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  #1  
Alt 31.12.2013, 16:18
ThorstenJ ThorstenJ ist offline
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Beiträge: 11
Standard AW: "sich die Möglichkeit erarbeiten, wieder an etwas anderem sterben zu können"

Hallo,

ja, da hast Du Recht und das sehe ich auch ähnlich. Niemand soll einfach ohne Zukunftsplanung einfach in den Tag hineinleben.

Was ich sagen wollte: Viele sehen diese Planungen (erst das Haus abzahlen etc.) so, dass sie sicher davon ausgehen, dass sie die anderen Dinge ("dann machen wir schöne Urlaubsreisen") so werden durchführen können.
Und das ist der "Fehler". Man sollte immer auch ernsthaft in Betracht ziehen, dass etwas dazwischen kommt und sich dessen bewusst sein, dass solche Planungen auf wackeligen beinen stehen.
Mann sollte sich in der Gegenwart nicht hauptsächlich kasteien um in eine Zukunft zu investieren.
Sozusagen vergleichbar damit, dass man sein Geld nicht nur sparen und in Lehman-Papiere investieren sollte...

Viele Grüße,
Thorsten
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  #2  
Alt 31.12.2013, 16:46
Cecil Cecil ist offline
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Registriert seit: 28.08.2013
Beiträge: 553
Standard AW: "sich die Möglichkeit erarbeiten, wieder an etwas anderem sterben zu können"

... ist das nicht sowieso ein weit verbreiteter Denkfehler, der gleichzeitig in sich logisch ist (und dem vielleicht auch ich selbst in geringem Maße an hing): "Krank werden immer nur die anderen."?
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  #3  
Alt 04.01.2014, 12:21
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Beiträge: 83
Standard AW: "sich die Möglichkeit erarbeiten, wieder an etwas anderem sterben zu können"

Allen ein gutes 2014 mit vielen positiven, starken, lebensfrohen Momenten und ein harzliches Hallo in die Runde.

@ Thorsten
vielen Dank für die guten Denkanstöße und deine Sichtweise, die ich voll und ganz teile. Dein Satz: "man muss daran arbeiten, wieder die Möglichkeit zu haben, auch an etwas anderem zu sterben". Finde ich prägend und unwahrscheinlich aussagekräftig. Weil wirklich keiner und niemand weiß, wann er über die Regenbogenbrücke geht.

Ferner schreibst du: Der Tod hält sich an keine Reihenfolge und er ist auch nicht fair - er gibt noch nicht mal vor, fair zu sein.

Ja, der Tod ist nicht fair, er muss es auch nicht sein, weil er zum Leben gehört, er ist ein Teil davon, auch wenn er das letzte Glied des Lebens ist. Leider ist gerade dieses letzte Lebensglied in unserer Gesellschaft, bei vielen Menschen ein Tabuthema. Der Tod wird meistens tot geschwiegen bis die Wahrscheinlichkeit seiner Bekanntschaft in die Gegenwart tritt und dann löst dieser Gedanke, diese Möglichkeit unwahrscheinlich Angst, Hilflosigkeit und Ohnmacht aus.
Warum ist das so?
Muss man überhaupt Angst haben? Wovor hat man Angst? Warum fühle ich mich so hilflos und ohnmächtig bei diesen Gedanken?

All diese Fragen und mehr habe ich mir gestellt und ich habe Antworten gefunden und mit diesen gefunden Antworten fiel es mir plötzlich gar nicht mehr schwer, den Tod zu akzeptieren.

Nach dieser Phase habe ich alle Dinge geregelt, die ich regeln konnte, die jeder regeln kann und es hat mir die Möglichkeiten eröffnet, mein Leben als wichtig, als einzigartig, als liebenswert und wertvoll zu betrachten. Die Sichtweise auf das Leben hat sich geändert und ist klarer geworden, so dass ich bewusst das Jetzt und Hier genieße und lebe, spontan Dinge tue, ausprobiere und das ich darauf achte, dass meine Wünsche Realität werden.
Trotzdem oder grade deshalb habe ich Zukunftspläne, Träume. Und auch das macht für mich mein Leben lebenswert.

Thorsten, noch einmal Danke!

@ Nachtrose
Du schreibst: "Blöd ist natürlich nur, daß man bei Krebs plötzlich auf eine Einbahnstraße geschoben wird und nicht mehr die Wahl hat abzuzweigen. Aus diesem Weg muß man nun das Beste rausholen."

Ja, das ist so richtig im Allgemeinen, denn meiner Meinung nach beginnt diese „Einbahnstraße“ bereits mit der Geburt. So wäre es einfach schön, dass man immer und von Anfang an versucht, „das Beste herauszuholen“ und den Weg auf dieser Einbahnstraße bewusst zu leben, auf ihr geht es immer nur vorwärts oder man bleibt stehen, jedoch ein Rückwärtsgehen ist nicht möglich, denke ich.

Danke dir für deine Worte.

@ Diaboli
Über deine Worte: "… und ich mich dann nur noch um die schönen Dinge drehen wird, neben meinen Arztbesuchen und was so die Krankheit von mir verlangt."
habe ich lange nachgedacht und festgestellt, dass es für mich nach wie vor Dinge gibt, die mir unangenehm sind oder die ich nicht mag, aber die ich mit einer total anderen Sichtweise betrachte, so dass ich sie gut annehmen kann. Überhaupt finde ich das Leben einfach interessant und spannend und lerne unwahrscheinlich viel dazu – das Leben ist für mich einfach bunter, ja vielfältiger geworden und die Grenzen zwischen schön oder unschön, hell oder dunkel, gut oder schlecht verschwimmen, weil für mich alles in mein Leben gehört.

Außerdem schreibst du: "... ich will, dass sie wissen, mein Leben war gut und richtig und prall."
Ja, das will ich auch. Tolle Aussage! Auf keinen Fall will ich auf Krankheit oder so etwas reduziert werden, sondern ich möchte, dass meine Familie, meine Lieben und Bekannten mich als die Frau in Erinnerung haben, die lebt, genießt, lacht, froh ist, tiefsinnige Gespräche führen mag, glaubt, liebt …

Danke dir dafür!

@ Cecil
Oh ja, genau diesen Denkfehler: "Krank werden immer nur die anderen."?
hatte ich auch und ich hatte meine Zukunftspläne auf verdammt wacklige Beine gestellt.
Peng, brach auch prompt mein damaliges Zukunftshaus zusammen.

Dabei ist es so bekloppt und komisch, dass ich erst mit der Diagnose begann zu leben, ich meine wirklich zu leben, was für mich bedeutet, dass das Jetzt und Hier ganz wichtig ist und ich dieses bewusst erlebe, denn nur im Jetzt lebe ich! Das bedeutet jedoch nicht, dass ich blauäugig in den Tag hinein trudle, sondern meine Zukunft im Auge habe und in sie investiere, aber mit anderen Prioritäten.

Ich danke allen für die interessanten Denkanstöße und die gute Diskussion.
Alles Gute
Evelyn
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  #4  
Alt 04.01.2014, 13:02
Mathias974 Mathias974 ist offline
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Ort: Bremen
Beiträge: 279
Standard AW: "sich die Möglichkeit erarbeiten, wieder an etwas anderem sterben zu können"

Hallo zusammen,

in vielerlei Hinsicht stimmen die Aussagen die hier getroffen wurden. Dennoch gibt es gerade bei einer Krebserkrankung gewaltige Unterschiede, alleine schon von Prognosen und Therapien.
Als ich letztes Jahr meine Diagnose bekam, fühlte ich mich als ob ich von einen Bus überrollt wurde. Anfangs hieß es "Sie sind zu jung, sie können das nicht haben", dann kam leider das ich es habe. Dann hieß es "sie haben Glück gehabt", dieses "Glück" äußerte sich dann zusätzlich in Lymphknotenmetastasen. Was die Mediziner doch so alles als "Glück" bezeichnen.
Sicher habe ich Glück, wenn ich bedenke das ca. 70% der an Gallenblasenkrebs erkrankten, nach sechs Monaten bereits tot sind. Ich lebe ja noch und mit viel Glück vllt. auch noch ziemlich lange, nur weiß man das leider nie.
Dann ist es eine Frage was man für Therapien und Operationen bekommt, auch da unterscheiden sich die verschiedenen Krebsarten enorm.

Momentan lerne ich also mein "neues Leben" anzunehmen, mit all seinen tollen Seiten, mit all seinen schlechten Seiten. Ich betrachte nichts mehr als Selbstverständlich und habe ein wenig Egoismus entwickelt, will es nicht mehr jeden Recht machen, will nicht immer zurückstecken, damit es anderen gut geht. Dennoch ist nichts mehr wie es vorher war und die Angst wird immer ein ständiger Begleiter sein. Dabei ist es keine Angst vorm Tod, sondern eher die Angst vorm sterben, denn die kann bei Krebs dann doch schon gewaltige Ausmaße nehmen.

LG
Mathias
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  #5  
Alt 26.01.2014, 15:36
Diaboli Diaboli ist offline
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Ort: NRW
Beiträge: 78
Standard AW: "sich die Möglichkeit erarbeiten, wieder an etwas anderem sterben zu können"

Zitat:
Zitat von Mathias974 Beitrag anzeigen
Sicher habe ich Glück, wenn ich bedenke das ca. 70% der an Gallenblasenkrebs erkrankten, nach sechs Monaten bereits tot sind. Ich lebe ja noch und mit viel Glück vllt. auch noch ziemlich lange, nur weiß man das leider nie.
Lieber Mathias,

wie lange man noch lebt, weiß man doch nie, und ich finde wir sind da besser dran, als die, die so ganz "unbedarft" im Leben stehen. Bitte nicht falsch verstehen, aber für mich ist seit der Diagnose einiges anders geworden, ich bin mir meiner Endlichkeit stärker bewusst geworden. Klar wusste ich es vorher auch, dass mein Leben irgendwann zu Ende ist, aber nun ist es einfach realer.
Ich weiß immer noch nicht wann, aber mir ist klarer, dass es schnell gehen kann, also lebe ich ein wenig bewusster und das lässt mich über gewisse Lebensärgernisse schneller hinwegsehen und ich trete für das was mir wichtig ist, stärker ein. Auch für mich selbst, was ich bisher nicht konnte.

Liebe Grüße
Diaboli
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  #6  
Alt 02.02.2014, 15:53
Benutzerbild von RudiHH
RudiHH RudiHH ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 953
Standard AW: "sich die Möglichkeit erarbeiten, wieder an etwas anderem sterben zu können"

Hallo
Ich wollte mich einfach mal bedanken für die positiven berichte.
Gibt Hoffnung!
Danke.
__________________
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Rüdiger
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Gott gebe uns Gelassenheit, hinzunehmen was nicht zu ändern ist, Mut zu ändern was man ändern kann und Weisheit zwischen beiden zu unterscheiden.

Wir werden Kämpfen!
Denn wer nicht mal versucht zu Kämpfen, hat schon verloren. Herr gebe uns Kraft und lasse uns verstehen.
http://krebs-infozentrum.de/index.ph...sch-Nein-BSDK/
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  #7  
Alt 01.03.2014, 12:31
urbs123 urbs123 ist offline
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Registriert seit: 31.01.2014
Ort: Wien
Beiträge: 26
Standard AW: "sich die Möglichkeit erarbeiten, wieder an etwas anderem sterben zu können"

Lieber thorsten, das ist ja schön, dass ihr das alle so positiv seht. Mir hat die Diagnose unheilbar Krebs meine lebensfreude und vor allem meine Zukunft genommen. Bin 48, wollte mir eine Egentumswohnung kaufen, meinen Job bis 65 machen, einen Freund finden, meine Kinder maturieren sehen, und auch so ungern ich das wollte für meine Eltern da sein, wenn sie nicht mehr alleine können. Jetzt bin ich der LOSER. weiß nicht wann der rezidiv kommt, aber er kommt. habe keine Pläne mehr sondern nur mehr Angst, vor der Armut, kein Job, mein Freund auf 1000 km, vor allem kein Geld.

NEIN die Krankheit ist das Widerlichste was mir widerfahren ist. Sie hat mir meine Eigenständigkeit genommen!! Die Cheomth war schrecklich, nicht wegen der nebenwirkungen, sondern der Unselbständigkeit, der amre Sünder in Büßerkleidung, das mache ich nicht mehr.

Ich finde es toll wie ihr das seht, aber vermutlich habe ihr bessere materielle Absicherung als ich. Ihr seid zu bewundern aber bitte akzeptiert auch, dass es Leute gibt wie mich, die mit der Krankheit nicht zurecht kommen, die es den Gesunden neiden, die ihre Zukunftspläne schmieden.

LG, urbs aus Wien
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