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Alt 11.01.2009, 10:02
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 426
Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Dagmar,

Zitat:
Zitat von susi11 Beitrag anzeigen
vielleicht ist meine überlegung für manche nicht nachvollziehbar
Für mich ist das sehr wohl nachvollziehbar.

Jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Grenzen, Hemmschwellen usw. Und Eltern Verantwortung für ihre Kinder. Jeder hat das Recht (oder sogar die Pflicht), sich da so zu entscheiden, wie er mit sich selbst am besten weiterleben kann. Ob da jemand "kneift" oder sich irgendwas nicht zutraut. Spielt für mich gar keine Rolle. Meine Schwester z.B. hat mit klar gesagt, dass sie nicht kommt, um meine Frau aufgebahrt zu sehen, dass sie nicht bei der Beisetzung dabei sein wird (ich ja auch nicht), und dass sie kein Grab besuchen wird. Völlig OK - sie muss tun, was sie tun muss.

Wichtig finde ich nur, immer wieder: informiert sein. Und sich möglichst rechtzeitig über den "Fall x" Gedanken machen, und das - soweit es irgend geht - ehrlich, nicht geleitet von Konventionen. Was man "so macht" oder was "die Leute denken"; wer danach handelt, obwohl er sich nicht wohl dabei fühlt, wird es IMHO irgendwann bereuen. Und auch, wer sich nicht klar darüber ist, warum er so handelt, wie er handelt.

Das klingt jetzt ein bischen hochtrabend, aber ich meine damit: Selbstreflektion. Sich bewusst sein, warum man das und das tut und das und das lieber nicht. Ohne sich dafür zu schämen. Wenn jemand eine bewußte Entscheidung trifft, dann wird er damit in Zukunft gut leben können. Und muss nicht damit leben, etwas verdrängt, verpasst oder falsch gemacht zu haben. Selbstverständlich darf mensch auch mal "kneifen" oder "versagen". Wer tut das nicht tagtäglich. Aber mit den eigenen Grenzen Leben lernen sollte man schon, im eigenen Interesse.

Ist zumindest meine Lebenseinstellung. Was immer ich mache, ist OK. Solange ich das selbstbestimmt mache und damit leben kann. Und mich niemand missionieren will, wie ich mich zu verhalten habe. So wie ich mich bemühe (OK, es klappt nicht immer ;-), andere nach ihrer Fasson selig werden zu lassen. Nur gegen Tabus und "Denkverbote" bin ich allergisch.

Dazu fällt mir meine Mutter ein. Seit über einem Vierteljahr (seit mit ziemlicher Sicherheit klar war, dass meine Frau am Krebs sterben wird) ist sie "abgetaucht". Sie hat meine Frau oder mich nie angerufen, ist vor und nach dem Tod meiner Frau nicht zu Besuch gekommen. Nichtmal ein pro-forma-Beileid am Telefon hat sie mir gegenüber zuwege gebracht. Absolut nichts. Was ich nicht so extrem schlimm fände, wenn sie das bewußt tun würde (natürlich wäre ich auch dann tief verletzt - schließlich ist es meine Frau die da durch ihre Schwiegermutter missachtet wurde). Nein, richtig übel ist: meine Mutter kann sich nicht eingestehen, warum sie so handelt (bzw. eben nicht handelt). Sie hat einfach wahnsinnige Angst davor, Leid zu sehen, aber kann damit für sich selbst nicht umgehen. Also läßt sie die Menschen allein, aus Hilflosigkeit heraus. Damit tut sie mir schon fast wieder leid. Denn sie wird genau so sterben, wie sie andere in schweren Phasen behandelt: zutiefst vereinsamt und von allen allein gelassen.

Viele Grüße,
Stefan
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