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Alt 01.07.2018, 11:42
Briele Briele ist offline
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Beiträge: 192
Standard AW: Ich vermisse meine Eltern

Hallo Aida,

es tut mir leid, Du tust mir leid, daß innerhalb eines Monats bei Dir gleich beide Elternteile verstorben sind. Es braucht dann seine Zeit mit dem unwiederbringbaren Verlust halbwegs fertig zu werden. Wie lange das dauert, weiß man vorher nicht. Nach meiner Meinung hängt Intensität und Dauer der Trauer mit der Qualität der Beziehung zum Verstorbenen zusammen. Für mich war es so, daß ich für viel erlebte Liebe, Nähe, nun halt auch viel Trauer und Sehnsucht erlebe.

Ich will Dich nicht erschrecken, aber meine Mama ist vor 19 Jahren, mein Papa vor 16 Jahren verstorben, da war ich auch schon ein altes Kind, und vermisse beide noch immer.

Um es auf den Punkt zu bringen: die Liebe, die Sehnsucht sind geblieben, aber es ist nicht mehr so schmerzhaft. Es können mir noch immer die Tränen hochsteigen, wenn ich z.B. Opernmusik höre, wenn es mir nicht gut geht, ich mich dann in elterliche Arme stürzen möchte, an den Jahrestagen, wenn ich Schönes erlebe. Dann denke ich mir, sie sind meine Traurigkeit wert und es ist ja auch eine schrecklich traurige Tatsache, daß ich sie nie mehr werde sehen, hören, fühlen werde können.

Das Gefühl der Dankbarkeit liebe Eltern gehabt zu haben, mit denen ich mich ausgezeichnet verstanden habe, dann doch eine lange, innige Zeit miteinander verlebt zu haben, hat mir sehr geholfen. Allerdings war die Intensität meiner Trauer heftiger als ich es mir je hätte vorstellen können. Es heißt ja immer, das erste Jahr sei das härteste. Als es vorbei war, ging es jedoch für mich erst einmal genauso weiter.

Es ist hilfreich etwas zu finden, was einem gut tut. Vielleicht kannst Du auf etwas zurück greifen, was Dir im Leben öfter geholfen hat. Bei mir war es das Schreiben. Erst habe ich meine Träume aufgeschrieben, dann eine Art Tagebuch geführt und als ich 2004 meinen ersten Computer hatte, habe ich monatelang in diversen Foren gelesen und dann auch geschrieben. Es tat mir sehr gut mich mit Menschen auszutauschen, denen es gleich oder ähnlich ergeht wie mir.

Ich kenne Trauernde, die in der Natur, in der Bewegung, beim Malen, beim Erlernen von etwas Neuem, was auch immer Trost finden, andere in einem Ehrenamt. Es ist einfacher auf etwas Bewährtes zurückgreifen zu können, aber ich denke, man kann sich auch bemühen etwas zu finden.

Erst einmal - und fünf Monate nach dem Tod - sind „erst einmal“, geht es wahrscheinlich nicht anders, als die schmerzhafte Trauer einfach zuzulassen, sie irgendwie auszuhalten. Das ist ja auch eine Leistung und in der Tat ist man körperlich erschöpft wie bei schwerster Arbeit.

Liebe Aida, ich wünsche Dir alles Gute, Menschen, die Dir zuhören, daß Du bald den Blick nach vorne richten kannst, mit Deinen Eltern in Liebe verbunden bleibst. Die Sehnsucht wird bleiben, ich empfinde sie auch als Kitt für die anhaltend nahe Verbindung zu meinen Verstorbenen.

Briele
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