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Alt 03.05.2018, 19:10
Marc mit C Marc mit C ist offline
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Registriert seit: 03.05.2018
Beiträge: 10
Standard Vater Leberkrebs dank Hepatitis B

Hallo liebe Gemeinde,

ich habe mich vorhin in diesem Forum angemeldet, um ein wenig mehr zum Thema Leberkrebs zu erfahren.

Hintergrund ist, dass bei meinem 56jährigen Vater in der vergangenen Woche ein Leberkarzinom festgestellt worden ist.
Als Nebenbefund ließ sich ein davon unabhängiges Karzinom in der linken Niere feststellen, das aber noch recht klein zu sein scheint.

Laut der Arztberichte leidet mein Vater an einer chronischen Hepatitis-B-Infektion, die maßgeblich am "Umbau" der Leber beteiligt war.

Der Ablauf stellte sich in den vergangenen Wochen wie folgt dar:

Durch eine Blutuntersuchung im Rahmen eines betriebsärztlichen Termins wurde ein erhöhter Leberwert festgestellt, der den fortlaufenden Diagnostik-Prozess erst in Gang setzte.
Es folgte ein Ultraschall bei der Hausärztin, die einige "knoten" festzustellen glaubte, und es folgte die unmittelbare Einweisung ins Helios Klinikum Krefeld.

Hier wurde mein Vater am 19.04.18 in der Onkologie / Strahlentherapie aufgenommen und es wurden auch dort zunächst weitere Sonographien vorgenommen - zunächst ohne, dann mit Kontrastmittel. Die ersten Nachrichten gaben Hoffnung: der auf dem Ultraschall erkennbare Tumor sähe "nicht durchblutet" aus.
Am Freitag durfte er das Krankenhaus zunächst verlassen, sollte sich aber am folgenden Sonntag wieder zur stationären Aufnahme vorstellen, um weitere Untersuchungen vorzunehmen.

Es folgten weitere Sonographien, Darm- und Magenspiegelung zum Ausschluss eines Sekundärtumors in der Leber, CT, Elastographie und schließlich auch ein MRT, dessen Ergebnis am Mittwoch-Nachmittag jedoch noch immer nicht vorlag.

Ärztliche Visiten erfolgten vormittags, und ich als Sohn, der in Vollzeit berufstätig ist, bekam die Stationsärztin lediglich sporadisch zu Gesicht. Fragen meinerseits wurden frühzeitig und forsch unterbunden mit der flapsigen Aussage, meinem Vater seien die entsprechenden Informationen bereits gegeben worden und man habe keine Zeit, auch noch die Angehörigen zu informieren.

Mein Vater jedoch schien die teilweise von medizinischen Begrifflichkeiten bestimmten Visiten nicht immer ganz nachvollziehen zu können, so dass bis Mittwoch-Mittag noch immer nicht klar war, was mein Vater nun hat oder haben könnte: es fielen Begriffe wie Leberzhirrose, Tumor, Leberkrebs und Transplantation - mein Vater konnte mir jedoch nicht sagen, was davon er nun wirklich hat bzw. wie die Ärzte das nunkonkret formuliert hatten.

Ich fasste mir ein Herz und sprach die Stationsärztin noch einmal an der Stationszentrale selbst an und fragte in höflichem, ruhigem Ton, ob wir Angehörigen vielleicht noch einmal ein paar Fragen stellen dürften, da uns nicht ganz klar sei, was mein Vater nun haben könnte. Die Ärztin begann zu schimpfen, dass Sie dafür keine Zeit habe und wiederholte, meinem Vater sei alles gesagt worden und damit müsse es auch gut sein. Ich fragte, immer noch mit ruhiger Stimme, aber inzwischen etwas rotem Kopf, an wen ich mich denn wenden könne, wenn ich Fragen hätte. Antwort: "An mich, aber ich habe keine Zeit."
Ich entgegnete, inzwischen mit deutlichem Kopfschütteln, dass es doch nicht sein könne, dass man uns Angehörige in einem derartigen Unwissen stehen lassen könne und fragte nochmal etwas konkreter, ob ich an diesem Tag noch einem zuständigen Arzt oder einer Ärztin meine Fragen stellen könnte. Da entgegnete sie nur noch: "Ja, nochmal, MIR, aber ich weiß nicht, wann ich Zeit dafür finde...". Dann verschwand sie in einem Hinterzimmer und ließ mich mit einer tierischen Wut, die unmittelbar krampfartige Bauchschmerzen in mir auslöste, zurück.

Ich musste mich zunächst beruhigen, und holte mir und meinem Vater einen Kaffee. Dafür musste ich jedoch erst durch eine Parkanlage ins Hauptgebäude. Ich rief meine Frau an, die leider nicht mit ins Krankenhaus konnte, da kleine Kinder in der Onkologie nicht erwünscht sind (meine Tochter ist erst 6 Monate alt), und musste erst einmal Dampf ablassen. Ich muss übelste Schimpfworte im Zusammenhang mit dem Aufeinandertreffen mit der Ärztin benutzt haben, so dass sich mehrfach die Leute pikiert umdrehten.

Meine Frau schlug vor, dass ich mir an der Zentrale von jemandem einen Ansprechpartner nennen lassen soll, bei dem man sich beschweren kann. Gesagt, getan - in einer Minute hatte ich einen Namen und eine Telefonnummer.
Ich besorgte aber zunächst den Kaffee und wollte zunächst mit meinen Eltern abstimmen, ob ich die Beschwerdestelle wirklich informieren soll.

Auf dem Krankenzimmer angekommen, schimpfe ich von neuem los und brach anschließend vor innerem Druck in Tränen aus...etwa zehn Minuten später hatte ich mich wieder gefangen. Meine Mutter hatte inzwischen bei einer Pflegerin nach dem Namen der Ärztin erkundigt. Mir schwante Böses...

Rund eine Stunde später tauchte die Ärztin wieder im Zimmer auf und wollte sich dafür loben lassen, dass sie uns einen Gesprächstermin mit der Oberärztin am nächsten Morgen, 10:00 Uhr organisiert habe. Sie selbst könne jedoch nun keine weiteren Auskünfte geben.

Mit bissigem Ton erwiderte ich, dass ich hierfür sehr dankbar bin, ihr Verhalten aber vollkommen inakzeptabel war. Wenn sie der Auffassung sei, dass jeder Patient auf einer besonderen Station wie der Onkologie jeden Inhalt einer Visite und seine Auswirkungen vollständig erfassen und seinen Angehörigen wiedergeben könne, läge sie falsch. Und ich ließ auch fallen, dass sie sich ernsthaft fragen muss, ob das für sie die richtige Station sei, wenn sie derart empathielos mit Angehörigen umgeht.

Das saß...

Sie verließ wortlos das Zimmer.

Ich nahm mir für den folgenden Vormittag einen halben Tag Urlaub - DIESMAL wollte ich dabei sein, wenn meinem Vater wieder alle möglichen Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung um die Ohren gehauen würden...
Ich hatte mir tausend Fragen zum Thema Leberzirrhose, deren Behandlung, medikamentöse Behandlung der Hepatitis usw. aufgeschrieben und hatte noch nicht vermutet, dass die Diagnose schlimmer sein könnte - denn ich wollte positiv sein. Meinen Eltern und natürlich vor allem meinem Vater Angst nehmen.

Um 10:00 Uhr betraten wir das Arztzimmer der Oberärztin. Diese fragte in einem relativ kühlen Ton, an mich und meine Mutter gerichtet: "Welche Fragen haben Sie denn?"
Ich antwortete, um es gleich ausschließen zu lassen: "Hat mein Vater Leberkrebs?"
Die antwort war ein Schock: "Ja, Ihr Vater hat Leberkrebs!", und dann an ihn gerichtet "Das haben wir Ihnen aber auch bei der gestrigen Visite schon gesagt." Es war Stille im Raum, damit hatten meine Mutter und ich nicht gerechnet. Gleichsam lösten sich meine Fragen, die ich auf einem DIN-A4-Zettel sorgsam aufgeschrieben hatte, in Luft auf...

Im weiteren Verlauf erläuterte man uns, dass auch ein primärer Nierentumor im MRT entdeckt wurde. Man erläuterte uns dann, wie es nun weitergehen werde.
CT der Lunge, um Metastasen durch das Nierenkarzinom auszuschließen und anschließend zunächst die Entfernung des Nierenkarzinoms, da dieses wesentlich aggressiver sei als das Leberkarzinom.

Sobald mein Vater sich von der OP erholt habe, wolle man den Tumor in der Leber mittels der SIRT-Therapie (wurde dann im einzelnen erläutert) behandeln. Leider sei der Lebertumor inoperabel, weil er auch bereits an der Pfortader säße. Zudem käme er für eine Lebertransplantation (was ja am Tag zuvor scheinbar noch Thema war) nicht (mehr) in Frage, da er nun Krebs in zwei Organen hätte.
Auf Papas Frage, wie lange er noch habe, wollte die Ärztin keine Antwort geben, weil sie es nicht sagen könne.

Es war ein schlimmer Tag, dieser Donnerstag vor einer Woche...wenn dein eigener Vater weinend auf dem Krankenbett sitzt und sagt, dass er so gern noch seine Enkel aufwachsen (meine Tochter) bzw. kennenlernen (meine Schwester ist mit ihrem Sohn in drei Tagen ausgezählt) würde, macht einen das fertig. Es gibt wenig Trost in solchen Momenten.

Er wurde noch am Donnerstagnachmittag nach Hause entlassen. Morgen, also über eine Woche später, soll er sich wegen der Nierenproblematik in der Urologie des Helios vorstellen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Ich werde weiter berichten und wünsche allen Lesern einen schönen Abend!

Marc

Geändert von Marc mit C (03.05.2018 um 19:13 Uhr)
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