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  #1  
Alt 14.08.2009, 07:20
Benutzerbild von Graci
Graci Graci ist offline
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Registriert seit: 06.10.2007
Ort: Berlin
Beiträge: 152
Standard Kritik am Verstorbenen?

Hallo an Alle,
ich bringe jetzt ein Thema, was ich so hier noch nicht gesehen habe.
20 Jahre war ich mit meinem Mann zusammen, bis er an Krebs starb.
Erst heute, nach 1,5 Jahren, sehe ich, das unser Leben sehr auf meine Kosten ging, finanziell, kräftemäßig etc.
Ich habe ihn abgöttisch geliebt, aber heute sehe ich, das ich völlig auf der Strecke blieb.
Ist mein Denken falsch?
Hat jemand ähnliche Gefühle?
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  #2  
Alt 14.08.2009, 08:10
Benutzerbild von snowflower
snowflower snowflower ist offline
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Registriert seit: 10.08.2009
Ort: Meißen
Beiträge: 9
Standard AW: Kritik am Verstorbenen?

Hallo Graci, ich glaube, dieser Gedanken brauchst Du Dich nicht zu schämen! Aber ich bin auch der Meinung, zur damaligen Zeit zu Deinem Mann zu stehen, war auch die richtige Entscheidung!
Ich vertrete nach wie vor die Meinung, wenn Menschen bescheidener wären und sich auf die wesentlichen Dinge des Lebens konzentrieren, wären sie zufriedener. Zur damaligen Zeit war es wichtig, Deinem Mann beizustehen, finanzielle Dinge sollten da in den Hintergrund treten.

@ jogilein
Ich bin erstaunt, wenn jemand sagt: "entscheide du mal über mein Leben"....derjenige war, glaub ich, noch nicht in dieser Situation. Aber ich kann sie nachvollziehen. Vor 2 Jahren, als meine Mutter schwer erkrankte, mußte auch ich entscheiden, mein Vater war zu gar nichts mehr in der Lage! Sicher, die Zeit, die ihr verblieb, war kurz bemessen. Aber ich grübel bis heute darüber nach, dass ich eigentlich über ihren Tod entschieden habe, weil ich mich dafür eingesetzt habe, dass keine weiteren Untersuchungen erfolgen, um nicht noch das Sterben zu verlängern.

Darum rate ich auch jedem, unbedingt eine Patientenverfügung zu erstellen, um diese Last nicht anderen aufzubürden!

Liebe Grüße
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  #3  
Alt 14.08.2009, 10:04
Bremensie Bremensie ist offline
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Registriert seit: 25.11.2007
Beiträge: 758
Standard AW: Kritik am Verstorbenen?

Hallo Graci,
nein dein Denken ist nicht falsch. Auch ich habe ähnliches erlebt mit meinem zweiten Mann. Mein Mann ist nun schon 8 Jahre Tot. Er hatte damals eine sehr schwere Heroperation und starb dann den plötzlichen Herztot. Ich liebe ihn heute noch und er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Es gibt sehr viele Situationen da vermisse ich ihn sehr. Und wenn nun jamand sagt: Mensch dein Mann ist doch nun Tot da kannst du doch nicht so über deinen Mann redenso kann ich nur sagen ich stelle mich ja nun nun nicht auf den Marktplatz und posaune diese andere ja sagen wir mal nicht so obtimale Seite in die Welt hinaus. Das Leben mit einem Menschen hat aber itrotz allem zwei Seiten. Und auch die andere Seite die etwas dunklere darf ich in meine Gedanken mit einbeziehen. Wenn ich über die schönen die tollen und hellen Seite erzählen sollte wäre ich morgen noch nicht fertig. So geht es mir auch mit meinem im letzten an Krebs verstorbenen Lebensgefährten.
Einen schönen Tag wünscht euch Erika
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  #4  
Alt 14.08.2009, 11:11
Benutzerbild von Graci
Graci Graci ist offline
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Registriert seit: 06.10.2007
Ort: Berlin
Beiträge: 152
Standard AW: Kritik am Verstorbenen?

Hallo Erika,
ich glaube, Du hast den Punkt getroffen.
Natürlich war nicht alles schön und hell, viele Dinge erkennt man auch erst nach einer gewissen Zeit,
aber ist es falsch, hell und dunkel zu sehen?
Ich bin doch übrig, und mein Leben geht weiter, also muß ich doch auch die vergangenen Jahre für mich aufarbeiten, keiner will doch in die nächste Falle tappen.
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  #5  
Alt 14.08.2009, 11:55
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Registriert seit: 11.02.2003
Ort: Im Süden
Beiträge: 3.316
Standard AW: Kritik am Verstorbenen?

Hallo Graci,

deine Gefühle sind ganz natürlich, egal von wem man Hintebrliebene(r) bleibt.

Zu Beginn ist die Trauer übermächtig, oft wird der Verstorbene dann im schönsten Licht bedacht. Unser eigener Schutzmechanismus hilft dabei, zuerst das eine, dann erst die vielen anderen Dinge, die uns während eines gemeinsamen Lebens belasteten, aufzuarbeiten. Nur darüber offen zu reden vermögen die wenigsten, weil man "Tote nicht beschmutzt", wie es so heißt. Aber glaube mir, jeder der einen Menschen verliert arbeitet auf, packt das eine oder andere Paket aus und denkt viel nach. Denkt, hier oder dort hätte ich anders reagieren sollen/können. Aber damals war die Situation eine Andere, und somit für damals alles richtig.

Schreibst du gerne? Da du jetzt keinen Ansprechspartner für die vielen Gedanken hast, könnte es dir vielleicht helfen, mal all die Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Unsortiert, ohne Korrektur, einfach losschreiben. Nach einiger Zeit es dann wieder lesen, und evtl. dich auf das eine oder andere tiefer einzulassen? Vielleicht wächst daraus dann auch ein guter Weg für deine Zukunft?
__________________
Jutta
_________________________________________




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  #6  
Alt 17.08.2009, 03:00
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Daumen hoch AW: Kritik am Verstorbenen?

Hallo Graci,

scheint wirklich ein Tabu-Thema zu sein. Viele lesen und nur sehr wenige haben sich getraut was zu schreiben.

GsD ist es so, dass man sich nur an die schönen Dinge erinnert. Und wie Jutta geschrieben hat, gibt es ja noch dieses ungeschriebene Gesetz, dass man Toten nix Böses nachsagt. Es fällt auf, dass eigentlich alle ihre Verstorbenen posthum praktisch "in den Himmel" heben. Dabei war garantiert bei niemandem immer blos Friede-Freude-Eierkuchen.


nächtliche Grüsse

Helmut
__________________
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