Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 23.04.2006, 08:53
Tschieny Tschieny ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.04.2006
Beiträge: 13
Standard Albtraum wurde wahr!

Meine Geschichte handelt von meinem Papa, 74 Jahre. Und ich hoffe, ich bin hier in der richtigen Rubrik, einerseits ist es ein Bericht, anderseits habe ich auch ein paar Fragen, die mir vielleicht jemand beantworten kann.
Mein Papa ist ein schlanker kraftvoller Mann, dem das Leben ohne Arbeit immer schon sinnlos erschien. Meine Eltern wohnen auf dem Land (Österreich) und da gibts ja immer viel Arbeit. Mitte Februar wachte mein Pa am Morgen auf und konnte seinen linken Arm nicht mehr bewegen, er war dick angeschwollen. Er war schon einige Zeit müde und abgeschlagen. Nach ein paar Tagen konnten wir ihn endlich überreden ins Krankenhaus zu fahren, wir vermuteten "nur" einen kleinen Schlaganfall. Er wurde von oben bis unten durchgescannt, CT etc. An seinem Geburtstag am 28. Februar besuchten wir ihn im Spital, er war deprimiert und weinte dauernd, so kannte ich ihn überhaupt nicht. Am 2. März bekamen wir dann DEN Hammerschlag: Nierenzellkarzinom (7 cm) im fortgeschrittenen Stadium auf der linken Niere und Kopf- und Lebermetastasen. Meine Mama und ich sind fast gestorben vor Angst und Schreck. In dem kleinen Krankenhaus, in dem er zu den Untersuchungen lag, war nun nicht mehr zuständig für ihn und überwies ihn in ein größeres in der nächsten Stadt. Ich sprach vorher mit der Ärztin und holte ihn nachhause, er bekam ja keinerlei Behandlung, außer ein paar Tabletten, unter anderem Cortison, wie ich nachher erfuhr.
Vorher hatten wir aber ein Gespräch mit seiner zukünftigen Ärztin in dem größeren Krankenhaus. Ich muß dazu sagen, daß wir dieses "Urteil" meinem Pa nicht gesagt haben. Und das wollten wir auch von der Ärztin. Ich kenne meinen Pa, er gibt sich auf, außerdem hat er schon damit gedroht, daß, wenn er Krebs hat, sich umbringt. Davor hatten meine Ma und ich große Angst. Zu dem Gespräch mit dieser Ärztin: Meine Ma und ich gingen zuerst allein in das Besprechungszimmer und die Ärztin knallte uns alles Negative nur so um die Ohren, ich war wie betäubt und hab sowieso nur die Hälfte mitbekommen. Keine Behandlung, keine OP - sie hat irgendwas gesagt, warum nicht, ich habs mir leider nicht gemerkt. Doch, eine Behandlung war vorgesehen: 10 Ganzkopfbestrahlungen. Die Ärztin hätte uns bald hinausgeschmissen, als wir darauf bestanden, ES meinem Pa nicht zu sagen. Jeder Patient hat das Recht, es zu wissen und so weiter blablabla. Und zuguterletzt: er wird daran sterben, auf das Wann hat sie sich natürlich nicht eingelassen.
Ok, dann hat sie meinen Pa hereingeholt und gesagt, daß sein Kopf bestrahlt werden muß und er regelmäßig zu Nachuntersuchungen wird kommen müssen.
Soweit, so gut. Die Bestrahlungen begannen und in der Zwischenzeit kann er auch schon wieder seine Hand benutzen, wie früher. Das Cortison hat seine Wirkung getan. Nach den Bestrahlungen, das war so um den 20. März, bekam er sämtliche Nebenerscheinungen, auch vom Cortison, einen unangenehmen Mundpilz, daß er fast nichts Essen konnte. Augen tränten und Schleim kam aus Mund und Nase. Die Ärztin hat auch gesagt, daß Wasser im linken Ohr auftreten kann. Ich vermute das war es, daß seine Augen so tränten. Mein Pa war aber guter Dinge und hat sich recht gut gefühlt. Sein Appetit war immens, er hat alles gegessen, was man ihm hingestellt hat. Leider hat er seine Haare verloren, wo er doch so eitel ist, aber das ist wirklich das geringste Übel. Am 11. Mai hat er seine Nachuntersuchung, und ich kann Euch gar nicht sagen, wie ich mich davor fürchte. Vor einem negativen - wenn es noch negativer gibt - Ergebnis.
Wie ich hier schon lesen konnte, können Metastasen in den Knochen und in der Lunge kommen, und was weiß ich wo noch überall. Seine Lunge war aber rein, gottseidank.
Cortison haben wir in der Zwischenzeit abgesetzt. Er hat auch nirgends mehr Wasser, seine Beine waren nämlich ziemlich voll davon.
Leider hat sein Appetit sehr nachgelassen und er wird immer müder. Heute habe ich mit meiner Ma gesprochen und sie hat mir erzählt, daß er gar nicht aufstehen will und auch kein Frühstück ißt. Ich mache mir wahnsinnige Sorgen und habe furchtbare Angst, bin dauernd am Heulen (nur wenn ich alleine bin) und habe schon seit März 7 kg abgenommen, kann nix essen. Und meine Aggressionen waren sagenhaft, ich hatte Hass auf alles und jeden. Meiner Ma gehts genauso, aber bei ihr ist es noch ärger, sie will über die Krankheit nicht sprechen und vergräbt sich in Arbeit. Mir hat in den letzten Tagen sehr viel dieses Forum geholfen, vor allem was Informationen betrifft.
Übrigens, wenn mich jemand um genaue Daten was den Tumor betrifft fragt, ich hab keine Ahnung. Wir haben die Befunde in ein Eck gestellt und erst wieder hervorgeholt, als wir zu den Bestrahlungen gefahren sind. Ich weiß inzwischen, daß es nicht richtig ist. Man soll sich wirklich genauest informieren. Ich werde nächste Woche das Gespräch mit dieser Ärztin suchen, weil ich meinen Pa nicht aufgebe, ich werde um ihn kämpfen, und wenn ich selbst dabei draufgehe. Ich will, daß er therapiert wird, wenn schon nicht operiert. Ich habe auch von der Misteltherapie gelesen und werde mit der Ärztin auch darüber sprechen. Ein langer Zettel liegt schon vor mir, mit lauter Notizen, die ich mir aus diesem Forum aufgeschrieben habe.
Bitte drückt meinem Papa und mir die Daumen, daß es noch ein klein wenig Hoffnung gibt und daß ich ihn noch nicht verliere.
Ich wünsche Euch und mir vieeel Kraft!
Tschieny
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 19:59 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55