waren Bestrahlung und Chemo angesagt. Beides hat er bisher gut vertragen, die Blutwerte sind zwar nicht so gut, aber die Therapie schlägt ganz gut an. Das letzte MRT hatte ergeben, dass der Tumor leicht zurückgegangen ist. Auch die Prognose, dass er nicht wieder arbeiten gehen kann und kein Auto mehr fahren wird, hat sich Gott sei DAnk nicht bestätigt.

Nun kommt hinzu, dass mein Vater im Krankenhaus liegt und vermutlich in den nächsten Stunden oder Tagen für immer einschlafen wird. Er leidet seit fast 15 Jahren an Prostatakrebs und hat schon einige OPs und Bestrahlungen hinter sich. Die Chemo-Therapien, die gemacht worden sind, haben zum Schluß auch nicht mehr geholfen und der Krebs hat in die Knochen gestreut. Seit einiger Zeit bekommt er Morphium gegen die Schmerzen, das ihm auch gut geholfen hat. Seit 3 Wochen verschlechtert sich sein Zustand zusehends, er konnte kaum noch aufstehen, er wurde immer verwirrter, aß kaum noch und wenn, dann erbrach alles wieder. Über das vergangene Wochenende wurde es so schlimm, dass meine Mutter ihn schließlich ins Krankenhaus hat einweisen lassen. Dort werden sie ihm nur noch etwas gegen die Schmerzen geben und gegen die Unruhe, die ihn auch immer wieder erfasste. Meine Mutter kann im Moment so lange dableiben wie sie möchte.
Hinzu kommt, dass mein Papa einen Herzschrittmacher trägt, der sich wohl inzwischen als Fluch herausstellt. Er hält die Herzleistung aufrecht, egal was sich sonst im Körper abspielt.
Für meinen Papa wäre es das Beste, wenn er endlich seinen Frieden finden würde, dann müsste er nicht mehr so leiden.

Danke!
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  #2  
Alt 10.06.2008, 11:21
ClaudiaE. ClaudiaE. ist offline
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Standard AW: Wenn 2 nahestehende personen an Krebs erkrankt sind

Liebe Hennymama,

lass dich mal ganz fest drücken. Es tut mir sehr leid dass es eure Familie so schwer erwischt hat. Ich wünsche euch allen ganz viel Kraft. Ich würde dir gerne etwas tröstendes schreiben. Aber es gibt nicht wirklich etwas das einen tröstet. Nur die Hoffnung hält einen aufrecht und die darf man auch ruhig haben. Bei meiner Mutter wurde ein Glioblastom, WHO Grad IV, am 13.05.2008 fast ganz entfernt. Seit der OP ist sie rechtsseitig gelähmt und hat Sprachstörungen. Morgen fangen sie mit der Strahlen- und Chemotherapie an. Wenn sie im Anschluß bei Kräften ist kommt sie in die Reha. Ich hoffe sie wird bald wieder laufen und sprechen können.

Mein Vater hatte vor zwei Jahren Bestrahlungen wegen Prostatakrebs. Soweit ist mit ihm alles in Ordnung. Wir hoffen dass er es überstanden hat und nichts mehr nachkommt. Aber die Angst bleibt. Nun kommt auch noch die wahnsinnige Angst um Mama hinzu. Dieser furchtbare Krebs.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles erdenklich gute. Vielleicht hört man ab und an von einander.

GLG

Claudia
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  #3  
Alt 12.06.2008, 10:24
hennymama hennymama ist offline
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Standard AW: Wenn 2 nahestehende personen an Krebs erkrankt sind

Hallo Claudia,

oh nein, da trifft es dich ja auch doppelt.
Ich drücke euch die Daumen, dass es bei deinem Vater so bleibt, denn er braucht ja jetzt auch sehr viel Kraft um deine Mutter zu unterstützen.
Bei meinem Vater war ich gestern im Krankenhaus und ich muss sagen, ich bin froh, wenn er für immer einschläft. Der Krebs hat ihn besiegt, er sitzt inzwischen auch im Gehirn und die Nieren funktionieren nicht mehr richtig. Zwischendurch hat er sehr unruhige Momente und reißt sich die Infusion raus.
Hoffentlich bekommt er es nicht mehr so mit, wie es um ihn steht.

Für die Strahlentherapie deiner Mutter kann ich dich ein wenig trösten: Mein Mann hat die Strahlentherapie gut verkraftet; wenn er seine Pausen danach gemacht hat, konnte er nachmittags die Zeit ganz normal verbringen. Er hat zwar auch seine Haare verloren, aber nur durch die Strahlen, nicht durch die Chemo. Denn man sah ganz genau wo die Strahlen auf den Kopf getroffen sind, dort fielen die Haare aus. Inzwischen wachsen sie wieder nach, trotz Chemo, die er weiter nimmt und wohl sehr lange nehmen muss.

Ich wünsche euch viel Kraft für die nächste Zeit und schreib mir mal, wie es bei euch weiter geht.


Seid lieb gegrüßt
Theda
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  #4  
Alt 12.06.2008, 11:16
ClaudiaE. ClaudiaE. ist offline
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Standard AW: Wenn 2 nahestehende personen an Krebs erkrankt sind

Liebe Theda,
das es deinem Vater so schlecht geht tut mir sehr leid.

Es ist schön zu hören, dass die Behandlung bei deinem Mann so gut anschlägt. Es macht uns Mut und hält die Hoffnung aufrecht. Ich wünsche euch von ganzem Herzen weiterhin viel Erfolg. Ich drücke ganz fest die Daumen.

Meine Mutter hat gestern ihre erst Bestrahlung bekommen. Sie scheint es ganz gut zu vertragen. Wir hoffen das es so bleibt. Mit der Chemo wurde noch nicht begonnen, da sie im Moment keinen Stuhlgang hat. Die Ärzte sagen sie müssen erst dieses Problem aus der Welt schaffen und dann kann man mit der Chemo beginnen. Mein Vater hat gestern mit meiner Mutter das rechte Bein trainiert. Er meinte er hätte 2 mal Gegendruck verspürt. Da haben seine Augen vor Glück gestrahlt. Leider spricht meine Mutter kaum noch mit uns. Wenn die Ärzte oder das Pflegepersonal etwas fragen, bringt sie, Gott sei Dank, noch die Kraft auf bruchstückhaft zu antworten. Es scheint ihr immer schwerer zu fallen. Des weiteren fällt mir auf, dass sie nicht mehr richtig trinken kann. Wenn ich ihr den Strohhalm reiche beisst sie darauf. Erst wenn ich sage: " Mama du must ziehen" und mache es vor, geht es langsam. Einfach nur mit der Schnabeltasse geht zwar, aber da verschluckt sie sich oft. Sie schläft fast nur noch und wenn sie die Augen mal auf hat schaut sie ins leere. Es ist so traurig!

Wenn du Zeit und Lust hast, dann halt mich doch auf dem Laufenden.

Alles Gute!

Claudia
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  #5  
Alt 16.06.2008, 07:04
hennymama hennymama ist offline
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Standard AW: Wenn 2 nahestehende personen an Krebs erkrankt sind

In der Nacht zu Samstag ist mein Papa eingeschlafen. Nun muss er nicht mehr leiden. Ich war Freitag noch einmal bei ihm und er lag bewegungslos in seinem Bett. Er konnte die Hand nicht mehr heben und wenn ich sie gehalten habe, gab es keinen Gegendruck mehr. Einmal öffnete er die Augen, aber ob er mich wahrgenommen hat, bezweifele ich.
Meine Mama konnte die ganze Zeit im Krankenhaus bleiben, so dass sie auch in der Nacht am Bett saß, als es soweit war.
Im Moment sind noch die ganzen organisatorischen Dinge zu erledigen, so dass es uns noch ein wenig auf Trab hält. Ich denke, nach der Beerdigung wird die Trauer mit voller Wucht kommen.
Für meine Eltern wäre SAmstag der goldenen Hochzeitstag gewesen...
Meine Kids verabschieden den Opi jetzt abends mit einem Blick zum Himmel und "Schlaf gut, Opi"!
Sie gehen noch so frei mit dem Thema um... Uns wurde geraten, die Kinder mit zur Beerdigung zu nehmen, aber mit ihren 2 un 4 Jahren sind sie noch zu klein, oder?

Theda
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  #6  
Alt 16.06.2008, 10:44
ClaudiaE. ClaudiaE. ist offline
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Standard AW: Wenn 2 nahestehende personen an Krebs erkrankt sind

Meine liebe Theda,

ich möchte Dir und Deiner Familie mein Herzliches Beileid ausdrücken. Ich wünsche Euch ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit und denke an Euch.

Ich befürchte auch, dass dich die Trauer nach den organisatorischen Dinge überwältigen wird. Im Moment wirst du wohl einfach nur funktionieren und tun was getan werden muß. Aber deine Mama hat Glück dich zu haben, weil du ihr die Last der Organisation in dieser schweren Zeit abnimmst. Sie ist dir bestimmt sehr dankbar.

Es war sicher sehr, sehr schwer für deine Mama deinen Vater auf seinem letzten Weg zu begleiten und das an einem so emotionalen Tag wie dem goldenen Hochzeitstag. Es muß Sie unvorstellbar viel Kraft gekostet haben. Schön das dein Vater so geliebt wurde und nicht alleine gehen mußte.

Ich war 5 Jahre alt als meine Oma starb. Meine Eltern nahmen mich mit zur Beerdigung. Wie du schon gesagt hast, als Kind geht man damit freier um. Man versteht es nicht wirklich. Mir hat es, denke ich, nicht geschadet. Ich kann mich auch erinnern, dass meine Mama ganz oft mit mir über Oma gesprochen hat und mir das Gefühl vermittelt hat, dass sie im Himmel auf mich aufpasst. Es war mir wichtig das Gefühl zu haben das es nicht wirklich endgültig ist sondern das ich im Gebet mir ihr Kontakt aufnehmen kann. Ich bin auch sehr oft mit Opa zum Grab von Oma gegangen und habe ihm bei der Grabpflege geholfen. Mit 2 und 4 Jahren sind deine Mäuse wirklich noch klein. Hör auf dein Gefühl. Als Mama macht man das Richtige, denn keiner kennt deine Kinder besser als du.

Es drückt dich ganz fest

Claudia
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  #7  
Alt 16.06.2008, 13:33
hennymama hennymama ist offline
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Standard AW: Wenn 2 nahestehende personen an Krebs erkrankt sind

Liebe Claudia,

vielen Dank für dein Schreiben. Es hat mir schon sehr geholfen.
Vor allem für die Kinder habe ich eine Lösung. Da es wohl eine recht große Beerdigung wird, nehme ich die Kinder nicht mit. Wir werden ein paar Tage später das Grab von Opi besuchen, denn ich glaube nicht, dass es für meine große Tochter begreifbar ist, warum der Sarg in die Erde kommt.
Ja, es hält uns tatsächlich aufrecht, das wir soviel zu organisieren haben.
Leider wohnen wir nicht direkt um die Ecke meiner Eltern, so dass ich mir um die nächsten Wochen Gedanken mache.

Ich habe gerade deinen anderen Thread gelesen und kann mir ein wenig vorstellen, was ihr z. Zt. durchmacht. Bei uns waren die Ärzte im Winter sehr offen und haben uns auf alles vorbereitet. Da mein Mann noch keine 40 Jahre alt ist und die Ärzte schnell operieren konnten, hoffen wir, dass es nicht so schnell verschlechtern wird, wie es uns vorhergesagt wird.
Bei der OP wurde nur 2/3 des Tumors entfernt, so dass nur das rechte Auge etwas betroffen ist. Der Neurochirurg hatte zwar noch einmal in Erwägung gezogen, meinen Mann noch einmal zu operieren, aber dann wäre auch sein Sprachzentrum betroffen und er hätte die rechte Seite nicht mehr bewegen können.
Typveränderungen hat es bei meinem Mann auch schon gegeben. Er ist im Umgang mit den Kindern sehr viel ungeduldiger geworden und hat sehr viel größere Stimmungsschwankungen als vorher.
Die Nachricht, dass mein Vater eingeschlafen ist, hat ihn sehr mitgenommen und er hat sehr viel geweint. Und er hatte zwei Tage wieder Kopfschmerzen und genau solche, mit denen er im Winter ins Krankenhaus gekommen ist.
Ich habe mich natürlich auch viel im Netz informiert, aber diese Krankheit ist so furchtbar, dass ich nicht oft darüber lesen kann.

Liebe Claudia, ich wünsche dir und deinem Vater auch ganz viel Kraft und noch viele schöne Momente mit deiner Mutter. Halte mich gerne auf dem laufenden, wenn du magst, melde dich einfach wieder!

LG
Theda
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  #8  
Alt 17.06.2008, 09:07
ClaudiaE. ClaudiaE. ist offline
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Standard AW: Wenn 2 nahestehende personen an Krebs erkrankt sind

Liebe Theda,

ich denke du hast die richtige Entscheidung getroffen, wenn du die Kleinen nicht mitnimmst. Das du nicht gerade in der Nähe von deinen Eltern wohnst macht es für dich auch nicht gerade einfach. Aber es wird bestimmt irgendwie gehen, mach dir keine Sorgen. Auch ich wünsche Dir ganz viel Kraft, damit du das alles schaffst. Es muß schwer für dich sein, das alles zu bewältigen und zu verkraften. Ich habe es da etwas einfacher. Mein Sohn ist schon bald 13 Jahre alt und macht schon vieles selbst. Ich habe auch das Glück, dass er ein sehr zuverlässiger Junge ist und Verständnis dafür hat das Mama im Moment etwas neben der Spur ist.

Von meiner Mutter gibt es nichts Neues zu berichten. Es wäre schön, wenn ich sagen könnte das es ihr besser geht.

Liebe Theda, dir und deinem Mann alles erdenklich Gute und alles Glück dieser Welt.

Freue mich wenn ich von dir höre.

Claudia
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