Habt ihr Hilfe vom Partner ?

[TomZuck]

Ich lese eure Berichte mit Fassungslosigkeit.
Meine Frau ist in der Selbsthilfegruppe ihres KH aktiv tätig und daher wissen wir um die hohe Trennungsquote. Auch wir hatten ( haben ) viele Probleme.
Aber eure Schilderungen rauben mir echt die Spucke.
Viel Kraft euch allen

Gruß Thomas

[Ilse Racek]

Hallo Ihr Lieben

ab und zu lese ich in diesem Strang, besonders wenn ich mich mal wieder wegen irgend einer "Kleinigkeit" über meinen Mann ärgere

Oft drängt sich mir dann die Frage auf, ob es wirklich "nur" ein Problem zwischen Mann und Frau ist oder einfach auch allgemein "VerständigungsLücken" zwischen nicht an Krebs erkrankten Sich-Nahe-Stehenden und solchen, die mit der Diagnose umgehen müssen.


Meine Schwester - die nach meiner Erkrankung immer ganz besonders viel Rücksicht und Verständnis für mich zeigte - sagte nach ihrer eigenen Krebs-Diagnose schon wiederholt zu mir, dass sie (völlig darüber erstaunt) erst jetzt viele meiner Verhaltensweisen verstehen könne

Das zeigt wahrscheinlich, dass selbst die gutwilligsten Verwandten und Freunde eigentlich erst d a n n einen realistischen Blick auf die Dinge bekommen, wenn sie selbst in einer vergleichbaren Situation sind....

Natürlich gibt es auch unter Betroffenen Missverständnisse..... Ihr werdet vielleicht denken: "WEM sagt sie das"


Schlussendlich sollte man dann vielleicht auch nicht vergessen, dass weltweit auch bei Gesunden die Partnerschaftsprobleme tausenden von Büchern, TV-Shows, Serien, Psychologen und Nachbarn füllen bzw. beschäftigen - es also nicht "nur" ein Thema für Krebs-Foren ist :


Herzliche Grüße

[Giney]

ich war grade leicht geschockt, als ich auf seite 1 diesen tread wieder gesehen hab.
schön, dass er ausgegraben wurde

falls es wen interessiert .... ich bin immer noch mit ihm zusammen und ärger mich eigentlich jeden tag darüber. mir fehlt im moment immer noch die kraft.
es ist irgendwie noch schlimmer geworden.
er macht gar nichts mehr !!
jetzt, seit dem er wenigens für 3std am tag taxi fährt, ist er wohl der meinung er braucht gar nichts mehr zu machen *nerv*

ich habe mich die letzte zeit darauf konzentriert, dass ich mit meinen kids entlich in ein haus ziehen kann ... wird wohl eher nichts draus. die miete würde zu hoch werden *heul* zum selbst kaufen fehlt mir das geld und als krank geschrieben bekomme ich nichts von der bank ..... lalala.
nun werde ich mich eher auf meine wiedereingliederung konzentrieren.
und wenn das wieder läuft, räume ich mein leben auf.

SCHAKKA !!!

so, bis denne dann mal
LG

[micha54]

Hallo Ihr Mädels,

irgendwie finde ich, daß ein Aspekt bisher nicht wirklich erwähnt wurde:

Wer nicht mehr so kann, wie er gerne möchte, der macht sich natürlich auch Gedanken, ob das alles wieder mal wird, wie es vorher war. In meiner Heilungsphase (offene Hautwunde 10x13cm am Rücken, meine Frau mußte die täglich behandeln) bekam meine Frau einen Schub Colitis Ulcerosa, da waren wir beide schwierig drauf - jeder wollte zeigen, daß er keine Hilfe braucht, aber das ging eigentlich garnicht.

Wir haben dann bemerkt, daß der Widerspruch zwischen Kopf und Bauch eine vernünftige Kommunikation unmöglich macht.

Der Kopf sagt: lass Dir helfen, aber der Bauch meint: ich werds mal lieber allein versuchen.

Ich befürchte, in so einer Situation kann Frau/Mann nicht wirklich sagen, was sie/er gerade will, wo Hilfe gewünscht wird, weil der eigentliche Wunsch ist, es endlich wieder selbst zu tun.

Ich jedenfalls wollte keine AHB oder Reha, ich wollte einfach nur probieren, ob ich wieder arbeiten kann (auch wenns objektiv gesehen ein Fehler war).

Ach ja - eheliche Pflichten - mit kommen die Tränen. Ehrlich, daß sowas zum Thema werden kann finde ich einfach nur traurig. eine von Euch sagte "allein wärs so einfach". Ich schäme mich dafür

Gruß,
Michael

[PetraK]

Hallo Michael,

warum wunderst du dich, dass "eheliche Pflichten" (der Ausdruck ist wirklich bescheuert) zum Thema werden können ? Bei mir ist es z.B. so, dass ich durch die ganzen Therapien (aktuell noch für viele Jahre Antihormontherapie) absolut keine Lust auf Sex mehr habe. erst waren es nur die Schmerzen, mittlerweile macht auch der kopf nicht mehr mit....Vor meiner Erkrankung hatten wir beide immer viel Spaß daran, für meinen Mann ist es einfach immer noch sehr wichtig. Er hat mich in den letzten Jahren nie gedrängt, aber ich merke, dass er darunter leidet und manchmal gibt er mir schon zu verstehen, dass er mit seinen 53 Jahren nicht den Rest seines Lebens darauf verzichten will und kann. Und ich verstehe das ! Aber leider resultiert daraus oft Streit. Ich liebe ihn immer noch und weiß nicht, wie ich ihm helfen könnte.......

Liebe Grüße

Petra

[micha54]

Hallo Petra,

neben meinem eigenen Hautkrebs habe ich auch Gk, BK und NK bei meiner Mutter miterlebt. Als sie mit GK in der Klinik lag hat sich mein Vater nächtelang bei mir ausgeheult, weil er Angst hatte, die Scheide meiner Mutter wäre nach der Op nicht mehr fest genug - ich fand das einfach nur widerlich.

Meine sexuellen Fähigkeiten sind durch Interferontherapie sowie Alpha-Blocker wegen gutartiger Prostatsvergrößerung und diversen Blutdruckmedikamenten eher theoretischer Natur. Retrograder Samenerguss und bindegewebsige Umbildung des Penis kenn ich aus den Beipackzetteln und auch aus praktischer Erfahrung.

Nach meiner sehr persönlichen Erfahrung gehen starke sexuelle Fixierung oftmals mit emotionalen Beschränkungen einher.

Deinen Satz "Er kann nicht für den Rest seines Lebens darauf verzichten" versteh ich halt nicht. Ich meine damit, daß ich das dahinter stehende Gefühl nicht nachempfinden kann. Ich denke, ich lebe zu sehr im heute und jetzt und mache mir sehr wenig Sorgen um die Zukunft zumindest in diesen Dingen. Meine Zukunftsangst gilt meine Kindern oder unserer Gesundheit, aber nicht, ob ich morgen abend Sex habe oder nicht.

Btw: Unsere Freude am Leben ist ungebrochen

Gruß,
Michael

[stefuli1976]

hallo

von mir kann ich nur erzählen, dass mein mann mich nicht gedrängt hatte nach meine ek erkrankung...er hat gewartet bis es wieder funktioniert hat bei mir,

und micha, warum verstehst du nicht dass der mann von petra noch bedürfnisse hat, das kann er doch haben, manche haben diese bedürfnisse halt mehr, manche weniger, ist doch nicht schlimm...ich denke das ist doch auch normal! wenn du und deine frau sich damit nicht mehr beschäftigen müssen, wollen oder auch können, dann ist das für euch doch in ordnung, aber wenn sich petra halt ihre gedanken macht dass sie gern für ihren mann was machen würde aber einfach ihr der sinn nicht nach sex steht kann ich das voll nachvollziehen, denn ich habe mir auch trotzdem meine gedanken gemacht in der zeit wo ich einfach nicht konnte...

@petra vielleicht gibt es auch andere möglichkeiten die ihr beide geniessen könnt?! wünsche euch viel glück dabei!!!

lg
steffi

[micha54]

Hallo Steffi,

ich denke ich verstehe das schon ganz gut, aber manchmal habe ich den Eindruck, daß die Beteiligten den Ernst der Lage verkennen (was aber auch wieder beidseitig bedingt sein kann).

Über der Frage, ob wir heute noch Sex haben schwebt irgendwo doch auch die Frage, ob wir uns in 1 Jahr noch Fragen stellen werden.

Gruß,
Michael

[TomZuck]

Hallo nochmal,
Ich denke die letzten Einträge werden Gineys eigentlichem Thema nicht mehr gerecht, ich glaube wir sind uns alle drüber einig, das das Verhalten ihres Göttergatten nicht diskussionswürdig ist.
Trotzdem geht die Runde nun auf ein Thema ein, welches sonst nur selten zur Sprache kommt.
Bevor meine Frau vor drei Jahren an BK erkrankte, ( einen ausführlichen Bericht habe ich ins Angehörigen Forum gestellt ) hatten wir eine ausgeglichene Sexualität, mal mehr mal weniger aber immer schön.
Während der letzten 3 Jahre hatte wir beide keine Lust dazu, wir haben es zwei mal versucht merkten aber, wir sind noch nicht soweit.
Heute sieht die Sache anders aus.
Ich versuche meiner Frau täglich zu zeigen, das ich sie liebe und ( trotz Ihrer ( Entstellungen ) liebe. Wie soll man so etwas ausdrücken ohne das es blöd klingt. Für mich war und ist das Aussehen Ihres Körpers absolut zweitrangig.
Unser Problem ist, das Sie sich die Sexualität wahrscheinlich noch mehr vermisst als ich.
Vor der Erkrankung empfand sie über die Brüste zum Bauchnabel zu Libido.
Heute ist eine Brust amputiert in der anderen empfindet Sie nichts mehr und auch der Bauchnabel ist nicht mehr da.
Somit ist Ihre Emotionskette zerstört.
Sie meint wir müssen darüber reden um es in den Alltag zu übernehmen und zu enttabuisieren.
HALLO ich bin nur ein Kerl, solche Gespräche krieg ich nur unglaublich schwer hin.
Sie sehnt sich nach Berührungen, die Sie dann aber nicht empfinden kann und Ihr körperlich unbehaglich sind.
Und dann ????? wieder reden wieder Streit.

[suze2]

naja, dennoch ist es möglich, dass menschen sich ENTWICKELN. zum besseren.
wäre doch traurig, wenn das undenkbar wär. darauf zu warten ist aber sicher nicht das gelbe vom ei.
liebe grüße!
suze

[joanajo]

Hallo
an alle!!!
möchte doch auch mal etwas dazu schreiben.
seit ich an bk erkrankt bin, ist für mich mein Körper auch irgendwie komisch und fremd, und das schon vor der OP, die ja noch einmal einen großen Beitrag leistet.
Das Selbstbewusstsein leidet schon darunter.
Und wenn ich mir vorstelle, dass ich mit meinem Mann so ohne Haare oder mit Tuch im Bett liege, kann ich auch keine erotische Stimmung empfinden.
(bis jetzt ist noch nicht klar, ob ich eine Chemo bekomme)
Wenn man sich doch selbst nicht schön und halt krank fühlt, ist das nicht so einfach.
Für meinen Mann wäre das kein Problem, sagt er jedenfalls, aber er hat mich ja so auch noch nicht gesehen.
Er sagt, er liebt nicht meine Haare sondern mich.
So sollte es eigentlich sein. Aber wie gesagt, wenn man mit sich selbst da nicht im Reinen ist, kann man das irgendwie nicht nachvollziehen.

Was ich aber nicht verstehen kann ist, dass der Partner für irgendetwas Zeit braucht, jetzt in dieser Situation sollte man da sein.
Klar ist das für alle nicht einfach, auch für die Partner ist es ein Einschnitt ins Leben, aber für wen ist es denn schwieriger?
Also der Mann, der das nicht mitmacht, ist nicht der Richtige.
Dann lieber allein sein, als so einen zu haben.
Da fühlt man sich doch noch schlechter.

so seid alle gegrüßt
von joanajo aus Krefeld

[Jule66]

Für alle ,die es interessiert.
Es gibt eine Broschüre zum Thema Krebs und Sexualität zu bestellen.
http://www.aerztezeitung.de/medizin/...spx?sid=657782
LG,Jule

[czilly]

Zitat von joanajo

Was ich aber nicht verstehen kann ist, dass der Partner für irgendetwas Zeit braucht, jetzt in dieser Situation sollte man da sein.

Sorry, aber dafür habe ich jetzt kein Verständnis! (Vielleicht hast Du Dich auch nur einfach missverständlich ausgedrückt?)

Auch der Partner braucht gerade in dieser Phase mal Zeit für sich und für andere Dinge als immer nur Krebs, Krebs, Krebs… Er ist nämlich weiterhin auch ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen, die er sowieso in dieser Zeit häufig genug hintenan stellen muss.

Es ist nämlich auch für unsere Partner – gerade dann, wenn sie sich (wie ich das auch für selbstverständlich halte) intensiv kümmern – nicht einfach, mit der Situation umzugehen. Auch für sie ist das ganze Leben auf den Kopf gestellt. Auch sie haben massive Ängste – um uns. Dabei wird auch von der Umwelt und Freunden gerne übersehen, wie sehr auch der Partner leidet. Alles dreht sich immer nur um uns. Bei mir war es so, dass jeder, der angerufen hat, nur nach mir gefragt hat; es ging immer nur darum, wie es mir geht. Niemand hat meinen Mann auch nur ein einziges Mal gefragt, wie er damit klarkommt. Dabei hat er gelitten wie verrückt.

Gerade wenn er für uns da sein soll, ist es wichtig, dass er selbst dabei nicht völlig untergeht - sonst kann er nämlich nicht mehr da sein!

Liebe Grüße,
Czilly

[joanajo]

hallo
dann ist es wohl nicht ganz richtig verstanden worden.
also, klar brauch der partner auch hilfe, aber wenn er auszieht und sagt, ich brauche erst einmal zeit für mich und ist weg, das kann ich beim besten willen nicht nachvollziehen.
die ganze therapie, die schmerzen, die größte angst, die todesangst und die nebenwirkungen müssen aber doch wir ertragen.
man steht doch im endeffekt allein da und ob es nur die untersuchungen sind, da hab ich mich so alleine gefühlt, obwohl mein mann vor der tür saß.
mitleiden ist auch hart, dass weiß ich aus eigener erfahrung, habe meinen sohn auch an krebs verloren, aber man stellt sich für diese zeit doch hinten an.
also haben wir damals jedenfalls gemacht. alles hat sich für 2 jahre nur um ihn gedreht. selbst, dass ich in dieser zeit noch ein kind bekommen habe, hatte nicht diese bedeutung, die es normalerweise gehabt hätte.
vielleicht habe ich das jetzt auch nicht richtig ausgedrückt, ich liebe meine tochter über alles, aber die freude über ihre geburt war doch überschattet von dem leid meines sohnes.
man sollte das schon zusammen machen und auch aushalten, aber mehr zuspruch braucht auf jeden fall die kranke person, oder?

übrigens haben viele leute auch nach meinem mann gefragt.
wie es ihm geht und wie er damit klar kommt.

ich weiß, dass ich manchmal sehr schwierig bin im moment und vielleicht auch ungerecht, aber ich denke, er liebt mich und kennt mich schon lange und weiß, wie ich empfinde.

also so meinte ich das alles,
liebe grüße an alle
jule
joanajo

[czilly]

Hallo Joanajo,

ja, ich hab mir ja fast schon gedacht, dass ich Dich da vielleicht missverstanden habe und es nicht so gemeint war, wie das im ersten Moment bei mir angekommen ist.
Ich kann im Übrigen sehr gut nachvollziehen, was Du schreibst.

Ganz liebe Grüße,
Czilly