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  #1  
Alt 21.04.2003, 18:34
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Beiträge: n/a
Standard Wie kann ich meiner Mutter helfen?

Hallo ihr!
Mein Vater ist vor 4 Monaten nach zweijährigem Kampf gegen Darmkrebs verstorben. Während mein Bruder und ich aufgrund beruflicher Verpflichtungen und "Alltag" so einigermaßen damit klar kommen, ist es für meine Mutter furchtbar. Am liebsten igelt sie sich zu Hause ein und wartet, dass wir Kinder -mein Bruder wohnt noch daheim, ich im gleichen Ort- vorbeikommen. Das tun wir ja auch, so oft es eben möglich ist und telefonieren zudem noch mehrmals am Tag. Trotzdem bekomme ich dann wieder ein schlechtes Gewissen, wenn ich sie wieder allein lasse. Außer einigen ganz wenigen Terminen im Monat möchte sie selbst aber nirgends hingehen. Wäre eine Kur oder ein Urlaub ratsam? Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich würde mich über Tipps sehr freuen.
Liebe Grüße
Kerstin
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  #2  
Alt 21.04.2003, 19:20
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Beiträge: n/a
Standard Wie kann ich meiner Mutter helfen?

Hallo Kerstin,
Du kennst meine Geschichte. Ich muß also nicht groß erklären. Übrigens ist es bei mir jetzt auch 4 Monate her.
Ich kann Dir nur über meine Gefühle berichten und weiß nicht, ob es Dir hilft. Jeder geht anders mit seiner Trauer um. Ich bin berufstätig und habe meinen Job immer gerne gemacht. Jetzt ist es so, daß ich mich zwingen muß, morgens zur Arbeit zu fahren. Natürlich lenkt mich die Arbeit ab, aber sobald ich Feierabend habe, kommt alles umso geballter. Am liebsten bin ich zu Hause, in meinen vier Wänden und möchte einfach nur alleine sein. Allenfalls kann man mich überreden, mal irgendwo einen Kaffee trinken zu gehen. Ich beschäftige mich schon, sitze nicht nur einfach da, freue mich auch, wenn meine Kinder anrufen oder mal kurz zu mir reinkommen, bin aber genauso froh, wenn das Telefongespräch wieder beendet ist, oder wenn sie wieder gehen.
Daß Deine Mutter nirgendwo hingehen will, kann ich sehr gut verstehen. Gestehe es ihr einfach zu. Ich denke, auch bei mir kommt es irgendwann wieder von ganz alleine. Urlaub oder Kur? Ja, aber dann, wenn sie es auch wirklich will. Alles andere hat keinen Sinn. Sie braucht sehr viel Zeit und Du und Dein Bruder, Ihr braucht noch sehr viel Geduld.
Laß sie ihre Trauer leben, erleben und verarbeiten, so, wie es ihr gut tut. Ich weiß, daß Du nur ihr Bestes willst, aber traue ihr auch zu, ihre Entscheidungen, wie sie ihre Trauer verarbeitet, selbst zu treffen. Ich muß Dir sagen, es nervt mich, wenn ich von verschiedenen Seiten gesagt bekomme, daß ich mich nicht einigeln soll, daß ich rausgehen soll, daß ich doch mal wieder "normal" werden soll. Ich tue es dann mit einem "ja, irgendwann bestimmt" ab und tue das, wozu ich gerade Lust habe.
Du kennst Deine Mutter bestimmt sehr gut, aber was wirklich in ihr vorgeht, sorry, das kannst auch Du nicht nachvollziehen. Ich bemerke manchmal bei Gesprächen mit meinen Kindern, daß sie mich nicht verstehen, nicht nachvollziehen können, was da gerade in mir vorgeht. Das ist aber auch nicht schlimm, solange sie mich akzeptieren und sagen: "Ok, ist Deine Entscheidung". Ich weiß, daß sie jederzeit für mich da sind und das ist ein schönes Gefühl. Ich könnte mir denken, daß es Deiner Mutter genauso geht. Aber, wie gesagt, jeder Mensch ist anders, jeder empfindet anders und jeder geht mit bestimmten Dingen anders um.

Kerstin, ich drück Dich ganz doll

Liebe Grüße
Mucki
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  #3  
Alt 08.05.2003, 23:40
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Standard Wie kann ich meiner Mutter helfen?

Hallo, Mucki, hallo Kerstin,

mein Vater, den ich sehr liebe, ist seit Ende Februar leider nicht mehr bei uns. Ich bin unsagbar traurig, habe aber wie Kerstin das "Glück" durch viel Turbel im Beruf Ablenkung - die natürlich auch ganz oft ganz schrecklich nervt ("...mit was für Nebensächlichkeiten beschäftige ich mich eigentlich hier...?). Und ich lebe mit meinem Freund zusammen, der (meistens) viel Verständnis für meine Heulerei und meine Nervenkrisen hat.
In der wirklich knappen Freizeit versuche ich mich mit meinem letzten Hobby - dem Garten - abzulenken.

Nachfolgend ein banales Beispiel für meinen Alltag:

Meine Mutter ist jetzt allein. Nach einem Jahr Sterben meines Vaters. Ich weiß, daß das furchtbar für sie sein muß und deshalb bin ich jeden Abend nach der Arbeit bei ihr in meinem Elternhaus, fahre mit ihr einkaufen oder in den Schrebergarten, den meine Eltern seit 40 Jahren haben. Pflanze nach Feierabend Kartoffeln oder gieße Blumen, mähe Rasen usw. Was eben so anfällt. Ich habe selbst einen Garten und ich liebe diese Arbeit.
Abgesehen davon, daß ich den ganzen Tag durch meine hektische Arbeit nicht viel zu essen kriege und sich die Abendbrotzeit durch den Schrebergarten für mich ein paar Stunden nach hinten verschiebt und ich in meinem eigenen Garten geschweige denn im Haushalt noch viel hinkriege, helfe ich ihr eigentlich ganz gerne. In der Zeit als es meinem Pa nicht gut ging, war ich auch oft da und mit meinem Freund am Helfen. Mein Papa hat genau wie ich gerne gegärtnert. Als meine Ma dann allein war, wußte sie nicht so recht, ob sie den Garten behalten soll. Sie hat es dann getan, weil alle Bekannten ihr dazu geraten haben - wegen der Kontakte usw. Ich auch. Sie ist auch bei gutem Wetter fast jeden Tag draußen; schimpft aber nur über die viele Arbeit.

Heute war ich wieder da - in besagtem Schrebergarten. Nach der Arbeit gegen 18.00 Uhr, um meiner Ma Pflanzen vorbeizubringen. Die habe ich selbst ausgesät und vorgezogen - alles mögliche, von Tomaten bis Auberginen, Sellerie Salat, Zucchini usw. - wie jedes Jahr. Ich hatte sie vorher natürlich gefragt, ob und was sie haben will - und genau das hat sie bekommen. Zwei Pflanzen noch zusätzlich für eine Nachbarin, der auch erst vor kurzem der Mann verstorben ist. Es sind schöne, große und stabile Pflanzen. Vom Parkplatz bis zum Garten bin ich dann 5 Mal mit den Kästen hin und hergelaufen.

Als ich dann alles bei ihr abgeliefert hatte und am Sortieren war, sagte sie nur: "Die Pflanzen sind alle schon viel zu groß. Aus denen wird sowieso nichts." Wegen der Hälfte davon solle ich mal gleich ihre nächste Gartennachbarin fragen, ob die sie haben wolle (das ist ihre Bekannte nicht meine).

Ich habe der Nachbarin dann doch ein paar Pflanzen rübergetragen, obwohl ich etwas pikiert war. Als ich zurück zu meiner Mutter kam, hat sie mich nur noch runtergeputzt: Ich wüßte doch wohl ganz genau, daß sie den ganzen Kram gar nicht haben wolle. Ich solle das zukünftig ändern und nicht so viel aussäen. Den ganzen Mist wolle doch sowieso keiner. Und die zwei Extra-Pflanzen für die Witwe aus der Nachbarschaft müsse sie nun auch extra noch zi dieser vorbeibringen. Ich habe dann einen großen Teil der Pflanzen wieder zu mir nach Hause(ca. 20 km) genommen.

Erst war ich sauer. Vor einer halben Stunde habe ich dann etwas gegessen und mich wieder ein bißchen beruhigt und sie angerufen. Wollte gar nicht mehr auf irgendwelche Lappalien eingehen.

Zur Begrüßung hat sie hat mich gefragt, ob ich jetzt wieder "normal" sei.

Jetzt bin ich richtig sauer. Ich will mich ihr nicht aufdrängen. Aber wenn sie einen Wunsch äußert, versuche ich das zu regeln. Und wenn sie bei mir Pflanzen bestellt, dann kriegt sie die.

Ich selbst bin in den freien Minuten auch seelisch am Boden. Als ich ihr das mal sagte, bekam ich zur Antwort: "Ich habe Deinen Vater ja wohl länger gekannt als Du." Mit anderen Worten: Sie leidet mehr als ich. Dabei geht es darum doch überhaupt nicht. Die Situation ist für uns alle sehr trauig. Vor allem für meinen Vater.
Als er so krank war, hat sie mir noch erzählt: "Er muß ja wohl auch mal dankbar sein." oder "Der soll sich nicht so anstellen; ich hatte auch schon mal Bauchschmerzen".

Sie hat sich natürlich schon den ganzen Tag um ihn gekümmert. Aber er hat bis auf die letzten drei Wochen auch ständig mit ihr alle noch machbaren Ausflüge unternommen. Trotzdem war ihr alles nicht recht - sie war also auch nicht dankbar. Das war auch schon so, als er noch gesund war. Er war immer der Motor für Feiern, für Ausflüge und für die Lebenslust. Sie hat fast immer erst gemeckert; hinterher war dann doch alles ganz toll.

Und jetzt ist ihr wieder alles nicht recht. Ich bin ihr nicht recht. Die Situation auch nicht (mir auch nicht), die Nachbarn - insbesondere im Schrebergarten sind zwar da und oft auch allein - aber sie geht nicht hin. Sie meckert lieber, daß sie allein ist und der Garten zuviel Arbeit macht. Sie hätte ihn besser kündigen sollen. Wenn ich ihr dann sage, daß wir den Pachtvertrag für den Garten sofort kündigen, wenn sie das wirklich will, dann sagt sie gar nichts.

Sie will nur meckern. Dafür habe ich aber nicht die Kraft. Ich bin auch traurig - mehr als sie sich das vielleicht vorstellen kann. Und mein Beruf ist nun mal seit 18 Jahren mein Beruf. Soll ich den jetzt hinwerfen, damit ich den Tag mit ihr verbringen kann und doch nur höre, daß ich alles falsch mache? Meine Kraft ist auch begrenzt. Ich kann bald nicht mehr. Und doch kann ich sie nicht allein lassen. Ich wünsche mir sie nur anders als sie ist. Wir hatten sie am Wochenende bei uns. Sie hat sich - von Kopf bis Fuß in rabenschwarz gehüllt - bei uns auf eine Bank gesetzt und Zeitungen gelesen. (In schwarz läuft sie nur noch herum, wenn sie unterwegs sein muß - insbesondere dann, wenn wir sie einladen). Und wenn ich aufgestanden bin, um was zu erledigen, wurde ich gleich zurechtgewiesen. Es sei schließlich Wochenende und ich solle mich hinsetzen. Anschließend hat sie mir aber einen Vortrag über ordentliche Gärten und saubere Haushalte gehalten ("...ab und zu müßt ihr ja wohl mal was machen. Die Bettwäsche muß mindestens alle 3 Wochen gewechselt werdeb, die Fenster müssen mindestens alle 14 Tage einmal geputzt werden......")

Ich dreh bald durch.

Marga
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  #4  
Alt 14.05.2003, 13:11
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Standard Wie kann ich meiner Mutter helfen?

Liebe Kerstin,
im vergangenen Sommer ist mein Vater tödlich verunglückt. Meine Mutter war verdammt tapfer und hat versucht, uns ihre Verzweiflung nicht allzu sehr spüren zu lassen, aber ich weiß, in ihr muss es furchtbar ausgesehen haben. Ganz besonders, als drei Monate später auch noch ihr Brustkrebs wieder ausbrach. Wenn ich darüber nachdenke, wie sie sich gefühlt haben muss - allein in unserem Elternhaus (mein Bruder lebt 300 km entfernt, ich in der gleichen Stadt, aber in meiner eigenen Wohnung), mit der Trauer um meinen Vater und der Angst vor ihrem eigenen Tod oder den Schmerzen, dann wird es mir ganz übel! Im März ist sie gestorben, nachdem die Anlage eines Hals-Venen-Katheters für die Chemo schief gegangen ist, und sie ins Koma gefallen ist. Drei Wochen lag sie ohne Bewußtsein da, bevor sie gestorben ist.
Was ich Dir aber eigentlich sagen wollte: Ich glaube, das Einzige, was Du wirklich für Deine Mutter tun kannst, ist, ihr das Gefühl zu geben, dass Du zu ihr hälst. Dass Du sie stützt, wenn sie Hilfe braucht. Sag Ihr das auch! Wir hatten ein etwas schwieriges Verhältnis, konnten schlecht über Dinge reden, die uns wirklich nahe gingen. Aber als ihre Krankheit wieder ausbrach, da habe ich ihr ganz deutlich gesagt, dass sie jetzt die wichtigste Person ist, dass sie sich nicht darum sorgen soll, wie mein Bruder und ich damit klarkommen. Und dass sie mich jederzeit um alles bitten kann. Das hat sie, glaube ich, etwas beruhigt und ihr geholfen. Oft ist es für Eltern schwer, von ihren Kindern Hilfe anzunehmen. Sie wollen diejenigen sein, die stützen, nicht umgekehrt.
Außerdem solltest Du Deine Mutter nicht zu Unternehmungen zwingen, aber ruhig immer wieder etwas vorschlagen. Irgendwann wird sie darauf eingehen, wenn ihr danach ist.
Eine Kur ist auf jeden Fall eine gute Idee. Meine Mutter ist immer viel mit meinem Vater zusammen verreist, aber alleine wollte sie nicht fahren. Nur als der Arzt die Kur vorschlug, da hat sie eingewilligt, weil da ja alle Leute alleine hinfahren und man sich um sie kümmert. Leider hat sie die Kur nicht mehr antreten können, weil ihr Zustand sich so verschlechtert hat.
Wenn Du regelmäßig Kontakt zu Deiner Mutter hast und sie besuchst, dann solltest Du eigentlich kein schlechtes Gewissen haben. Man kann nicht sein eigenes Leben völlig aufgeben. Und so hast Du Deiner Mutter doch viel mehr zu erzählen, wenn Du dann zu ihr kommst. Wichtig ist nur, dass sie weiss, dass Du da bist, wenn sie Dich wirklich braucht!
Ich hoffe, das hat Dir etwas weitergeholfen.

Lieben Gruß,
Tina
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  #5  
Alt 15.05.2003, 11:54
Biggy44
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Standard Wie kann ich meiner Mutter helfen?

Hallo Marga,
ich weiß nicht, wie alt deine Mutter ist und ob sie früher schon in etwa so war, wie sie jetzt ist. Aber je älter ein Mensch wird und je mehr err in eine Krise gerät, desto mehr kommen diese Eigenschaften zum Vorschein.
Ich merke das auch hier bei uns. Meine Mutti hat Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium und dirigiert manchmal alle, was sie aber nicht so empfindet. Manchmal ist sie auch ungerecht gegenüber meinem Vater, der Tag und Nacht am Rennen ist, wenn sie etwas braucht.
Natürlich ist sie mehr als besch.. dran, ich verstehe das auch, aber es macht halt auch alle anderen nervlich noch mehr kaputt.
Sie war aber schon vor ihrer krankheit so, es wurde im Alter immer schlimmer. Sie ist jetzt 74.
Mein Vater ist auch nur am Stirn kraus ziehen und hat für nichts und niemand Verständnis. Laufend macht eienr weas verkehrt in seinen Augen, nur weil er es anders sieht, nicht versteht.
Dann meckern oder heulen sich die Eltern gegenseitig mal kurz an, dann bekomme ich mal wieder etwas ab.
Ich bin da, ohnehin jetzt nervlich total angespannt, sehr sensibel und schnell am Heulen.
Aber vielleicht können sie nicht anders, merken sie das nicht, wie sehr sie andere mit ihrem Verhalten fertig machen?
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  #6  
Alt 15.05.2003, 23:04
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Standard Wie kann ich meiner Mutter helfen?

Hallo, Biggy44,
Du hast recht. Meine Ma war schon immer ein bißchen so wie jetzt. Sie ist 68 Jahre alt. Und sie war es in den vergangenen 45 Jahren gewöhnt, daß jemand ihre Freizeitgestaltung übernimmt - auch wenn sie das eigentlich genervt hat, weil sie ja lieber abends auf dem Sofa sitzen wollte, als etwas zu unternehmen. Jetzt ist er nicht mehr da. Und es gibt keine Unterhaltung mehr - zusätzlich zu dem völlig berechtigten Schmerz. Es ist auch sehr schwer für sie. Sie ist erstmals in ihrem Leben ganz allein. Auch wenn ich mit ihr - wie heute abend - einkaufen fahre - anschließend ist sie wieder allein. In ihrer Wohnung, wo keiner mit ihr spricht. Mir tut das so leid, daß ich darüber auch wieder heule. Wenn nicht darüber, dann weil mein Vater nicht mehr da ist.

Er war da bis zu seinen letzten Sekunden ganz anders. Er wollte nie stören, belästigen, sich beklagen - gar nichts. Er wollte absolut nicht sterben aber er wollte auch keinesfalls, daß andere leiden. Er war stärker und tapferer als ich es jemals sein werde. Er wird immer mein größter Schatz bleiben. Jetzt muß ich schon wieder heulen.

Für Dich ist das alles auch sehr sehr schlimm. Ich denke, daß Deine Mutter auch nicht sterben will. Sie findet das auch alles ungerecht. Und es geht ihr schlecht. Manchmal ist jeder von uns schon bei Lappalien ungerecht und merkt nicht, daß er andere fertigmacht. Manchmal will man vielleicht auch andere nerven, weil die hilflose Wut raus muß. Was soll ich sagen? Ich verstehe, wenn ihr - Du und Dein Vater - am Ende seid. War ich auch - obwohl mein kranker Vater nie geklagt hat. Das eigene Leben scheint ein wenig auf der Strecke zu bleiben. Ich habe meinen Vater mehr als alles andere geliebt - und selbst da fühlte ich mich manchmal so erschöpft, daß ich nur noch Ruhe haben wollte. Und deshalb habe ich jetzt manchmal ein schlechtes Gewissen. Außerdem denke ich, daß ich sowieso an irgendeinem Krebs sterben werde. Meine Oma hatte das. Meine Tante. Und jetzt mein Vater. Ich werde auch irgend so einen Mist kriegen. Mein Pa hat nicht geraucht und auch sonst gesund gelebt. Viel Gemüse aus dem Garten, viel frische Luft und Bewegung. Ich rauche und lebe auch ansonsten ungesund; jetzt noch mehr als früher.

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hast Du Deine Mutter zu Hause? Gibt es denn nicht eine Möglichkeit, eine Pflegehilfe für ein paar Stunden zu bekommen? Entschuldige, ist vielleicht eine dumme Idee, ich kenne mich damit nicht aus. Mir fällt nur bei allen Menschen - auch bei mir selbst - auf, daß sie sich ein wenig mehr "zusammenreißen", wenn ein Fremder anwesend ist. Das wäre - soweit überhaupt möglich - vielleicht auch eine kleine Entlastung. Und sei es auch nur für eine Stunde.

Weine nicht soviel - wenn das überhaupt geht. Es ist für alle die schlimmste Situation, die es gibt. Es gibt da leider keine tollen Tips. Es ist alles große Sch...
Ich habe mir nach außen hin das bekannte dicke Fell angeschafft. Das hilft manchmal wirklich ein bißchen, weil blöde Bemerkungen von irgendwelchen Leuten ab und zu von mir ignoriert werden können. Irgendwie versuche ich in dem Moment zu denken, daß ich in einem Film bin - dann ist alles ein bißchen weiter weg. Natürlich holt mich alles wieder ein. Aber ab und zu bin ich mit den Gedanken woanders.

Liebe Biggy, es ist etwas wirr, was ich hier schreibe, ich weiß. Sei nicht böse. Mir geht nur so vieles durch den Kopf.
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  #7  
Alt 16.05.2003, 11:06
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Standard Wie kann ich meiner Mutter helfen?

Hallo Marga,
meine Eltern wohnen mit im Haus. Es ist mein Elternhaus, was uns seit paar Jahren gehört. Da es eigentlich ein Einfamilienhaus war, sind es aber keine völlig getrennten Wohnungen. Das heißt, ich wohne mit meiner Familie unten und im Flur geht direkt eine Treppe zu der Wohnung meiner Eltern hoch.
Eine Pflegehilfe brauchen wir noch nicht. Der Vati macht viel, ich den Rest. Noch geht meine Mutti ja mit Stütze auf die Toilette oder sie schleicht zum Essen in die Küche. Eine Hilfe werden wir dann brauchen, wenn sie nur noch liegt und gewindelt werden muss, das können wir dann sicher nicht alles alleine. Man weiß ja nie, was noch kommt... Und mir graut davor.
Ich habe halt auch Probleme, sie allein zu lassen, wennd er Vater mal einkaufen ist oder im Garten draußen. Rein menschlich gesehen habe ich Angst, es könnte was sein, sie muss austreten, steht allein auf, fällt hin... Und ich höre eben auch nachts, wenn oben Begängnis ist und renne dann hoch um zu sehen, ob sie Schmerzmittel braucht oder was los ist.
Meine Mutti jammert auch viel, das hat sie aber schoin die vergangenen 30 Jahre getan. Jetzt hat sie natürlich einen Grund, aber wie begegnet man so jemandem? Mein Vater ist nervlich überfordert, ich auch. Aber da müssen wir durch.
Man kann das "Meckern" nur locker sehen und sich sagen, es ist eben so und sie kann nicht aus ihrer Haut. Sie will auch nicht mehr leben, weil sie keinen Sinn in der Quälerei sieht und uns nicht mehr belasten möchte.
Aber dann kommt das ganz große Elend, denn acuh ihr Sterben wird für mich eine große Belastung sein. Ich kann da schlecht aus meiner Haut raus, habe kein dickes Fell und nicht genug Ablenkung.
Freundinnen ziehen sich schnell zurück, vielleicht auch aus Hilflosigkeit... Groß weg kann ich hier nicht, wo soll ich auch hin und Ruhe habe ich dann auch nicht...

Es ist bescheiden.. mehr als das.

Oh, es ist aber auch gefährlich, wenn du so für dich denkst... Du kannst damit deinen Krebs auch fördern. Hast du keine eigene Familie, Kinder?
Warum meinst du, dass du auch Krebs bekommst?
Zugegeben, ich denke jetzt auch manchmal, ich werde das "geerbet" haben, dass ich Bauchspeicheldrüsenkrebs bekomme, bin ich doch meiner Mutter genetisch sehr ähnlich, mehr als meine Schwester...

Ich wünsch dir was!

Biggy
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