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  #1  
Alt 21.05.2004, 20:17
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Standard Wie soll ich mich nur verhalten?

Hallo!

Mein Vater hat heute die Diagnose Lungenkrebs bekommen. Beide Lungenflügel sind befallen, voller Metastasen.

Vor etwa einem Jahr hat alles angefangen. Über seinen Brustbein hatte sich ein Knubbel gebildet, so groß wie ein Golfball ungefähr. Wir alle dachten an nix böses. Er ließ sich auf den Rat seines Aztes einen Teil des Knubbels entfernen und ließ ihn auch einschicken. Der Arzt meinte noch ganz zuversichtlich, dass es nix böses wär, aber dass man es ja trotzdem mal einschicken könnte. Dann nach etwa einer Woche kam die Nachricht, es wäre ein böser Tumor. Ein Sarkom.
Weil der Arzt schon daran rumgeschnitten hatte, und ihn nicht ganz entfernt hatte, musste man nun schnell handeln. Die Ärzte meinten es könnten sich sonst schnell Metastasen verbreiten, weil der Krebs "geöffnet" wurde. Also die erste OP. Es verlief auch alles gut. Mein Vater wollte allerdings keine Strahlentherapie oder Chemo machen.

Nach ein paar Monaten klagte er über Schmerzen in der Brust. Nachdem wir ihm gut zugesprochen hatten, ließ er sich nochmal untersuchen. Das CT zeigte, dass der Krebs einen Teil des Brustbeins befallen hatte. Wieder OP. Ein Teil des Knochens musste mit entfernt werden.
Nun hatte er aber den entschluss gefasst, eine Strahlentherapie zu machen. 6 Wochen lang jeden Tag. Ihm ging es sehr schlecht in der Zeit, hatte kaum Appetit, hat abgenommen, und war erschöpft. Er hat fast den ganzen Tag geschlafen, und sich versucht zu erholen.
Nun sind wieder einige Monate vergangen. Mein Vater klagte öfters über Lungenschmerzen, vorallem beim Atmen. Die Ärzte stellten Wasser in der Lunge fest, was sie auf die Strahlentherapie zurück führten.

Gestern war er beim Arzt und hat sich wegen seiner starken Lungenbeschwerden nochmals Röntgen lassen. - Metastasen in beiden Lungenflügeln. Die Ärzte sagen, da könnte wenn nur noch eine Chemo helfen.....

Als ich davon erfahren habe, stand ich neben mir, war wie betäubt! Ich liebe meinen Vater über alles!!! Ich will ihn nicht verlieren! Den ganzen Tag weine ich schon, versuche mich zwischendurch aufzuraffen, aber ich bin am Boden zerstört.
Mein Vater ist extrem eigensinnig. Er würde nun auch keine Chemo machen. Heute morgen hat er auch zu meiner Mutter gesagt, dass er die Chemo nicht machen würde. Er hat seinen Lebenswillen verloren, hatte ihn eigentlich schon Jahre vor seiner Krankheit verloren. Ich spüre, dass er keinen Bock mehr hat, dass er müde ist, und zugleich so tief traurig und verletzt, dass er so eine riesen Angst vor dem Tod hat. Wie kann ich ihm nur helfen?? Wie kann ich ihm einen kleinen Teil dieser Angst nehmen? Er möchte nicht, dass man sich um ihn kümmert, wollte schon früher die hilfe von uns nicht. Er lebt alleine einer Wohnung.
Ich habe Angst dass er sich etwas antut.
Wie soll ich mich nur die nächsten Tage und Wochen verhalten? Wir haben nächstes Wochenende ein Famielientreffen, wo all meine Schwestern, mein Vater und meine Mutter zusammen kommen. Ich habe jetzt richtige Angst davor....
Ich hoffe, ihr habt ein paar Tipps für mich. Ich bin euch sehr dankbar!

Eva
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  #2  
Alt 21.05.2004, 21:57
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Standard Wie soll ich mich nur verhalten?

Hallo Eva,

du kannst deinem Vater unterstützen, indem du seine Entscheidungen akzeptierst und ihn das auch wissen läst. Es ist letztlich sein Leben. Du kannst ihn auch wissen lassen, das du gerne für ihn da wärst. Vielleicht möchte er aber auch nicht, dass du ihn am Ende seiner Kraft sehen must? Wie alt ist dein Vater?

Du kannst ihm aber Wege aufzeigen, die er gehen kann. Vielleicht wäre er für alternative Wege zur Chemo offen? Also Alternativen zur Schulmedizin?

Meine Mutter (55) hat auch eine Chemo als letzten Strohhalm bekommen, obwohl den Ärzten klar war, das die Chancen auf Heilung gleich Null waren. Ich wünschte mir sie hätte die Chemo abgelehnt und ihre letzten Monate in Würde und Frieden verbracht.
Vielleicht kannst du mit dem Arzt deines Vaters nochmal sprechen und herausfinden wie groß die Heilungschancen wirklich sind.

Ich wünsche dir und deinem Vater alles Gute.

Liebe Grüße
Tanja
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  #3  
Alt 21.05.2004, 22:15
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Beiträge: n/a
Standard Wie soll ich mich nur verhalten?

Hallo Tanja!

Danke für deine Antwort!

Mein Vater wird im Juli 59 Jahre alt.
Ich kann seine Entscheidung, die Chemo nciht zu machen, zwar nur schwer akzeptieren, aber ich wüßte nicht, was ich in seiner Situation machen würde. Wahrscheinlich hätte ich schon sehr viel früher etwas alternatives gesucht... aber das kann man immer so leicht sagen, wenn man nciht in der Situation ist.
Ich versuche auf jeden Fall für ihn da zu sein, das habe ich ihm auch schon gesagt. Darauf sagt er aber nichts. Ich denke auch, dass er mir seine wirklichen Gefühle und Ängste nicht zeigen will, und genau wie du sagtest, es nciht möchte, dass wir ihn am Ende seiner Kraft sehen.

Aber soll ich darauf eingehen? Soll ich ihn wirklich in Ruhe lassen, wenn er das möchte? Ich kann mir bei ihm gut vorstellen, dass er niemanden sehen möchte, wenn es ihm sehr schlecht geht. Das war schon voher bei seinen OP´s so. Ich möchte ihn nicht alleine sterben lassen!

Ich habe Angst vor den nächsten Wochen.... Ich werde ihn auf jeden Fall unterstützen, wenn er die Chemo ablehnt. Ob er einen anderen Weg gehen will, muss auch er selbst entscheiden. Ich glaube, dass selbst wenn er in Freiden einschlafen will dann könnte ich ihn vollkommen verstehen.

Es ist total seltsam. Den einen Moment kann ich vollkommen klar und rational denken, und den anderen moment bin ich am Boden zerstört, und weine nur.... Wenn es mir schon so schlecht geht, wie muss es ihm nur gerade ergehen.....

Eva
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  #4  
Alt 22.05.2004, 13:27
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Standard Wie soll ich mich nur verhalten?

Hallo Eva,

ich konnte damals erst nicht akzeptieren, dass die Chemo abgebrochen wurde. Meine Mutter wurde nach Hause geschickt. Ich hätte sie gern noch zu anderen Ärzten gebracht, hätte andere Möglichkeiten ausprobieren wollen. Ich habe dann aber akzeptiert, dass meine Mutter nicht mehr kämpfen wollte, dass sie am ehsten spürt, was ihr Körper noch schaft und wofür die Kraft nicht mehr reicht.

Bei meiner Mutter war es so, dass sie erst nicht wollte, dass jemand den ganzen Tag bei ihr ist, sie wollte nicht "beobachtet" werden, wir sollten weiter Tagsüber zur Arbeit gehen. Sie war dann allein zu Hause. Dann hatte sie aber, nach ein paar Tagen, sehr schnell Angst allein und hat es uns leider nicht gesagt. Am Ende war rund um die Uhr jemand bei ihr.


"Ganz allein" sterben wird nicht möglich sein, da dein Vater wahrscheinlich auch pflegerische Hilfe brauchen wird. Ich habe aber inzwischen die Erfahrung gemacht, dass man sich den Zeitpunkt seines Todes durchaus aussuchen kann, wenn jemand in den einzigen fünf Minuten stirbt in denen niemand im Raum ist, dann weil er es so möchte. Menschen sterben so unterschiedlich wie sie leben.

Dein Vater macht Entwicklungen und Veränderungen durch, vielleicht ist er schon in ein paar Tagen froh wenn du da bist. Lass ihn immer wieder behutsam wissen, dass du da bist, wenn er es möchte.

Habt ihr denn Hilfe? Einen guten Hausarzt und einen niedergelassenen Onkologen, wegen der Schmerztherapie? In vielen Städten kann man dazu ein "Krebstelefon" befragen. Und bei der Arbeiterwohlfahrt kann man auch als Angehörige Gespräche führen. Es ist sehr wichtig solche Hilfen rechtzeitig in Anspruch zu nehmen. Ich weiß inzwischen so vieles von dem ich damals keine Ahnung hatte. Und mit Ärzten habe ich leider keine guten Erfahrungen gemacht.

Ich wünsche dir viel Kraft, ich weiß die wirst du haben, solange du must.

LG Tanja
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  #5  
Alt 24.05.2004, 13:21
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Standard Wie soll ich mich nur verhalten?

Hallo Tanja.

Vielen Dank für deine Unterstürtzung und deine lieben Worte!
Ich war gestern den ganzen Tag zusammen mit meiner Schwester bei meinem Vater, und haben viel geredet und auch geweint. Es war aber ein sehr schöner Tag. Wir sind sehr lange spazieren gegangen. Zwar habe ich etwas das Gefühl, dass er sein Leben aufgegeben hat, aber vielleicht sehe ich das in meiner Situation auch etwas anders als er. Ich versuche seine jetztige Lebensweise und seine Entscheidungen so gut es geht zu akzeptieren und zu verstehen.

Mein Vater hat einen guten Hausarzt, zumindest fühlt er sich bei ihm sehr wohl. Ich hoffe nur, dass er nochmal die Meinung eines zweiten Arztes einholen wird, oder auch mal alternative Medizin ausprobiert.
Meine Schwester kennt einen guten Homöopathen. Vielleicht geht er ja da nochmal hin.

Glaubst du oder glaubt ihr an das Leben nach dem Tod? Habe mal von Nah-tod-erfahrungen gelesen.... Der Gedanke, dass mein vater für immer weg sein wird, und man nach dem Tod einfach weg ist, macht mich ganz verrückt. Früher habe ich mir über den Tod kaum Gedanken gemacht, aber sobald der Tod durch die Krankheit meines Vaters so Nahe kam, habe ich selber eine riesen Angst vorm Sterben.....

Liebe Grüße, Eva
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  #6  
Alt 24.05.2004, 13:41
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Standard Wie soll ich mich nur verhalten?

hallo eva!

meine mutter ist an rachenkrebs erkrankt und es sieht auch bei ihr nicht sehr gut aus, der tumor wächst und wächst, trotz täglicher strahlentherapie!

ich kann deinen vater irgendwie verstehen und ich denke auch, dass es ganz alleine seine entscheidung sein sollte!

meine mutter z.b. hat eigentlich auch "keine lust" mehr, kämpft aber für uns bzw. für meine bevorstehende hochzeit weiter, auch wenn es in unseren augen keinen oder wenig sinn macht!

ich an deiner stelle würde auf jeden fall nochmal in ruhe mit dem behandelnden arzt sprechen und dann versuchen das beste aus dem zu machen was dir mit deinem vater bleibt, sei einfach für ihn da, wenn er es möchte und wenn nicht, solltest du das auch akzeptieren!

lg manuela
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