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  #16  
Alt 02.01.2005, 10:14
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Standard Trauernde Männer?

An alle trauernden Männer!
Schön wenn es Männer gibt, die offen über ihre Probleme und auch Gefühle (!) sprechen. Offensichtlich gehen Männer anders mit Trauer um. Viele stürzen sich in Arbeit. Ich habe das auch versucht. Es macht aber alles nur noch schlimmer. Sobald man frei hat, ist der Schmerz umso größer. Ich selbst habe meinen Mann am 28. Oktober verloren und habe eigentlich niemanden ... Mein Sohn ist mit seinen 4 Jahren noch viel zu klein. Ich habe mich einer Selbsthilfegruppe angeschlossen und glaube, dass das Einzige ist, was zumindest etwas Halt bieten kann.Alles Gute!
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  #17  
Alt 02.01.2005, 12:24
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Standard Trauernde Männer?

Liebe Strupp,

das mit dem In-die-Arbeit-sürzen hat bei mir damals nicht so funktioniert. Ich hatte nach dem Tod meiner Frau mehrere Wochen sehr starke Konzentrationsstörungen.

Ob Männer mit Trauer und Tod anders umgehen kann ich nicht beurteilen. Vielleicht erleichtert es die Trauerarbeit, wenn man Gefühle zeigen und sich auch dazu äußern kann.

Da ich (wir) sehr gute Freunde hatten, konnten ich (wir) chon sehr viel Vorbereitungs- und anschließend (ich) die Trauerarbeit bewältigen.

Eine Trauergruppe zu besuchen habe ich damals sehr stark ins Auge gefaßt, es war aber leider Urlaubszeit für solche Gruppen.
Ich war aber im Gespräch mit trauernden Kollegen oder Bekannten
(männlich und weiblich) aus meinem direkten Umfeld, die ein vergleichbares Schicksal zu tragen hatten.

Nach einigen Monaten (auch ohne Trauergruppe) habe ich es dann wohl selbst geschafft die kommenden dunklen Wolken anzuschauen und wieder ziehen zu lassen. Mit Freunden und Bekannten offen reden zu können, war dabei sehr hilfreich.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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  #18  
Alt 02.01.2005, 13:26
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Standard Kann der Schmerz mit der Zeit schlimmer werden?

Mein Mann starb vor 9 Wochen. Manchmal glaube ich, dass der Schmerz statt leichter immer schlimmer wird . Wer kennt das? Habe ich anfangs zu viel verdrängt oder ist das Ganze normal?
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  #19  
Alt 02.01.2005, 18:21
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Standard Trauernde Männer?

Liebe Strupp,

die Seele hat viel zu verarbeiten, 9 Wochen sind ein sehr kurzer Zeitraum. Ich weiß nicht, ob hier von NORMAL oder VERDRÄNGT gesprochen werden kann.

Lasse den Schmerz zu (sprich ihn aus, schreibe den Schmerz nieder, lasse alles aus der Seele heraus), er gehört zur Verarbeitung der Trauer, verzeihe den Vergleich: Auch heilende Wunden schmerzen.

UND: Trauerarbeit braucht Zeit; man wird die Trauerverarbeitung nicht beschleunigen können; hilfreich ist es aber sich in Trauersituationen zu begeben und ihnen nicht auszuweichen.
Z.B.: Wege und Plätze aufzusuchen, sich gemeinsam Erlebtes zurückzurufen. Der Start in diese Situationen ist recht schwer, danach ist es mir stets deutlich besser gegangen, denn ich war erleichtert, da ich im stillen oder lauten Zwiegespräch mit meiner verstorbenen Frau meine Trauer ausdrücken konnte.

Schwierig wäre es für mich gewesen, die Kleider meiner Frau länger aufzubewahren, ich habe sie kurz nach Ihrem Tod an caritative Organisationen gegeben. Das Wegräumen dieser mir sehr nahegehenden persönlichen Dinge hat die beste Freundin meiner Frau für mich erledigt. Ich wollte für mich keine Tabuzonen errichten: Hier und dort gehst Du nicht ran oder hin, weil es zu sehr schmerzt oder erinnert.

Viele andere Gedanken und Dinge bleiben (blieben) in der gemeinsamen Wohnung und erinnerten mich an viele gemeinsame Erlebnisse und auch unsere gemeinsamen Reisen. Mit dieser unsichtbaren stetigen Nähe konnte ich sehr gut umgehen.


Mit lieben Grüßen
Shalom
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  #20  
Alt 02.01.2005, 19:01
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Strupp,
mein Mann ist heute genau vor 15 Wochen gestorben und
ich habe auch das Gefühl das alles nur schlimmer anstatt
besser wird. Auch wenn alle sagen: Zeit heilt Wunden, kann
ich es bald nicht mehr den Gedanken ertragen, dass mein
Schatzi nie mehr wieder kommt.
Auch je mehr ich zur Ruhe komme (keine Behördengänge usw. mehr)
habe ich das Gefühl bald verrückt zu werden. Vor allem über
diese "scheiss" Feiertage hinweg, war es besonders schlimm.
Viele Grüsse
Heike
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  #21  
Alt 02.01.2005, 20:13
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Heike,

wie alt bist du und hast du Kinder? Mein Sohn ist 4 und er beginnt wie ich allmählich zu begreifen, dass der Tod einfach endgültig ist. Er wollte neulich wissen: "Wenn man gestorben ist, ist man dann für immer gestorben?" und genau das ist das Problem - auch für mich. Melde dich doch! Viele Grüsse
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  #22  
Alt 02.01.2005, 20:17
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Shalom,

glaubst du man kann mit Verstorbenen "Kontakt aufnehmen" - indem man z.B. gemeinsam besuchte Orte wieder aufsucht? Wenn ich daran glauben würde, dass die Verstorbenen unter uns sind - ich wäre um soooo viel weniger traurig.
Alles Gute!
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  #23  
Alt 02.01.2005, 22:11
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Strupp,
bis vor 12 Wochen glaubte ich auch nicht so recht daran, das es "danach" noch was gibt.
Als meine Ma gestorben ist, ist was seltsames passiert, was mich näher drüber nachdenken lies, ob sie uns nicht von "oben" Zeichen gesendet hat.
Ich hab dann von vielen hier Tips bekommen, von Büchern über dieses Thema. Zum Beispiel die Bücher von Kübler-Ross oder James van Praagh. Diese sind sehr gut, und haben mir geholfen mit der jetzigen Situation umzugehen.
Seitdem ich diese Bücher gelesen hab, bin ich mir sicher, das da was sein muss und es hilft mir sehr, mit meiner Trauer umzugehen.
Ich fühle mich nicht allein..... das ist ein sehr schöner Trost.
Vielleicht helfen Sie Dir und Euch anderen auch, Eure Fragen wenigstens etwas zu beantworten.
Viele Grüße von Anja
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  #24  
Alt 02.01.2005, 22:50
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Standard Trauernde Männer?

Lieber Shalom
(und natürlich auch an alle anderen, die hier geschrieben haben),

tja, das "nach vorne schauen" möchte ich wirklich probieren. Ich bin 34 und mir ist klar, dass ich vielleicht noch diverse Jahrzehnte vor mir habe und dass ich da noch glückliche Zeiten erleben möchte.Nur ist das 11 Tage nach dem Tod der Frau, mit der man die letzten 10 Jahre gelebt hat und mit der man alt werden wollte, nicht ganz einfach.

Ich habe in den letzten Tagen viel Freundschaft erfahren und viele freundliche und offene Ohren nutzen dürfen. Dieser Freundeskreis lässt mich auch hoffen, dass glückliche Tage gar nicht so fern sein müssen.

Auf einer der Beileidskarten habe ich ein sehr schönes Gedicht erhalten:

Ich vermisse Dich
und es scheint mir unmöglich, ohne Deine Anwesenheit zu leben.
Weil ich Dich liebte,
habe ich Dich so sehr gebraucht.
Und jetzt will ich lernen,
Dich zu lieben,
ohne Dich an meiner Seite zu haben.
(René Juan Trossero)

Ich glaube, das drückt es sehr schön aus, um was es jetzt geht.

Interessant finde ich Deine Idee, gemeinsame Orte gezielt aufzusuchen. Bislang war ich eher davon ausgegangen, dass es in den nächsten Wochen vielleicht gesünder wäre, diese Orte zu meiden und sich neue Orte "zu erobern". Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr spricht für eine aktive Auseinandersetzung.

Ich danke Dir für Deine guten Ratschläge.

Und zum Schluss noch eine Frage: Ist die Gesprächsbereitschaft Deiner Freunde mit zunehmender Zeit nach dem Tod gleich hoch geblieben, oder ast Du / habt Ihr erlebt, dass die Leute nach und nach mit dem Thema abschliessen und eigentlich nicht mehr darüber reden wollen?

Viele Grüße

Michael
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  #25  
Alt 03.01.2005, 07:38
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Strupp,
ich bin jetzt 35 Jahre, Kinder haben wir (also
ich) keine. Deinem Kleinen geht es wie uns,
nur das er die gesamte Tragweite sicher noch
nicht ganz so begreift, wie wir.
Gehst Du arbeiten und hast sonst irgendwelche
Abwechslung? Wollen Verwandte, Freunde,
Bekannte noch so über dieses Thema reden, wie
Du? Oder reden Sie auch von allem anderen?
Muss jetzt erst einmal Schluß machen. Die
Arbeit....
Viele Grüsse
Heike
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  #26  
Alt 03.01.2005, 07:43
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Strupp,
Habe noch was vergessen.
Mir geht es ähnlich wie Anja74. Mir
passieren Dinge, auf die ich mir keinen
Reim machen kann. Kennst Du auch soetwas?
Wie alt bis Du eigentlich? Wie lange
warst Du mit Deinem Mann zusammen?
So nun doch erst einmal Schluß
Heike
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  #27  
Alt 03.01.2005, 09:37
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Standard Trauernde Männer?

Lieber Michael,

die Gesprächsbereitschaft der engsten Freunde ist geblieben, sie haben direkt mitbekommen, wie es mir geht. Interessanterweise gab es dann intensive Gespräche auch mit Menschen, die mir sonst gar nicht nahe standen. Andere uns sonst Nahestehende gingen mir verloren, weil sie aus dem Bekanntenkreis meiner Frau kamen.

Je größer der zeitliche und seelische Abstand vom Tod meiner Frau war, um so weniger hatte ich das dringende Bedürfnis von mir aus die eigene Trauerarbeit vor anderen Menschen offenzulegen. Wenn ich sehr offen gefragt wurde, habe ich auch sehr offen geantwortet. Dabei habe ich versucht darauf zu achten, ob mein Gegenüber wirklich ein echtes Interesse an meiner Trauer hatte oder nur so aus Höflichkeit fragte.

Alles Gute!
Shalom
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  #28  
Alt 03.01.2005, 10:33
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Heike!

Auch uns sind solche "Dinge" passiert.
In "Zeichen von unserem geliebten Menschen" schreibe ich etwas dazu. Interessant ist auch "Verstorbene standen am Bett meines Papas".

Ich schubse die Threads mal.

LG, Sonja
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  #29  
Alt 03.01.2005, 11:42
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Sonja A.,
danke für Dein "Schubsen". Werde mir das
heute Abend mal alles in Ruhe durchlesen.
Hier auf Arbeit ist immer alles so unruhig.
Außerdem weiss ich jetzt schon, dass da
Tränen fließen werden.
Danke nochmal und erst einmal
LG Heike
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  #30  
Alt 03.01.2005, 12:19
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Standard Trauernde Männer?

Hallo Michael,

vielen Dank für den schönen Text, er ist wirklich sehr treffend und bringt unsere Situation auf den Punkt.

An anderer Stelle habe ich bereits die Zeilen geschrieben, die mir wirklich geholfen haben, weil sie die Gefühle widerspiegeln, die man hat, das Bedürfnis auf der einen Seite und das MUSS auf der anderen Seite:

Du kannst Tränen vergießen

Du kannst Tränen vergießen,
weil er/sie gegangen ist.
Oder Du kannst lächeln, weil er gelebt hat.
Du kannst Deine Augen schließen und Beten,
dass er wiederkehrt.
Oder Du kannst die Augen öffnen
und all das sehen, was er hinterlassen hat.
Dein Herz kann leer sein, weil Du ihn nicht sehen kannst
oder Du kannst voll der Liebe sein, die ihr geteilt habt.
Du kannst Dich vom Morgen abwenden drehen und im Gestern leben
oder Du kannst wieder glücklich werden wegen des Gestern.
Du kannst Dich an ihn erinnern, nur daran, dass er gegangen ist
oder Du kannst sein Andenken bewahren und es weiterleben lassen.
Du kannst weinen und Dich verschließen, leer sein und Dich abwenden
oder Du kannst tun, was er gewollt hätte: lächeln, Deine Augen öffnen,
lieben und weitermachen.
(Autor mir leider unbekannt)

Vielleicht ist die Entscheidung, was ich tun muss einfacher, da wir vier wunderbare Kinder haben, für die ein Weitermachen echten Sinn macht.

Nach 28 Jahren Gemeinsamkeit, komme ich gar nicht um die vielen gemeinsamen Orten und Plätzen herum, kreuzen sie ständig meinen Weg, jedoch habe ich für mich beschlossen, dass unser vertrautes Urlaubsziel,Kreta, wo wir wochenlang glücklich und unbeschwert waren, wohin wir mal für längere Zeit wollten, wenn die Kinder groß und das Geld reichen würde, diese Orte werde ich nicht mehr aufsuchen. Sie stehen für unsere gemeinsame Liebe und sie sollen unverändert in meinem Herzen bleiben, wie sie waren. Gemeinsam mit Claus und nicht alleine.

Was die Gesprächsbereitschaft betrifft denke ich, eine handvoll Menschen werden das Interesse nicht verlieren, das sind diejenigen, die selbst eine tiefe Trauer um den Verlust unserer Partner im Herzen tragen, die wirklichen Freunde. Die anderen werden bald zur Tagesordnung übergehen wollen, Schonfrist ist vorbei, das Leben geht weiter.

Deshalb ist dieses Forum für viele von uns so wichtig. Wir werden noch lange das Bedürfnis haben, zu sprechen und hier werden wir (leider) immer Menschen finden, denen es genauso geht, die wirklich wissen, was wir fühlen.

Liebe Grüße

Andrea
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