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  #1  
Alt 12.06.2008, 10:19
kiwi08 kiwi08 ist offline
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Standard Chemo und meine Nerven...

Hallo !

Mein Mann ist seit Montag im Krankenhaus, er hat Hodenkrebs und bekommt nun eine Chemo dagegen. Warum ich mich an euch wende, wie habt ihr es geschafft euren Partner so leiden zu sehen. Ich meine er hat jetzt keine starken Schmerzen oder so aber er ist so still und ich weiss das es ihm beschissen geht. Mir kommen immer die Tränen auch vor ihm, obwohl ich das gar nicht will. Ich sage mir immer, ich muss stark sein und keine Schwäche zeigen, aber dann passiert das Gegenteil. Kann man das irgend wie in den Griff bekommen ???

Liebe Grüße
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  #2  
Alt 12.06.2008, 16:05
Benutzerbild von josie&josie
josie&josie josie&josie ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

hallo kiwi!

es ist sehr schwierig, damit umzugehen dass der partner sehr krank ist.
auch mein mann hat krebs - bauchspeicheldrüse mit metas., wir sind noch nicht mal g'scheid 30 jahre alt.

die chemo stecken manche gut weg, andere wieder schlechter - ich weiß noch, als mein mann die erste chemo bekam - phu, das war schlimm ich hab auch viel viel geweint und wusste gar nicht richtig damit umzugehen, zumal auch die diagnose noch recht frisch war.
ich glaube es ist wichtig, zur ruhe zu kommen, die diagnose mal zu verdauen und auch wenn es für dich ganz absurd klingt:
du wirst lernen damit zu leben, das bekommt eine art "normalität", so schrecklich das klingt
die chemo wird deinem mann helfen, sie wird ihm das leben retten. genau so musst du es sehen.
es geht ihm schlecht weil die chemo all seine zellen angreift - auch die tumorzellen.
wir sagen uns immer, es ist ok wenn es ihm nicht so toll geht, hauptsache die chemo wirkt.
vielleicht hilft dir dieser gedanke...?

eine schöne metapher:
wenn du ein haus renovierst weil es alt und kaputt ist, beginnst du alles herauszureissen. die tapeten, die tepiche, fensterrahmen, alte möbel.
das haus sieht dann ganz schrecklich aus, dir ist zum weinen und du kannst dir nicht vorstellen dass es einmal schön wird - und du vermisst das "alte" haus.
doch dann beginnst du die wände zu streichen, neuen boden zu legen und neu einzurichten. und am schluss fühlst du dich sehr wohl. klar, das alte haus hast du auch geliebt und dich sehr wohl gefühlt - aber jetzt ist es neu, schön und auch sehr gemütlich.

diesen prozess nehme ich oft als vergleich zu seiner krankheit.

ist deinem mann schlecht während der chemo? wenn ja, dann versuch so geschmacksarm und geruchslos wie möglich zu kochen - auch nicht zu fett, vielleicht isst er ja ein wenig.
wenn nicht: du glückliche! dann geht es anderen noch viel viel schlimmer - auch das kannst du dir oft sagen...

liebe grüße und kopf hoch!
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  #3  
Alt 13.06.2008, 00:03
kiwi08 kiwi08 ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

Hallo!

Vielen Dank für deine Antwort.
Wir sind auch noch keine dreißig, mein Mann wird es allerdings im August.

Die Metapher ist schön und werde in Zukunft daran denken. Wenn mir heute die Tränen gekommen sind, habe ich immer gedacht, dass es viele Menschen gibt denen es noch schlechter geht, das ging dann einigermaßen.

Wir wissen nun seit sechs Wochen das er Krebs hat, mein Problem ist das er keine Beschwerden hat, keine Schmerzen und nun bekommt er die Chemo und muss leiden. Das ist so gemein. Er war immer kerngesund und für mich da. Ich habe vor kurzer Zeit zwei Fehlgeburten gehabt und er war meine Stütze und immmer für mich da, allerdings auch mit Tränen in den Augen. Und ich will stark sein, aber trotzdem fühle ich mich so schwach und muss immer weinen.

Heute hat er mich zum ersten Mal im Krankenhaus in den Arm genommen, das tat so gut. Wir sind fast neun Jahre zusammen aber diese Umarmung war die schönste und für mich die wichtigste seit dem wir zusammen sind.

Ich habe so eine große Angst vor die Zukunft und obwohl er sehr gute Heilungschancen hat, habe ich große Angst ihn zu verlieren.

Ich wünsche euch viel Glück und Kraft.
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  #4  
Alt 13.06.2008, 09:59
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josie&josie josie&josie ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

ach meine liebe,

ich kann dich so gut verstehen...!

ich weiß noch genau, als ich die diagnose erfuhr, war ich wie betäubt. ich hab zuerst gar kein wort sagen können vor lauter entsetzen.. dann hab ich 3 tage lang geweint. ich konnte gar nicht damit aufhören, ich war so wütend und so unendlich traurig.. hab ich doch mit ihm gerade meinen lebensmenschen gefunden. und jetzt soll alles wanken?

leider stehen unsere chancen nicht so toll wie eure - aber der momentane zustand ist wohl derselbe.
es geht ihm so gut, er geht trainieren macht seinen job, die chemo ist das einzige was ihm zu schaffen macht.
ich hab auch lernen müssen, damit umzugehen - obwohl ich NIE gedacht hätte, dass ich das jemals kann.

halt durch, die chemo wirkt!! und es ist gut dass es ihm während der chemo schlecht geht, denn so siehst du unter andrem auch, dass sie wirkung zeigt - sag dir das immer.

die zeit die ihr jetzt durchmachen müsst ist sicher keine leichte - aber ich kann dir eins versprechen: du wirst mit ihm gemeinsam sehr an dieser sache wachsen. es wird dich reifen lassen und du wirst viele dinge anders sehen als zuvor.
auch ihr beiden habt die chance dadurch zusammenzuwachsen - das ist etwas ganz besonderes und schönes!

ach - lass dich ganz fest drücken, ich weiß so genau wie du dich fühlst.. mir kommen auch oft die tränen wenn ich an unsere ungewisse zukunft denke. ich frag mich dann oft womit wir das verdient haben.. aber das leben ist eben weder "unfair" noch "fair", es geht einfach seinen weg.

du kannst mich jederzeit anschreiben wenn du magst, ich werd hier im forum immer gern für dich da sein!

liebe grüße
verena
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  #5  
Alt 13.06.2008, 14:25
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

Liebe kiwi,

mein Mann bekam im Alter von 33 Jahren Hodenkrebs, anschließend wurde eine damals noch sehr schmerzhafte Lymphographie gemacht und dann erhielt er präventiv jede Menge Bestrahlungen, die ihn zwar gesundheitlich Kraft kosteten, aber er konnte in den folgenden 35 Jahren ein (fast) ganz normales Leben führen, beruflich stand er damals ja noch am Anfang. Ich war zu dem damaligen Zeitpunkt 21 Jahre alt; bis auf eine bewußte Ernährung und gelegentliche Unpässlichkeiten auf Grund der Bestrahlungen haben wir die Erkrankung so "mitlaufen" lassen.

Dir und Deinem Mann wünsche ich auch noch viele gemeinsame Jahre.
Liebe Grüße
Geske

Geändert von Geske (13.06.2008 um 14:27 Uhr)
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  #6  
Alt 15.06.2008, 01:51
ninanani ninanani ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

Hallo kiwi08,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich im Moment fühlen musst.

Mein Freund hat im Januar diesen Jahres die Diagnose Hodenkrebs bekommen.
Er hat jetzt 4 Chemozyklen PEB hinter sich und soweit sieht alles gut aus. Er macht jetzt bald seine Reha und wird dann hoffentlich Ende August seine Ausbildung weitermachen.

Nach der Diagnose hat mir dieses Forum hier sehr geholfen, weil ich hier auf Gleichgesinnte getroffen bin, die selber genau wussten was wir durchmachen. Klar, mit Freunden und Familie zu reden hilft auch sehr, aber wirklich verstehen kann das nur jemand, der es selbst erlebt. Und die meisten in unserem Alter (er ist 28, ich bin 25) haben eher andere Dinge im Kopf, als sich mit Krebs auseinanderzusetzen.

Wie ich mich nach der Diagnose gefühlt habe, kann ich gar nicht so genau beschreiben. Klar, einerseits war das ein Schock, aber andererseits auch so eine Art Erleichterung, dass nun endlich Klarheit herrscht. Er ist ja vorher schon 4 Monate wegen unerklärlicher Rückenschmerzen und diverser anderen Beschwerden von Arzt zu Arzt gerannt und keiner wusste warum. Habe mir die ganze Geschichte damals im hier im Hodenkrebsforum von der Seele geschrieben. Wenn du magst, lies es dir einfach mal durch.
Und irgendwie hatte ich im Unterbewusstsein so was in der Art geahnt, deshalb war ich eher ziemlich "cool" dabei.

Hab sowas in der Art gedacht wie "OK, dann wirds halt rausgeschnitten und gut". Ich habe keine Sekunde daran gedacht, aufzugeben.
Umgehauen hat es mich ein wenig, als wir dann erfahren haben, wie sehr der Tumor schon gestreut hatte. Da war ich einfach nur sauer auf die Ärzte, die das alles schon viel eher hätten erkennen können. Richtig Angst hatt ich eigentlich nie oder ich hab sie erfolgreich verdrängt.
Die Chemos hab ich versucht, als etwas gutes anzusehen, da sie meinen Freund ja geholfen haben (nach dem 2. Zyklus waren die Metastasen schon kaum noch vorhanden). Das hat er sich auch immer gesagt und deshalb gings ihm zumindest psychisch relativ gut dabei.
Gegen die Übelkeit bekam er Tabletten und so hielt sich das auch in Grenzen. Nur körperlich war er immer sehr kaputt.

Ich kann dir nur raten, sei für deinen Partner da, aber vergiss dich nicht dabei. Zusammen schafft ihr das!! Lass deine Gefühle zu und ganz wichtig: reden, reden, reden!! Friss nix in dich hinein! Wenn du die Möglichkeit hast, rede mit einem Onko-Psychologen!

Und wie taffissima schon sagte: du wirst dich daran gewöhnen, dass sich die Prioritäten verschieben. Während andere in meinem Alter darüber nachdenken, wo wohl am Wochenende die angesagteste Party ist, kreisen deine Gedanken um Tumormarker, Blutwerte, das nächste Kontroll-CT etc.
Aber (und das ist durchaus positiv) man lernt das Leben zu lieben (durch die Krankheit habe ich meiner Meinung nach erfahren, was es bedeutet, erwachsen zu sein) und sich an absurden Kleinigkeiten zu freuen.
Du glaubst gar nicht, wie ich mich gefreut hab, als mein Freund nach seiner ersten Chemo zum ersten Mal wieder mit richtig Appetit in nen Burger von McD gebissen hat

Wenn du magst, kannst du mich gerne anschreiben hier!


@tafissima:
Die Metapher ist echt schön und wirklich sehr passend!


Fühlt euch gedrückt,
Nina
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  #7  
Alt 15.06.2008, 11:20
Benutzerbild von josie&josie
josie&josie josie&josie ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

hallo, kolleginnen

eigentlich ein wahnsinn, wieviele junge menschen da betroffen sind!
ich bin 28 jahre alt, mein schatz ist grad 34 geworden.

aber eins kann ich euch sagen: ich wünschte er hätte auch hodenkrebs - vielleicht hilft euch das, denn es kann noch SO VIEL schlimmer kommen

@ nina

ach, ich war auch stinksauer auf diese XXXärzte. die haben 2 monate vergehen lassen weil sie dachten, er hätte ödeme in der bauchspeicheldrüse. und in diesen 2 monaten hat das ding auch so stark in die leber gestreut.
als sies dann entdeckt haben, war der tumor schon inoperabel
jetzt kämpfen wir mit chemo und hoffen dass die ärzte operieren können und sich die metas verzupfen

die metapher sagt find ich sehr viel über den prozess der krankheit aus.. mir hat sie immer geholfen.

es stimmt was nina sagt - auf keinen fall darf man vergessen auf sich selbst zu schaun, das ist mindestens genauso wichtig, wie für den partner da zu sein.
ich bin zb. sängerin und mein schatz wollte es nie so richtig, wenn ich auftritte hatte.
seit seiner krankheit bin ich 100%ig für ihn da, aber das singen zb, lass ich mir nicht nehmen - das ist wichtig für mich und meine kraft

ich drück euch und wünsch euch einen schönen sonntag
liebe grüße
verena
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  #8  
Alt 19.06.2008, 16:43
kiwi08 kiwi08 ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

Zitat:
Zitat von taffissima Beitrag anzeigen
ach meine liebe,

ich kann dich so gut verstehen...!

ich weiß noch genau, als ich die diagnose erfuhr, war ich wie betäubt. ich hab zuerst gar kein wort sagen können vor lauter entsetzen.. dann hab ich 3 tage lang geweint. ich konnte gar nicht damit aufhören, ich war so wütend und so unendlich traurig.. hab ich doch mit ihm gerade meinen lebensmenschen gefunden. und jetzt soll alles wanken?

leider stehen unsere chancen nicht so toll wie eure - aber der momentane zustand ist wohl derselbe.
es geht ihm so gut, er geht trainieren macht seinen job, die chemo ist das einzige was ihm zu schaffen macht.
ich hab auch lernen müssen, damit umzugehen - obwohl ich NIE gedacht hätte, dass ich das jemals kann.

halt durch, die chemo wirkt!! und es ist gut dass es ihm während der chemo schlecht geht, denn so siehst du unter andrem auch, dass sie wirkung zeigt - sag dir das immer.

die zeit die ihr jetzt durchmachen müsst ist sicher keine leichte - aber ich kann dir eins versprechen: du wirst mit ihm gemeinsam sehr an dieser sache wachsen. es wird dich reifen lassen und du wirst viele dinge anders sehen als zuvor.
auch ihr beiden habt die chance dadurch zusammenzuwachsen - das ist etwas ganz besonderes und schönes!

ach - lass dich ganz fest drücken, ich weiß so genau wie du dich fühlst.. mir kommen auch oft die tränen wenn ich an unsere ungewisse zukunft denke. ich frag mich dann oft womit wir das verdient haben.. aber das leben ist eben weder "unfair" noch "fair", es geht einfach seinen weg.

du kannst mich jederzeit anschreiben wenn du magst, ich werd hier im forum immer gern für dich da sein!

liebe grüße
verena
Hallo Verena.
Vielen Dank für deine lieben Worte. Sie sind mir sehr nah gegangen, du fühlst genau wie ich. Die Menschen um mich herum versuchen mich zu verstehen und zu trösten, aber wirklich fühlen können es nur die, die selbst in so einer Situation leben. Meine "Freundinnen" gehen mir aus dem Weg, das tut so weh. Ich versuche den Anschluß nicht zu verlieren, aber es ist schwer weil wir nun so wenig Zeit haben. Tja und sie haben natürlich andere Dinge im Kopf. (Baby, Haus usw.) Eine Bekannte hat letzte Woche ein Baby bekommen, sofort wurde gesammelt für ein Geschenk und eine schöne Karte fertig gemacht mit Glückwünschen. Und mein Mann ? Hätte mich echt gefreut wenn mal eine Karte gekommen wäre mit Genesungswünschen oder so was.

Jemand fragt mich wie ich das alles schaffen würde, weil ich auch vor kurzem zwei Fehlgeburten hatte, die eine war schon recht spät in der 18.Woche. Was soll ich darauf antworten, was soll ich denn machen ? Aufgeben ? Mir ein Strick nehmen ? Ich weiss sie meinen es nur gut.

Mein Mann ist nun seit ein paar Tagen wieder zu Hause, erst ging es ihm nicht so gut, aber seit gestern kann er auch wieder lachen. Wir reden viel und er hat mir geschworen nicht aufzugeben. Ganz im Gegenteil er schmiedet schon wieder Zunkunftspläne. Er ist so tapfer und stark. Ich hoffe es bleibt so.

Ja Hodenkrebs ist der beste Krebs den ein Mann bekommen kann, den Spruch habe ich schon oft gehört und es stimmt auch, aber der Weg ist trotzdem sehr steinig.

Wie viele Chemos brauch denn dein Mann noch oder kann man das so nicht sagen ???

Viele liebe Grüße und ich drück dich ganz doll...
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  #9  
Alt 19.06.2008, 16:59
kiwi08 kiwi08 ist offline
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Standard AW: Chemo und meine Nerven...

Zitat:
Zitat von ninanani Beitrag anzeigen
Hallo kiwi08,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich im Moment fühlen musst.

Mein Freund hat im Januar diesen Jahres die Diagnose Hodenkrebs bekommen.
Er hat jetzt 4 Chemozyklen PEB hinter sich und soweit sieht alles gut aus. Er macht jetzt bald seine Reha und wird dann hoffentlich Ende August seine Ausbildung weitermachen.

Nach der Diagnose hat mir dieses Forum hier sehr geholfen, weil ich hier auf Gleichgesinnte getroffen bin, die selber genau wussten was wir durchmachen. Klar, mit Freunden und Familie zu reden hilft auch sehr, aber wirklich verstehen kann das nur jemand, der es selbst erlebt. Und die meisten in unserem Alter (er ist 28, ich bin 25) haben eher andere Dinge im Kopf, als sich mit Krebs auseinanderzusetzen.

Wie ich mich nach der Diagnose gefühlt habe, kann ich gar nicht so genau beschreiben. Klar, einerseits war das ein Schock, aber andererseits auch so eine Art Erleichterung, dass nun endlich Klarheit herrscht. Er ist ja vorher schon 4 Monate wegen unerklärlicher Rückenschmerzen und diverser anderen Beschwerden von Arzt zu Arzt gerannt und keiner wusste warum. Habe mir die ganze Geschichte damals im hier im Hodenkrebsforum von der Seele geschrieben. Wenn du magst, lies es dir einfach mal durch.
Und irgendwie hatte ich im Unterbewusstsein so was in der Art geahnt, deshalb war ich eher ziemlich "cool" dabei.

Hab sowas in der Art gedacht wie "OK, dann wirds halt rausgeschnitten und gut". Ich habe keine Sekunde daran gedacht, aufzugeben.
Umgehauen hat es mich ein wenig, als wir dann erfahren haben, wie sehr der Tumor schon gestreut hatte. Da war ich einfach nur sauer auf die Ärzte, die das alles schon viel eher hätten erkennen können. Richtig Angst hatt ich eigentlich nie oder ich hab sie erfolgreich verdrängt.
Die Chemos hab ich versucht, als etwas gutes anzusehen, da sie meinen Freund ja geholfen haben (nach dem 2. Zyklus waren die Metastasen schon kaum noch vorhanden). Das hat er sich auch immer gesagt und deshalb gings ihm zumindest psychisch relativ gut dabei.
Gegen die Übelkeit bekam er Tabletten und so hielt sich das auch in Grenzen. Nur körperlich war er immer sehr kaputt.

Ich kann dir nur raten, sei für deinen Partner da, aber vergiss dich nicht dabei. Zusammen schafft ihr das!! Lass deine Gefühle zu und ganz wichtig: reden, reden, reden!! Friss nix in dich hinein! Wenn du die Möglichkeit hast, rede mit einem Onko-Psychologen!

Und wie taffissima schon sagte: du wirst dich daran gewöhnen, dass sich die Prioritäten verschieben. Während andere in meinem Alter darüber nachdenken, wo wohl am Wochenende die angesagteste Party ist, kreisen deine Gedanken um Tumormarker, Blutwerte, das nächste Kontroll-CT etc.
Aber (und das ist durchaus positiv) man lernt das Leben zu lieben (durch die Krankheit habe ich meiner Meinung nach erfahren, was es bedeutet, erwachsen zu sein) und sich an absurden Kleinigkeiten zu freuen.
Du glaubst gar nicht, wie ich mich gefreut hab, als mein Freund nach seiner ersten Chemo zum ersten Mal wieder mit richtig Appetit in nen Burger von McD gebissen hat

Wenn du magst, kannst du mich gerne anschreiben hier!


@tafissima:
Die Metapher ist echt schön und wirklich sehr passend!


Fühlt euch gedrückt,
Nina
Hallo Nina !
Ja ja die lieben Ärzte, das habe ich jetzt schon oft gehört, dass viele es nicht erkennen und dann ist auf einmal der Körper voll mit Metastasen. Mein Mann hat es selbst gefühlt, er hat nie Schmerzen gehabt und er selbst wusste sofort das es nichts Gutes ist. Sofort beim ersten Besuch beim Urlogen stand die Diagnose schon fest : Hodenkrebs. Aber wir haben das erst gar nicht realisiert, was da nun noch alles auf uns zu kommen wird. Nach der Op, Entnahme des linken Hodens, kam nach dem CT raus das ein Lymphknoten vergrößert ist. Er bekommt jetzt drei Zyklen der PEB-Chemo, aber wir befinden uns gerade erst am Anfang, eine Woche stationär hat er geschafft, zwei folgen noch. Ich hoffe das er es dann geschafft hat.
Wie waren denn bei euch die letzten Untersuchungen ? Alles in Ordnung.

Alles Liebe und vielen Dank für deine Antwort!!!Ich drück dich und hoffe das für euch bald wieder alles Normal und "Langweilig" wird.
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